Verdrängte Erinnerungen aus der Kindheit

Hallo zusammen,

ich wollte mal fragen, ob jemand von euch verdrängte Erinnerungen aus der Kindheit wieder „aufleben“ lassen hat, mit therapeutischer Hilfe oder ohne - egal.

Ich lese immer wieder, dass solche Erinnerungen erst wieder im Erwachsenenalter, vor allem, wenn man selber Eltern wird, wieder aufkeimen. Weil man vom Verhalten des eigenen Kindes getriggert wird.

Was genau waren das für Erinnerungen und wie ging es euch in eurem Leben? Habt ihr gespürt, dass irgendwas nicht stimmt bzw. dass euch etwas verheimlicht wurde oder euch ein Teil „fehlt“? Hattet ihr Probleme mit eurem Selbstvertrauen?

Und wie geht es euch jetzt? Nachdem ihr diesen verlorenen Teil wieder gefunden habt?

Und letztlich: Wie geht ihr mit den Menschen um, die euch belogen haben?

Ich freue mich über eure Erfahrungen

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Hallo,

seitdem ich von zuhause ausgezogen bin habe ich das Verhalten meiner Eltern öfters und öfters hinterfragt und mit jedem Jahr wurde es mir mehr und mehr klar:

Meine Eltern leiden beide an einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung.
Das ist nicht mal eben aus der Luft gegriffen, nein, ich habe mich viel mit diesem Thema beschäftigt, eingelesen, war in Betroffenen-Foren und habe mich ausgetauscht.

Als Kind galt vor allem, dass wir Haltung bewahren. Gefühle wurden nicht akzeptiert, abgewunken oder ins Lächerliche gezogen.

Wichtig war, dass die Schule überall passt, dass wir nach aussen hin einen guten Eindruck machen. Das Haus war penibel sauber, wir durften aber nicht auf dem Sofa lümmeln, wehe der Tisch hatte Fingertatzen, etc.

Uns wurde ein sehr elitäres Benehmen eingetrichtert. Nach aussen hin wurde Dritten auch alles als elitär und gehoben "verkauft".
Dabei erfuhr ich erst später, dass vieles davon nur warme Luft war.

Als ich zum ersten Mal einen Freund heimbrachte, gab es Tralafitti auf allen Ebenen. Er war nicht gut genug obwohl er studierte, er wurde an seinem Auto gemessen. Bei jedem Satz musste er aufpassen, dass er keinen Fehler machte, was unsere erste Beziehung auch sehr belastete. Meine Eltern redeten in meiner Hörweite über mich, als sei ich nicht anwesend. Es wurde viel entwertet, abgewertet, ich wurde beleidigt, ins Lächerliche gezogen und mir wurden viele schlimme Dinge unterstellt, die gar nicht stimmten.

Irgendwann brachte mich das soweit, dass ich vieles für mich behielt, was meine Eltern dazu veranlasste, mich als verlogen und falsch zu bezeichnen. Dabei wollte ich nur Stress aus dem Weg gehen.
Sie schafften es schnell, dass ein harmloses Thema zum Streit eskalierte. Wenn ich dann emotional wurde (ich weiß heute, dass das der denkbar falscheste Weg war, da es ihnen noch mehr Kraft gab), war ich hysterisch, nicht klar im Kopf.

Noch schlimmer war diese dauernde Verdreherei von Tatsachen, das war sehr kräftezehrend. War zum Beispiel mein Freund erst monatelang der "Idiot", "Ar***", "Flachwi**er" usw, so wurde er nach unserer Trennung als "lieber Bub" bezeichnet, und ich war die Böse. Mit einer wie mir hält es sowieso keiner aus, der hat eine Bessere verdient.

Ich hatte und habe heute noch oft mit mir zu kämpfen, was meine Optik betraf und betrifft. Mein Mann und Freunde sagen mir, dass ich gut anschaue, dass ich schön bin. Trotzdem zweifle ich an mir.
Als Kind soll ich lange Haare tragen, das war wünschenswert.
Wenn meine Mutter mich morgens im Kindergartenalter frisierte, meckerte sie schon rum, die "blöden Zottsen", war genervt. Später durfte ich mir anhören, wie toll und hübsch Klassenkameradinnen waren oder andere Mädchen. Ich war laut meiner Mutter immer zottsig, ungepflegt, hässlich. Mal waren meine Nägel zu lang, mal zu kurz.
Wenn ich mir mal was Schönes gewünscht oder später von meinem Geld gekauft habe, mich zurechtgemacht habe, hieß es besonders von meiner Mutter hämisch: "Für wen denn?"
Ich brauche keine schönen Sachen, so ungepflegt wie ich sei.

Als ich zum studieren auszog, meinte meine Mutter sie sei froh dass ich jetzt weg bin.
In meiner Wohnung hat sie mich nie besucht.

An dem was ich mache, beruflich, privat hatten beide kaum Interesse.
Besonders meine Mutter, sie konnte mir lange von anderen Mädchen vorschwärmen. Eine sei in England, die andere arbeitet bei XY. Sie wusste nicht mal, was ich eigentlich mache.

Kurz: es gab immer diese Querelen. Auch wenn mein Mann dabei war, es wurde über Leute hergezogen, über uralte Familiengeschichten und so weiter.
Als wir heirateten kamen sie nicht zur Hochzeit, kein Interesse.
Als unser Kind geboren wurde, wurde rumgezickt und sie waren schockiert.

Ich habe es immer und immer und immer wieder versucht.

Heute bin ich 44.
Vor zwei Jahren hörten sie auf sich zu melden. Wenn ich anrief, ging keiner ran.
Zum Geburtstag kein Anruf, keine Karte.
Ich war zuerst ratlos, inzwischen bin ich aber eher erleichtert.

Das was ich hatte, das war keine richtige Familie sondern ein Theaterstück.
Mit Rollen, die auf die falschen Schauspieler verteilt wurden,. Es passte einfach nichts richtig zusammen. Keine lockeren Ausflüge, kein Lachen, kein Spaß.
Immer elitär und Etikette.
Wenn sie sich von mir distanzieren, dann respektiere ich diesen Wunsch und konzentriere mich auf mein Leben, meine Familie und meine Freunde.
Da gibt es genug zu tun.
Wir sind erwachsene Menschen und meine Tür ist immer offen., Nur laufe ich niemandem mehr nach, rechtfertige mich oder lasse mich kontrollieren oder gar erpressen. Dafür habe ich über 40 Jahre gebraucht.


Wenn wir als Kinder einen Wutanfall hatten, wurden wir noch in unserer Not und Wut getriezt und geärgert und wenn wir noch lauter wurden, gab es Streit oder wir wurden verhauen.

Solche Sachen haben sich eingeprägt.

Ich vergleiche meine Kinder nicht mit anderen, das fange ich nicht an.
Sie sind zwei Individuen und ich achte darauf, dass ich ihre Stärken fördere und mit ihnen an Schwächen arbeite. Sie aber nicht gegen meine Kinder verwende.

Ich werte meine Kinder nicht ab, ich kann mal sauer werden oder auch mit den beiden diskutieren. Aber niemals würde ich meinen Kindern sagen, dass sie hässlich sind oder beispielsweise bei einer Trennung vom Freund auch noch hämisch hinterhertreten.

Eine erste Liebe würde ich sie genießen lassen und nicht mit Paranoia von wegen Heirat und geschmissenem Studium und Abwertungen und Lügen terrorisieren.
Es wird einmal jeweils ein Gespräch zum Thema Verhütung geben und Schluss, den Rest erledigt die Bravo. Weitere Dinge lasse ich laufen, solange keine Gefahr im Verzug ist.
Wenn es mal Stress oder Zank gibt, dann sollen das die jungen Leute unter sich ausmachen. Erfahrungen gehören nun mal dazu, es ist wichtig dass junge Leute selber ein Gefühl entwickeln und die Eltern nicht rumpfuschen.
Ich möchte nie, dass mein Kind sich mit seinem Freund trifft und dabei ein schlechtes Gewissen hat oder den Moment nicht genießen kann, weil es weiß, dass ich sobald es wieder zuhause ist, es mit Gemeinheiten attackiere und unterdrücke und alles verderbe.
Das möchte ich niemals.

Ich hoffe dass mir das weiter gelingt, aber im Moment habe ich ein sehr gutes und vertrauensvolles Verhältnis zu meinen Kindern und bin froh, dass ich sie nicht mit irgendwelchen Projektionen meiner Wünsche drangsaliere und versuche zu formen.

VG

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Fühl Dich mal fest gedrückt.
Da ist noch ganz schön was los in Dir.
Alles Gute! #herzlich

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Ich drücke dich mal unbekannterweise und muss zugeben, dass ich teilweise einen Kloß im Hals hatte beim Lesen. Da gefriert einem schon als Ausstehende das Blut in den Adern.

Ich ziehe meinen Hut vor dir und deiner Stärke und dem, was du geleistet hast. Du kannst so stolz auf dich sein und ich wünsche dir von Herzen alles Gute, liebe Menschen um dich herum, die für dich da sind und dich bestärken.

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Es kam einiges wieder hoch, was ich verdrängt hatte! Mir erschien es als Mutter völlig unbegreiflich, wie mich meine Eltern als Kind so behandeln konnten! Aufgearbeitet habe ich die Dinge mit Büchern und meinem Mann. Und ich habe seit 7 Jahren keinen Kontakt mehr zu meinen Eltern.

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Bei mir kamen/kommen Erinnerungen mit dem Aufwachsen meiner Kinder wirklich wieder in den Kopf. Ich habe durch viel Lesen und Gesprächen mit meinem Mann, dies aufarbeiten können. Sozusagen eine Selbsttherapie.

Einerseits denke ich mir, ich kann daran jetzt sowieso nichts ändern und will es meinen Kindern besser ergehen lassen. Ich nutze diese Erinnerungen also, um mir klar zu machen, wie ich es besser machen kann als Mutter. Andererseits habe ich versucht meine Eltern zu verstehen, wie es dazu kommen konnte. Bei meinem Vater war es schnell klar, er war Alkoholiker. Heute ist er trocken und hat auch diverse Therapien gemacht, er hat sich sichtlich gebessert und wir haben uns ausgesprochen, weil er auch eine Rückmeldung von mir wünschte. Ich habe einen guten Erwachsenenkontakt zu ihm. Meine Mutter ist da ganz anders. Sie hat eine narzisstische Persönlichkeitsstörung, da hilft nichts. Ich habe vieles versucht, nun ist mein oberstes Ziel meine Kinder vor ihr zu schützen, also habe ich keinen Kontakt mehr zu ihr. Meine Eltern sind sowieso geschieden, also kann ich auch nur den Kontakt zu meinem Vater halten.

Bei mir sind es Erinnerungen an Bestrafungen, Geheimnisse vor anderen und verbales Niedermachen. Auch wie falsche Gefühle eingeredet wurden. Standard war, dass mir aufgezählt wurde, warum ich jetzt glücklich zu sein habe, auch wenn mir nicht danach war. Zudem war es üblich, dass meine Erinnerungen als falsch dargestellt wurden und diese dann versucht wurde "umzuwandeln". Dass Menschen unterschiedliche Perspektiven auf etwas haben können, duldete meine Mutter nicht. Heute bin ich deswegen auch manchmal verunsichert und schreibe mir wichtiges immer auf, damit ich nicht an meiner eigenen Erinnerung zweifle. Manchmal kommt es in mir auf, dass etwas mit mir nicht stimmt, dann muss ich mich besinnen und spreche mit meinem Mann darüber. Er weiß am besten über die ganze Situation Bescheid und ich vertraue im 100%ig daher ist er für mich eher ein Ansprechpartner, als ein Therapeut, wobei anzumerken ist, dass er selbst Therapieerfahrung hat und sich viel mit psychischen Krankheiten auseinander gesetzt hat.

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Was mir gerade noch eingefallen ist: Ich plane sehr viel, auch langfristig im voraus. Wahrscheinlich, weil ich in der Kindheit der Willkür meiner Mutter ausgesetzt war. Spontan geht selten etwas bei mir "^,^

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Hallo,

ich war und bin noch in Therapie.

Als meine Tochter geboren wurde, hinterfragte ich mich und meine Eltern. Aufgrund meiner Kindheit mit physischer und psychischer Gewalt von Eltern und Großeltern wollte ich entgegenwirken, damit meine Tochter es besser hat als ich.

Es gibt Situationen die mich stark triggern und ich entgegenwirken kann.

Meine Tochter ist gerade 2,5 Jahre alt und jeder kennt es, dass sie „bockig“ werden und weinen, weil ihr Kopf es nicht versteht, was passiert.
Meine Erfahrung als Kind -> Gefühle dürfen nicht wahrgenommen und geäußert werden. Wenn ich nicht mit weinen aufgehört habe, gab es einen Grund, in Form von Schlägen auf den Po. Diese Bilder und Sprüche begleiten mich momentan sehr. Ich hingegen helfe meiner Tochter durch diese Phase mit viel Ruhe und Geduld.

Es ist viel Arbeit und nicht leicht, in alte Muster zu verfallen.

Den Kontakt zu meiner Mutter habe ich seit kurzem abgebrochen. Sie behandelte mich als Mama respektlos. Da sie meinte es besser zu wissen.

Zu meinem Vater habe ich Kontakt, aber auch eher ein distanzierten.

Die Therapie und Gespräche mit meinem Mann helfen mir.

Alles Gute 🍀.

LG Wowhexe

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Ich habe schon länger gewusst, dass ich keine schöne Kindheit hatte, aber so richtig bewusst bin ich mir dessen geworden, als ich selbst Mutter wurde bzw älter wurde. Ich komme für andere immer extrem selbstbewusst und tough rüber, allerdings habe ich fast kein Selbstbewusstsein, muss ständig etwas an mir ändern. Egal ob es ganz einfach mit Bodyforming in Form von Sport oder der Ernährung ist, oder ein neuer Haarschnitt oder eigentlich viel schlimmer der Besuch beim Schönheitschirurgen. Ich lebe in einer permanenten Unzufriedenheit mit mir selbst. Woher das kommt ist mir in den letzten Jahren klar geworden, ändern kann ich es allerdings nicht, da es in meinem Kopf fest verankert ist. Dazu kommen Trennungsängste und extreme Angst vor Veränderungen. Mein Mann sagt immer wieder, dass mir eine Therapie guttun würde, aber ich traue mich nicht mich irgendwo zu melden. Es ist schlimm was Eltern aus ihren Kindern machen können. Ich hoffe, dass meine Kinder rückblickend mal sagen, dass wir gute Eltern waren.

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Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man die Angst vor Therapie und dem sich jemand anderem öffnen relativ gut in den Griff bekommt, wenn man es ausprobiert. Irgendwann ging es nicht mehr. Zur Therapie zu gehen ist kein Makel in meinen Augen, sondern ein Zeichen von Stärke.

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Viele haben Angst in den Abgrund zu schauen und zu sehen, dass der Abgrund zurück schaut...
eine Therapie greift und fruchtet nur, wenn man auch wirklich dazu bereit ist. Sonst dümpelt man nur ewig an der Schwelle (was eine Zeit lang völlig Normal und ok ist) und kommt nicht weiter. Es bedarf viel Mut und vertrauen sich seinen eigenen Dämonen entgegenzustellen und sie anzusehen!

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Hallo
Sagen wir mal so, ich weiss und wusste wie ich meine Kinder nie behandeln werde.
Der Kochlöffel war mein größter Feind.
Meine Freunde waren alle doof und haben genervt. Alles an mir war irgendwie unzulänglich. Ich habe bis heute Probleme mit meinem Selbstbewusstsein, umso stolzer bin ich auf meine Kinder die mit geradem Rücken durch die Welt gehen. Es war eine andere Zeit. Ich glaube meine Mutter hat die Ratgeber aus den 60er, 70ern beherzt. Da hieß es ja man darf dem Kind nicht zuviel Zuwendung geben.
Machen wir es besser!
LG

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Hey...spannende Frage :-)

Ich bin unter Bedingungen aufgewachsen, mit denen man ein ganzes Buch füllen könnte...
Lange Jahre dachte ich, es sei normal, so zu leben, denn ich kannte es ja nicht anders. Obwohl ich selbst sehr viel Gewalt und emotionale Spielchen, vor allem von meiner Mutter, erlebte, hatte ich ein völlig anderes Verständnis vom Eltern-Werden. Ich habe, als ich selbst Mama wurde, nicht das wiederholt, was ich selbst erlebt hatte.

Ich habe mehrere Therapien hinter mir, geholfen hat mir letztendlich die Einsicht, dass Eltern immer nur das geben, was sie selbst haben (Liebe, Verständnis, Zuneigung usw.) und dass sie wiederum auch in Verstrickungen, Ängsten, Traumen usw. gefangen sind.

In meiner Konstellation habe ich dann erkannt, dass meine Mutter über null Selbstreflektion verfügte. Selbstreflektion ist aber wichtig, um Dinge zum Positiven zu ändern, auch das Familienklima. Meine Mutter spielte ihre Spielchen immer weiter und irgendwann konnte ich nicht mehr.

Ich habe letztendlich den Kontakt zu meiner Mutter abgebrochen; da war ich 42 Jahre alt. Seither geht es mir besser. In toxischem Umfeld ist ein gesundes Leben nicht möglich - auch wenn "Familie" draufklebt.

Alles Gute!

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Hey,
Ich setze mich auch vermehrt mit meiner Kindheit auseinander seit ich Mutter bin.
Ich bin Einzelkind. Mein Vater ist irgendwie paranoid und Verschwörungstheoretiker.
Ich durfte nie irgendetwas irgendwem erzählen. Die Nachbarn beobachteten uns nämlich immer.
Nie durften andere Kinder zu mir. Ich durfte auch nur super selten bei Freunden schlafen. Vielleicht einmal im Jahr.
Mein Vater war nie an meinen Geburtstagen da, nicht bei der Konfirmation, nicht beim Abi Ball. Nirgendwo wo andere Leute waren.
Ich habe Asthma, als Kind hatte ich eine schwere Bronchitis, musste natürlich Husten. Er ist dann in mein Zimmer gekommen und hat gesagt das ich nicht so laut Husten darf, weil er seine Ruhe haben muss.
Auch war er sehr streng, und hat niemals nachgegeben. Wir wollten MauMau spielen, und ich hab gesagt MauMau spielt man mit 7 Karten. Er sagte nein, mit 6. Dann habe ich gerufen, nein das stimmt nicht, man spielt mit 7. Er hat die Karten zusammen geräumt und den ganzen Tag nicht mehr mit mir gespielt. Obwohl ich gebittelt und gebettelt habe. Da war ich vielleicht 6 oder 7.
Wenn ich so zurück denke, hat mein Vater mich nie wie ein Kind behandelt, sondern immer wie einen Erwachsenen. Emotionen musste ich für mich behalten. Laut sein vor Freude, Trauer, Wut durfte ich nicht. Sowieso musste ich immer leise sein. Nicht zu laut spielen zuhause.
Heute habe ich extreme Probleme meine Gefühle in Worte zu fassen. Ich mache fast alles mit mir alleine aus. Mein einziger Vertrauter, vor dem ich weine, dem ich meine Gefühle und Gedanken erzählen kann ist mein Mann. Er hat das mit mir geübt. Hat 10 Jahre gedauert.
Wenn etwas war, mich was störte, hab ich nie was gesagt. Inzwischen klappt es besser.
Zu meinen Eltern habe ich regelmäßig Kontakt. Aber es ist kein liebevoller Umgang, eher sachlich. Das liegt aber glaub ich daran das sie wenig liebevoll und zärtlich mit mir waren. Wie gesagt, ich wurde immer wie eine Erwachsene behandelt. Ich kann mich nicht erinnern das ich mal mit meinen Eltern gekuschelt habe oder so, bzw sie mit mir. Ich kann es heute auch absolut nicht ertragen von Menschen ausser meinem Mann und Kind berührt zu werden. Küsschen oder Umarmungen zur Begrüßung sind für mich wie Folter.
Bei meinem Kind mache ich alles anders. Er darf Kind sein, unser Haus steht immer für alle offen. Ich kuschel ihn, er weiß das er sehr geliebt wird. Er darf weinen, lachen und sogar Husten wenn er krank ist.

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Meine Tochter hat daran nichts geändert. Verschlimmert hat sich nur die Emetophobie.