Krebs. Wie verhalte ich mich

Hallo, liebe Mitglieder,

Ich bin momentan völlig zwiegespalten und erhoffe mir von euch neue Erkenntnisse. Wahrscheinlich fallen eure Antworten so widersprüchlich aus, wie ich mich fühle. Dennoch werde ich viele Denkanstöße erhalten.
Der Vater meiner inzwischen 15-jährigen Tochter und ich haben uns noch in der Schwangerschaft getrennt. Mittlerweile verbindet uns ein solides freundschaftliches Verhältnis. Er ist seit einigen Jahren verheiratet.
Ich und meine Tochter haben guten Kontakt zu seinen Eltern. Diesen förderte ich immer. Wir treffen uns regelmäßig.
Das Verhältnis meines Ex zu seinen Eltern ist (hmm) schwierig. Sie sind sehr speziell, neigen zu Dominanz. Er ist allerdings völlig behütet und liebevoll groß geworden. Die Frau meines Ex hat bereits vor Jahren veranlasst, dass er den Kontakt zu seinen Eltern abbricht, sie würden sich einmischen etc. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Seine Eltern sind darüber sehr bestürzt und leiden. Versuche, den Kontakt wiederherzustellen, scheiterten.
Mein Ex hat vor wenigen Wochen die Diagnose Krebs gestellt bekommen. Leider ist die Prognose ungünstig, er wird nicht operiert, bekommt "nur" eine Chemotherapie. Meine Tochter und mich belastet dies sehr. Wir schreiben oft mit ihm, wünschen ihm Glück etc. (Bevor es zu Misinterpretationen kommt: ich bin selbst glücklich verheiratet. Auch meinen Mann belastet die Krankheit meines Ex sehr).
Jetzt mein Dilemma: seine Eltern haben keine Ahnung, wie schlecht es um ihren Sohn steht, sie wissen nicht einmal von dessen Erkrankung.
Meine Frage: wie verhalte ich mich, wenn sie mich anrufen? In zwei Wochen sind wir auch bei ihnen eingeladen. Sie werden sicher nach ihrem Sohn fragen. Mein Gefühl sagt: stell dich blöd. Sag, du hast länger nichts gehört. Es ist nicht deine "Baustelle".
Mein Herz (oder wahrscheinlich meine Emotionen als Mutter) sagen: erzähle es ihnen. So bekommen sie die Möglichkeit, ihm beizustehen.
Während ich dies schreibe, verfestigt sich das erste Gefühl und ich denke, die meisten werden mir dazu raten. Mein Ex tickt allerdings anders. Er lässt sich leicht von einer Partnerin beeinflussen, ich denke, der Kontaktabbruch war eher ihr Wunsch.
Bitte helft mir weiter. So tun, als wäre alles ok? Ich danke euch für Meinungen.
Grüße von
Dunkle Wolken

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Hallo.
Erstmal mein Beileid zur Diagnose deines Ex. Ist sicher auch sehr schwer für eure Tochter.

Ich würde deinen Ex einfach fragen. Er weiß doch sicher, dass du Kontakt zu seinen Eltern hast? Ich würde ihn ganz offen fragen, was du ihnen sagen sollst, falls die Sprache auf ihn fällt. Es ist seine Entscheidung und so sehr ich dich verstehen kann, dass du ihnen das gern mitteilen willst, würde ich mich da an das halten, was dein Ex möchte. Wenn er nicht möchte, dass sie es erfahren, würde ich höchstens nochmal versuchen ihm ins Gewissen zu reden. Ansonsten würde ich seine Entscheidung akzeptieren.

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Ich würde es ihnen sagen.

Allerdings würde ich parallel auch meinem Ex sagen, dass er sich schleunigst melden sollte.

Alles Gute!

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Leider weiß ich auch nicht, was richtig ist. Wünschenswert wäre, wenn sie wieder zueinander finden oder es zumindest eine Aussprache gibt.

Ich würde es ihnen sagen. Vielleicht kannst du mit ihnen im Nachgang auch helfen, den Kontakt wieder aufzunehmen und daraufhin wirken, dass ihre Übergriffe sich in Grenzen halten.

Ihn würde ich informieren, dass du es erzählen wirst. Erkläre es ihm so wie hier: du weißt auch nicht, was richtig ist und möchtest dich nicht einmischen, aber dein Gefühl als Mutter sagt dir etwas anderes und das kannst du einfach nicht ignorieren.

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Weiß er, dass du Kontakt mit seinen Eltern hast?

Wenn ja, frag ihn, was er sich wünscht.

Den Eltern gegenüber: seinen Wunsch wahren.
Ist es für ihn in Ordnung, dass du etwas erwähnst oder wäre ok, wenn du dich verplapperst: dann ok.

Möchte er, dass seine Eltern auf gar keinen Fall etwas erfahren, dann würde ich noch vorsichtiger sein.
Allerdings auch mit ihm besprechen, wie es für eure Tochter ist, damit sie nicht unter den Druck gerät ausgefragt zu werden.

Generell würde ich mich da auch raushalten und den Eltern sagen, dass das ihre Baustelle ist und nicht deine.
Es ist schade, dass sie keinen Kontakt haben, aber es NICHT deine Aufgabe (und erst recht nicht die Aufgabe eurer Tochter) Informationen weiter zu geben.

Wenn mich jemand nach meinen Geschwistern fragt, sage ich klipp und klar, dass sie selbst ein Telefon haben. Wenn diese dann auflegen, geht mich das nichts an. Ich bin für meine Kontakte verantwortlich, sie für ihre.

Muttergefühle sind das eine,
die Wahrung der Wünsche der betroffenen Person aber auch. Er ist erwachsen, die Eltern sind erwachsen. Also klären sie es selbst oder eben nicht. Du bist kein Informant. Wenn du Pech hast, lehnen dich am Ende beide ab oder sind wütend auf dich.
Er, weil du was verraten hast; seine Eltern, weil sie mit der Diagnose nicht umgehen können oder dich mit Fragen löchern, die du nicht beantworten kannst; oder weil sie über den Kontaktabbruch wütend sind, nicht bei ihm sein können und du/eure Tochter greifbar seid.


Mit ihm sprechen würde ich aber schon.
Einfach damit er weiß, dass die Frage im Raum steht,
damit er als Betroffener seinen Wunsch äußern kann
und vor allem, dass ihr als gemeinsame Eltern für eure Tochter einen Weg finden könnt.

Die Diagnose ist schon schwer genug für sie.
Wenn sie dann noch in den Kontaktabbruch und leidende Gefühle der Großeltern und als Ausfragebotin gelöchert wird, braucht ihr als Eltern eurer Tochter eine klare Linie um ihr beizustehen.

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Sprich mit ihm nochmal darüber so wie du hier deinen Zwiespalt beschrieben hast.
Stell ihm die Gegenfrage wie er empfinden würde, wenn seine Eltern schwer krank wären und du wüsstest es und würdest es ihm nicht sagen. Er würde es doch auch wissen wollen, oder.
Vielleicht lenkt er ein und sucht doch das Gespräch mit ihnen.

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Auf jeden Fall sagen. Du wirst dir das nie verzeihen, auch wenn du nichts damit zu tun hast. Es wird ewig an dir nagen. Und ich bin mir ziemlich sicher dass dein ex nicht böse wäre, vielleicht traut er sich nicht den Kontakt wieder aufleben zu lassen.

Ich wünsche euch alles gute.

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Die Frau meines Ex hat bereits vor Jahren veranlasst, dass er den Kontakt zu seinen Eltern abbricht, sie würden sich einmischen etc.

Nun ist in der Familie das eingetreten, was keiner überlegt, der hier immer sofort nach Kontaktabbruch schreit. Jaja die Älteren mögen manchmal "dominant" sein - und nun stirbt der Sohn vielleicht, ohne dass ihn seine Eltern nochmal sahen, nur weil es Prinzessin Schwiegertochter so wollte. Himmel nochmal, da geht es ja auch um eine Mutter und ihr Kind - was doch besonders urbiatechnisch das Allerhöchste und Wichtigste ist ?!?! Gilt das nur für junge Mütter?
Ganz egal, was alle hier schreiben, ja ich würde es der Mutter bei einem persönlichen Treffen
sagen, nicht am Telefon bitte! Unter 4 Augen - von Mutter zu Mutter. Du würdest es Dir evtl. nicht verzeihen, wenn es so käme wie ich schrieb. Wäre anders, wenn ihr alle zerstritten wäret, aber offenbar sind die Eltern nicht so garstig, sonst hättest Du ja auch keinen Kontakt mehr.
Ich bin leider in der gleichen Situation. Dank meiner Schwiegertochter habe ich meinen Sohn seit bald 5 Jahren nicht mehr gesehen, weiß nicht, wie es ihm geht . Ich wäre der Person sehr dankbar, die mich informiert, wenn er schwer krank wäre. Er ist verdammt nochmal auch mein Kind - und nicht nur der Mann dieser Frau.
Bitte entschuldige, aber ich bin gerade sehr emotional, wenn ich überlege, wie herzlos und gemein diese Eltern behandelt werden, mir laufen gerade die Tränen runter. Verschweig es nicht, bitte.
LG Moni

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Ich habe das gerade erst bewusst gelesen:

"Er ist allerdings völlig behütet und liebevoll groß geworden."

DAS sollte den Ausschlag geben und nicht das herzlose Kontaktverbot der Schwiegertochter.
Furchtbar #heul

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Genau so (!) sehe ich das auch. Dem ist nichts hinzuzufügen. Es geht ja hier nicht um einen Schnupfen, sondern um etwas endgültiges.

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dem Ex sagen, dass Du Dich nicht verstellen kannst, wenn es zu einem Treffen kommt
.... und das Du der Meinung bist, dass die Eltern es ruhig wissen sollten, müssten sogar...
warte doch seine Reaktion auf diese Aussage ab? vermutlich würde ich klar aussprechen was Sache ist: -- er wird u.U. bald sterben, - und die Eltern haben durchaus das Recht, sowas rechtzeitig zu erfahren.

Ich bin heute noch traurig über die falsche "Diplomatie" der Ärzte, die nur rumgedruckst und nicht eindeutig die Wahrheit gesagt haben in der Nacht bevor mein Vater im KH starb. --- die Ärte wussten, dass es nur noch Stunden geht -- wir hatten dies an dem Abend so nicht wahrgenommen .........
keiner der Ärzte oder Schwestern hat sich das getraut und wir sind spät Abends auf ein paar Stunden Schlaf nach Hause gefahren, nur um am nächsten Morgen um 5h per Telefon mit der schlimmen Nachricht aufgeweckt zu werden... Er starb alleine.
--- ich glaube, meine Mama und auch wir hätten uns gewünscht, man hätte da vorher deutlicher das unaussprechliche gesagt und usn geraten, in dieser Nacht nicht heim zu fahren ... ---- heute, --- 16 Jahre später, macht mir der Ablauf dieser Nacht noch zu schaffen....

man stelle sich das nun andersrum vor: --- ihr wisst vom Krebs des Sohnes, - die Eltern nicht... -- er stirbt.... -- was meinst Du, in welches Loch die Eltern da nachträglich fallen werden... -- alleine deshalb würde ich darauf einwirken, dass er es ihnen sagt... bzw. würde selbst, wenn ich darauf angesprochen würde, nicht lügen.

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Das bringt dich und deine Tochter in eine ganz blöde Rolle. Stell dir vor, seine Eltern fragen beim Kaffee nach ihrem Sohn – und deine Tochter fängt an zu weinen, weil sie die Krankheit ihres Vaters so mitnimmt.
Ich würde auch bei deinem Ex anrufen, ihm sagen, dass ihr seine Eltern bald sehst und sie nicht anlügen könnt. Vielleicht spiegelt er auch mal, wie es ihm ginge, wenn er keinen Kontakt mehr mit seiner Tochter hätte und niemand ihn informieren würde, dass es ihr schlecht geht.
Ich könnte nie im Leben so gut schauspielern und jemandem bei so einer Geschichte wissentlich ins Gesicht lügen.