Mutter Tochter Bindung

Hallo zusammen,

ich hoffe sehr, dass ich hier auf einige Erfahrungen stoßen kann.

Wir haben eine 1,5 Jährige Tochter und vor 4 Wochen hat sie noch ein Brüderchen bekommen.

Ich bin momentan glaub ich ihr problem... Sie möchte sich nicht von mir beruhigen lassen oder sich von mir ins Bett bringen lassen, heute hat sie sogar schon gesagt, mama weg.
Oder gerade ist sie schreiend aus dem Schlaf erwacht und hat mich weggestoßrn und wollte zu ihrem Papa.

Ich bin wirklich am Boden zerstört, weil mich das furchtbar verletzt.

Die letzten Wochen meiner Schwangerschaft hat mein Mann sehr sehr viel alleine mit ihr unternommen, weil es mir nicht mehr so gut ging, ja und jetzt macht er natürlich auch viel mit ihr alleine, da ich voll Stille und erstmal selber einen Rhythmus entwickeln muss, bevor ich wieder voll und überall in Action gehe.

Ich habe einfach Angst, dass wir uns entfremden können oder unsere Bindung jetzt darunter leidet.

Unter der Woche, wenn mein Mann arbeiten ist, ist alles kein Problem, aber ist er zu Hause, bin ich abgeschrieben....
Hat jemand so etwas auch nach der Entbindung gehabt und hat etwas Zuspruch für mich 😔

Liebe gruse
Habib

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Da ich selbst ein Einzelkind habe, kann ich nur von mir und meiner Schwester erzählen.
Ich bin die ältere und meine Mutter sagte mal, dass mein Papa sich besonders meiner angenommen hat als meine Schwester kam und sie sich eben vermehrt ums Baby gekümmert hat.

Das führte dazu, dass ich meinem Vater mein ganzes Leben lang näher gestanden habe. Meine Schwester war immer mehr Mama-Kind.
Ähnlich verlief es bei meinen beiden Cousinen. Die ältere mehr Papa-Kind, die jüngere mehr Mama-Kind.

Ob das usus ist, weiß ich nicht.

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Interessanter Gedanke.

ich hab auch die Beobachtung gemacht, dass das ältere Kind eher dem Vater näher steht und das Jüngere eher der Mutter, auch später als Erwachsene. Natürlich nicht immer, aber es ist schon eine auffällige Häufung. Womöglich deshalb, weil Mütter sich zumeist um das jüngste Kind/Säugling kümmern, während Väter eher bei den älteren Kindern aktiv werden, mit denen man schon was anfangen kann und diese betreuuen, während die Mutter mit dem Baby beschäftigt ist. Bei der klassischen 2-Kinder-im-3-Jahresabstand-Familie bietet sich das natürlich an.

Finde ich persönlich übrigens nicht schlimm. Bei 2 Kindern und 2 Erwachsenen bietet es sich ja an, dass jeder eine Hauptbezugsperson hat. Heißt ja nicht, dass man die anderen Familienmitglieder deswegen weniger lieb hat.

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Hallo.

Ich kann nachvollziehen, dass es hart für dich ist. Ich gebe dir nur den Tipp, sie gewähren zu lassen. Als unsere jüngere Tochter geboren wurde, war die Große 23 Monate alt. Da ich einen Kaiserschnitt hatte, konnte ich schon nach der Entbindung mich nicht viel um meine Große kümmern. Sie wollte gerne kuscheln und auf meinen Arm. Aber ich konnte einfach nicht. Als ich dann nach 5 Tagen entlassen wurde, wollte sie noch von mir wissen. Alles ging nur über Papa. Das war wirklich schwer für mich. Es tat echt weh. Aber es legte sich nach einer gewissen Zeit.

Ich würde bestimmte Dinge immer wieder versuchen und wenn sie manches lieber vom Papa will, dann ist das eben so. Das wird sich auch wieder ändern. War bei uns auch so. Sie hat z.b auch erst nach 4 Wochen ihre Schwester beachtet. Vorher völlige Ignoranz. Aber auch das haben wir so akzeptiert und sie nicht gezwungen.

Alles Gute.

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Deine Tochter ist noch sooo klein und gerade hat sich ihre ganze Welt verändert!

Lass ihr ein wenig Zeit. Ich gehe davon aus, dass sich das regelt. Bleib offen, liebevoll und dräng sie nicht.

Sie ist wahrscheinlich gerade einfach ein bisschen überfordert mit der neuen Situation. Richtig artikulieren kann sie das auch nicht und so richtet sich ihre Verunsicherung in Form von Wut und Ablehnung gegen dich, sobald der Papa da ist. Das tut sicher weh, das glaube ich sofort. Aber wie gesagt, das geht bestimmt auch wieder vorbei und wird jetzt nicht zu einem dauerhaften Bruch in eurer Bindung führen.

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Das ist zum Teil normal.
Du bist zwangsweise mit dem Baby beschäftigt z. B. durchs stillen.
Dann kommt der Papa heim. Logisch, dass er dann belagert wird.
War bei uns genauso.
War das Baby satt, wurden die Kinder getauscht.
Auch Männer dürfen mal am Zug sein.
Wäre doch auch blöd, wenn sie zum Vater keinen Bezug hätte, oder?
Du musst deswegen nicht traurig sein, dein Kind liebt dich immer.
Ich war oft sogar froh, wenn meine Kinder darauf bestanden haben, dass Papa dies und das machen soll. Einmal durchschnaufen tat nämlich gut.

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Eine gewisse Entfremdung finde ich durchaus normal. Meine Tochter hat sich zwar nicht wirklich nach der Geburt Entfremdet, aber sie war 3 Wochen lang extrem trotzig und hat gar nicht gehört. Sie hat ihre Wut nicht gegen ihren Bruder gerichtet sondern im Speziellen gegen mich. Ist ja auch total verständlich. Die Mama die „Betrügerin“, einfach ein anderes Kind bekommen und sich um das fremde Kind viel mehr und intensiver kümmern als um mich. Das ist echt hart. Daran muss man sich erst einmal gewöhnen. Ich bin der festen Überzeugung, dass sich das wieder legen wird. Warte mal ein paar Wochen oder vielleicht Monate und danach steht sie dir wieder (fast) genau so nahe wie zuvor. Klar dieses Einzelkindtum wird es so wie zuvor nicht mehr geben, aber dafür hat dein Kind ein Geschwisterchen fürs Leben. Versuche täglich etwas Exklusivzeit mit deiner Tochter miteinzuplanen. Gemeinsames Vorlesen, wenn das Baby schläft, ein Spiel, ein Ausflug in die Eisdiele, am Wochenende gemeinsam alleine auf den Spielplatz etc.

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Ich denke das ist normal und hat auch nicht nur damit zu tun, dass das neue Baby da ist sondern auch damit, dass der Papa einfach gerade viel Zeit mit ihr verbringt und verbracht hat. Ich kenne das von meinem Sohn dann in solchen Phasen ähnlich (er ist genauso alt wie deine Tochter). Ich arbeite Vollzeit und mein Mann Teilzeit. Wenn ich stressige Phasen im Job hab und wenig daheim bin (kommt leider öfter mal vor), dann merke ich richtig wie er sich entfremdet. In kritischen Situationen (aufwachen nachts, schlafen legen, krank sein), lässt er sich dann von mir nicht beruhigen. Klar tut das weh und ich hab am Anfang auch oft deswegen (heimlich) geweint. Aber wir haben uns die Aufteilung so ausgesucht und ich bin grundsätzlich auch zufrieden damit. Und es wäre sonst eben andersrum, das muss man sich nur klar machen. Es hängt also nicht an deiner und meiner Person unbedingt sondern einfach an den Umständen. Ich versuche meinen Sohn nicht merken zu lassen, dass ich dann traurig bin, das finde ich gemein ihm gegenüber. Er braucht halt in dem Moment einfach seinen Papa und das akzeptiere ich. Gebt euch Zeit, das wird schon alles mit der Zeit werden!

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Nachtrag: Das Blatt wendet sich übrigens sofort, wenn ich wieder mehr präsent bin (Wochenende, Urlaub etc). Das gibt mir auch das Gefühl, dass es nicht an mir sondern an der Situation liegt. Das ist bei dir sicher auch so!

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Hallo

solche Phasen haben auch Einzelkinder. Mal ist Papa wichtiger, mal Mama. Ihr habt grad zufällig den Zeitpunkt mit der Geburt eures zweiten Kindes überschneidend.

Mach dir nicht so viele Gedanken. Nur wegen den paar Tagen oder einigen Wochen, bis ihr euch als jetzt vierköpfige Familie eingespielt habt, leidet deine Beziehung zu ihr siher nicht.

Das Leben besteht doch nicht nur aus diesen ersten Monaten für euch beide. Da gab es die Zeit vor der Schwangerschaft und dann auch wieder, wenn ihr alle mobiler wieder seid. Wenn das Verhältnis vorher passte, dann kommt das garantiert wieder.


lg lene

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Zwischen deine beiden Kinder ist eine sehr geringer Altersunterschied. Das führt sehr oft zu Probleme, weil das ältere Kind nicht mehr im Mittelpunkt steht und somit fühlt dass die exclusive Zeit mit Mama, nicht mehr vorhanden ist. Noch ist dein erstes Kind zu klein um zu verstehen, warum Du Dich plötzlich so viel um ein anders Baby kümmern muss. Eine Geschwisterliebe gibt es in dem Alter noch nicht. Das ältere Kind sieht einfach nur ein Baby der seine Zeit mit Mama klaut. Es ist eine erste Art von Eifersucht. Ich habe mehrere Freundinnen die genau das gleiche wie Du erlebt haben, weil die 2 Kinder so kurz hintereinander bekommen haben. Das kannst Du nichts ändern.

Du muss Dich leider damit abfinden dass deine Tochter im Moment die Nähe deines Mannes sucht, sobald er zu Hause ist. Es geht irgendwann vorbei. Deine Tochter muss erst mal lernen dass Du nicht mehr exklusiv ihr gehört. Sie merkt bestimmt dass dein Mann sich mehr Zeit für sie lässt, weil Du auch sehr viel mit das Baby beschäftigt bist. Das solltest Du einfach akzeptieren. Es wird nicht ewig dauern. Versuch deine Tochter mit einzubeziehen in allem was Du mit dein Baby machst. Dass ist nicht einfach weil sie dafür einfach zu klein ist. Das ist aber das einzige was Du machen kannst. Gönn deine Tochter die Nähe deines Mannes solange deine Tochter sich so wohler fühlt.

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Das kenne ich von vielen.

Bei meiner war es so und ist heute noch so: wenn andere Bezugspersonen da sind, bin ich abgemeldet. Ich freue mich.
So sehr ich sie liebe. So sehr tut es ihr gut, dass sie auch andere Bezugspersonen hat.
Die Bindung ist auf jeden Fall da. Durch weitere Bezugspersonen auch in einem guten Gleichgewicht.


Bei Freunden gab es
- Mama-Papa-Phasen. Nur die Mama darf/nur der Papa darf. Im Wechsel.
- nur die Mama darf (bis heute),
- nur der Papa darf (bis heute)

die Bindung zum anderen Elternteil ist gut. Gleichzeitig ist einiges möglich. Bei Wahl wird einer bevorzugt. Damit ist der/die andere nicht abgeschrieben, es ist nur eine andere von Bindung.
Manche Fremdeln mit dem Elternteil, das im Alltag nicht so präsent ist. Andere finden gerade das als Besonderheit und kosten es voll aus, dass jede Minute umso kostbarer erscheint.

Das Kind einer Freundin fremdelte in den ersten 3-4 Jahren mit dem arbeitenden Elternteil. Ab dann wurde das arbeitende Elternteil spannend und toll (das zwar auch arbeitende Elternteil, das aber im Alltag präsenter war, bekam dann zu hören: "ich liebe dich ja auch. Nur dich habe ich eben immer, ... eben nicht")