Was ist hier los?! Komische Wahrnehmung?

Hallo,

mein Mann hat seit kurzem seinen ersten Job nach dem Studium. Währenddessen war vieles schwierig für uns beide.

Generell: Er hat immer viel im Haushalt gemacht und ich muss zugeben, dass ich jahrelang zu wenig gemacht habe und er mir viel hinterher geräumt hat, ich hatte schon immer Probleme, Ordnung zu halten. Das war nicht richtig von mir. Ich habe es endlich mal richtig wahrgenommen und bin seit Wochen sehr bemüht. Heute gab's Ärger, es wäre hier so unordentlich. Von uns beiden lag viel rum. Ich weiß einfach nicht, was er momentan hat... er sagte er hätte nicht mal 10 Minuten am Tag für sich. Ich verstehe es nicht. Er arbeitet von 08:30 - 16 Uhr. Die Arbeit ist 10 Minuten zu Fuß entfernt. Er geht 2 - 3 Mal die Woche Fußball spielen.
Wir haben eine 15 Monate alte Tochter, bis Januar bin ich noch in Elternzeit und fange dann Teilzeit einen neuen Job an. Ich bin komplett alleine für ihren Schlaf verantwortlich, sie wacht noch immer 8 Mal oder häufiger nachts auf. Sie lässt sich nur von mir schlafen legen. Müde bin ich - ein Glück - trotzdem nicht. Da hat er meine Meinung nach auch Zeit für sich, wenn ich abends mit ihr im Schlafzimmer bin. Er meinte, er würde dann ja auf mich warten, das wäre nicht wirklich Zeit für ihn? 🤔

Heute wollte er mit mir eine Serie weiter gucken, als er von der Arbeit kam und unsere Kleine schlief und er meinte gestern, er würde die nächsten Tage das Kochen übernehmen wollen. Ich koche generell sehr ungerne, momentan mehr als er. Ich meinte dann zu ihm, dass ich doch kochen kann, wenn er meint, dass er keine 10 Minuten am Tag für sich hat oder dass er ja heute auch was für sich hätte machen können, statt 45 Minuten mit mir Serie zu gucken. Ich verstehe es momentan echt alles nicht. Wir haben so eine süße Maus, die momentan total entspannt ist und irgendwie kann ich es ihm gerade anscheinend nicht recht machen?! Er wurde übrigens wütend, als ich ihm oben erwähntes sagte (ich kann kochen, keine Serie) und wir wurden beide laut, was schon ewig nicht mehr vorgekommen ist.
Ihr kennt uns nicht und das ist nur ein Ausschnitt, aber habt ihr irgendwelche Ideen dazu?!

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Mein Mann hatte das Gejammer vor einem halben Jahr auch. Und ich schreibe bewusst Gejammer. Denn er hatte viel mehr Freizeit, als ich.
Er arbeitet von 7 bis 16 Uhr, freitags nur bis 13 Uhr. Nachts muss er sich nicht um unsere Söhne kümmern (die liegen nur 14 Monate auseinander, aktuell ein Jahr und zwei jahre alt), da er wegen seiner Epilepsie nachts nicht zu wecken ist.
Er kam mach Hause und saß schon am pc. Hat kaum was im Haushalt gemacht. Am Wochenende war er mal im Schützenverein, mal bei geburtstagsfeiern, mal hier, mal da.
Und dann wurde gejammert, er hätte ja kaum Zeit für sein Hobby, dem zocken.
Mir ist dann irgendwann die hutschnurr geplatzt. Ich war nicht laut, aber ich habe ihn zusammen gefaltet, denn ich stehe nachts ständig auf, bin von morgens bis abends am routieren, kann gar nichts unternehmen und meine Hobbys lagen zu diesem Zeitpunkt schon seit Geburt des ersten brach.
Ab da habe ich ihn eingespannt, sobald er nach Hause kam, ging es nicht mehr an den pc, sondern an den Esstisch, Abendbrot mit den Kindern managen, danach Kinder ins Bett bringen, mit mir die Wäsche machen oder die Küche aufräumen.
Das Gejammer hörte schlagartig auf. Und ich konnte endlich auch mal wieder was für mich tun, weil ich nicht vom aufstehen bis zum zu Bett gehen nur am schaffen bin.
Mittlerweile war ich auch mal drei samstags tagsüber weg und er hatte das volle Programm. An solchen Tagen ist er dann besonders dankbar, wenn ich wieder da bin, denn Haushalt uns Kinder zeitgleich bekommt er noch nicht unter einen Hut.

Du wirst selbst wissen, ob er zurecht klagt oder nicht. Wenn nicht, dann zeig ihm, was es bedeutet, wenig bis gar keine Freizeit zu haben, damit er versteht, dass er viel Freiraum hat.
Mein Mann wirkt deutlich ausgeglichener und entspannter, er kann die Zeit die er für sich hat, nun wesentlich besser genießen. Und es ist etwas fairer zwischen uns aufgeteilt, nachdem ich auf den Putz gehauen hab.

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Vielen Dank für deine Antwort. Wie gut, dass du das mit deinem Mann so klären konntest!

Ich habe jetzt seit ca. 2 Monaten mit einem Sport begonnen, der theoretisch 2 - 3 Mal die Woche stattfindet. Das eine Mal wöchentlich kann ich meistens hin, aber immer auf Abruf, falls ich unsere Tochter hinlegen muss, tut aber gut, wenigstens hin zu können. Das eine Mal wöchentlich kommt es aufgrund zu wenig Teilnehmer bisher nie Zustande und das andere Mal hat er Training und da ist es irgendwie auch selbst verständlich für ihn, dass er dann zum Fußball geht und ich halt nicht gehen kann. Meistens kann meine Mama unsere Kleine an dem Tag nehmen, sie ist gerade aber nicht da, daher hatten wir jetzt darüber gesprochen. Ich glaube, ich finde gerade auch diese Selbstverständlichkeit daneben. Jedes Wochenende ein Fußballspiel, mehrere Stunden weg sein und es ist selbstverständlich, dass ich unsere Tochter dann nehme, in quasi einem Atemzug mit “Ich habe nicht mal 10 Minuten für mich“ 🤔 vor allem - mit der Argumentation - habe ich auch nie 10 Minuten für mich. Wir müssen wohl dringend nochmal reden, gerade ist nur auch alles falsch was ich sage, aber so ist es gerade nicht schön.

Hoffe bei euch läuft es immer so weiter, aber klingt ja schon so 😄😊

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Gerade dieses unausgesprochene würde ich mal zu Tage bringen, es ist eben nicht selbstverständlich, dass er z.b. jedes we zu einem Spiel kann. Er ist hat Er er hat Pflichten und in einer Familie sollte immer fair abgesprochen werden, wer wann was macht. Falls er doch sperrt oder meckert, würde ich an deiner Stelle die harte Tour fahren. Bei meinem Mann konnte ich auch mehrfach reden reden reden, geholfen hat nur die Umsetzung.
Ich kenne auch den Extremfall, da hat eine Mama ihren Mann mit Kind einfach mal ein paar Tage alleine gelassen, danach war er wie ausgewechselt und sie konnte endlich mit ihm reden, weil er zugehört hat.

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Zusatz: Generell wollen immer viele Leute was von ihm (meist Familie) und er kann oder will nicht nein sagen. Habe leider das Gefühl, das gerade alles abzukriegen. Kann ich doch auch nichts dafür, wenn er anderen keine Grenzen setzt?! Und ich bin familiär hier auch immer wieder gefordert, nicht nur er. Aber das sieht er momentan irgendwie alles nicht...

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Ihr scheint ja grundsätzlich gut eingespielt zu sein.
Meiner ist hier auch mehr der Hausmann und ich die unordentliche ;-)

Ich vermute er frisst was ins sich rein.
Rede in Ruhe mit ihm .
Schildere deine Wahrnehmung und dass du dir Sorgen machst und die wünschen würdest, er redet mehr mit dir

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Hey, danke für deine Antwort. Ja, das kann schon stimmen, er widerspricht sich gerade auch viel selbst, kenne ich von ihm sonst nicht. Er weiß vielleicht auch selbst gerade nicht genau, was los ist. Ich schau mal, wann man mit ihm reden kann, nicht einfach gerade

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Puh, ich denke, er wird an der Umstellung Student ohne Kind zu Vater mit Kind knapsen. Sein Tag ist jetzt durchgetaktet, es gibt wenig Gelegenheit, die Seele baumeln zu lassen und im Grunde genommen ist er rund um die Uhr fremdbestimmt. Er muss sich an die Anforderungen, Bedürfnisse und Wünsche des Arbeitgebers, von dir und seiner Tochter anpassen.

Letzteres ist AUCH eine Wahrnehmungssache. Es gibt Menschen (ich gehöre dazu), die können sich wahnsinnig schlecht abgrenzen und regenerieren eigentlich nur, wenn sie verlässliche, planbare Zeiträume haben, wo sie wissen, dass sie alleine sind und tun und lassen können, was sie wollen). Unten zu sitzen, mit meinen Mann eine Serie gucken zu wollen und nicht zu wissen, wann er runterkommt, wäre für mich vor einigen Jahren auch noch keine Erholung, sondern verlorene Wartezeit gewesen und ich hätte mich schwarz geärgert, dass meine Bedürfnisse (ich will eine Serie mit dem Partner gucken) schon wieder hinten an stehen bzw. ich warten muss, dass es los gehen kann.
Das soll keine Entschuldigung, sondern eine Erklärung sein. Es gibt halt Menschen, insbesondere die, die die Bedürfnisse anderer überdurchschnittlich gut wahrnehmen und sie, warum auch immer, in vorauseilendem Gehorsam erfüllen und sich oft hinten an Stellen und solche Menschen brauchen eben die Abwesenheit anderer Menschen mehr und öfter als robustere Naturelle).

Frag mal deinen Mann, ob das bei ihm so ist.

Mir helfen im Familienalltag folgende Strategien:
Ich baue mir Inseln ein (10 Minuten hier und da), die Füße Termine dafür sind, wo ich was für mich tue und mich rausziehe (Musik hören, Kaffee trinken, meditieren).

Ich sehe mittlerweile zu, dass ich Zeiträume habe, wo ich auch mal allein zu Hause bin (geht, weil Kind älter, hat Playdates, Mann arbeitet abends und ich nur bis 14Uhr) und mache dann manchmal NICHTS. (Sehr schwer, weil ich auch sehr ordentlich bin und mich Unordnung stresst)

Ich muss mich manchmal ganz bewusst abgrenzen und sagen: Du, Hase, ich lese heute Abend und gucke nicht mit dir fern. (Für mich anfangs ein gewaltiger Akt, weil Hase ja enttäuscht sein könnte).

Ich sehe aber absolut auch deinen Mann in der Pflicht, sich auf die Reihe zu kriegen. Dazu sollte er schleunigst herausfinden, was er hat.

Ist er so wie ich, hilfst du ihn am besten, wenn du ihn verlässliche Zeiträume einräumst, die er ganz für sich hat (muss ja keine Einbahnstraße sein) und nicht verschnupft reagierst, wenn er sich mal, nicht permanent rauszieht.

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Vater mit Beruf sollte das eingangs heißen

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Danke für den Einblick. Ich hatte auch schon überlegt, mit unserer Tochter dann z.B. mal wegzugehen, wenn er nach Hause kommt, dann hätte er Ruhe, aber er will sie dann ja auch sehen... Oder ich sage, wenn sie schläft mal, dass ich was alleine machen möchte, dann könnte er auch Zeit für sich nutzen und muss nicht das Gefühl haben, auf mich zu warten. Der Punkt mit der Unordnung stimmt wohl auch, er kann dann auch nicht gut abschalten und meint vielleicht auch, dass er keine 10 Minuten für sich hat, weil er noch Dinge sieht, die erledigt werden müssten. Ich kann dann trotzdem abschalten, aber da sind wir wohl verschiedenen. Auch, wenn ich mich gerade wirklich sehr bemühe, es hier ordentlich zu halten!

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Die Wahrnehmung von manchen Menschen ändert sich schlagartig dann, wenn man sich auf das Gejammer nicht mehr einlässt, sondern konkret fragt, was sie verändern wollen. Manchen wird dann klar, dass sie nichts ändern können, das Gejammer ihnen aber auch nicht hilft. Manche kommen dann erstmal so ins Grübeln, dass ihnen bewusst wird, dass sie grundlos jammern. Manche ändern dann gewisse Dinge endlich und werden zufriedener.

Fang also nicht damit an, mit ihm zu diskutieren, wer was macht und beginne keinen Wettkampf darüber, wer mehr und wer weniger Freizeit hat. Lass ihn überlegen, wann er Freizeit einbauen kann und vielleicht fällt ihm dann selber auf, dass er viel zu viel für andere Leute tut.

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Danke für deine Tipps. Ich hatte ihm das allerdings schon mal gesagt, dass er zu viel für Andere macht, aber es kam nicht wirklich ne Reaktion. Aber konkret fragen, was er braucht, werde ich nochmal machen

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Er hat ja ein Problem, nicht Du. Du kannst ihm nur anbieten, ihm bei der Lösung zu helfen, ihm auch klar machen, dass er selbst für sich verantwortlich ist. Im Moment klingt es so, als würde er Dir die Schuld dafür zuschieben, dass er keine Freizeit hat. Mehr macht er aber nicht, also mach ihm klar, dass er seine Situation gerne ändern kann.

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"mein Mann hat seit kurzem seinen ersten Job nach dem Studium. "

Für mich ist DAS der Knackpunkt. Er muss erstmal "lernen", was es heißt, täglich arbeiten zu gehen. Gib ihm Zeit und nicht zu viel Mimimi-Audienz! ;-)

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Ja, das wird es wohl sein. Danke 🙂

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Ich fand den Berufseinstieg nach dem Studium auch total anstrengend und das noch ohne Kind! Ein Studium ist ja nicht wie eine Ausbildung, man lernt zwar viel, aber nicht unbedingt das, was man im Job braucht. Ich hatte am Berufsanfang sogar Rückenschmerzen, war es nicht gewohnt, so lange zu sitzen.
Kann sein, dass du gerade nur den Stress abkriegst! Das geht vorbei, wenn er mehr Routine hat. Und vielleicht müsst ihr solange die Haushaltsaufgaben neu verteilen.

Ich kenne das mit der Unordentlichkeit, mein Partner ist auch der Ordentlichere. Aber er kennt und liebt dich ja so, wahrscheinlich hat er wirklich nur seinen Frust abgeladen (ohne euch jetzt zu kennen). LG

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Ich denke auch, dass der Job und die neue Situation herausfordernd für ihn sind. Als Student kann man seine Zeit freier einteilen, jetzt muss er funktionieren. Dass er bei Unordnung nicht abschalten kann, kann ich nachvollziehen. Ist bei mir ganz genauso. Ich würde ihm auch feste, verlässliche Freiräume anbieten, die er sich für sich nehmen kann, umgekehrt aber genauso. Vielleicht kann er auch ein bisschen weniger Fußball spielen und die Zeit für sich nutzen stattdessen.

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Weniger Fußball steht für ihn nicht zur Debatte, aber mal gucken, was ansonsten noch möglich ist. Danke