Angstgefühle.. Wie reagiert ihr auf Stress? Was ist noch "normal"?

Hallo,

mir geht es gerade nicht besonders gut, irgendwas wirft mich aus der Bahn. Jetzt hatte ich einmal beim Autofahren so einen Anflug von Panik der auch gleich wieder vorbei war. Aber ich merke dass mich das irgendwie geprägt hat und ich jetzt dauernd darauf warte dass das wieder kommt und ich seitdem immer wieder mal so kurze Angstgefühle habe, die dann zwar nur einen Moment dauern, mich aber trotzdem sehr stressen und mich irgendwie darin bestätigen, dass ich jetzt "was habe" das nicht mehr normal ist und ich die Kontrolle über mein Leben verliere. #schwitz

Bei mir ist es so dass mir meine Mutter oft damit im Nacken sitzt und mir sagt, es wäre kein Wunder wenn ich bei "dem" Job irgendwann zusammenklappen würde (25 Stunden), ich soll mir was anderes suchen und wir sollen auch kein zweites Kind bekommen, weil wir ja mit einem "schon" sagen dass es anstrengend ist und kein Haus und keinen Garten bieten könnten... Deshalb hab ich mich auch in der letzte Zeit beobachtet, ob es wahr sein könnte, was sie sagt, und wie es mir geht.. Ich hatte schon Angst, dass sie recht haben könnte.. Zumal ich solche Angstgefühle noch aus meiner Jugendzeit kannte. Aber ich bin zu dem Resultat gekommen, dass ich meinen stressigen Alltag zum Großteil als positiven Stress empfinde und mein Leben gut meistere. Ich bin wirklich ziemlich stolz auf mich.. Naja, bis jetzt.

Mir ist klar dass Therapie bei sowas immer eine Option ist, aber mein Anliegen wäre mal zu hören ob das jemand kennt mit leichten Angstgefühlen, und sowas ein "normales" Stresssymptom sein kann (oder vielleicht einfach auch ein Selbstläufer, weil man sich reinsteigert). Ich würde mich gerne etwas runterholen und mal hören, ob es jemand gibt, der auch mit psychischen Symptomen auf Stress reagiert (ohne deshalb gleich eine manifeste psychische Erkrankung zu bekommen), so wie es Leute gibt, die körperlich/psychosomatisch reagieren mit z.B. Kopfschmerzen oder Durchfall? Ich muss sagen, dass es mich an der Stelle runterziehen würde, von Leuten zu hören, die eine jahrelange Leidensgeschichte hinter sich haben... Ich würde einfach gern lesen, ob das etwas ist, das im Bereich das Normalen kommen und gehen kann..

Vielen lieben Dank.

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Hier, schnipps, ich! Mich hat die Angst mal eine Zeitlang in meinem Leben komplett ausgeknockt und mittlerweile komme ich gut klar, wobei sie immer mal wieder aufploppt.
Prädestiniert sind dafür Phasen, in denen eine Zeit größerem Stress hinter mir liegt und ich gerade etwas zur Ruhe komme. Ich stelle auch fest, dass die Angst auch hormonell bedingt sein kann (ist bei mir z.B. gerne ein PMS-Syndrom).
Was ich mache, wenn sie auftritt? Sie freundlich begrüßen: Hallo Angst!, sie fragen, was sie mir sagen will (z.B. Geht zum Arzt, sofort, dein Kopfweh kommt von einem Hirntumor), mit ihr einen vernünftigen Kompromiss aushandeln (Ich warte jetzt eine Woche ab und nehme erst mal Magnesium und lass mir den Nacken massieren, ok?) und dann lebe ich in friedlicher Koexistenz mit ihr und versuche, sie nicht zum Mittelpunkt meines Denkens zu machen.
Gerade Menschen, die sich selbst als Macher begreifen jn Sterne alles kontrollieren, leiden an Angststörungen. Für mich ist es eine schwer zu ertragene Frechheit des Lebens, dass ich nicht selbst dafür sorgen kann, dass mir und meinen Lieben nichts passiert.
Die Angst, und das mache ich mir immer bewusst, wenn sie kommt, ändert aber nichts daran, sie gibt mir nicht mehr Kontrolle, sie macht mir nur das Leben schwer, wenn sie die Regie übernimmt.

Meditieren hilft mir!

Ich wusste damals, dass es Zeit für eine Therapie ist, als die Angst so viele psychosomatische Symptome erzeugt hat, das ein normales Leben nicht mehr möglich war. Es hat allerdings ein Weilchen gedauert, bis ich annehmen konnte, dass ich nicht sterbenskrank bin, sondern nenn Körper auf den permanenten Stress durch Angst reagiert.
Therapiebedürftig würde ich Angst auch dann finden, wenn sie dich von normalen Dingen abhält und dich damit im Alltag einschränkt.

Mir geht es heute sehr gut!! Und das jetzt auch schon mehrere Jahre. Also: eine Erfolgsgeschichte.

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Und gerne, nix mit Sterne

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Hallo,
ich habe letztens ein Buch zu dem Thema gelesen, in dem gesagt wird, dass der Auslöser oft eine Veränderung oder Belastung innerhalb der letzten sechs bis neun Monate vor der ersten Attacke sein kann. Dabei kann es sich z. B. um die Geburt eines Kindes, eine OP, Krankheit von einem selbst oder innerhalb der Familie oder auch Stress oder Ärger im Job handeln.

Nach der ersten Attacke ist es meist die Angst vor der Angst, die es einem schwer macht und das lese ich bei dir auch raus.
Falls es dich interessiert, das Buch heißt "Wenn plötzlich die Angst kommt" von Roger Baker. Der Autor gibt auch Ratschläge, wie man dieses "Angst vor der Angst" - Gefühl loswerden kann.

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Hallo
Bist du schon einmal auf den Gedanken gekommen Deine Schilddrüse untersuchen
zu lassen?
Sowohl Überfunktion als auch Unterfunktion haben Begleiterscheinungen wie Panik-Attacken.
Liebe Grüße, Renate

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Hallo,

wie alt ist denn Dein Kind?

Ich hatte auch eine Zeit lang mit Panikattacken zu kämpfen, besonders beim Einschlafen. Ich hatte oft Atemnot und Herzrasen, dachte, ich müsste sterben.
Das war in der Zeit, als mein Sohn in der Trotzphase und sehr anstrengend war. Dazu noch Vollzeitjob, Haushalt und keinen Sport. Aufgrund dieser Panikattacken habe ich eine Mutter-Kind-Kur gemacht, die mir sehr sehr gut getan hat.

Seitdem sind 3,5 Jahre vergangen. Mein Sohn ist jetzt mit 7 viel entspannter und selbstständiger. Mein Job habe ich auf 36h verkürzt und seitdem ich wieder ordentlich Sport treibe, geht es mir viel besser und Panikattacken kenne ich nicht mehr.

Wenn ich heutzutage Stress habe, reagiere ich mit Magenschmerzen und Durchfall.
Ich merke aber, dass mir der regelmäßige Sport sehr gut tut und kann Dir nur empfehlen, Dir die Zeit dafür zu nehmen (falls Du bislang keinen Sport treiben solltest). Auch nehme ich mir mehr Zeit für mich selbst.

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"Bei mir ist es so dass mir meine Mutter oft damit im Nacken sitzt und mir sagt, es wäre kein Wunder wenn ich bei "dem" Job irgendwann zusammenklappen würde"

DAS würde mich am meisten stressen.

Es sei denn sie hätte recht und ich hätte es schon häufiger geäußert, dass ich mich unwohl fühle.

Hätte sie recht und ich würde mich schon länger unwohl fühlen, dann würde ich mir etwas Neues suchen. Umsehen, was zu mir passt, was es auf dem Arbeitsmarkt gibt usw.
Die Anzahl der Stunden sagt nur mäßig etwas über den Stress aus. Mich können 2 Stunden extrem stressen, wenn ich mit den Menschen nicht kann, mich die Aufgaben überfordern oder Höchstleistungen erwartet werden, die auch die Besten kaum schaffen könnten.
Mehrere Stunden machen mir nichts aus, wenn ich mich wohl fühle, die Tätigkeit zu meinen Stärken passt, das Team super ist, der Weg angenehm ist ;-)


Fühle ich mich aber wohl in meinem Job (egal ob beruflich/finanziell oder als Mutter) und jemand meint, dann "müsste ich ja" .... dann würden mich solche Aussagen am meisten daran stressen und es gäbe eine deutliche Ansage oder irgendwann ein Donnerwetter.
Wird dann das Donnerwetter auf den Job geschoben und nicht darauf, dass die Person ihre blöde Sprüche raushaut, gibt es eine weitere Ansage und Rückzug nach Ansage.

Wer es ernst mit mir meint, nimmt mich ernst, reflektiert mit mir, was mir fehlt, was ich brauche
und wertet nicht das ab, was ich tue (egal ob ich es gerade selbst doof finde oder nicht). Diese Menschen respektieren, dass es so ist, wie es ist und helfen mir dabei, herauszufinden, ob mir eine Veränderung hilfreich wäre oder nicht.



Umgang mit Stress? gute Frage.
Früher bekam ich einen Energieschub, den ich für deutliche Worte, Veränderungen (Bewerbungen), Donnerwetter, Umsetzen neuer Möglichkeiten nutzen konnte.

Seit es mir gesundheitlich sch** geht, falle ich bei Stress in mich zusammen, werde müde, bin schlapp.
Das hat nichts mit meiner Arbeit zu tun, sondern damit, dass ich mir bruchstückhaft zusammenpuzzeln muss, was los ist.
Ärzte, die keine Lust, kein Geld, keine Zeit haben, waren schon dabei.

Bei mir ist es nicht psychisch, sondern organisch. Aber das herauszufinden ist noch ein langer Weg, weil es sonst sofort auf die Psyche geschoben wird.

Eisenmangel wird durch Tropfen besser, dadurch geht es mir schon besser.
Hormonwerte, Schilddrüse etc. sind noch nicht ganz geklärt.


Organisch ist alles ok (Organe, die man per Ultraschall sehen konnte). Das hilft aber nicht weiter, wenn die Blutwerte entgleist sind und viele Ärzte WICHTIGE Blutwerte gar nicht prüfen.

Wenn Schilddrüse und Hormonwerte alle tip top in Ordnung sind, kann es natürlich die Psyche sein.
Im Zweife würde ich parallel vorgehen. Therapieplatz versuchen zu bekommen (dauert oft Monate, etwas zu bekommen)

und bis dahin Blutwerte checken lassen. Hormone, Schilddrüse. Auch hier dauert es oft Monate einen Facharzttermin zu bekommen. Ich bin dabei #zitter

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P.S. nimmst du die Pille oder andere hormonelle Verhütungsmittel
oder hast da gewechselt oder abgesetzt?

Eine Freundin bekam davon erst schleichend, dann extreme Panikattacken.
Eine andere bekam sofort massive Probleme.

Nicht jede Pille ist gleich zusammengesetzt. Die Unterschiede können enorm sein.

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Du schreibst:
<<Bei mir ist es so dass mir meine Mutter oft damit im Nacken sitzt und mir sagt, es wäre kein Wunder wenn ich bei "dem" Job irgendwann zusammenklappen würde (25 Stunden), ich soll mir was anderes suchen und wir sollen auch kein zweites Kind bekommen, weil wir ja mit einem "schon" sagen dass es anstrengend ist und kein Haus und keinen Garten bieten könnten... Deshalb hab ich mich auch in der letzte Zeit beobachtet, ob es wahr sein könnte, was sie sagt, und wie es mir geht.. Ich hatte schon Angst, dass sie recht haben könnte<<

Darf man mal fragen, hat dein Kind eine Besonderheit? Und hast du einen Stresssjob?

Natürlich sollst du dich von anderen nicht verrückt machen lassen. Das mache ich nämlich schon lange nicht mehr.

Eine Art Panikattacke hatte ich mal. Da hatte ich auch das Gefühl, mein Herz kommt aus dem Körper gesprungen. Ursache mein Blutdruck war komplett entgleist. Normal waren bei mir 130/80. Und da hatte ich plötzlich 200/120 und eine Puls von über 120.
Ursache Vollstress. Ich bin pflegende Angehörige mit behinderten Sohn mit Autismus. Und ich sollte versetzt werden weit weg in den Schichtdienst. Und das war der Auslöser dafür. Ohne jetzt mal weiter auf die Pflege des Kindes weiter einzugehen, die ist schon anstrengend genug. Jedenfalls wurde ich auf Tabletten eingestellt, die ich wohl mein Leben lang einnehmen muss. Ich wurde dann zum Glück bei einem anderen Dienstherren beschäftigt. Seitdem ist es weniger mit dem Stress. Ich versuche achtsamer zu sein, also mehr Zeit für mich zu nehmen. Und dafür gewisse Stellschrauben drehen. Seit dem geht es mir besser, nehme auch Entlastungleistungen in Anspruch, damit man auch zwischendurch Zeit für sich hat.


Alles Gute für dich, das du da nicht in ein Hamsterrad gerätst.


LG Hinzwife

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Hey,

Erstmal möchte ich dir sagen: das bleibt nicht so!
Zweitens, und das ist ganz wichtig, Akzeptanz!

Ich halte mich an und für sich für einen sehr stabilen Menschen.

Vor 2 Jahren allerdings hatte ich einen Ausfall- nach einer Fehlgeburt, Vollzeitjob und Kleinkind habe ich plötzlich, auf eine krasse Kopfschmerz-Attacke- einen Tinnitus bekommen. Klassische stressreaktion.

Nichts hat mich jemals so sehr aus der Bahn geworden. Ich habe auch mit Angst reagiert und mir schnell Hilfe geholt, war bei der akut Sprechstunde eines Psychologin und Tinnitus Selbsthilfegruppe (als es passierte war ich 28).

Mir geht es mittlerweile so gut wie noch nie, habe noch ein Kind bekommen und ja, der Tinnitus ist noch da. Ich habe ihn vollends in mein Leben integriert und lasse mich überhaupt nicht davon Einschränken. Höre ihn fast nur noch abends und morgens im Bett.
Das habe ich nur geschafft, indem ich ihn akzeptiert habe als etwas, das jetzt zu mir gehört. Ähnlich solltest du mit deiner Angst verfahren. Nimm sie an, wenn sie da ist und freue dich, wenn sie weg ist.

Wenn mein Tinnitus mal „stört“, weiß ich, ich muss nen Gang zurück schalten! Ganz praktisch so ein Frühwarnsystem!

Ich wünsche dir gute Besserung- das wird!! 💪