Krebs auffangen ?

Guten Abend zusammen !
Kurz zu mir: ich bin 20 Jahre alt und werde voraussichtlich wenn alles wie geplant läuft noch in diesem Jahr meine erste eigene Wohnung beziehen, im Moment wohne ich bei meiner Mutter. Nun hat meine Mutter seit einer Woche die Diagnose Brustkrebs und ist psychisch völlig am Ende. Sie kommt jede Nacht/frühen Morgen zu mir ins Bett weil sie alleine in dem Moment nicht zurecht kommt, ich habe einen anstrengenden Vollzeitjob (im 3. Lehrjahr) und brauche auch meinen Schlaf werde aber zurzeit immer von ihr unterbrochen. Sie ist völlig am Ende, ich habe kaum noch Raum für mich.....muss ich das alles auffangen ? Ist das meine Aufgabe ? Ich bin ja auch nur ein Mensch

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Krebs ist eine schlimme Diagnose. Ich mag mir nicht vorstellen, wie es deiner Mama geht. Der Boden wird einem unter den Füßen weggezogen und man hat Todesangst. Ich kann verstehen, dass dich diese neue Situation fordert, appelliere aber an dich. Überlege mal, wie oft deine Mama an deinem Bett saß, dir die Hand hielt als du krank warst, Angst in der Nacht hattest oder anderen Kummer. Ununterbrochen stellt man als Mama seine eigenen Bedürfnisse zurück damit es dem Kind gut geht. Man tut das völlig selbstverständlich aus dieses großen Liebe heraus, die man für sein Kind empfindet. Hätte deine Mutter dich jemals weggeschickt? Natürlich ist es nicht deine Aufgabe. Eine Woche ist noch keine lange Zeit und die harte Zeit der Behandlung kommt noch. Ich geb dir den Tipp für deine Mutter da zu sein. Es ist selbstverständlich deine Entscheidung, aber manchmal ist das eigene Ego gerade unwichtig.

Viel Kraft und Mut für deine Mama und dir wünsche ich die nötige Reife und den Respekt gut mit ihr umzugehen.

Alles Liebe von Kasano, die ihre Mama mit 15 an Krebs verloren hat

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Vielen Dank für deine Antwort ! Da hast du schon Recht aber ganz neu ist die Situation nicht , ich selbst hatte vor 3 Jahren mit 17 Eierstockkrebs und bin jetzt komplett geheilt daher wissen sie und ich beide wie gut eine Krebserkrankung ausgehen kann aber sie geht mit ihrer eigenen Diagnose wohl nochmal ganz anders um...dann muss ich sie da wohl einfach unterstützen.....aber da darf ich doch auch meine Grenzen der Belastbarkeit haben oder ?

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Das hast du sehr schön geschrieben. LG

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Hallo Du,

ohje, das ist ja schlimm, das tut mir sehr leid für euch. Naja, ein Muss ist es natürlich nicht, für Deine Mutter da zu sein, aber sie war - eventuell - auch immer für Dich da und hat Dich vielleicht auch das ein oder Mal aufgefangen, ohne an ihre Bedürfnisse zu denken. Klar, sie ist die Mutter und Du das Kind, aber im Endeffekt ist eine Mutter-Tochter-Beziehung doch, wenn die Kinder älter werden, schon etwas wo man sich gegenseitig Halt und Kraft schenken kann.

Sie weiß das gerade Mal eine Woche und braucht offensichtlich die Nähe einer geliebten, nahestehenden Person. Geb sie ihr und gib ihr Zeit. Vielleicht nimmst Du Dir mal einen Samstag oder Sonntag, und ihr macht einen schönen Ausflug wenn sie soweit ist?

LG

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Dankeschön für deine Antwort ! Für sie da bin ich natürlich, aber ich frage mich als Tochter, in welchem Maße ? Es könnte ja auch genau so gut sein dass ich schon ausgezogen wäre, höchstwahrscheinlich wird das diesen Winter der Fall sein...was würde sie denn dann machen ? Ich weiß nicht ob es meine Aufgabe ist, eine Panik- und Weinattacke nach der anderen aufzufangen

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Achso ok... wenn es Panik- und Weinattacken sind, bringt das mit dem Bett wohl nichts... Ich denke es hilft wenig, wenn du jetzt versuchst, das alles aufzufangen, wenn du jetzt nach einer Woche bereits über deine Grenzen bist (nicht wertend gemeint). Ich denke du solltest liebevoll mit deiner Mama darüber sprechen, dass du tagsüber sehr gerne für sie da bist, aber merkst, dass du durch das ständige Wecken zu viel Kraft verlierst, die du sowohl für deine Ausbildung, als auch für ihre Situation dringend brauchst. Vielleicht schafft deine Mama es ja wenigstens erst Mal das Wecken zu reduzieren. Alles Liebe!

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Hallo,

passt das Bett deiner Mutter mit in dein Zimmer, als Übergangslösung?

Liebe Grüße

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Sei für seine Mama da du weißt garnet wie schnell sowas geht wir haben unsere Mama verloren sie hatte die Diagnose Krebs und hat versucht zu kämpfen hat es leider nicht mehr geschafft ich vermisse sie so sehr und glaubs mir du wirst dir später so ein Kopf machen sei für sie da du hattest das Glück das bei dir alles weg ist und du jetzt gesund bist aber du weißt ja nicht wie es bei deiner Mama ausgeht und das sie Angst hat ist normal

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Sie weiß das erst seit einer Woche, sie braucht bestimmt noch Zeit, um das wirklich alles zu verstehen und evtl einen "anderen Blickwinkel" zu bekommen.
Verstehe mich nicht falsch, aber nach einer Woche zu sagen, "muss ich das alles auffangen" finde ich echt hart, auch das du extra erwähnst, dass dein Schlaf gestört wird etc. Das klingt echt super kaltherzig (tut mir leid, aber so sehe ICH das, die Meinung muss nicht jeder teilen).
Gib ihr noch etwas Zeit, wie gesagt, das ist gerade mal alles so frisch... du warst in der ersten Woche nach deiner Diagnose auch bestimmt nicht wieder "fit" (vom Kopf her) und auch wenn... jeder verarbeitet solche Sachen eben anders. Du kannst dir Hilfe holen: beim Hausarzt mach Möglichkeiten fragen, bei der Caritas, Diakonie fragen, welche Unterstützung euch zusteht, im KH gibt es Seelsorger etc...
Habe bitte ein wenig Geduld und vor allem Mitgefühl.
Und das sagt dir jemand, der selber die Diagnose Krebs hatte und ohne die Hilfe/Unterstützung/Liebe von der Familie einen ganz anderen Tod gestorben wäre!
Alles Gute deiner Mom
🍀

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Hallo meine Liebe,
ich kann mich den anderen nur anschließen. Du bist noch jung und hast vermutlich und hoffentlich noch nicht so viele Menschen, die du liebst für immer verloren. Das kann schneller gehen als man denkt. Ich habe auch jemanden verloren und ich appelliere an dich deiner Mama rund um die Uhr beizustehen. Wenn jemand gestorben ist, fragt man sich im Nachhinein immer, ob man mehr hätte für ihn tun können. Ich wünsche dir, dass du diese Frage dann mit nein beantworten kannst. Du kannst dir natürlich auch Hilfe holen oder deiner Mutter helfen, sich Hilfe zu holen. Z.B. mit onkologischer Psychotherapie. LG

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Hab selbst meine Eltern verloren. Meine Mutter an Krebs.
Ich versteh absolut das es dir vielleicht zu viel wird.
Jedoch weiss es deine Mutter erst seit einer Woche. Die Reaktion find ich völlig normal. Dir ging es bestimmt nicht anders.
Finde du vertrittst schon ziemlich fest deinen Standpunkt das du nicht dafür zuständig bist sie zu trösten.
Aber du bist ihre Tochter, wie schon oft erwähnt wurde.. wie oft kamst du weinend in ihr bett? Wie oft war sie da als du krank warst.
Verstehe absolut das du die Kraft für die Arbeit brauchst. Aber sei für sie da. Du weisst nicht wie lange du sie noch hast. Und nur weil krebsdiagnosen auch gut ausgehen können heißt es leider nicht das es immer so ist.
Hab es selbst erst im Freundeskreis erlebt. Ebenfalls Brustkrebs. Und die besagte Freundin hat viel aufgegeben um für ihre mutter da zu sein. Sie sagt selbst es war das beste was sie tun konnte, das sie jetzt nicht mehr da ist.
Sag deiner Mutter das du für sie da bist. Aber zeig ihr auch wenn du deine Ruhe brauchst. Vorallem Nachts..

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Du musst gar nichts auffangen. Und der Gedanke, sich selbst zu schützen, ist grundsätzlich auch nie verkehrt. Aber denk bitte daran: deine Mutter hat die Diagnose erst seit einer Woche. Und auch sie ist nur ein Mensch, um bei deiner Wortwahl zu bleiben. Aber eigentlich ist sie für dich doch so viel mehr. Sie ist deine Mama!

Es ist sicherlich schwierig für dich. Eigentlich sind unsere Mütter immer für uns da, sind die Starken, die für alles eine Lösung haben. Und plötzlich braucht deine Mutter dich als starke Person, die ihr Halt gibt.

Es ist aber auch ein Symbol für eure Verbindung. Bei dir fühlt sie sich sicher, das ist doch so viel wert.

Und einen weiteren Denkansatz möchte ich dir mitgeben, der mir mit 20 auch nicht klar gewesen wäre: als Mutter ändert sich die Angst vor dem Tod. Es geht nicht mehr nur um die eigene Vergänglichkeit, sondern auch darum, dass man seine geliebten Kinder zurück lässt. Dass man nicht mehr für sie da sein kann, nicht sehen, was sie aus ihrem Leben machen und wo ihr Weg sie hin führt. Solche Gedanken kannte ich auch nicht bevor ich selbst Kinder hatte.

Ich kann mir aber vorstellen, dass deine Mutter auch deshalb deine Nähe sucht. Weil neben der Angst um das eigene Leben auch dieser Schmerz bleibt, was mit dem eigenen Kind passiert.

Du sollst dich nicht auffressen lassen von der Fürsorge für deine Mutter, aber nimm die aktuelle Situation als das, was sie ist: eine absolute Ausnahmesituation. Vielleicht kannst du auf der Arbeit auch ein paar Tage frei nehmen?

Ich wünsche dir und deiner Mutter viel Kraft und dass es für euch gut ausgehen wird!

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Hallo,
Krebs ist einfach Mist, kann man nicht anders sagen. Leider muss ich vielen meiner Patienten diese Diagnose übermitteln. Mir tuts jedesmal in der Seele weh! Ganz besonders, wenn es so junge Menschen wie deine Mama sind. Die Menschen reagieren so verschieden auf die Diagnose: die einen stecken es (vordergründig) weg, als hätte man ihnen gesagt, sie hätten Fusspilz, die andern wollen bereits bei der Diagnosestellung ihr Begräbnis organisieren und andere brechen völlig zusammen.

Die Diagnose deiner Mom ist grad mal eine Woche alt - "da liegt alles drin". Ich würde Euch aber dringend dazu raten, zu der nächsten Besprechung zu zweit hinzugehen und das ganze zu thematisieren. Es gibt extrem gute Beratungsstellen und auch Selbsthilfegruppen. Es ist wichtig, dass deine Mama weiss, dass du voll und ganz hinter ihr stehst und immer für sie da bist, den Lead / die Führung muss aber jemand anderes übernehmen.

Und Brustkrebs ist nicht Brustkrebs! Es gibt da 100 Schattierungen. Hier gilt es erstmals Fakten zu sammeln, um eine Ahnung von der ungefähren Diagnose und Therapie zu haben. Dann gilt es das ganze anzugehen und vorwärts zu schauen. Wenn du bereit dazu bist, zusammen.

Es ist aber wichtig, dass du deinen Raum für dich behältst, um so auch die Stütze sein zu können, die deine Mutter benötigt. Sobald du mehr weisst, was auf euch zukommt, oder auch bereits jetzt in dieser Ausnahmesituation, würde ich dein Arbeitsumfeld/Chef informieren. Dafür haben die meisten Verständnis.

Alles Gute und viel Kraft!