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HI!

Wir teilen mit meiner Mutter ein Haus, bewohnen zu viert darin ca. 120qm. Zum Haus gehört ein ca. 800qm Grundstück. Wir fahren 1-2 mal im Jahr in Urlaub, bisher immer mit dem Auto, Ferienwohnung oder Ferienhaus, teils Landal oder Centerparc, einmal Disneyland. Der nächste Urlaub führt uns im Herbst auf einen Bauernhof im Allgäu. Die Zimmer der Mädels sind ca. 12qm (Dachschrägen abgezogen) und ca. 22qm groß. Wir haben ein Auto, und ich kann das meiner Mutter mit nutzen, wenn wir mal ein zweites brauchen.

Und wir können ehrlich gesagt nicht mithalten.

Um uns rum haben fast alle ein Haus mit Garten für sich alleine, zwei Autos, teils noch nen Oldtimer zum Spaß oder ein Boot in der Garage, fliegen nach Thailand, New York oder wenigstens Mallorca, und sind öfter, länger und weiter weg als wir im Urlaub. Besonders heftig ist es in der Klasse meiner Kleinen. Dort sind die Kinder aus einem bestimmten Ortsteil, in dem die Gärten parkähnlich, die Häuser eher Villen und der heimische Fuhrpark deutlich nobler ist. Da hat man auch mal ne Kinderfrau, und die Putzfrau ist wohl eh Standard.

Und auch unsere Kinder fragen, warum wir nicht in ein eigenes großes Haus ziehen, ein schickeres Auto kaufen, in den Urlaub fliegen, und das bitte öfter, usw.
Sie fühlen sich im Vergleich eher "arm". Letzten Herbst war unsere Kleine im Herbst bitter enttäuscht, weil ALLE aus ihrer Klasse in den Herbstferien in Urlaub fuhren, nur wir nicht (waren im Sommer in den NIederlanden, und im Winter im Allgäu). Dass das Jammern auf hohem Niveau ist, haben wir zwar schon oft erklärt, aber ich glaube es kommt nicht so richtig an.

Was ich aber eigentlich sagen will: Es gibt immer andere, denen es besser geht, und Kinder vergleichen nunmal. Ich glaube es wird noch ein paar Jahre dauern, bis sie verstehen, wie gut es uns eigentlich geht. Dankbar zu sein für das, was man hat, fällt ja selbst vielen Erwachsenen schwer.

Viele Grüße
Angel08

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Das ist typisch für das Alter. Habe ich hier auch gerade zu Hause. Die anderen haben alle IPhones, die anderen haben ein Haus, die anderen fliegen ins Ausland, warum können wir nicht in die Karibik....Blub....Blub.... Das beste ist gerade gut genug. Der Geburtstagswunschzettel meiner Nichte im selben Alter hatte einen Gesamtwert von 6000 €. Ein echtes Schnäppchen.

Es ist so. Die Kinder hören vielleicht das ein Kind in der Karibik war und eins schwindelt, es war auch schonal da und ein anderes war vielleicht von seinen 8 Familienurlauben wirklich mal da.... Und der Rest nickt und tut so als wenn er auch cool ist ....eh voila entsteht der Eindruck, dass alle Freunde schon mal da waren, nur wenn man selbst Zuhause fragt, heißt es: Nein. Zu teuer.

Was den Kindern schlicht fehlt ist der Blick für die Realität und für Werte.

Es ist extrem Unwahrscheinlich das in einer Klasse nur Kinder mit reichen Eltern in schicken Traumhäusern mit Wohnzimmergroßen Kinderzimmern sind. Mag sein dass manche ein Haus haben, aber dass das vielleicht zur Hälfte von der Familie finanziert wurde und gar nicht von den Eltern der Freundin, weiß euer Kind ja nicht....oder dass die einen Kredit an der Backe haben dass sie das ganze Leben buckeln und nix schief gehen darf, weiß euer Kind auch nicht.

Und arm - also ich bitte dich - ihr lebt in Deutschland. Was auch immer wir von Armut zu wissen meinen.... da jammern wir auf nem ganz hohen Ross. Hier muss keiner Hungern und wir sind krankenversichert und es gibt Grundversorgung zeitlich unbegrenzt und ne staatliche Rente. Sicher nicht perfekt und viel. Aber echte Armut erfährt man hier nur, wenn man mit Eltern aufwächst, die ihr Leben nicht im Griff haben wegen Süchten, und psychischen Erkrankungen. Ansonsten gibt es hier für alles irgendeine Möglichkeit zur Hilfe und Selbsthilfe.

Ich schaue mit meinen Kindern immer Dokus über Schule und Kindheit in anderen Ländern, damit sie merken wie privilegiert wir hier leben und dass das was vor ihrer Tür normal ist, anderswo anders ist.

Dein Kind redet und denkt wie 9. Tu dir einen Gefallen und springt nicht in die selbe Kerbe oder Zweifel gar wie du es wagen könntest dich fortzupflanzen. Sensibilisiere dein Kind lieber dafür wie unser System funktioniert und wie es anderswo ist. Und dass es niemals nirgendwo so ist dass alle alles haben und alles bekommen.

Warum ihr gleich solche Selbstzweifel habt, das würde mir viel mehr zu denken geben. Ihr habt solide Berufe und ein solides Leben und seit alt genug um da ganz selbstbewusst und dankbar drüber zu sein.

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Ihr könntet in einem Schloss wohnen und rosa Ponys züchten- eure Tochter würde trotzdem etwas finden was ihre Freundin hat und sie nicht.

Das liegt einfach in der Natur von Kindern, dieses Vergleichen. Ich dachte als Kind die Eltern meiner Freundin wären viel wohlhabender als meine weil es jedes Mal ne Pommes gab wenn wir im Schwimmbad waren- mit Majo und Ketchup, obwohl das Aufpreis gekostet hat..#schock.

Ganz ehrlich, ich finde es für Kinder besser wenn sie nicht so übermäßig verwöhnt aufwachsen. Eigentlich möchte man seinen Lebenstandart doch mal verbessern wenn man erwachsen ist- und das dürfte vielen Kindern schwer fallen die in einem 160 qm Neubau aufwachsen mit Pool und Fernreisen. Ihr lebt eurer Tochter vor mit wenig Geld auszukommen, dass wird ihr mal sehr helfen im Leben. #pro

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Moin,

gehässiger Gedanke, aber die Antwort auf die Frage warum Eure Berufe so "scheiße" sind und ihr nicht mehr verdient wäre ganz spontan folgende: "weil eben die Leute lieber das Geld in materielle Dinge wie Pool und Wintergarten stecken anstatt erst mal die Leute die ihnen die Haare toll schneiden und ein leckeres Essen beim Ausgehen kochen anständig zu bezahlen!"

Du kannst nicht mehr tun als ihr die richtigen Werte zu vermitteln und ihr klar zu machen das Geld alleine nicht glücklich macht.
Verbringt ihr genug Familienzeit? Hinter dem dass die anderen Mütter zu Haue sind könnte auch stecken dass sie mehr Familienzeit will.

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Hallo,
ein Bekannter von uns engagiert sich in einem Verein, der Tschernobyl-Opfern hilft. Er fährt jedes Jahr in die Region und gibt (immer noch dringend benötigte) Hilfsgüter ab.
Als sein Sohn mit ähnlichen Bemerkungen begann wie Euer Kind (mit 9), nahm er ihn einfach mal mit.
Da setzte dann die große, wichtige Erkenntnis ein, daß unser Lebensstandard absolut nicht das Maß aller Dinge ist und der größte Teil der Menschheit unter viel schwierigeren Bedingungen lebt.
Ihr habt hier die ganz große Chance, Eurem Kind etwas über Ressourcen, über Gerechtigkeit, über Nachhaltigkeit, und über den Unterschied zwischen "haben" und "sein" für sein Leben mitzugeben.
Schaut mal zusammen kindgerechte Filme zum Thema, lest Bücher.
Ich habe großen Respekt vor Eurer Arbeit und dem, was Ihr auf die Beine stellt.
Liebe Grüße, tatzel #blume#winke

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Hallo,

wir haben uns damals (vor 30 Jahren) ein Reihenhaus gekauft (die Kinder waren 5 und 8 Jahre jung) und ich habe wieder angefangen zu arbeiten (sonst hätten wir uns das Haus nicht leisten können)..... wir haben immer versucht unseren Kindern irgendwie ihre Wünsche zu erfüllen ( Reiterferien für die Tochter, Fahrrad"reise" für Sohnemann, Führerschein für Beide usw.- aber den meisten Spaß hatten sie alle wenn sie Freunde mitnehmen durften auf unseren Campingplatz (leidenschaftliche Dauercamper)- DAS haben auch die Freunde sehr genossen weil es eben, teilweise, ein etwas anderes Erlebnis war und wir alle zusammen supertolle Wochenden hatten.
Aber wir haben aber auch immer klar besprochen was eben grad zu der Zeit nicht ging. Uns wurde NIEmals der Vorwurf gemacht wir würden zu wenig Geld verdienen, es wurde immer innerhalb unserer Familie besprochen dabei hat unser "Dorf" einige Promis und Gutverdiener mit denen unsere Kinder in die Schule gingen, teilweise auch in die selbe Klasse.
Unser größter Gewinn war, ist und bleibt: unsere Kinder!!!! Und genau DAS haben wir versucht ihnen zu vermitteln.

LG

90

Hallo,

ich kann Dich verstehen, dass Dich das traurig macht. Aber es gibt so viele Kinder, die es nicht so gut haben wie Deine Tochter.

Meine Tochter hat sich zwar noch nicht beschwert aber ich habe mit ihr schon viele youtube Videos gesehen, in denen man sich anschauen kann, wie andere Kinder im Ausland so leben. Das verändert vielleicht die Sicht auf das eigene Leben. Es gibt da tolle Videos. Nebenbei sind die Kinder, obwohl sie oft sehr viel schlechter als in Deutschland leben, ganz und gar nicht traurig oder sehen sich als arm.

Als Kind war ich auch nicht reich. Meine Mutter war alleine mit mir und gefühlt waren alle anderen Freundinnen reicher. Mich hat das nie gestört. Denn schließlich habe ich davon profitiert. Ich war sehr oft im Pool meiner Freundin im Garten. Das fand ich toll oder habe im Haus einer Freundin übernachtet.

Vielleicht ist es auch gar nicht das, was deine Tochter stört. Vielleicht geben die Freundinnen damit an und sie fühlt sich abgewertet. Meine Freundinnen haben früher nie damit angeben und ich wusste als Kind auch gar nicht, was die Eltern als Beruf machen.

Ich glaube da haben sich die Zeiten gewaltig geändert. Heute protzen viele Kinder mit dem, was sie dank der Eltern haben oder was ihre Eltern sind. Ich würde mit meiner Tochter das Gespräch suchen und herausfinden, was der eigentliche Grund für den Frust ist.

Viele Grüße

Carola

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So hart wie deine Tochter hab ich es meine Eltern sicher nie gefragt, aber ich habe auch oft gefragt wieso meine Freundinnen Haus, Garten, Pool haben und wir nicht.
Als Antwort, “wir können uns halt nicht mehr leisten”. Meine Eltern waren offen und ehrlich und haben immer wieder ihre Situation erklärt. Gut, damals in der DDR hatte man nicht so viel Jobauswahl und es gab viel Arbeitslosigkeit nach der Wende da viele Betriebe geschlossen wurden. Ds hatten andere Leute halt einfach mehr Glück.
Im gleichen Atemzug kam aber immer, “mach einen guten Abschluss und dir stehen alle Türen offen und du kannst dir ein gutes Leben leisten”.