Sohn zieht aus, Großeltern weinen und ich mittendrin

Hallo,
Ich bin gerade mal wieder völlig am Verzweifeln und unsicher, wie ich mich verhalten soll.
Mein Sohn ist 18, macht gerade sein Abitur und wird im Sommer in eine andere Stadt ziehen, um eine Ausbildung zu beginnen. Ich freue mich sehr für ihn, weil es sein Traumberuf ist und er auch so mutig ist, so früh auf eigenen Beinen zu stehen.
Ende letzten Jahres hatte er es dann meinen Eltern erzählt. Die waren natürlich völlig geschockt. Wobei es am Anfang noch ging, mittlerweile wird es aber immer schlimmer. Ich war gerade bei meinem Vater unten und er fing dann gleich wieder mit Tränen in den Augen an, dass er ganz traurig sei und die Oma würde auch nur noch weinen, weil mein Sohn nun wegzieht und ob ich ihn nicht überreden könnte, es sich vielleicht doch noch anders zu überlegen. Bei meinem Vater kann ich das noch irgendwie verstehen, da er extreme Verlustängste hat (als er 11 war, wurde seine Mutter totgefahren und die Kinder waren alle dabei und haben das mit ansehen müssen). Deshalb bin ich auch immer bei meinen Eltern geblieben (wir wohnen im selben Haus auf zwei verschiedenen Etagen). Ich weiß, dass mein Vater es nie verkraften würde, wenn ich ihn verlasse. Aber ich hatte insgeheim immer gehofft, es würde genügen, wenn ich da bin. Bei meiner Mutter verstehe ich das Geweine aber eigentlich überhaupt nicht, weil sie mit mir noch nie was anfangen konnte. Bei meinem Sohn bin ich mir nicht so sicher, ich weiß nur, dass sie immer neidisch war, weil ich einen Sohn bekommen habe, sie aber nicht. Ich bin jedenfalls, wenn ich ehrlich bin, froh, dass er auszieht und jetzt sein eigenes Leben leben kann und er selber ist auch heilfroh und kann es kaum noch erwarten, endlich von hier wegzukommen, da meine Eltern auch sehr kontrollierend sind. Manchmal habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich nicht weine, aber warum sollte ich, wenn ich weiß, dass es ihm gut geht, er glücklich und gesund ist? Vielleicht habe ich ja auch gar keine richtigen Muttergefühle, vielleicht ist das der Grund?. Und blöderweise habe ich ein schlechtes Gewissen, weil meine Eltern nun so traurig sind. :( Das ist kein schönes Gefühl, wenn man das so mitbekommt und ich bin hilflos und weiß nicht, wie ich es ändern kann. Manchmal gibt es aber auch so Momente, wo ich sie dafür hasse. Dann fühle ich mich noch schlechter. Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll und habe ein bisschen Angst, wenn er dann wirklich weg ist, wie sie dann drauf sein werden.
Kennt jemand von euch eine ähnliche Situation und kann mir sagen, wie ich am besten damit umgehen kann?

Viele Grüße
Filo

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Hi,

du muss dir eins klar machen: In dieser Situation bist du diejenige, die sich gesund und normal verhält! Du kannst dein Kind loslassen und freust dich--das ist genau die richtige Verhaltensweise!
Deine Eltern dagegen sind--sorry--gestört. Dein Vater hat SEIN Kindheitstrauma zu DEINEM Problem gemacht und steigert sich jetzt rein. Welche Rolle deine Mutter spielt, kann ich nicht sagen, aber ich denke, dass sie dir mit dem Geheule eins reinwürgen will.
Setz da bitte klare Grenzen und nabel dich ab!

lg

2

Ich würde meinen Sohn nicht überreden zu bleiben nur weil Oma und Opa dann glücklicher sind.
Was deinem Vater damals wiederfahren ist, ist sehr traurig und man wünscht es keinem aber warum muss dein Sohn darunter leiden.
Ich würde deinen Eltern erklären, dass das der Wunsch von deinem Sohn ist und sie das zu resptektierne haben.
Nur weil du nicht weinst heißt es nicht das du keine Muttergefühle hast, ich wäre auch stolz wenn mein Sohn sein weg geht und das in eine gute Richtung.
Vor allem würde ich aufpassen, dass dein Sohn nicht viel davon mit bekommt wie traurig deine Eltern sind, nicht das er dann auch Schuldgefühle kriegt und seine Ausbildung nicht macht.
Und das deine Mutter neidisch sein soll, weil du ein Sohn hast und sie nicht finde ich ein wenig befremdlich aber naja, solche Menschen gibt es halt auch.
Ich finde das Verhalten deiner Eltern sehr egoistisch.
Falls dein Vater Angst haben sollte, dass dein Sohn sterben könnte, wegen dem was er damals erlebt hat.
Ihm könnte in einer anderen Stadt genau so viel passieren, wie wenn er bei euch wohnen bleibt.
Ich würde kein schlechtes Gewissen gegenüber meinen Eltern haben.
Mit meinem Vater würde ich versuchen ihm ruhig und in Ruhe alles zu erklären, auch 3,4,5 mal bis er es verstanden hat. Deiner Mutter würde ich einfach erklären das sie es nicht zu entscheiden hat und das es kein Grund gibt traurig zu sein.
Also wie gesagt, hoffentlich übergelegt er es sich nicht anders, wenn er merkt wie traurig Oma und Opa sind, denn das wird er mit Sicherheit später bereuen.

Lg

3

„Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel.“

(J. W. von Goethe)

Du gibst deinem Sohn gerade die Flügel, und das ist gut so - und zeichnet dich auch als gute Mutter aus!

LG

4

"Die waren natürlich völlig geschockt."
Warum "natürlich"? Das Enkelchen ist erwachsen, zieht aus, steht auf (hoffentlich) eigenen Füßen, verdient Geld, das ist doch völlig normal und gut so! Ich würde mich in das Großelterndrama überhaupt nicht reinziehen lassen und hätte es verkehrt gefunden, das erwachsene Kind zu überreden, NICHT auszuziehen. Das ist der normale Lauf der Dinge und war für jeden absehbar!
Das Problem sehe ich eher darin, dass du dich nie wirklich abgenabelt hast von deinen Eltern und du dich verantwortlich fühlst für ihre Gefühle. Hast du mal versucht, daran mit prof. Unterstützung zu arbeiten?
Meine Älteste ist fast 14 und plant jetzt schon, was sie wo nach dem Abi macht, das ist doch toll! Sie WILL auf eigenen Füßen stehen und erwachsen werden und darin unterstützen wir sie.
VG

5

Du freust dich für deinen Sohn, dass er dort raus kommt. Das ist super! Du könntest so viele andere Gefühle haben. Du könntest neidisch sein, weil er von deinen Eltern wegkommt und du immer noch mit den kontrollierenden Eltern in einem Haus wohnst... Schäme dich nicht dafür, dass du dich für deinen Sohn freuen kannst. Denk im Zweifelsfall lieber darüber nach, ob du auch noch von deinen Eltern wegziehst, wenn sie dich kontrollieren.

6

Dein Sohn macht das, was junge Menschen tun. Den Schritt ins eigene Leben wagen.
Du machst das richtig. Unterstütze ihn dabei diesen Weg zu gehen. Schütze ihn davor, dass deine Eltern ihm ein schlechtes Gewissen machen (falls sie es versuchen). Sei stolz auf ihn und auch auf dich, immerhin hast du ihm geholfen auf diesem Weg zu kommen.

Und distanziere dich, um deiner selbst Willen, von dem schlechten Gewissen. Egal was deinen Eltern passiert ist, dass was jetzt bei euch vor sich geht ist normal und gehört zum Leben dazu. So zu klammern ist nicht normal und nicht gesund. Ich finde es schon mehr als schwierig, dass sie dir so möglicherweise Wege verbaut haben. Das sollte deinem Sohn nicht passieren.

7

Hi liebe Filo,
aus deinem Text liest man, dass du Muttergefühle hast und wohl auch ne tolle Tochter bist. Du willst, dass dein Sohn seine Träume verfolgt, dass ist ehrenwert!
Also Koffer packen, Buttbrot😜 einpacken und ab mit deinem Kücken... Und dann kommen in'ner ruhigen Minute auch die Tränchen 😿.
Liebe Grüße

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Was für eine unglückselige Situation.

Es ist toll, dass dein Sohn seine Berufung gefunden hat und seine Ziele verfolgt.
Ein wenig wehmütig wirst du sicherlich ab und an werden, wenn er erst weg ist. Man muss die alten Gewohnheiten erst ablegen. Gelegentlich habe ich meinen Sohn nach hause kommen gehört oder gedacht, das werde ich ihn gleich fragen, wenn er da ist. Aber er kam ja nicht und irgendwann hat man das verinnerlicht.

Deine Eltern haben dich gut im Griff. Du hast zugelassen, dass Papas Problem zu deinem wurde. Aber er hat eine Frau, die zu ihm gehört. Wenn er sich sorgt, dass sie ihn irgendwann verlassen könnte, wäre ich noch dabei. Allerdings würde mich jetzt schon leise Panik ergreifen. Wenn deine Mutter mal ins Pflegeheim muss oder vor deinem Vater sterben sollte, dann stürzt er sich auf dich und vereinnahmt dich völlig. Schreckliche Vorstellung.

An deiner Stelle würde ich therapeutisch aufarbeiten, mich aus dieser Co-Abhängigkeit zu lösen.

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Das Du an Deinen Muttergefühlen zweifelst macht mich stutzig. Warum?
Wie war denn das Verhältnis zu Deinem Sohn all die Jahre?
Hattet ihr Schwierigkeiten miteinander?

Er wird erwachsen, kann die Ausbildung in seinen Traumberuf beginnen, zieht aus und steht auf eigenen Beinen. Das klingt phantastisch!
Du schreibst Du freust Dich für und mit ihm und du hast auch allen Grund dazu.
Wieviele "Jugendliche" wissen in dem Alter NICHT was sie wollen, was sie machen in der Zukunft und sind vom ausziehen bzw vom "auf den eigenen Beinen stehen" meilenweit entfernt.

Zugegeben dass er schon mit 18 auszieht ist vermutlichen tendenziell früh aber ich hab das jetzt so verstanden dass sich der Auszug ausbildungsbedingt ergeben hat und nicht weil ihr zwingend die "Nase voll" voneinander habt ?!

Die Großeltern steigern sich da natürlich jetzt rein aber ganz ehrlich, darüber würde ich komplett hinweg sehen. Der Junge kann - egal wie alt er letztendlich ist - nicht ewig zu Hause bleiben und muss seine Ausbildungschancen doch in Angriff nehmen.
Ich finde es sehr unfair dass dem Jungen praktisch ein schlechtes Gewissen eingeredet wird und das treibt ihn nur weiter von den Großeltern weg. "Gesund" klingt das nicht.

Dass Du nicht weinst sollte Dich nicht beunruhigen. Warte auf den Tag des Auszuges. Da kommt ganz sicher ein komisches Gefühl auf. Auch die erste Zeit zu Hause wird sicher seltsam.

Geniest es, freut euch! Er ist ja auch nicht aus der Welt...#winke