Meine Tochter schämt sich weil wir nicht mithalten können

Hallo,
Meine Tochter ist 9 und bekommt natürlich mit dass ihre Freundinnen fast alle in einem Haus wohnen, einige sogar in einem Eigenheim mit Garten.
Dann gibt es dort sogar noch einen Pool oder einen Wintergarten.
Die Freundinnen haben ein großes Kinderzimmer was so groß ist wie unser Wohnzimmer.
Jetzt fragt sie warum wir so " arm" sind?
Warum wir nicht mehr verdienen, die anderen Eltern haben ja auch mehr Geld.
Warum unsere Berufe so " Scheisse" sind, die Papas der Freundinnen verdienen so gut dass die Frauen nur Teilzeit arbeiten oder ganz zu Hause sind.
Urlaub wird in Ferienhäusern oder Clubs gemacht, natürlich mit dem Flugzeug.
Mein Mann ist Koch und ich bin Frisörin.
Wir haben 2500 im Monat, unsere Wohnung ist 65 qm , kein Garten oder Balkon.
Miete warm 850 Euro, dazu kommt noch Strom 80 Euro.
Urlaub machen wir wenn mit dem Zelt oder gar nicht.
Ihr Zimmer hat 9qm.
Ich bin zufrieden, wir haben ein gutes Leben aber die Vorwürfe meiner Tochter machen mich traurig.
Hätten wir besser kein Kind bekommen sollen wenn wir uns das oben Gesagte nicht leisten können?

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Hi
Ihr bietet eurer Tochter doch eh schon mehr als sie braucht und ihr verdient euer Geld mit ehrlicher Arbeit. Es gibt immer jemand der mehr hat als man selber. Damit muss man sich wohl oder übel abfinden. Mit 9 hat sie ja dafür noch Zeit und ihr geht ihr mit gutem Beispiel voran.

Ihr könnt versuchen das Selbstbewusstsein eurer Tochter zu stärken, ihr erklären, dass ihr nicht arm seid und es nichts gibt, wofür sie sich schämen müsste.

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Das hast du treffend formuliert. Leider trifft es einen erst mal ins Herz wenn man sowas vom eigenen Kind hört. Aber mit 9 Jahren wird sie noch Erfahrung sammeln.

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Ich wohne hier in einem Stadtteil der Extreme: Villen mit 20.000qm Grundstück neben Wohnghetto, viele Sozialwohnungen und dann wieder großzügige EFHs, auf der Straße siehst Du gefühlt entweder 15 Jahre alte Kleinwagen oder Porsche und Co.
Anstrengend finde ich persönlich die, die grade so "reich" sind. Die vielleicht ihre 4.000-6.000€ nach Hause bringen - was sich da die Weiber mit Wonne über die Armen/Flüchtlinge/Zustände aufregen und gleichzeitig jeden Cent zweimal umdrehen müssen, um die Raten für zwei ordentliche Autos aufzubringen, auch wenn man zuhause auf einem 30 Jahre alten Sofa sitzt, wichtig ist der äußere Schein... aber, ich schweife ab. Erklärt eurer Tochter, dass die Gesellschaft nicht fair ist. Dass manche Menschen schon reich geboren werden oder erben und dass jeder Beruf wichtig, aber nicht alle richtig bezahlt werden und dass ihr mit eurem Beruf zufrieden seid und mit eurem Leben und es ihr ja offen steht, wenn sie erwachsen ist, sich einen Job zu suchen, der mehr einbringt, auch wenn sie damit nicht glücklich ist.

Gleichzeitig würde ich mal in ihr Umfeld schauen, ob ihr da vielleicht ein Kind dieser "grade so"-Reichen habt, die das dumme Gerede ihrer Eltern übernehmen. Ich kann mich noch gut an ein Mädchen in meiner Klasse erinnern, da waren wir 11, ihr Mäppchen war weg und sofort hielt sie ein flammendes Pamphlet vor der ganzen Klasse darüber, dass ihre Eltern schon immer gesagt hätten, dass ihr sowas passieren kann, schliesslich ist sie Akademiker-Kind und die sind hier unter all den Armen in ernsthafter Gefahr.

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Es soll auch Leute mit gutbezahlten Jobs geben die mit dem Beruf glücklich sind...

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Ich finde, du pauschalisierst sehr. Wir und einige, die wir kennen, sind in genau der Einkommensklasse und definitiv nicht so. Es gibt in jeder Gehaltsklasse Dumme, Schlaue, Angeber, Geizkrägen, Leute, die auf's Äußere aus sind, andere wieder gar nicht und so weiter und so fort.

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Hi, warum machst du dich selbst so schlecht? Aus deinem Text geht hervor, das ihr euer Leben als gut betrachtet. Darauf kommt es an!
Vielleicht solltest du deiner Tochter klar machen, dass es auch nach unten gehen kann. Es gibt viele Familien die nicht so viel haben.
Und wer weiß ob die offenbar reicheren Leute glücklich sind. Ich finde es super das du deiner Tochter vorlebst, dass man als Frau sein eigenes Geld verdienen kann.
Deine letzte Frage erübrigt sich damit. Natürlich war es richtig ein Kind zu bekommen. Ihr seit nicht zu arm dazu.
LG TanteLillifee

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Hallo,

es ist natürlich nicht schön, wenn das Kind das eigene Elternhaus kritisiert...aber es ist natürlich nachvollziehbar, denn irgendwann vergleichen sich Kinder mit anderen Kindern.

Das Wichtigste zuerst:
Geld allein macht nicht glücklich!

Klar, es ist schön, wenn man finanziell unbesorgt leben kann, doch viel wichtiger ist eine liebevolle Familie.#herzlich

Ich spreche aus Erfahrung.
Ich bin in eher ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen und hatte eine beste Freundin, die aus sehr reichen Hause kam (Unternehmersfamilie mit Firma).

Es mangelte ihr nie an Geld und dennoch sprach sie immer davon, dass sie gerne von meiner Mutter adoptiert werden möchte.
Warum?
Weil ihre Eltern nie Zeit für sie hatten und statt Liebe und Aufmerksamkeit bekam sie Geld zugesteckt.
Da merkte ich, dass ich durchaus mit "Reichtum" gesegnet bin, weil ich eine liebende Familie habe.

Deine Tochter muss das vielleicht erst erkennen. Sprich doch mal mit ihr über die Dinge im Leben, die wirklich wichtig sind (Familie, Freunde, Bildung).

Ihr arbeitet beide Vollzeit und könnt stolz auf euch sein! Es ist natürlich etwas traurig, dass da netto nicht etwas mehr übrigbleibt... Das ist aber sicher kein Grund, die Zeugung eurer Tochter in Frage zu stellen.;-)

Alles Gute für euch!🌸

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Ich hätte ganz einfach geantwortet: "Weil wir mit unseren 65qm und Campingurlaub zufrieden sind."
Da hätte sich für mich die Sache schon erledigt.
Und wenn Töchterchen nicht zufrieden mit eurem Lebensstandart ist, soll sie sich ihren gewünschten Lebensstandart selbst finanzieren sobald sie dazu in der Lage ist.

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Ich glaube, wenn man so seinem Kind antwortet (Inhalt und Ton), dann ist die Beziehung zu den Eltern doch ganz schnell dahin #kratz

Das "Töchterchen" ist ein gleichwertiges Familienmitglied und hat das Recht auf eine respektvolle Antwort auf Augenhöhe. Dieses "ICH bin zufrieden und solange du deine Füße unter meinem Tisch hast..." ist eher kontraproduktiv und stärkt sicherlich nicht die Bindung zum Kind.

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Finde ich sehr lieblos. Läuft bei Euch jeder Austausch so ab? Na da können die Kinder ja fürs Leben lernen...

Ich finde, das Thema ist ein guter Anlass, sich darüber zu unterhalten, was im Leben wichtig ist. Auch über soziale Gerechtigkeit. Ich glaube, es ist sehr wichtig, sich über solche Werte auszutauschen und den Kindern etwas mitzugeben. Sie müssen das ja nicht für sich annehmen. Aber ich möchte meinen Kindern diese Orientierung geben und sie nicht mit einem dahingerotzten Satz abspeisen.

Anstatt "Töchterchen" als undankbar abzustempeln, könnte man auch mal hinterfragen, woher ihr Anliegen kommt. Mal nachfragen, wie das im Freundeskreis so diskutiert wird. Oder auch mal sich selbst hinterfragen, ob man vielleicht auch selbst unbewusst etwas vermittelt, was man gar nicht so wollte.

Ich nehme mir gerne die Zeit für einen Austausch über solche wichtigen Themen und merke, dass es meinen Kinder Orientierung gibt. Deshalb weiß ich sicher, dass ihnen bewusst ist, warum unser Lebensstandard so ist, wie er ist und dass ein dickes Auto nicht glücklich macht, sehr wohl aber andere Dinge, die nichts kosten und die es bei uns gibt.

Werte, Respekt, Zeit füreinander, um nur einige zu nennen.

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Rechnet Mal zusammen euren ökologischen Fußabdruck aus. Einmal mit eurer Wohnung und eurem Lebensstil und einmal mit dem Überfluss der Freundin.

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Ja klar, das interessiert eine 9 Jährige sicher... #augen

Und geht damit leider am Thema vorbei...

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Oh. Ganz offensichtlich interessiert es Kinder und Jugendliche mehr als Erwachsene. Kann man gerade sehr schön beobachten.
Dass das nicht das ganze Problem löst, klar. Aber es fügt eine Facette hinzu, die wichtiger ist als viele Erwachsene wahr haben wollen.

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Ihr seid eine ganz normale Durchschnittsfamilie. Wir übrigens auch.
Antworte deiner Tochter offen und ehrlich.
Es gibt nichts wofür ihr euch schämen müsst. Deine Tochter muss lernen, dass eben nicht alle Menschen gleich viel haben. Und es geht noch deutlich schlimmer als bei euch. Also arm seid ihr keinesfalls.
Ist es ihren Freundinnen egal wie ihr lebt?

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Es gibt auch genug Leute, die nach außen hin ihren Schein wahren, aber bis unters Dach verschuldet sind.
Ein ehemaliger Kollege meines Mann hatte eine Doppelgarage, die war so groß wie unsere Wohnung. Irgendwann sind ihm seine Finanzen um die Ohren geknallt, weil er völlig über seine Verhältnisse gelebt hat.

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Hallo ,eventuell den nächsten Urlaub in ein armes Land organisieren .
Dann könnt ich euch schön Favellas anschauen etc.
Ich würde da ganz selbstbewusst sein und wie gesagt das Thema mehr thematisieren z.b auch Dokus gucken von Armut etc
Also das Thema etwas globaler gestalten