Veränderung im Alter

Vielleicht kann mir jemand etwas raten?

Meine Familie lebt neben meinen Schwiegereltern. Durch unsere Übernahme der Firma geht es gar nicht anders. Ich bin vor knapp 20 Jahren hergezogen. Das erste Kind kam vor 12 Jahren. Die Firma haben wir vor 8 Jahren überschrieben bekommen. Das Verhältnis war positiv, offen, herzlich und wertschätzend.

Seit etwa 2 Jahren ändert sich mein Schwiegervater. Das ist ein schleichender Prozess. Vielleicht fing es schon früher an und ich habe es nicht wahrgenommen. Ihn habe ich als herzensguten und wundervollen Menschen kennengelernt. Leider kann ich das nicht mehr so sagen. Tageweise schon. Diese Tage werden weniger. Meine Schwiegermutter läuft nur noch rum wie eine verschüchterte Maus. Mein Mann ist gestresst. Die Mitarbeiter genervt. Einen Mitarbeiter hat er rausgeekelt. Er verteilt Spitzen, den ganzen Tag. Er dreht im Aufenthaltsraum der Belegschaft die Heizung und Heißwasser aus (bei Frost). Der WLAN Router wurde versteckt. Er geht Abends umher und öffnet verschlossene Türen, um am nächsten Morgen jemanden dafür zur Rechenschaft zu ziehen. Geschäftspost verschwindet. Fahrzeuge (der Mitarbeiter) mit Dreck beschmiert. Zu Familienfeiern kommt er entweder viel zu früh und wird wirklich unhöflich, weil dann eben nicht schon alles schick und fertig vorbereitet ist (geladen für 16 Uhr, er kommt um 14:30 Uhr). Beim nächsten mal kommt er dann halt zwei Stunden später und ist ungehalten weil wir nicht gewartet haben. Erreichbar ist er in der Zeit allerdings nicht. Wir haben Hunde. Seit Jahren kümmern wir uns in ihrer Abwesenheit um seinen und meine Schwiegereltern sich um unseren. Wir waren kürzlich für zwei Tage (eine Übernachtung) weg. Er hat seiner Frau gesagt wir hätten unseren Hund mitgenommen. Und sich nicht gekümmert. Der Hund hat das Klo leer gesoffen, den Teppich und das darunter liegende Parkett ruiniert und war total verstört. Ich mag mir gar nicht vorstellen was bei längerer Abwesenheit passiert wäre. Er hat die Verantwortung seiner Frau in die Schuhe geschoben. Sie hätte das doch sonst immer gemacht (was so nicht stimmt).
Dann beschwert er sich über zu viel Arbeit. Bietet (egal wer) Unterstützung an, reagiert er völlig unberechenbar.

Anfangs habe ich gedacht, dass ich irgendwas absolut Falsches gemacht habe. Es hat einige Zeit gedauert, bis ich mitbekommen habe, dass er sein Verhalten allen gegenüber so negativ verändert hat.

Ich bin unfassbar traurig. Dieser Mann war der Vater, den ich in meiner Jugend verloren habe. Er war Vertrauensperson und Vorbild. Ich bin durchaus bereit über einige Schrulligkeiten im Alter hinweg zu sehen. Mittlerweile ist es schwer ertragbar. Gestern hatte er einen richtig guten Tag. Da wird wieder richtig deutlich wie extem die Veränderung ist.

Die Kinder sind auch verunsichert. Die restliche Familie ist ratlos und auch verängstigt. Seine Mutter wurde im Laufe der Jahre so aggressiv, dass sie Menschen körperlich angegriffen hat. Eine Diagnose gab es nie. Meine Schwägerin hat versucht meinen Schwiegervater zum Arzt zu bewegen. Die Reaktion war heftig. Sie ist bedient und hält Abstand. Mein Mann und mein Schwager wollen nicht noch mehr Porzellan zerbrechen.

Wie verhält man sich nun richtig? Momentan gehe ich ihm aus dem Weg. Sich aber im eigenen Betrieb verfolgt zu fühlen kann einfach kein Dauerzustand sein. Immerhin ist wohnen und Garten so gut getrennt, dass man sich gut zurückziehen kann. Ich kann nicht glauben, dass es nur Altersstarrsinn ist. Er hatte eine schwere Erkrankung. Das ist aber schon einige Jahre her. Soweit ich das beurteilen kann ohne Spätfolgen (OP am Herzen ist optimal verlaufen), außer der Einnahme von Blutverdünner. Er wird auch nicht offensichtlich vergesslich oder so.

Nun ist es lang geworden. Es tat schon gut die Spitze des Eisbergs aufzuschreiben. Da wird mir gerade richtig klar, was sich da aufstaut. Meist sieht man ja nur den Moment und weniger die Häufung der Vorfälle.

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Mir kam auch als erstes Demenz in den Sinn.
Vielleicht sperrt er die Türen nicht mit Absicht auf? Vielleicht vergisst er es. Um es zu vertuschen, beschuldigt er Mitarbeiter. Vielleicht hat er den Hund nicht mit Absicht vergessen. Vielleicht hat er wirklich vergessen, dass ihr weg fahrt. Und ist über sich selber so erbost, dass er versucht, es anderen in die Schuhe zu schieben oder er weiß es wirklich nicht mehr.
Auf Arbeit habe ich auch oft Demenzpatienten. Die einen weinen, wenn sie merken was vor sich geht, die anderen werden aggressiv.
Vielleicht kann deine Schwiegermutter mal mit seinem Hausarzt sprechen. Wenn er Herzkrank ist, muss er doch sicher immer mal hin. Vielleicht kann der Hausarzt sich dann ein Bild von ihm machen, wenn man ihn vorher informiert?

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Einfach so beim Lesen gedacht, dass sich so oft eine beginnende Demenzerkrankung äußert.
Ihr müßt zum Arzt oder den Arzt heimholen. Schreibt Beispiele auf, dokumentiert sein Verhalten.
Da die Firma Euch gehört, müßt Ihr Eure MA schützen. Entzieht ihm den Schlüssel oder andere Zugriffsrechte.
Ich weiß, dass klingt hart, aber anders geht es leider nicht.

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Ja, das habe ich gleich gedacht als ich den Text gelesen habe!

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Mein Mann war 18 Jahre älter als ich und ich habe viel mit Älteren, auch in einem Altersheim, zu tun.
Ich traue mir zu sagen, dass das mit "normaler" Altersschrulligkeit nichts mehr zu tun hat. Hier zeichnet sich wirklich eine Krankheit ab und ihr müsst handeln. Es hängt immerhin eine Firma mit Mitarbeitern dran und deren Betriebsklima, von dem armen Hund rede ich nicht mal.
Ich würde eine Familienkonferenz einberufen, dass ihr euch einig seid, verschüchtert das Genick einzuziehen, hilft niemand. Dann soll der Sohn mit dem Hausarzt des Vaters reden, auch auf die Familienvorgeschichte hinweisen und fragen, was man tun kann. Geht er zu irgendwelchen Impfungen oder Routineuntersuchungen? Wahrscheinlich muss er ja regelmäßig zum Quick-Test wegen des Blutverdünners. Dies könnte für den Arzt ein Anlass sein, mehr Untersuchungen zu machen. Bittet ihn darum.
Es kann durchaus sein, dass er mit entsprechenden Medikamenten wieder zugänglicher und ausgeglichener wird, ich bin kein Arzt, sah zu dem Thema aber schon mal was im TV.
Abwarten, bis noch was Schlimmeres passiert, würde ich nicht.
Ist er zugänglich, wenn er einen guten Tag hat? Könnte man dann liebevoll mit ihm reden und ansprechen, dass er sich bitte mal durchchecken lassen soll? Es könnte sich durchaus auch um Nebenwirkungen eines Medikaments handeln. Mein Mann hat auch mal Tabletten überhaupt nicht vertragen und war ein ganz anderer Mensch - bis zum Absetzen. Dann war es vorbei.
LG Moni

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Hallo,

Ich in kein Arzt aber für mich klingt das nach was neurologischem.

Du schreibst ja das er nicht vergesslich ist oder so.

Ich würde auch in der Familie besprechen wie ihr handeln wollt, damit alle einverstanden sind. Einer seiner Kinder sollte dann zu seinem Hausarzt und ihm die Situation erklären. Bei der nächsten Kontrolluntersichung kann er ihn dann vorsichtig nach irgendwelchen Auffälligkeiten befragen.

Eure Situation ist schwierig da ihr keinen Streit auslösen wollt. Aber die Mitarbeiter werden euch sonst alle davon laufen.

Stärke Nerven und viel Erfolg wünsch ich euch.

Stormy

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War er schon mal bem Arzt?

Das erste was mir in den Sinn kam war Demenz.

Ein Arzt sagte mal zu mir: Demenz fängt NICHT mit Vergesslichkeit an! sondern mit der veränderung der Persönlichkeit.

Die Vergesslichkeit kommt dann erst mti der Zeit dazu und wird oft auch verschleiert.

- nicht wahrhaben wollen, dass man etwas vergisst (weil man sich ja auch nicht daran erinnert, etwas getan zu haben und es für eine Unterstellung hält so etwas irrsinniges zu tun)

- seltsame Aktionen, auf die man 'normalerweise' gar nicht erst kommt

- "verstecken" weil man etwas tut, woran man sich nicht erinnert und dann vergisst, wo man es hingelegt hat.
Da man sich aber auch nicht mehr erinnert WARUM man es dort hin getan hat, findet man es auch nicht wieder.



Aber auch
- Mangelerscheinungne / Blutwerte
- Schilddrüse
- Diabetis
- andere Erkrankungen
- Medikamente !!! (wechselwirkungen, Nebenwirkungen !!!!)

können ähnliches auslösen.

Daher sollte er am besten zum Arzt gehen. Was schwierig ist, weil er als Erwachsener mündig ist und je nach Zustand keinen Grund sieht zum Arzt zu gehen.

Daher ggf. selbst mit Ärzten sprechen und fragen, was ihr als Angehörige tun könnt.
Was bei den Symptomen eines möglichen Krankheitsbildes sinnvoll ist, wie ihr ihn zu einem Arztbesuch ermuntern könnt usw.

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Ich bin unfassbar traurig. Dieser Mann war der Vater, den ich in meiner Jugend verloren habe.

Kann ich verstehen und es ist schlimm auch für den Mann selbst!
Aber was glaubst Du wie es dem Menschen geht die auf Arbeit angewiesen sind und nun unters o einem Druck arbeiten weil es sie jeden Tag erwische kann.
Das ist viel Verantwortung,der arme Mensch der rausgeekelt wurde!
Das es das normale Maß überschritten hat,habt ihr nun sicherlich erkannt.
Lasst Euch beraten und handelt!
Seine Frau kann durchaus einiges in die Wege leiten.

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Wenn ich das richtig verstanden habe, ist das Problem, dass er nicht freiwillig zum Arzt gehen wird und dass er eure Firma negativ beeinflusst.

Gegen das erste Problem könnt ihr nichts machen. Euch wird niemand helfen (probiert es beim psychiatrischen Dienst, aber ich mache dir nicht viel Hoffnung).
Ihr könnt in dem Fall nur fliehen und vielleicht seine Frau ermutigen das auch zu tun, wenn sie es nicht mehr aushält.

Was die Firma angeht, weiß ich nicht, inwiefern ein Ortswechsel möglich ist. Ich persönlich würde den anstreben. Vielleicht lassen sich auch Schlösser auswechseln. Kann aber sein, dass er da noch aggressiver wird.

Für mich klingt das auch nach einem neurologischen Problem, gerade, weil es auch gute Zeiten gibt. Das spricht stark dafür.
Vielleicht kann dir der sozialpsychiatrische Dienst Adressen für Angehörigengruppen von Demenzerkrankten oder anderen Degenerativen Erkrankungen nennen.

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Auch wenn seine Mutter keine Diagnose hatte - gibt es jemanden, der das miterlebt hat (ausser dem Schwiegervater selbst) und der berichten kann, wie sich die Symptome entwickelt haben? Gab es irgendwelche motorischen Probleme? Ich denke jetzt z.B. an Huntington. Ohne jetzt den Teufel an die Wand malen zu wollen, wäre es ja gut zu wissen, ob es etwas erbliches ist. Oder eher - erblich scheint es ja zu sein, aber die Frage ist ob es nur mehr Risiko ist, dass dein Mann das auch bekommen könnte, oder ob es so eine konkrete Erbkrankheit ist, wo man 50 % Risiko hat, d.h. wenn man da das Gen hat wird man auf jeden Fall krank.

Kann man mit dem Hausarzt reden? Kann man etwas anderes vorgeben, weshalb er zum Arzt soll, also irgendwie eine allgemeine Untersuchung?

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Hallo!

Die Situation tut mir sehr leid für euch und eure Familie.:-(
Das du dich diesem Thema annimmst indem zu z.B. hier um Hilfe bittest, ist ein toller Schritt von dir.

Hier gibt es ja mehrere Baustellen.

Mit seiner Gesundheit scheint tasächlich etwas im Argen zu liegen. Wesensveränderungen können auf verschiedene Krankheiten (physisch und psychisch) hindeuten. Das muss dringend abgeklärt werden.
Sprecht mit seinem Hausarzt, was ihr tun könntet, um ihn zum Arzt zu bewegen. Vielleicht hat der Hausarzt auch noch andere Ideen und Möglichkeiten.

Dokumentiere die Ereignisse regelmäßig.

Sämtliche Art von Verantwortung würde ich komplett von ihm nehmen.
(z.B. Thema Hund)

Nach allem, was du bzgl. der Firma beschrieben hast, sollte sich dein Schwiegervater ab jetzt dringend der Firma fern halten, denn das geht alles zu Lasten eurer Mitarbeiter.
Niemand hat es verdient, am Arbeitsplatz denunziert oder gar rausgeekelt zu werden.
Haltet einen Familienrat und besprecht, wie ihr ihm das mitteilt und es umsetzt.
So, wie es jetzt ist, ist es unzumutbar für die Belegschaft.

Ich hoffe sehr, dass sich alles zum Guten wendet!#klee
Im besten Fall, kann dein Schwiegervater mit Hilfe von Medikamenten wieder fast der Alte werden.. Ich würde es euch wünschen. LG