Fühle mich benachteiligt gegenüber Geschwistern - achtung lang

Hallo zusammen.
Ich weiß dass ich mich eigentlich heute mit einem Luxusproblem an euch wende, aber irgendwie brauche ich da mal Input oder eine andere Sichtweise auf meine Lage.

Ich bin das Mittlere von drei Kindern. Meine Eltern sind Mitte 60 und so obere Mittelschicht, haben immer hart gearbeitet und meine Großeltern waren ziemlich wohlhabend, von denen haben sie immer viele hohe Geldgeschenke erhalten. Ich habe einen älteren Bruder (37), der noch im Elternhaus wohnt, er ist ein eher schwieriger Mensch und ist recht erfolglos selbstständig, hat also kein geregeltes Einkommen aber sich über die vielen Jahre einiges auf die hohe Kante gespart (hat auch quasi keine Ausgaben). Und dann eine jüngere Schwester (24), die mietfrei in der Einliegerwohnung im Haus der Eltern wohnt, sie beendet demnächst ihre zweite Ausbildung. Ich selbst (28) bin vor fünf Jahren ausgezogen und wohne mit meinem Mann zur Miete, 10 km entfernt von meiner Familie.

Meine Mutter hat vor einem Jahr einen sechsstelligen Betrag alleine geerbt. Davon wurde der Rest des riesen Hauses abbezahlt, der Rest liegt auf dem Sparbuch. Ehrlich gesagt hatte ich gehofft, dass sie uns Kindern davon auch etwas abgeben würde, das ist bisher aber nicht passiert und da bin ich auch jetzt gar nicht hinterher.

Mir geht es eher darum, dass ich das Gefühl habe, meinen Geschwistern wird alles "in den Arsch geschoben", während ich ganz normal für meinen Lebensunterhalt arbeite. Auch als ich noch in der Ausbildung war und Anspruch auf Unterhalt durch meine Eltern gehabt hätte, habe ich diesen nicht verlangt, man klagt ja ungern gegen die Eltern und ich dachte noch, sie sind ja sonst immer für mich da und würden mir jederzeit Geld geben, wenn ich etwas brauche.
Dem ist aber nicht so. Als ich vor einigen Jahren angesprochen habe, dass die Schwiegereltern wissen wollen, ob meine Eltern auch etwas zur Hochzeit dazugeben, bekam ich ein einfaches Nein. Okay, wir konnten uns die Hochzeit auch so leisten. Kein Zuschuss zum Auto, zum Umzug, zu Möbeln, zu nichts. Ist auch okay, ich weiß dass ich darauf keinen Anspruch habe. Aber was mich zum Platzen bringt ist z.B. dass meine Schwester jetzt neue Wohnungseinrichtung bezahlt bekommt, weil ihr die alte nicht mehr gefällt. Ich sagte zu meiner Mutter "Naja aber wenns ihr nicht gefällt, dann muss sie sich halt selbst was neues kaufen" und meine Mutter nur "Ne, wir bezahlen das, ist ja eine möblierte Wohnung" (Ja, aber sie zahlt doch gar keine Miete dafür).
Wenn wir zusammen unterwegs sind, hält mein Bruder immer die Hand auf und lässt sich z.B. Geld geben, um sich was zu essen oder eine Hose oder so zu kaufen. Während für mich doch total klar ist, dass ich sowas aus meiner eigenen Tasche bezahle.
Was mir gerade während ich schreibe selbst dämmert ist, dass meine Mutter eigentlich nie mit meinem Auszug einverstanden war und im Spaß immer wieder anbietet, dass ich ja auch wieder bei ihnen einziehen könnte.

Mir ist irgendwie bewusst, dass mir ja überhaupt nichts weggenommen wird und ich mich eigentlich nicht beschweren kann, ich bin in einem mega Haus aufgewachsen und musste mir nie groß finanzielle Sorgen machen. Ich habe einen sehr guten Umgang mit Geld gelernt und wir alle drei Kinder mussten in unserer Jugend jobben um zu lernen was es heißt sich sein Geld selbst zu verdienen. Aber wann und warum kam diese Wende, dass die anderen beiden zuhause im gemachten Nest sitzen und sich ein kleines Vermögen ansparen können, während ich das alles nicht hab. Warum bin ich so neidisch darauf und kann nicht einfach stolz auf meine Leistung sein?
Ich ärgere mich immer wieder über diese Situtation. Zum Beispiel denke ich mir auch, wenn in der Einliegerwohnung zahlende Mieter wohnen würden (wie früher), hätten meine Eltern ja auch mehr Einkommen und ich irgendwann mehr Erbe - ich fühle mich so schlecht wie ich das schreibe, ich fühle mich so gierig und weiß, dass sie mit ihrem Geld machen können was sie wollen und es im Prinzip einfach verprassen können. Trotzdem ärgert es mich.

Teilt mir gerne eure Gedanken dazu mit und ich hoffe, ich kann dieses Thema einfach mal für mich ruhen lassen...

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"Mir ist irgendwie bewusst, dass mir ja überhaupt nichts weggenommen wird und ich mich eigentlich nicht beschweren..."

"Warum bin ich so neidisch darauf und kann nicht einfach stolz auf meine Leistung sein?"

"...ich fühle mich so schlecht wie ich das schreibe, ich fühle mich so gierig..."


Es scheint so, als würdest du durchaus wissen, dass deine Gefühle zu diesem Thema unpassend sind.
Neidisch ist man manchmal, das ist völlig normal. Allerdings ist das bei dir schon eine andere Dimension...

Wieso erwartest du z.B., dass deine Mutter dir von ihrem Erbe etwas abgibt?
Das ist doch IHR Erbe, nicht deines.

Meine Mutter ist kürzlich auch zu einer höheren Summe Geld gekommen... Sie ist Rentnerin und ich habe sie dazu ermutigt, jeden Cent davon für Dinge auszugeben, die IHR Freude bereiten (Urlaube, Hobbys etc.) Sie muss mir nichts hinterlassen, wenn sie einmal nicht mehr ist, hauptsache, sie war glücklich.

Ich habe die Vermutung, dass es bei dir letztendlich auch gar nicht um das Geld an sich geht.
Vermutlich verbindest oder verwechselst du Geld mit Dingen wie Wertschätzung und Liebe.
Kann das sein?

Vielleicht sitzt dein "Problem" ganz woanders...

Liebe Grüße

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Danke für deine ehrliche Antwort. Du scheinst mich gut zu verstehen und ich denke du hast ein wenig Recht mit deiner Vermutung

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Dreht sich bei dir echt alles nur um Geld? Du wolltest was vom Erbe deiner Mutter, du hättest gerne Mieter drin, damit dein Erbe größer ist. Neidest ordentlich! Keine Schöne Charaktereigenschaft, wenn sich alles nur um
Geld, unfair und haben haben haben dreht.

Die Schwester meines Mannes wohnt auch in der Wohnung im Elternhaus - mietfrei, Mama macht die Wäsche und kocht und kümmert sich um Kind und Co. Wolltest du das im ernst auch? Wir haben das Angebot damals dankend abgelehnt (& damals ging es uns finanziell noch nicht gut).

Mein Bruder (hab noch eine Schwester) hat nach der Trennung seiner Frau auch einen Batzen Geld bekommen, weil er sonst Probleme hätte das Haus zu halten. Obwohl er letztlich selber schuld ist, dass er finanziell da steht wo er eben steht. Sollen meine Eltern doch machen, mir gehts doch gut.

Fahren wir mit meinen Eltern in den Urlaub, lassen wir uns auch niemals einladen - im Gegenteil, wir laden ein.

Wir sind doch groß und können uns prima um uns selber kümmern, oder? Und Geld macht nicht wirklich glücklich! Neiden auch nicht!

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Genau das ist ja mein Problem. Ich verstehe ja selbst nicht warum ich so unheimlich neidisch deswegen bin.
Geld ist in der Tat ein wichtiges Thema für mich, ich habe da ein großes Absicherungsbedürfnis. Aber warum ich in dem Beitrag ständig über Geld geschrieben habe war halt einfach dass ich thematisch nicht total ausufern wollte. Wenn es mir nur ums Geld ginge hätte ich ja nicht dennoch so ein gutes Verhältnis zu meinen Eltern, und das kommt nicht aus Gier oder Hoffnung auf Erbe.
Es geht mir im Leben bei weitem nicht nur um Geld, aber in diesem speziellen Problem ist das eben das Thema.

Ich wünschte ja selbst ich könnte diese Gelassenheit haben wir du :)

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Huhu

ganz ehrlich... ES ist jetzt nicht Böse oder angreifend gemeint.. Aber du kannst dir doch auf die Schulter klopfen uns sagen... wir haben es alleine hinbekommen.. Wir waren nicht von anderen abhängig. Sei Stolz was du aus deinem Leben gemacht und geschafft hast.

LG

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Danke für deine Antwort

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Ja ja, das Sandwichkind, 3 sind eine zu viel usw.
Sei froh, dass du gelernt hast auf eigenen Füßen zu stehen.
Geld ist nicht alles.
Bist du soweit gesund? Dann bist du reicher als so manch anderer Mensch.
Hast du ein Dach auf dem Kopf und genug zu essen? Liebe Menschen an deiner Seite?
Falls ja, belasse es einfach dabei und sei glücklich!

Ansonsten hilft nur es anzusprechen, dass du dich benachteiligt fühlst und neidisch bist.
Zu was das führen soll weiß ich allerdings nicht.

Neid ist hässlich.

LG

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Danke für das wachrütteln. Du hast eigentlich so recht, gerade mit der Gesundheit

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Ich kann dich -aus eigener Erfahrung- bis zu einem gewissen Punkt verstehen.
Geht es wirklich um den rein finanziellen Aspekt bei diesem Thema?

Ich kann mir nämlich vorstellen, dass es dich unter diesen Umständen noch mehr trifft, dass deine Eltern z.B. zur Hochzeit nicht unter die Arme greifen wollten. Verwehren, wenn man schon mal drum bittet. Du hast dir ja eh viel wirklich selbst finanziert. Aber wenn dann - auch Jahre später - sowas kommt wie mit der Wohnungseinrichtung dann holt einen sowas wieder ein.

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Danke für deine Antwort, der Ausdruck "das holt einen ein" ist tatsächlich sehr treffend

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Hättest du im Haus deiner Eltern auch eine Wohnung? Du schreibst Deine Mutter war mit deinem Auszug nicht einverstanden. Bist Du sicher dass deine Schwester da freiwiliig wohnt oder dass sie das macht, weil sie Angst vor der Reaktion deiner Mutter hat?

Generell ist Erbe für mich etwas nicht einplanbares, etwas das eigentlich traurig ist, wenn es kommt, weil ein nahestehender Mensch dann gestorben ist und gerade bei meinen Eltern hoffe ich, dass sie so lange leben, bis ich meine Schäfchen im Trockenen habe und ihr Erbe nicht brauche.

Du solltest aber schon überlegen, ob es die Möglichkeit gibt zu einer Ausprache mit Deinen Eltern und mit Deinen Geschwistern.

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Nein ich hätte keine Wohnung da. Aber damals sagte seine Mutter ich könnte ja warten bis der Opa nicht mehr da ist, dann kann ich in die Einliegerwohnung ziehen (er wohnte da übergangsweise bis er ins Heim kam).
Das hat mir aber total widerstrebt, ich wollte doch nicht darauf warten dass Opa weg ist bzw im schlimmsten Fall gestorben ist, um eine Wohnung zu haben.

Aber tatsächlich kommt mir gerade zum ersten mal der Gedanke dass meine Schwester vielleicht echt nur da wohnt weil sie das Gefühl hat meine Eltern damit zu unterstützen, sie nicht auch noch zu verlassen. Danke für deine Sichtweise

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Ich könnte mir vorstellen, dass dich der Aspekt Gerechtigkeit wurmt.

Denn objektiv gesehen ist es natürlich nicht gerecht, dass du alles selbst zahlst, während deine erwachsenen Geschwister viel noch von den Eltern unterstützt werden.

Dann ist damit auch schon emotional auch verbunden, dass man sich von den Eltern evtl weniger geliebt und geschätzt vorkommt.
Da wärs leichter, wenn zB deine Mutter sagen würde "Toll, dass du alles so gut allein hinkriegst, du entlastest mich da! Bei deinen Geschwistern muss ich noch soviel selbst machen, das ist manchmal belastend ".
Das ist nun bei dir aber nicht so und tut weh, mMn sehr verständlich.

Ich denke, du musst dich hier emotional abnabeln. Also zB akzeptieren, dass du vielleicht wirklich deinen Eltern weniger lieb bist. Was nicht an dir liegen muss! Vielleicht brauchen sie es, dass deine Geschwister noch so abhängig sind. Vielleicht bist du einfach vom Charakter nicht so nahe, und sie schaffen es nicht drüberzustehen.

Gibt tausend Gründe, aber das wichtigste: das hast du nicht in der Hand. In der Hand hast du nur dich selbst und deine Einstellung, und willst dich weniger ärgern. Was hilft dir dabei?

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Ja wenn meine Mutter sowas wie du geschrieben hast mal sagen würde, das würde mir echt viel bedeuten. Sie ist überhaupt nicht so der Gefühlsmensch. Mein Vater schon eher, er kommt mich auch viel häufiger besuchen.
Danke für deine Antwort

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So ähnlich ist es bei meinem Mann, ein Bruder mit 40 noch im Kinderzimmer ohne Ausgaben, einer mit sehr geringer Miete in der Einliegerwohnung, mein Mann seit 16 Jahren ausgezogen... besonders der Bruder im Kinderzimmer wird sehr in Watte gepackt. Ich verstehe Deinen Post so, dass Du nicht mit deinen Geschwistern tauschen willst, aber trotzdem gerne mehr „Aufmerksamkeit“ hättest. Die Verwendung von Zeit und Geld zeigt eben auch was über die Prioritäten Deiner Eltern.

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Danke dir, du verstehst es genau richtig

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Also ich verstehe dich. Finde es gerade aus der Sicht einer Mutter furchtbar, wenn man seine Kinder ungleich behandelt und sei es „nur“ aus finanzieller Sicht. Meine Eltern haben das zum Glück nie gemacht. Hat meine Schwester etwas bekommen, habe ich auch etwas bekommen. Da wir gerade beide bauen, haben wir dafür auch jede die gleiche Geldsumme als Unterstützung von unserer Mutter bekommen.
Ich kann mir vorstellen, dass deine Eltern es dir übel nehmen, dass du von zu Hause weg bist und dein eigenes Leben so gut im Griff hast. Deshalb „bevorzugen“ sie geldtechnisch deine Geschwister um dir zu zeigen, wie du auch hättest unterstützt werden können, wenn du geblieben wärst. Wahrscheinlich machen sie das nicht mal böswillig sondern unterbewusst. Wenn es zu sehr an dir nagt, würde ich das Gespräch suchen, ansonsten kannst du sehr stolz auf dich sein, dass du als einziges Erwachsen geworden bist.

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Lieben Dank, ich versuche es :)