Alkoholkonsum. Stelle ich mich an?

Hallo,

ich bräuchte mal die Sichtweise neutraler Menschen.
Mein Freund, wir sind beide 47, lebt seit 2,5 Jahren bei mir und meinen Kindern, die 21 und 14 Jahre alt sind. Das Verhältnis war bis jetzt immer ganz toll.

Seit mein Freund seit 1 Jahr einen neuen Arbeitgeber hat, kommt es durchschnittlich einmal in der Woche vor, dass man dort nach Feierabend noch für eine halbe Stunde ein Bier gemeinsam trinkt.

Anfangs kam er dann mit Kaugummi nach Hause, was ich sehr respektvoll fand, da ich Bierfahnen nicht mag. Im Laufe der Zeit wurde dieses Biertrinken ausgedehnt auf den letzten Kunden oder er trank mal (sagte er jedenfalls) ein Bier auf der Heimfahrt alleine im Auto (muss man das???). Die Fahne zu minimieren durch Kaugummi ließ auch irgendwann nach....obwohl er weiß, dass ich das nicht mag.

In den letzten 3-4 Monaten häufte sich das Biertrinken auch zuhause. Da werden heimlich 6er Packs Bier gekauft und im Keller versteckt. Abends gibt er dann vor, noch im Keller rumzubasteln und hoch kommt er dann mit einer Fahne. Das kommt so im Schnitt 2x in der Woche vor.

Weil ich meckern könnte, macht er das heimlich. Obwohl seine Fahne eh nicht zu leugnen ist.

Meine 21-jährige Tochter hat mich jetzt schon angesprochen, was mit ihm los ist, warum er immer öfter eine Fahne hat, sie sitzt beim Abendessen neben ihm und riecht das.

Meine 14-jährige hat noch gar keine Erfahrung mit Alkohol und hat das Gespräch mit ihrer Schwester mitbekommen. Bis meine große Tochter vor ein paar Jahren in ihre Party-Phase kam, kamen meine Kinder nie mit Alkohol in Kontakt, es gab bei uns auch fast nie Alkohol. Bei Feiern mal, ja, aber mehr nicht.

Mein Freund sagt, ich stelle mich an und suche nur einen Grund, ihn zu kritisieren.

Ich bin der Meinung, eine Bierfahne hat am Abendbrottisch nichts zu suchen. Das muss nicht sein. Außer natürlich, wenn mal ein offizieller Umtrunk oder eine Feier stattfindet, was bei ihm so gut wie nie vorkommt. Aber dann könnte er damit ja sowieso offen umgehen und sogar noch beim Essen davon erzählen. Dafür hätten meine Kinder und ich dann auch Verständnis.

Wie seht ihr das? Stellen wir uns an, wenn wir eine Bierfahne beim Abendessen befremdlich finden?

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Ich sehe das Problem eher, dass er scheinbar Angst vor dir hat. Er kaut Kaugummi, trinkt heimlich und alleine, weil er keinen Ärger mit dir haben möchte.
Wie reagierst du denn, wenn er in deinem Beisein trinkt? Oder traut er sich das nicht? Trinkt ihr nie zusammen was?
Da ist auf jeden Fall ein ehrliches Gespräch OHNE Vorwürfe fällig....da lässt sich bestimmt ein Kompromiss finden.

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Hallo,
ja, er hat Angst, weil er weiß, meine Kritik ist gerechtfertigt. Er selbst und auch seine Ex-Frau haben mir erzählt, dass er suchtgefährdet ist und in der Ehe auch eine Phase hatte, wo er kurz vor dem Absturz war. Er hatte sich dann wieder gefangen.

Wir trinken nur zusammen etwas, wenn wir mal Besuch haben, sonst nicht. Ich trinke sonst keinen Alkohol.

Mein Freund hat Suchtpotential. Sein Vater war Alkoholiker, sein Opa auch. Aber mein Freund streitet es ab, dass er gefährdet ist und wird sauer, wenn ich ihn bitte, seinen Konsum einzuschränken. IHM passiert sowas nicht. Von 1-2 mal in der Woche Biertrinken wird man kein Alkoholiker. Man kann mit ihm darüber nicht reden.

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Hast du mal gefragt was gerade bei ihm los ist?hat er Stress/Druck oder sonst was,dass er trinken muss? Das macht er ja sicher nicht einfach nur so.

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Ich finde es persönlichen sehr bedenklich wenn jemand heimlich trinkt. Entweder da ist bei euch in der Partnerschaft etwas im argen wenn der Partner etwas heimlich tun muss oder er hat ein tatsächliches Alkohol Problem.

Mein Mann trinkt jede Woche nach dem Fußball mit den Jungs 1-2-3 Bierchen und gelegentlich am Abend oder Wochenende ( und manchmal so gar zum Abendbrot) Ich trinke gar kein Alkohol.

Ich habe überhaupt kein Problem mit Alkohol so lange es nicht Überhand nimmt oder ausschließlich zum Stressabbau genutzt wird.

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Meine Erfahrung mit meinem Ex-Mann ist, dass die Biere, die du siehst, nur die Spitze des Eisberges sind.

Ich bin dann am Nachmittag mal unangemeldet im Bauwagen aufgetaucht, da standen dann die Schnapsflaschen.

Als ich während eines Klinikaufenthaltes mich um seine Wohnung gekümmert habe, gab es tütenweise leere Jacky-Cola-Dosen.

Leider kannst du gar nichts dagegen machen, er muss selber einsehen, dass er ein Problem hat und aufhören. Das ist aber meistens nie dauerhaft, Rückfälle sind an der Tagesordnung und oft schlimmer als zuvor.

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Ob und wie oft Bier/Alkohol ok ist musst jeder für sich selbst entscheiden.
Viel schlimmer ist aber, dass er es vor dir verheimlicht. Ich denke das bedeutet, dass er selbst ein Problem damit hat und ein schlechtes Gewissen hat.
Würde mich an deiner Stelle Mal über Alkoholsucht informieren.

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Ich finde du übertreibst gar nicht. Wenn dein Mann schon verstecke anlegt hat er ein richtiges Suchtproblem.
Auch jeden Abend "nur" ein Bier zu trinken hat für mich schon Sichtcharakter.
Und auch wenn er Kaugummi kaut, ist das wohl eher nicht aus Respekt, sondern wohl eher um es zu vertuschen.
Ich habe selbst Alkoholkranke Eltern und ich kann dir sagen, es ist die Hölle.
Ich kann dir nur Raten, dir Hilfe bei den AA oder in einer Al Anon Gruppe zu suchen.
Dein Mann kann den Entschluss nur selbst treffen trocken zu werden.
Ich wünsche dir viel Kraft.

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Alkohol plus Autofahren ist ja schon eine eher schlechte Kombination. Mir wäre das auch verdächtig, da sich die Frequenz ja auch zu erhöhen scheint.

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Ich finde deine Bedenken gerechtfertigt.
Es fing mit einem Bierchen die Woche an. Mittlerweile vertschüsst er sich in den Keller um zu trinken. Ja, da würden auch mir die Alarmglocken angehen. Dazu noch die Info, dass sein Großvater und Vater ebenfalls Alkoholiker waren und dass die Sucht scheinbar in der voran gegangenen Beziehung auch schon zur Debatte stand.

Ich bin die Tochter eines Spiegeltrinker und hab somit Ahnung von der Problematik.

Er steht vielleicht noch am Rand vom Loch.
Gerade jetzt finde ich es wichtig etwas zu unternehmen. Natürlich muss er auch wollen und einsehen, dass sein Konsum mehr geworden ist. Sprich mit ihm. Ohne Vorwürfe.
Frag ihn nach etwaigen Problemen.
Aber mach ihm auch klar das alles seine Grenzen hat und er dich gegebenenfalls verliert,wenn er sich nicht selbst am Riemen reißt und es weiter ausartet.
Für dich selbst und um dir Tips von Profis zu holen kannst du zu den anonymen Alkoholikern gehen. Da gibt es auch Gruppen für Angehörige.

Ich bin ebenfalls wie du nicht komplett gegen Alkohol. Zu gegebenen Anlässen oder mal mit Besuch ein paar Gläschen. Dann ist es aber auch wieder gut.

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Ich finde, du gehst nicht weit genug.

Er scheint Alkoholiker zu sein und ist deinen Kindern gerade ein ganz schlechtes Vorbild.

Da nützt auch kein Kaugummi: er muss entweder von alleine aufhören oder sich Hilfe suchen. Ich würde ihn andernfalls nicht bei meinen jugendlichen Töchtern leben lassen. Die sind in diesem Alter gefährdet, durch so etwas auf die falsche Bah zu kommen.

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Ihr seid 2,5 Jahre zusammen und jetzt plötzlich ist der Alkoholkonsum so gestiegen..... Meine erste Vermutung da wäre ja, dass er ein Alkoholproblem hat und das bisher nur unterdrücken, bzw. verbergen konnte.

Weisst du sicher, dass nicht die Ex-Frau eigentlich findet, dass er schon ein Alkoholproblem hat? Weisst du warum die beiden sich getrennt haben?

Es ist schwierig, ganz sicher zu sein, ob jemand alkoholabhängig ist oder nicht. Das hab ich bei meinem Ex-Mann auch gemerkt. Ich konnte eigentlich nie sagen, ob er abhängig war oder nicht.