Ich habe als Mutter versagt , kein zurück mehr?

Ich habe zwei Söhne im Alter von 5,5 und 1,5.

Wir hatten schon länger Probleme die ich aber unterdrückt habe. Nun nachdem ich nach dem Entwicklungsgespräch die Verhaltens Probleme von den Erziehern erzählt bekam, war ich gezwungen der Realität in das Auge zu sehen. Ich habe komplett versagt bei meinem Sohn.
Die Erzieher sagen er ist sehr aggressiv. Bei der Ursachenforschung kam dabei heraus dass es wohl daran liegen könnte dass ich mich zu sehr auf den kleineren fixiert habe und viel zu hohe Ansprüche an den großen hatte.

Mein Sohn hat das Baby nur anfangs gemocht. Seitdem der kleine 1 Jahre alt ist, behandelt der ältere ihn sehr mies. Er ist offensichtlich eifersüchtig auf seinen kleinen
Bruder. Ich habe dabei keine Geduld besonders wenn der große dem kleinen wehtut und das mit Absicht! Ich werde da sehr sauer und bestrafe ihn dann auch sofort.

Zudem kommt dass der große nichts für mich und den kleinen Bruder übrig hat. Er vergöttert den Papa. Wir sind wie Luft für ihn. Er zeigt seine Abneigung mir (uns) gegenüber immer mehr, sodass es wohl auch im Kiga auffällt dass etwas nicht zuhause stimmt.

Die Erzieher haben mir geraten dass ich mehr Zeit mit ihm alleine verbringen soll. Mehr schöne Momente mit ihm teilen soll, damit er nicht immer denkt ich bin nur zum schimpfen da.
Aber mein Sohn hasst mich. Wenn er mich sieht läuft er davon oder verzieht das Gesicht . Er ist sehr intelligent ( wurde von Erzieher gesagt ) und weiß wie er mich verletzten kann durch seine Art/ Wörter. Er ist schadenfroh wenn mir Unglück passiert.

Ich bin verloren. Ich weiß nicht wie ich das wieder gerade biegen kann. Ich habe das Gefühl es wäre zu spät.

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Hallo,

Da hat sich bei Euch beiden einiges an Kummer aufgestaut...

Kennst Du das gewünschteste Wünschkind? Auf diesem Blog gibt es einen großartigen Artikel zum Entthronungstrauma (und das ist ein Problem, das Dein Sohn zu haben scheint).

Ich finde nicht, dass Du auf ganzer Linie versagt hast.
Aber ich habe den Verdacht, dass Du aus einem strafenden Elternhaus kommst und selbst in die Falle getappt bist, zu einem strafenden Elternteil zu werden. Dein Sohn reagiert auf diesen Druck, er gibt ihn ebenfalls an unterlegene Menschen weiter.

Ich sehe Deine Aufgabe darin, Dich selbst zu beobachten.
Wie gehst Du mit ihm um? Wie viele positive, neutrale oder negative Rückmeldungen bekommt Dein Sohn, z.B. vom Aufstehen bis zum Kindergarten?
Ich habe mal gelesen, wenn eine Ehe glücklich sein soll, braucht es für jede negative Rückmeldung 5 (!) positive Rückmeldungen als Ausgleich.
Das ist m.E. vielleicht übertrieben, aber tendenziell passt es, und zwar auch für Eltern und Kinder. Und ich gestehe, dass ich hier leider auch nicht gut abschneide.
Dann ist dann noch die Frage, wie man mit dem nicht gewollten Verhalten umgeht.
Ziel soll es ja sein, dass Dein Sohn Einsicht zeigt und sein Verhalten aus Einsicht heraus dauerhaft bessert. Dadurch, dass Du eine strafende Macht geworden bist, ist dies gerade schwer für ihn. Er wird nun allenfalls versuchen, der strafenden Macht auszuweichen. Zum einen lehnt er die Macht ab, zum anderen zeigt er das gewünschte Verhalten ggf. als direkte Provokation oder gezielt dann, wenn die Macht nicht eingreifen kann. (Das Problem haben wir gerne bei erwachsenen Autofahrern, die die sich sofort daneben benehmen, wenn sie keinen Blitzer erwarten).

Es wird für Dich schwer werden, aus der Falle wieder herauszukommen. Aber es ist möglich.
Ich möchte Dir hier empfehlen, eine Erziehungsberatung in Betracht zu ziehen. Hilfe annehmen ist besser als sehenden Auges eine schmerzende Situation einreißen zu lassen.

LG
Aozora

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Hallo,

Lass dich erstmal drücken. Du hast bestimmt nicht auf ganzer Linie versagt. Nimm dir die Ratschläge zu Herzen und arbeite daran! Nach und nach, nichts überstürzen. Das wird sich bestimmt wieder einrenken. Und nur weil etwas 6 Monate nicht so gut lief, bleibt das doch nicht immer so! Vielleicht holst du dir noch Unterstützung bei ner Erziehungsberatungsstelle. Alles Gute dir und gib euch Zeit für die Veränderungen

Isabel

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Deine Kinder sind doch noch sehr klein, da ist gar nichts zu spät.

Ich habe zwei in ähnlichem Abstand und meine beiden haben ein tolles Verhältnis. Das liegt aber daran das der Große einfach sehr lieb und zugewandt ist, da habe ich als Mutter wenig zu beigetragen.

Das es jetzt nur an groben Erziehungsfehlern liegt oder du gar „als Mutter versagt“ hast glaube ich nicht.

Ich persönlich finde man sollte so ein Gespräch ernst nehmen und schauen was man tun kann um etwas positiv zu beeinflussen. Eine Erziehungsberatung könnte vielleicht schon hilfreich sein, und sei es um dich als Mutter etwas aufzubauen und zu bestärken.

Dann ist es bestimmt eine tolle Idee mal etwas mit dem Großen alleine zu machen. Man genießt die Zeit mit seinem Kind anders als wenn man immer ein Auge auf das Kleinkind haben muss.

Ich würde dir erstmal raten mit dem Großen alleine eine halbe Stunde in seinem Zimmer zu spielen wenn der Papa da ist und nach dem Kleinen schaut.Das verbessert das Verhältnis wirklich sehr, einfach spielen worauf er Lust hat.

Ich motze eigentlich immer direkt mit beiden Kindern wenn gezankt wird. Meist weiß ich nicht wer angefangen hat und wer wen provoziert hat. Für den Großen ist es wichtig zu wissen das ihm nicht automatisch die Schuld gegeben wird wenn es Gezanke gibt.

Und natürlich liebt dein Sohn dich. Jedes Kind liebt die Mama, auch wenn es nicht immer so offen gezeigt wird.

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Hallo,
"Bei der Ursachenforschung kam dabei heraus"
Das können Erzieher gar nicht leisten. Ursachen kann es noch deutlich mehr geben.
Hinter aggressiven Verhalten können Krankheiten/Beeinträchtigungen stecken.

Was sind denn deine zu hohen Anforderungen an deinen Sohn? Kleinen Geschwistern wird nicht mit Absicht weh getan, ist eine normale Erwartung.

Gruß Sol

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Das Verhalten deines Großen ist im Prinzip ein Schrei nach Liebe. Das zeigt er mit negativem Verhalten.
Logisch, dass er sich an den Papa hängt, wenn du auf den Kleinen fixiert bist wie du selbst schreibst.
Du solltest bewusst Dinge mit deinem Großen machen. Vielleicht wird es am Anfang schwer wieder einen Draht zu ihm zu finden, aber mit der Zeit wird es bestimmt besser, wenn er merkt, dass du seine Bedürfnisse ernst nimmst. Kein Kind mag seine Mutter nicht. Schon gar nicht in dem Alter.
Schimpfen bringt in dem Fall nichts, sondern lieber fragen warum er das gemacht hat. Natürlich erklären, dass man nicht haut.
Er ist kein bösartiges Kind. Er versucht nur deine Aufmerksamkeit zu bekommen. Auch wenn sie durchs schimpfen negativ ist.

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Welchen Tip ich geben kann ist es ihm sehr viel zu Liebe geben! Viele Umarmungen und Kuscheleinheiten. Auch wenn du am Anfang auf eine Mauer stößt. Und wenn dein Sohn dir was erzählen möchte, dann immer in die Augen schauen und ein Feedback geben, damit er sich verstanden fühlt.

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Guten morgen,

erstmal ist es doch super, dass Du jetzt dran arbeiten willst. Das ist doch der erste Schritt zur Besseren. Versuche am besten nicht immer zu denken, dass er Dich nicht mag und dass er böse ist. Versuche lieber zu denken, dass er ein Kind ist und das was Du aus ihm machst. Kinder machen häufig viel nach was man vorlebt. Gib ihm viel Liebe und habe Geduld.

Ich habe ein Pflegekind das am Anfang große Bindungsschwierigkeiten hatte. Ich habe mir dann Tips von einem Psychologen geholt. Wir hatten da zwei drei Termine. Dieser hat mir dann Tips gegeben, wie ich an den Dingen arbeiten kann. Das hat gut geholfen.

Hinterfrage Dich immer wieder selbst. Du kannst es schaffen!

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Wie war dein Verhältnis zu deinem Großen vor dem Baby? Gut oder auch eher von Anfang an nicht so innig wie zum zweiten?
Die Situation bei euch klingt schon recht festgefahren und ich würde mir wirklich professionelle Hilfe suchen. Es gibt z.B. kostenlose Erziehungsberatung oder Familienhelferinnen.
Oft hilft einfach mal ein anderer Blickwinkel.
Ist ja sehr positiv dass du da so ehrlich mit den Erziehern reden konntest, auch wenn die vielleicht nicht die kompetentesten Erziehungsratgener sind.....(bin selbst eine und was ich früher manchmal gedacht habe.....).

Aber vielleicht liegt bei ihm oder dir auch ein psychisches Problem vor?
Und zum anderen ist er vielleicht ein "schwieriges temperamentvolles" Kind und würde auch "perfekte Eltern" ganz schön fordern.
Hol dir bitte Hilfe und sonst stimme ich den anderen zu: Hör auf mit dem strafen, und lass dich nicht auf ständige Machtkämpfe ein. Du musst dich nicht immer durchsetzen. Gewalt wird nur mit Gegengewalt bekämpft.
Ich hatte mit meiner großen auch eine harte Zeit, sie war total unkooperativ. Wollte nie das was ich wollte, machte extra das Gegenteil. Schimpfen und Strafen hat da leider gar nichts gebracht hat außer dass die Beziehung und Empathie noch mehr gelitten haben.
Also besser wurde es wenn sie z.B. nicht kommen /gehen wollte indem ich mich hingesetzt habe und gesagt hab, ok ich warte auf dich. Wenn du bereit bist können wir ja gehen.
Sowas kann man natürlich nicht immer anwenden aber doch öfter.
Ich wünsche euch alles Gute dass es besser wird.

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Ich finde es gut, dass du die Hinweise der Erzieher ernst nimmst und dich damit auseinander setzt. Allerdings verfällst du jetzt in eine ungünstige Rolle, indem du dir Schuldzuweisungen machst und verzweifelst.

Klar ist es hart sowas zu hören. Und es scheint ja auch was dran zu sein an dem, was die Erzieher beobachtet haben. Aber du schreibst als seien sie allwissend und hätten dir jetzt eröffnet, dass für dich und deine Kinder alles verloren sei.

Sich kurz schlecht fühlen ist erlaubt, aber jetzt geht es um Lösungen. Dein Sohn ist erst 5, ihr könnt eure Beziehung noch retten. Er schreit mit seinem Verhalten ja nach deiner Aufmerksamkeit. Der Ansatz der Erzieher, positive Erlebnisse mit ihm zu schaffen, ist bestimmt gut. Geh zu einer Erziehungsberatung und arbeite mit professioneller Hilfe an der konkreten Umsetzung.

Und eins noch: dein Sohn hasst dich ganz sicher nicht. Er wünscht sich deine Liebe und Aufmerksamkeit, denn das wollen eigentlich alle Kinder von ihren Eltern. Er kann das aber so nicht artikulieren. Es ist dein Job, ihm auch dabei zu helfen, adäquate Wege zu finden, seine Emotionen auszudrücken und zu bewältigen.

Du hast erst versagt, wenn du es nicht mehr versuchst!