Versteh mich selber nicht

Hallo, ihr Lieben,

irgendwie bin ich doch nicht mehr normal!
Meine Tochter hatte sich vor etwa einem halben Jahr von ihrem Freund getrennt und ist wieder zu uns in ihr altes Kinderzimmer gezogen. Als sie damals zu ihm zog, hat es mich eigentlich gar nicht so sehr berührt. Allerdings blieb sie in relativer Nähe und wir haben uns mehrmals die Woche gesehen, wenn auch nur kurz.
Nun hat meine Tochter eine Wohnung gefunden, ca. 90 Minuten von uns entfernt, und ist grad dabei, ein zweites Mal auszuziehen. Und diesmal trifft es mich so, dass ich nur noch heulen könnte. Ich hab es so genossen, dass wieder Leben in der Bude war, dass ich sie bekochen und verwöhnen konnte, obwohl sie das gar nicht so wollte. Mein Mann und ich werden also ab nächster Woche wieder allein sein und ich habe schreckliche Angst vor der Stille. Ich bin nur noch traurig und depri. Blöd, das weiß ich selbst.
Wascht mir mal gründlich den Kopf, vielleicht bekomme ich dann doch eine andere Sichtweise. Leider ist mein Mann gesundheitlich zur Zeit sehr angeschlagen, von daher können wir zu zweit nicht viel unternehmen. Das erschwert es natürlich zusätzlich.

Mein Mantra mittlerweile: Sie zieht nur weg, sie zieht nur weg - und das nicht mal allzuweit. Hilft bloß nix!


Danke fürs Lesen
Klammermama

1

Hallo
Durch das was du schreibst, kann ich gut nachvollziehen, dass du traurig bist. Du darfst traurig sein und scheinst ja auch keine verrückten Aktionen durchzuziehen oder sonst etwas, warum also ein schlechtes Gewissen?
Als meine Tochter ausgezogen ist, war das auch ein wirklich merkwürdiges Gefühl. Warum, kann ich nicht einmal sagen. Es war halt einfach da.Wir stehen uns sehr nahe und haben durch mein Alter bei der Geburt eine wirklich besondere Beziehung.
Was machst du gerne? Arbeitest du? Versuche die Energie umzulenken und dafür aufzuwenden, dir/euch den Alltag zu verschönern. Es müssen ja keine großen Hobby sein. Auch mit Kleinigkeiten kann man sich Freude in den Alltag bringen.
Dass es deinem Mann nicht gut geh, ist sicher belastend. Aber auch da lassen sich sicher schöne Dinge finden, die euch gemeinsam eine Freude machen.
Alles gute!

LG

2

Ich kann dich schon verstehen. Damals war sie in unmittelbarer Nähe und dadurch hattet ihr viel Kontakt. Als sie wieder eingezogen ist, hast du wahrscheinlich gemerkt, wie sehr sie das leere Haus füllt und Leben reinbringt. Deswegen trifft es dich jetzt wahrscheinlich umso härter, auch, weil du sie nicht einfach mal eben so besuchen kannst. 90 min sind schon weit weg, aber es sind nicht 1000ende von km. Besuchen kann man sich trotzdem, telefonieren, schreiben...

Leider bringt es nichts, zu klammern...:-( deine Tochter muss ihren eigenen Weg gehen. Und wenn euch geistig viel verbindet, wird sie von alleine deine Nähe suchen. Es hört sich sehr hart an, aber man gewöhnt sich mit der Zeit dran. Versuche dich abzulenken, verabrede dich mit Freunden, geh deinen Hobbies nach. Sie wird immer deine Tochter bleiben, es ist kein Abschied für immer ❤️

3

Fühl dich gedrückt.

Na ist doch klar, das erste Mal hast du gewusst, dass sie nur paar Minuten weg wohnt und ihr euch ständig seht. Und du kanntest den Freund und hattest das Gefühl, das aus relativer Ferne immer noch alles mitmanagen zu können.

Jetzt ist sie so richtig weg und das ist nochmal was anders.

Schau, dass du die Zeit, die du ihr geschenkt hast, jetzt für dich investierst. Pfleg wieder ein aufwändiges Hobby wie Musik, Lesezirkel etc...

4

Du hast sie bekocht und verwöhnt, obwohl sie das gar nicht so wollte.. also insgesamt liest sich Dein Posting so, als hätte Deine Tochter eine Lücke ausgefüllt, die Dir vorher gar nicht bewusst war. Und jetzt klafft diese Lücke natürlich wie ein schwarzes Loch.

Welche Aufgaben hast Du denn außerhalb des Haushaltes? Gehst Du arbeiten, erfüllst Du ein Ehrenamt? Gibt es Haustiere? Andere Hobbies?

Ich hab das Gefühl es geht nicht um Deine Tochter, die sich ja anscheinend sowieso Deiner Fürsorge erwehren musste ;-), sondern um ein Bedüfnis, was tief in Dir steckt. Bist Du vielleicht manchmal einfach einsam?

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Hallöchen,
meine Mama hats damals ähnlich gehabt wie du. Ich bin damals zu meinem Ex Freund gezogen, der hat im selben dorf gewohnt. Das war alles halb so wild. Dann kam die Trennung ich kann zurück und danach bin ich 120km weit weggezogen für ne Ausbildung. - meine Mama war alles andere als begeistert von diesem Gedanken und hat mir das auch ganz deutlich gesagt. Ich war damals ziemlich enttäuscht, weil keine Glückwünsche für den Ausbildungsplatz gekommen sind sondern eben nur bedenken und sie auf einmal "geklammert" hat obwohl sie sonst nie sone Glucke oder so war.
Als ich dann wirklich erstmal weg war, fand sie das dann gar nichtmehr so schlimm. Der Gedanke daran, dass es "soweit" ist und sich das Kind nun wirklich abnabelt, war wohl schlimmer als die Realität.

Sie hat Natürlich n bisschen gebraucht sich an die Ruhe zu gewöhnen. Aber dann war alles super. 😊

Mach dir also keinen zu großen Kopf 🍀

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Hey, klingt, als solltest du dir eine Beschäftigung suchen, einen Job, ein Ehrenamt, ein Hobby. Es ist doch nur natürlich und gut, dass unsere Kinder flügge werden. Für diese Zeit sollte man gewappnet sein und selbst nochmal durchstarten. Mein Mann und ich haben schon detaillierte Pläne, was wir machen wollen, wenn unser jüngstes Kind flügge wird. Darauf freue ich mich schon - was nicht heißt, dass ich die Zeit jetzt nicht auch genieße :-).

7

Hallo,
vielen Dank für Eure Antworten. Ich bin ehrlich überrascht, dass ich doch auf Verständnis stoße; ich selber kann meine "Trauer" nämlich absolut nicht einordnen. Es wird wohl noch lange weh tun, wenn ich in das leere Zimmer komme oder wie vorhin den leergeräumten Badschrank sehe.. Aber ich denke auch, dass die Zeit hilft, wieder in den normalen Alltag zurückzufinden.
@witch71: Du hast Recht: Ich fühle mich oft einsam, weil ich durch die Einschränkung meines Mannes nicht viel unternehmen kann. Von daher war es eine Bereicherung, dass meine Tochter wieder hier im Haushalt lebte.
Einfach ist es nicht, aber ich habe keine Wahl: Da muss ich durch und ich hoffe natürlich, dass der Kloß im Hals sich bald auflöst.

Danke nochmal an alle und liebe Grüße
Klammermama