Beistand bei bevorstehendem Todesfall

Guten Morgen,

Wir werden wohl bald einen Todesfall in der Familie haben. Mein Mann und ich werden anreisen, um Abschied zu nehmen und Beistand zu leisten,da dort Angehörige wohnen, die sich sehr gekümmert haben und der Person auch sehr nahe stehen.
Wir haben uns mit der Person immer sehr gut verstanden, aber kein sehr enges Verhältnis gehabt. Zu den näheren Angehörigen ist das Verhältnis aber näher.

Jetzt möchten wir natürlich auch eine Hilfe und keine Last sein. Deshalb meine Frage:
Was können wir konkret tun, um zu helfen? Falls ihr da Erfahrungen habt als die pflegenden/engsten Angehörigen, was habt ihr euch gewünscht/gebraucht?

Vielen Dank für eure Beiträge schon mal im voraus.
KleineFee

(und falls ihr euch über den nüchternen Ton wundert: es geht mir nahe, aber ich habe versucht es so kurz und so anonym wie möglich zu verfassen)

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Guten Morgen,

Jeder trauert anders und jeder braucht daher anderen Beistand.

Die eine arbeitet gerne, um sich abzulenken. Die andere möchte am liebsten nichts tun müssen.

Der eine hat gerne Leute um sich und der nächste ist lieber allein.

Ich denke da hilft wirklich nur Fragen und den anderen beobachten, was der so möchte. Ich finde zwar dieses unverbindliche "Melde dich, wenn du was brauchst!" total daneben, aber vielleicht kann man ja fragen "Was kann ich tun, um dir zu helfen?". Aber wenn ihr euch sehr nahesteht wirst du schon merken, was der andere braucht.

Liebe Grüße
Merveilleux

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Ich glaube großartig helfen könnt ihr in dieser Situation nicht. Das wichtigste ist, das ihr da seid.
Ich würde versuchen ein Gefühl dafür zu bekommen wass die Angehörigen gerade brauchen.
Wollen sie vielleicht mal alleine sein, haben sie Redebedarf, ...

Man könnte auch etwas im Haushalt helfen, einkaufen gehen, beim Essen machen helfen etc.

Ich finde es in dieser Situation auch schwierig das richtige Maß zu finden zwischen da sein aber sich nicht aufdrängen.

Alles Gute

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Hallo, einfach beistehen, zusammen den Schmerz aushalten, trauern, mal was zu trinken und essen holen für die anderen Angehörigen und sich selbst, damit der Kreislauf nicht zusammenbricht.
Alles andere wird sich ergeben und auch ein Stück weit bestimmt vom Sterbenden. Mein Opa, den wir letztes Jahr begleitet haben, hatte sich stellenweise extrem gegen den Tod gewehrt. Da mussten wir ihn beruhigen, ihm gut zureden und in ruhigeren Phasen einfach nur die Hand halten, die hat er noch sehr lange gespürt.
Alles Liebe euch und viel Kraft.

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Liebe kleineFee,

ich schließe mich den vorherigen Antworten an; du bzw. ihr werdet sicherlich merken, was zu tun ist. Ich war im vergangenen Jahr leider auf der Seite derer, die du nun besuchst. Was mir sehr geholfen hat war, wenn jemand geholfen hat, Dinge des Alltags weiter laufen zu lassen. Essen hinstellt, ohne groß zu fragen wie/wo/was. Dafür sorgen, dass der Kühlschrank gefüllt ist. Aber alles ohne großes Tamtam drum herum: einfach mal belegte Brote hinstellen, ein Essen vorkochen, Getränke kaufen. Manchmal ist weniger mehr. Lieber miteinander schweigen, als anstrengende Gespräche künstlich am Laufen zu halten. Mir hat mal jemand einfach Blumen gebracht (ins Hospiz) bzw sie mir bringen lassen ohne rein zu kommen. Diese Geste war einfach schön und hat mich keinerlei Anstrengung gekostet.
Viel Kraft wünsche ich euch.

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Hallo

hilfe ist es wenn du alltägliche Dinge machst wie z. B ein gekochtes Essen vorbei bringen, fragen ob du einkaufen kannst, evt mal die Wohnung etwas putzen.

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Geholfen hat mir

- Verlässlichkeit
also ich wusste, wenn ich frage, dann kommt eine ehrliche Antwort.

- keine Floskeln

ein betretenes Schweigen, ein echtes "oh sch***" fand ich aufrichtiger als jede so dahingesagte Norm

- ernstgemeinte Fragen
was brauchst du gerade: Ruhe, Nähe, Abstand usw. und das dann auch akzeptiert wurde.

Aus "weil es so üblich ist" muss ich doch .... und deren Versuch ihre Art damit umzugehen, mir aufzudrängen, fand ich furchtbar

- einfach zu hören

auch wenn es an der Situation nichts ändert
wenn mir zugehört wurde, war das sehr viel wert. und wenn es das 100.mal das gleiche war. Für mich war das ein bewusst werden und verblassen.

- akzeptieren, dass jeder seine andere eigene hat damit umzugehen

bei manchen beginnt die Trauer Jahre später
bei anderen ist nach einiger Zeit das Leben wieder aktuell (der Mensch bleibt im Herzen)


Ehrlichkeit, Offenheit, Verlässlichkeit
(nicht 100% immer anwesend sein, sondern nach eigenen Kräften das umsetzen, was möglich ist; nicht beschweren wenn man es selbst nicht kann; akzeptieren wenn Anfragen kommen; keine großen Versprechungen sondern wenn jemand da ist, wie es für seine/ihre Kräfte passt)

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Vielleicht den ganz nahen Verwandten etwas kochen oder aufräumen?

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Schwierig.
Pauschal zu sagen so ist es richtig und so nicht, geht in diesem Fall nicht.

Wirklich "helfen" kann man in so einer Situation nicht, sondern einfach nur "da sein".

Als mein Vater starb war ich 22Jahre. Ich erinnere mich, das wir (meine Mutter und Geschwister) zusammen mit guten Freunden und engen Verwandten zusammen gessenen haben an diesem Tag. Geredet haben wir nicht viel. Aber dieses "nicht alleine" hat Trost gespendet.

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Ich persönlich fand es schon immer anstrengend, wenn gerade jemand der mir lieb war gestorben ist und dann von allen Ecken und Enden und aus jedem Winkel Menschen mit Trauerminen ankommen und dieses den Schmerz mittragen wollen.
Die meinen das sicher nur nett.

Ich persönlich will aber nicht mit jedem den ich kenne immer wieder in Trauer fallen und dasselbe durchkauen. Wenn ich darüber reden und trauern möchte, dann tue ich das mit denen, die ich mir dazu ausgesucht hab und von allen anderen erwarte ich....dass ich ihnen nicht noch dabei helfen muss, mit ihrer Trauer umzugehen.

Und ich will auch noch lachen dürfen. Und mich normal fühlen dürfen mit ihnen. Für die kollektive deutsche Trauer Depression hatte ich nie viel übrig. Auf der Trauerfeier einer Verwandten spielten wir Dont worry bei Happy. War ihr Wunsch. Das fand ich cool.

So unterschiedlich ist eben der Umgang damit. Fragt die Leute einfach, wie die Beerdigung ablaufen wird und was sie sich an Kleidung und Auftreten von den Gästen erhoffen und ob ihr sonst noch etwas helfen könnt.

Mehr würde ich nicht tun.