Familiendrama

Hallo,

mein Schwager hat vor Kurzem meinem Mann erzählt, dass er als Kind vom gemeinsamen Stiefvater sexuell missbraucht wurde (die Erinnerungen kamen erst vor einigen Monaten wieder). Mein Mann und ich glauben ihm das auch. Mein Mann und seine Brüder möchten nicht, dass es öffentlich gemacht wird, weil sie Angst haben, dass ihre depressive Mutter dann Suizid begehen würde, weil sie sich sozusagen zwischen ihren Söhnen und ihrem Mann entscheiden müsste.

Nun steht bald die Taufe unseres kleinen Sohnes an und weil meine Schwiegermutter gefragt hat, hat mein Mann ihr eben mitgeteilt, wann und wo die Taufe stattfinden wird. Ich möchte nicht, dass mein Schwiegervater kommt. Wir haben auch noch eine 3-Jährige und einen 6-Jährigen, die sicherlich zu ihm hin gehen würden und auf seinen Schoß wollen... Ich will nicht, dass er sie berührt! Mein Mann meinte, naja seine Eltern kommen halt und gehen nach der Taufe wieder. Er hat nicht daran gedacht, dass unsere Großen wahrscheinlich auf ihn zugehen würden. Abgesehen davon, sind auch noch andere Kinder da.

Ich habe meinem Mann vorgeschlagen, dass ich meinem Schwiegervater eine Nachricht schreibe, dass ich nicht möchte, dass er kommt und dass er sich bitte seiner Frau gegenüber eine Ausrede einfallen lassen soll, warum er nicht mitkommen kann (wäre m.E. nicht schwer, da er viele Krankheiten wie Epilepsie, Diabetes, Asthma... hat).Er weiß auch schon, dass mein Schwager diese Erinnerungen hat, würde also wissen, was mein Beweggrund ist. Mein Mann ist ratlos, er weiß nicht, was er machen soll....

Da ich mich mit niemandem austauschen kann, wollte ich hier einmal fragen, ob jemand vielleicht noch eine andere Idee hat, wie man das handhaben könnte, bzw. ob meine Idee ok ist.

Vielen Dank

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Die Idee ist immerhin ein Kompromiss. Aber ich sehe da in erster Linie deinen Mann in der Pflicht zusammen mit seinen Brüdern die Sache mit seinem SV zu klären!
Er soll hingehen, ihn konfrontieren mit den Vorwürfen und dann die Reaktion beobachten.
Alles unter den Teppich zu kehren halte ich für falsch.

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Was ein kuddelmuddel... da ist ja alles dabei #schwitz

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....schon mal daran gedacht, dass die schwer kranke Mutter vielleicht deshalb depressiv ist,weil sie davon weiß und damals evtl weg geschaut hat!?

Ganz klar, der Kerl würde NIEMALS mehr nur in die Nähe meiner Familie kommen.
Du kannst es ihm schreiben, aber dann auch mit klarer Begründung, weil du weißt,dass er deinen damals minderjährigen Schwager sexuell missbrauchte.

Aber wie wollt ihr es in Zukunft bei Familienfeiern anstellen ohne, dass die Mutter davon erfährt oder wollt ihr dann so tun als wäre alles okay?
Lg

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Hallo, das ist ein extrem heißes Thema und keiner hier kennt die Wahrheit. Das sollte hier nicht diskutiert werden. Du willst ihn nicht dabei haben weil du deinem Schwager glaubst dann lade ihn aus fertig. Und überlegt euch schon mal Ausreden für die nächsten Treffen mit den Schwiegereltern. Wenn es stimmt gehört es zudem angezeigt.

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Hallo,

Deine Lage ist gewiss nicht einfach und ich denke ihr benötigt da professionelle Hilfe.
Es gibt da so viel, was „angepackt“ werden MUSS, dass ich denke, dass diese Frage für ein Forum wie urbia einfach nicht „geeignet“ ist.
Hier wirst du viele Meinungen erhalten, aber das ersetzt kein eins zu eins Gespräch mit jemanden der Dir direkt sagen kann, was du tun kannst, was eure nächsten Schritte wären und wie du deine Familie stabilisieren/schützen kannst.

Mach einen Termin für eine Familienberatung in deiner Nähe. Dort wirst du neben wichtigen tips auch Hilfe bekommen und Adressen an die du dich direkt wenden kannst. Dort werdet ihr als Familie begleitet ohne erst hundert Meinungen zu lesen wie hier und dann doch keine Anlaufstelle haben. Dort ist die Hilfe direkter und handfester.
Die Menschen dort haben mit solchen Themen Erfahrungen und sind geschult im Umgang mit solch sensiblen Themen.

Mach deinem Mann einfach mal den Vorschlag euch dort beraten zu lassen und dann seht ihr weiter, als halb in der Luft zu hängen und nicht zu wissen, wie ihr euch verhalten sollt.

Alles gute

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Hallo,
vielen Dank für Deine Antwort. Die ist sehr hilfreich, ich werde es ihm vorschlagen!
Alles Gute!

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Ich finde diese plötzlichen Erinnerungen komisch. Ja, man weiß natürlich als Kind nicht, dass das eine Vergewaltigung ist und es dauert viele Jahre, sogar Jahrzehnte, bis einem das klar wird, was da passiert ist. Den Begriff kennen nur Erwachsene...ok, zumindest damals war es so.
Ja, ein Stück weit verdrängt man das auch - aber so komplett? Noch dazu wenn man den Mann ständig sieht? Wie soll das gehen?
Meiner Erfahrung nach vergisst man das nicht. Man vergisst das ungute Gefühl nicht, dass da etwas gegen den eigenen Willen gemacht wurde. Etwas, was man selbst nicht wollte, wogegen man sich aber nicht wehren konnte. Die körperlichen Schmerzen sind da schon eher Nebensache. Man kann nicht benennen, was passiert ist bis man erfährt, was Vergewaltigung ist. Dann erst versteht man die Ungeheuerlichkeit dessen.

Einem Menschen, dem soetwas passiert ist, der braucht Hilfe vom Psychologen um soetwas aufzuarbeiten.
Falls es tatsächlich so passiert ist, dann hilft diese Spaltung der Familie nicht. Das gehört ganz offen ausdiskutiert. Entweder die Mutter steht zu ihrem Mann oder zu ihren Kindern - ihr seid alle alt genug um eine für euch negative Entscheidung zu überleben. Aber wollt ihr echt, dass eure Mutter in Unwissenheit mit einem Kinderschänder zusammenlebt?
Falls dein Schwager aus irgendeinem Grund diese Situation erfunden hat, getraut er sich das vielleicht nicht in dem offenen Gespräch zu sagen oder Therapien in Anspruch zu nehmen.

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"Ja, ein Stück weit verdrängt man das auch - aber so komplett? Noch dazu wenn man den Mann ständig sieht? Wie soll das gehen?"
Jede Seele reagiert anders! Eine komplette Verdrängung ist nicht selten. Das sichert das Überleben von misdbrauchten Kindern.

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Ja komplett. Das nennt man Abspaltung der Persönlichkei bzw Dissoziation. In einer Situation die für die Psyche kaum zu bewältigen ist, schiebt dass Gehirn/Bewusstsein als Schutzmechanismus diese Erinnerung in das Unterbewusstsein. Sie wird also zwar nicht gelöscht, ist aber für das Bewusstsein nicht mehr abrufbar um den Alltag noch bewältigen zu können, da der Mensch sonst an dieser Erinnerung zerbrechen würde.

Dadurch dass es nicht vergessen wurde aber nicht abrufbar ist, brodeln diese Gefühle die du beschreibst trotzdem in einem. So gut dieser Vorgang in der Psyche auch ist, so fatale folgen kann er auch haben. Die kleinste Andeutung an diese Erinnerung wird gemieden. Bspw stehst du vor dem Menschen der dir Schlimmes angetan hat, hast Angst, ekel Gefühl oder sonstiges, kannst aber nicht zuweisen woher das Gefühl kommt und fängst an dir selbst zu zweifeln. Bspw das ekel Gefühl kann dann fehl interpretiert werden wie "ich fühle und finde mich eklig wenn ich hier stehe, also muss ich eklig sein". Man sieht also die Schuld bei sich. Die folgen von einer Dissoziationsstörung sind enorm. Bspw bist du schwer depressiv, machst Jahre lang Therapie, siehst aber keinen Erfolg, da diese Erinnerung nicht abrufbar ist und somit nicht berücksichtigt wird. Das Ist eine schlimme Sache.

Sobald das Bewusstsein den überlebensmodus abschalten kann und das Bewusstsein nicht mehr daran zerbrechen würde, kommen die Erinnerungen wieder. Das kann Wochen, Monate, Jahre oder das restliche Leben dauern.

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Die übliche Geschichte,das Opfer wird um das äußere Bild zu erhalten schlicht im Stich gelassen.
Schön das ihr ihm glaubst.
Er weiß nicht was er machen soll!!
Zu seinem Bruder stehen!

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Wenn dein Schwiegervater von den Vorwürfen weiss, was sagt er denn dazu?

Bei einem entsprechenden Verdacht, aber ohne näheres Wissen ob und was passiert ist, würde ich grundsätzlich verhindern, dass derjenige unbeaufsichtigt mit meinem Kind ist.
Das reicht grundsätzlich als Schutz. Alles darüber hinaus ist sehr komplex und gehört nicht in die Hände von Laien, welche sich den Mund zerreissen und über wahr oder nicht wahr diskutieren.

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Hört doch auf mit dieser blöden Geheimnistuerei.. Die Mutter mag depressiv sein, aber ihr davon nichts zu erzählen finde ich unmöglich. Gut, wenn der Schwager das nicht möchte, kann ich es noch nachvollziehen, aber nicht weil IHR es nicht wollt.
So eine Lüge ist doch unglaublich schrecklich.. War der Stiefvater sonst immer dabei? Wie war das Verhältnis vorher? Es fällt doch auf, wenn er plötzlich zig Ausreden hat, warum er nicht mitkommt.