Wie viel Zeit im Job ist mit Familie vereinbar?

Hallo,
Ich frage mich das, weil ich über den Beitrag mit der Dienstreise des Vaters gestolpert bin.
Was ist an beruflicher Abwesenheit vertretbar, wann sollte die Familie Vorrang haben?
Gilt für Väter und Mütter das der gleiche Maßstab.
Oder muss man als Frau eher bereit sein, berufliche Termine abzusagen wenn die Familie krank ist?
Ich bin beruflich auch oft unterwegs, manchmal mehrere Tage bis zu zwei Wochen am Stück, selten länger.
Mein Mann hat auch lange Tage, kommt aber normalerweise abends, wenn auch spät, nach Hause.
Ich muss sagen, für mich wäre klar gewesen dass ich ihn nicht mit den Kindern alleine lassen, wenn er selbst noch nicht fit ist und ich es irgendwie einrichten könnte, also Termine absagen und ehrlich, nichts ist so wichtig, als dass man es nicht verschieben kann.... gerade im Moment ist doch aufgrund von Corona eh alles unsicher was die Planung angeht.
Ich hätte mir von meinem Mann auch gewünscht dass er zu Hause bleibt und hätte ihm das auch deutlich gesagt , dass mir das wichtig ist und ich ihn brauche, wenigstens für den einen Tag.
Mein Beruf ist mir auch wichtig und ich habe keine 40 Stunden Woche oder Samstag , Sonntag frei.
Das sorgt komischerweise schon mal für Verwunderung, aber ich glaube, einfach , weil ich eine Frau bin.
Vielleicht denken die, ich vernachlässige die Familie und bin eine Rabenmutter oder so....
Aber, wenn mein Mann hier nach MD oder sonst wie angeschlagen ist und in Hausarbeit versinkt, könnte ich nicht einfach gehen und ihn mit den Kindern und der Arbeit allein lassen.
Da wäre es mir wichtiger den Partner zu unterstützen als ein beruflicher Termin.

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Wir sind beide in Vollzeit berufstätig und haben Leitungsfunktionen.

Termine werden laufend abgestimmt und neu justiert bei Bedarf. Ein ständiger Prozess.

Normale Erkältung oder MD zählt hier nicht als
schwere Krankheit und ist nach unserem Verständnis keine „Notsituation“.
Putz-Rückstand erst recht nicht.

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Ist bei uns alles ebenfalls so #pro.

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Zu deiner Eingangsfrage gibt es keine allgemein gültige Antwort. Jede Familie muss ihren Weg finden, ansonsten gibt es bei dem Thema kein "muss" für mich. Kein "Die Frau muss" oder "Der Mann muss". Für mich hängt die Frage, wie viel Zeit im Job vertretbat ist, entscheidend von den Rahmenbedingungen ab. Diese sind bei jeder Familie unterschiedlich und die Einstellung der Menschen sind dies ebenfalls. Wenn "ein Mann" z.B. grundsätzlich alle Termine absagen und lieber bei seinen Kindern sein möchte, dann soll er das tun. Genauso wie "die Frau", die eben ggf. einen Termin als vorrangig betrachtet und weiß, der Partner kümmert sich gewissenhaft.

Fakt ist, die Menschen müssen den für sie passenden Partner haben, Unstimmigkeiten kommunizieren und Konflikte lösen. Dann klappt es - egal wer wann wie viel arbeiten muss/möchte.

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Mein Mann ist morgens um 6 auf Arbeit und wäre auch bei 8 Stunden bis 14 Uhr draußen. Ich arbeite leicht versetzt und manage das Morgenprogramm und komme dafür Nachmittags später. Somit ist immer jemand für die Kinder da. Geschäftsreisen habe ich eigentlich keine. Manchmal eine Messe. Dann nimmt mein Mann halt Homeoffice oder verändert seine Arbeitszeit für die Tage. Mein Mann hat ca. einmal im Monat eine Geschäftsreise. Dann halte ich ihm den Rücken frei.

Es kommt eher drauf an, wie die Arbeitszeiten liegen und wie sie sich behindern oder ergänzen ....weniger darauf ....ob man nun Zuhause bleibt, TZ oder VZ arbeitet. Möglich ist vieles. Es kommt auf den Job, die Chefs, die Organisation an.

Für mich ist eine Dienstreise eine wichtige Ausnahme, die ich versuche zu realisieren und wo es auch andere Lösungen für die Familie gibt. Der Arbeitgeber hat in der Regel ein Interesse an der Teilnahme, Haut ja schließlich meist auch einiges an Geld raus. Das sollte man mitnehmen, wenn man kann.

Wenn man aber jede Woche dienstlich mehrfach reist und von 9 bis 18 Uhr außer Haus ist, dann halte ich das für den falschen Job mit einer Familie, wenn die noch was von einem haben wollen.

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Nur weil man eine Frau ist, würde ich so nicht stehen lassen.

Ich kenne Elternzeitväter, die die Hauptbezugsperson sind, die zu Hause und später Teilzeit managen und Frau VZ arbeitet.

Auch beide VZ.

Die meisten haben eine klare Regelung
- im Notfall (Krankenhaus, überleben, es muss sofort sein) wird beruflich versucht, was möglich ist.
Urlaub, Kindkrank, Überstundenabbau usw.

- ist ein Kind krank, nimmt derjenige Kindkranktage, der seine Termine besser verschieben kann. Bei Konstellationen bei 1x Lehrer dabei, ist es relativ einfach: in den Ferien bleiben die Korrekturen zur Not mal liegen oder werden gemacht, wenn Partner/in zu Hause ist.
Ohne Ferien ist es der/die Partner/in, die Kindkranktage oder Homeoffice nimmt.

Termine werden entsprechend nach Möglichkeit angepasst.

Bei anderen Eltern wird auch schon mal koordiiert, dass jeder wichtige Termine beruflich wahrnehmen kann. Woche 1-5 sie, Woche 6-9 er usw.

Je nach Berufen/beruflicher Situation hat dann jederjenige/diejenige Vorrang, wo es besser klappt. Manche bleiben in dem Modell, andere wechseln nach einigen Jahren: bewusst wegen zweiter Ausbildung/neuem Studium. Ungewollt wegen Krankheit, Unfall etc.


Bei den meisten klappt es mit Absprachen ganz gut.
Ehrlichkeit ist da wichtig
- sagen, wie es einem geht
- gemeinsam an Lösungen arbeiten. Manchmal geht es beruflich wirklich nicht anders, dann kann derjenige sich trotzdem an der Lösungssuche beteiligen

- keine Wunder erwarten.
Der Haushalt läuft dann langsamer, der noch unfitte Part hält das notwendigste am Laufen, der Rest muss warten oder wird abends/bei Rückkehr übernommen.

Zwischen "ich schaffe es nicht alleine, weil sonst alles zusammenbricht" und "ich schaffe es nicht alleine wieder gewohnten Zustand herzustellen" gibt es ja auch Abstufungen.

Da würde ich nach Priorität entscheiden, bzw. besprechen Freunde dann auch mit dem Partner. Gibt es Gründe, warum etwas schnellstens wieder herstellt sein muss.

Geschäftsreise, Montage und kommt abends nach Hause kann es auch noch mal Unterschiede geben. Mag sein, dass nachts der Arbeitende dann nicht auch noch aufräumt, aber emotional anwesend ist, falls was wäre.

Ist durch den Krankheitsverlauf ein eintretender Notfall möglich?
Ist es ein "mir geht es noch nicht gut, ich kann noch nicht so", absehbar dass mit Ruhe und Zeit wieder besser wird. ... Was kann outgesourct werden? Kindergartenfreunde, die beim Holen/bringen was übernehmen. Zu Hause gibt es Ausnahmen um den Tag zu überstehen?

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Ist es in deinem Job denn üblich, sich spontan frei zu nehmen, um zu putzen/aufzuräumen?

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"Aber, wenn mein Mann hier nach MD oder sonst wie angeschlagen ist und in Hausarbeit versinkt, könnte ich nicht einfach gehen und ihn mit den Kindern und der Arbeit allein lassen.
Da wäre es mir wichtiger den Partner zu unterstützen als ein beruflicher Termin."

Mein Arbeitgeber würde mir wohl etwas husten, wenn ich mich mit dem Argument, ich muss meinen Mann beim Waschen und Aufräumen unterstützen, der Arbeit fernbleiben würde.

Ich habe Verständnis, dass das der TE des anderen Threads grad die Decke auf den Kopf fällt und sie angefressen ist, dass der ganze Wäscheberg an ihr hängenbleibt, aber null Verständnis, wegen sowas von der Arbeit fernzubleiben. Käme mir nicht im Traum in den Sinn, ist doch kein JEKAMI. Ist ein/zwei/drei Kind krank, sieht das anders aus - da organisieren wir uns, dass derjenige zuhause bleibt, bei dem eine kurzfristige, ungeplante Abwesenheit für den Arbeitgeber weniger ins Gewicht fällt. Bei uns ist das meistens der Papa.

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Ich schließe mich da allen an: es ist immer sehr individuell zu entscheiden.

Wir haben nicht viel Unterstützung. Mein Mann arbeitet 40 Stunden die Woche für 12-Stunden-Schichten. Er verdient 1/3 mehr als ich, deswegen pass ich mich ihm an, da es umgekehrt sonst fast unmöglich ist unseren "Standart" zu halten. Wobei wir schon öfters mal von Monat zu Monat leben....

Es ist also teils gewollt, dass immer jemand zu Hause ist, aber auch finanziell erzwungen, dass ich die nächsten Jahre wohl nicht Vollzeit arbeiten werde. Betreuungszeiten der Kindergärten reichen bei weitem nicht für unsere Berufe aus und zusätzliche Betreuung finanzieren... da würde ich nur arbeiten um arbeiten gehen zu können. Einen finanziellen Mehrwert hätte das alles nicht.

Zudem reichen die Krankheitstage für 3 kleine Kinder nicht aus. Theoretisch haben wir jetzt schon unsere kindkrank-Tage ausgeschöpft, wär ich nicht aktuell vollzeit zu Hause. 😂 man hat ja pro Elternteil pro Kind 10 Tage. Macht insgesamt 60 Tage bei 3 Kindern 😅 bei jeden weiteren Tag wirds kompliziert. Und dabei hat das Jahr erst angefangen 🙈

Also heißt es für mich fürs erste bei 450€ bleiben und dann mal schauen. Spätestens wenn das jüngste Kind in der Grundschule ist, kann ich ja mehr arbeiten. Denn dann können die auch mal allein zu Hause sein und sich selber betreuen.

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Ich denke, dass muß jede Familie für sich selbst entscheiden. Wichtig ist, dass das gewählte „System“ für alle funktioniert.

Ich selber bin mit damals sehr ungewöhnlichem Rollenmodell aufgewachsen. Mein Vater war viel zu Hause (Student, danach Büroarbeit im Dorf mit sehr familienfreundlichen Arbeitszeiten).

Meine Mutter war oft 2-3 Wochen am Stück arbeiten (Stewardess auf Langstrecke, damals war es noch üblich bei gewissen Zielen (Kongo, Pakistan etc.) eine Woche und mehr am Zielflughafen festzusitzen, bevor die nächste Maschine mit Arbeitsgelegenheit einen mit zurück nahm).

Das hat uns als Kinder nie gestört. Auch nicht als junge Erwachsene. Da flog meine Mutter allerdings nicht mehr, sondern war selbstständig mit 16h Tagen.
Ich habe halt früh Verantwortung übernommen.

Die Ehe meiner Eltern fing an zu kreiseln, als meine Mutter mehr zu Hause war. Sie war einfach frustriert und unausgelastet.
Das hält sich auch bis heute.