Eltern sind Zeugen Jehovas

Guten Morgen,

meine Eltern sind seit meinem 7. Lebensjahr Zeugen Jehovas. Und das auch sehr überzeugt. Ich habe einen großen Bruder (4 Jahre älter), der damit in Ruhe gelassen wurde. Ich hingegen wurde regelrecht gezwungen diese Lehre anzunehmen und zu praktizieren. Allerdings habe ich relativ früh für mich (heimlich) festgestellt, dass bei diesen Leuten und dieser Lehre irgendwas nicht stimmt. Ich konnte das Ganze für mich nie annehmen, habe aber immer bis ich 17 Jahre alt war gute Miene zum bösen Spiel gemacht. Ich habe ein Doppelleben geführt. Zuhause war ich die gehorsame Tochter und "draußen" war ich das normale Mädchen. Es war die Hölle. Und ist es immer noch. Meine Eltern sind nach wie vor dabei. Ich bin mittlerweile verheiratet und habe 2 KInder. Meinen Eltern habe ich verboten meine Kinder damit zu infizieren. Sie halten sich daran. Ich selbst wurde nie getauft, deshalb dürfen sie weiterhin Kontakt zu mir haben.

Habt ihr Erfahrungen in der Familie oder Freundeskreis?

Je älter ich werde, desto mehr leide ich darunter. Eine normale Kindheit hatte ich nicht. Meine Eltern schweigen das Thema tot. Sie sind einfach gefangen :-(

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Die Zeugen Jehovas sind eine Sekte. Es gibt Bücher von Menschen wie du, die den Absprung geschafft haben. Ob es auch eine Selbsthilfegruppe gibt, weiß ich nicht. Aber ich könnte mir vorstellen, dass es dir hilft, mit Leidensgenossen Kontakt zu haben.

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Schau mal bei "Netzwerk Sektenausstieg".

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Hey du.

Hier ich habe sehr viel Erfahrung damit. Wurde hineingeboren. Bin mit 18 weg.
Mein Vater, meine Stiefmutter und meine Schwester sind dabei. Sowie einige andere Verwandte.
Darfst mich auch gern anschreiben.

Ich wurde damals getauft. Da kannst du dor ja vorstellen, wie es ist.
Hab aber mittlerweile gute Gruppen und Seiten mit gleichgesinnten gefunden.

Lg

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In meiner Klasse damals war auch eine Zeuge Jehovas, den ich vor kurzem mal wieder getroffen habe und inzwischen auch ausgestiegen ist.

Er hatte für sich zusammengefasst, dass er nicht will, dass sein Kind einfach nur Bibelverse auswendig lernt und keine Geburtstage oder Weihnachten miterleben und feiern darf. Für ihn entstand dann schließlich das Gefühl, dass jeder Tag einfach gleich verliefe und immer zu Gott gebeten werden muss. Die Freizeit einfach komplett von Predigtdienst und Bibellesen geprägt ist.

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Genauso ist es.
Für mich sind sie richtig gefährlich. Ich sehe es als Körperverletzung.
Weil einen immer wieder die Angst vor der Endzeit gemacht wird. Vor dem Teufel und vor allem auch vor Gott.
Ständig muss man nur Regeln einhalten. Sonst kommt man in Harmagedon um

Ich finde es so traurig, für alle Kinder, die darin aufwachsen.

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Hi,
Mir geht es genauso.
Meine Eltern sind bereits vor meiner Geburt bei den Zeugen gewesen und ich habe ab 13 auch ein doppelleben geführt, bzw mich dann auch geweigert mit zu den Zusammenkünften zu gehen. Mit 18 bin ich sofort ausgezogen.
Meine Eltern und sämtliche Geschwister sind noch dabei, ich habe aber noch Kontakt zu ihnen, da ich zum Glück auch nie getauft war.
Seit 14 Jahren bin ich selbst Mutter und ich denke, da ist es normal, dass man sich dann auch nochmal stark mit seiner eigenen Kindheit beschäftigt, da man auch vieles anders machen will.
So bin ich heutzutage noch immer mit mir selbst am hadern, bei Weihnachten und Geburtstagen, einfach weil man sowas nie kennen gelernt hat.
Du kannst mich gerne anschreiben.
Lg
Puschelsmum

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darf ich euch mal was fragen:

bei uns im nachbarhaus wohnen zeugen jehovas, mit 3 kindern.
nach aussen hin wirken sie komplett weltlich, so we du und ich.
ihre eltern sind allerdings mega aktiv in ihrer gemeinde und auch irgendwelche hohen tiere bei den zeugen jehovas.

ich hadere sehr damit und denke, dass das keine normale kindheit sein kann.
allerdings kenne ich mich auch nicht wirklich gut aus, ich weiss nur von dieser geburtstags/weihnahten-thematik.

könntet ihr mal kurz zusammengefasst berichten, wie eine "für euch unschöne" kindheit aussah, was dort anders ist/war, als bei aneren kindern?

danke #winke

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Also meine Kindheit "endete" mit 7 Jahren. Meine Mutter stand damals vor mir und eröffnete mir, dass wir jetzt Zeugen sind. Ich kann mich ehrlich gesagt nicht wirklich erinnern, dass es mir verständlich erklärt wurde.

Ich habe ab dem Zeitpnkt funktioniert. D.h. ich habe das gleiche gelesen, wie meine Eltern (Literatur). Es gab damals eine Kinderbibel mit schönen Bildern. Was dort stand hab ich nie verstanden. Irgendwann hab ich einfach so geredet, wie die anderen. Furchtbar.

Ansonsten gab's keine Geburtstage, Weihnachten, Ostern (auch keine Feiern dbzgl.), Klassenfahrten, "weltliche" Freunde. Bestimmte Musik war verboten. Ich musste von Tür zu Tür gehen. Gott war das schlimm.

Man wird immer beobachtet. Bist du nicht in der Spur, wirst du beiseite genommen und Tacheles gesprochen.

Also ich kann dort absolut kein schönes Leben feststellen. Ist man dort Mitglied, gibt man die Kontrolle in deren Hände. Kritische Fragen dürfen nicht gestellt werden. Und Stoff für kritische Fragen ist reichlich vorhanden.

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Weshalb kleine klassenfahrten?

Freunde , die keine jehovas sind, darf man nicht haben?
Oder findet man die erst gar nicht, weil man nicht am weltlichen leben teilnimmt?

Und mit Bibellesen und co begegnet einem als kind im Alltag schon tagtäglich dieser jehovakram?
Oder ist eine normale Kindheit mit Zeichentrickfilmen, bibi blocksberg hörspielen, lego und conny-büchern auch innerhalb der jehovas denkbar?

danke, dass du mir einblick gibst.
ich sehe die jehovakinder hier nebenan so oft und habe kaum eine vorstellung, wie sie wirklich leben...

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Hallo meine Liebe,

ich war lange bei den ZJ dabei. Ich wurde "in die Wahrheit" reingeboren, wie es so schön heißt und habe dort meine übliche "Karriere" hingelegt, bis hin zum Pionier.

Mit ca. 20 bin ich dann ausgestiegen und habe die Gemeinschaft verlassen. Da ich bereits getauft war, natürlich mit kompletten Kontaktabbruch von allen.

Mir kommt alles sehr bekannt vor, vom Doppelleben, zu Unstimmigkeiten, vom subtilen und offenem Druck etc.

Wenn du dich austauschen magst, kannst du mir auch gerne eine PN schreiben.
Ich habe fast 10 Jahre gebraucht, um mich da loszukoppeln. Daran zu knabbern (keine Kindheit gehabt etc.) habe ich aber in manchen Situationen aber heute noch...

Liebe Grüße #blume

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Was hat es mit dem Taufen auf sich?

Können getaufte Zeugen schwieriger aussteigen???

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Das ist tatsächlich so. Wenn man getauft ist, und nicht mehr dabei sein will, wird man " ausgeschlossen " aus der Gemeinschaft.
Das heisst, dass ab da an jeglicher kontakt von den Zeugen zu dir untersagt ist, es wird nicht mal mehr gegrüßt.
Bei ungetauften dagegen wird es nicht so streng gesehen, da diese sich ja noch nicht als zeugen anerkannt haben lassen.

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Noch viel schlimmer finde ich die pfingstler. Und die Kinder tun mir einfach leid.

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Ohja, die sind auch ganz furchtbar. Meine Mutter war einige Jahre in dieser Gemeinde, war für mich eine ganz klassische Sekte. Ich war einige Male dabei - meiner Mutter zuliebe- und als sie anfingen in Zungen zu reden, musste ich mich ziemlich zusammen reißen. War dann auch das letzte Mal dass ich dort war, ich glaube da war ich 14.

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Was findest du an den Pfingstlern denn so schlimm?

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Der Cousin meines Mannes und seine Familie sind bei den Zeugen Jehovas. Wir haben ein ganz normales Verhältnis zu denen, nur das es halt keine Geschenke untereinander gibt. Wir halten uns da allerdings nicht immer drann und die Tochter bekommt was von uns, das wird zwar nicht gerne gesehen aber geduldet.

Die Tochter hat einige Einschränkungen durch die Sekte, z.B. müsste sie nach der 8. Klasse mit der Schule aufhören und eine Ausbildung machen ( sie leben in Ungarn da ist 8. Klasse wie hier Hauptschulabschluss). Sie war immer Klassenbeste und wollte eigentlich später studieren, das haben die Eltern verboten, sie haben sich jetzt darauf geeinigt das sie mit 18 von zu Hause weggeht, den Schulabschluss nachmachen und dann studiert wenn sie es dann immer noch möchte.

Freunde darf sie auch ausserhalb der Sekte haben, nur keine mit nach Hause bringen und nie zu Geburtstagsfeiern gehen. Klassenfahrten haben die Eltern nicht gerne gesehen, sie durfte aber mit.

Wenn sie mit der kirchlichen Lektüre durch war durfte sie lesen was sie wollte, zu den wöchentlichen Treffen muss sie mit, da gibt es keine Ausnahmen.

Sie hat zwar eine Kindheit mit sehr vielen Beschränkungen aber trotzdem auch eine schöne Kindheit. Ich denke sie hat Glück das ihre Eltern nicht alle Regeln extrem streng auslegen und sie dadurch eine fast normale Kindheit hatte.

LG
Visilo

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Hallo.

Eigentlich wollte ich nicht antworten. Es wird ja eh auf Angriffe hinauslaufen, aber ich kanns auch nicht sein lassen.

Ich bin katholisch erzogen worden und musste alles mitmachen, bis kurz nach meiner Kommunion. Mir wurde beigebracht, dass es den lieben Gott gibt, das hielt dem Mittelstufenunterricht damals aber nicht stand. Ich habe immer gehofft, es gäbe etwas nach dem Tod, es aber nicht geglaubt. In manchen Phasen habe ich halbherzig nach Antworten gesucht.

Irgendwann habe ich ein sog. Bibelstudium mit ZJ gemacht und das führte tatsächlich auch zur Taufe. Heute bin ich sachlich absolut überzeugt, allerdings fällt mir der emotionale Glaube manchmal noch schwer, obwohl ich seit Jahren dabei bin.

Bei meiner Taufe war ich bereits verheiratet und Mutter. Mein Mann ist gefestigter Atheist. Die Kinder lernen alles kennen. Natürlich wäre mir lieber, wir würden alle an einem Strang ziehen, aber das kann man nunmal nicht erzwingen. Und das ist meiner Ansicht nach der Kern des Ganzen:

Ich habe in der Versammlung auch schon einiges gesehen und erlebt. Kinder, die nur scheinbar mitgemacht habe und später gegangen sind. Menschen, die gegangen sind und nicht wiederkamen, die, die wiederkamen, glückliche und unglückliche Zeugen. Es gibt Familien, Einzelne mit Familien in der Welt, es gibt alle erdenklichen Konstellationen. Es ist, wie in jedem Verein, wie überall mit Menschen. Es gibt leider immer die, die es zu verbissen oder fanatisch sehen. Aber man kann niemandem zwingen. Echter Glaube muss jeder selbst für sich erkennen oder erarbeiten. Es ist sinnlos Jemanden zu drängen oder zu überreden.

Natürlich wünsche ich mir, dass meine Kinder irgendwann ZJ sein wollen, aber ich habe zB Angst davor, dass sie das zu früh wollen würden. Die Regeln und die Konsequenzen, bzw wie schwer das Einhalten der Regeln in bestimmten Lebenslagen sein könnte, kann ein Teenager kaum überblicken.

Meine Kinder dürfen von ihrem Vater aus natürlich alle Feiern begehen, das nehme ich so hin. Allerdings sehe ich in ausgewogenen Familien und Versammlungen auch nicht das Problem, wenn darauf verzichtet wird. Es wird soviel gefeiert, es wird beschenkt, es werden halt andere Anlässe gewählt. Das tut keinem weh.

Eine Zeitlang sind unserer Kinder auch nicht auf Geburtstage gegangen, das war kein Problem. Die Einladenden waren sehr verständnisvoll und haben meine Kinder nicht ausgegrenzt. Aktuell wollen sie wieder alles mitnehmen, dann ist das so. Sie müssen ihre Entscheidung ganz alleine treffen.

Übrigens fand ich als katholisches Kind und auch lange vor meinem Wechsel zu den ZJ Geburtstage und Weihnachten schon immer recht blöd. Ich mag absolut keine Weihnachtsbäume, die jedes Jahr teurer werden. Aber das ist Geschmackssache, obwohl das früher zu Hause immer zelebriert wurde.

LG

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Ich wünsche deinen Kindern, dass sie niemals den Weg zu den Zeugen finden. Tut mir leid das zu sagen.

Befasst dein Mann sich auch mit den Lehren der Zeugen? Ich schätze mal nicht, sonst würde er dies nicht akzeptieren.

Ich weiß ja, dass ihr keine Dinge aus der Welt lesen dürft, was die Zeugen betrifft. Aber google doch mal "Zeugen Jehovas Kindermisshandlung". Glaub mir, dir würde schlecht werden....

Ihr lasst ja sogar eure Kinder sterben, sollten diese eine Bluttransfusion benötigen, die ihr verweigert. Und tröstet euch mit "Gott den Vorrang geben"!!!!! Und argumentiere jetzt nicht mit Blutersatz etc. und dass das alles ganz easy ist.

Was machst du eigentlich dann in solch einer Situation? Dein Mann sagt selbstverständlich, dass eure Kinder eine Bluttransfusion bekommen und du sagst einfach nein???

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Guten Morgen.

Natürlich sind meinem Mann grobe Grubdlehren bekannt. Ich verschweige sie ihm nicht. Da er auch einige Familien kennt, bekommt er genug mit, erzählen würde ich ihm auch, aber er hat kein Interesse.

Natürlich haben wir auch aufgrund zweier Behandlungen von mir medizinische Details besprochen. Er stimmt mir weitestgehend zu, soweit als möglich auf Blut zu verzichten, weil es einfach besser ist, würde sich aber natürlich im Zweifel für eine Transfusion entscheiden. Allerdings empfehle ich dir, dich zur Rechtslage zu belesen, dann bräuchtest du nicht sinnfrei zu kritisieren, da die Lage doch eh eindeutig ist. Aber diese Standardargumente kennt man ja hinreichend.

LG

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