Hallo,
ich bräuchte da mal ein paar Meinungen bezüglich meines Verhältnisses zu meiner Familie.
Meine Mutter hat mich als Kind/Jugendliche/junge Erwachsene immer bevormundet und "für blöd verkauft", traute mir nichts zu, ich war nie gut genug etc.. Zumindest hat es sich für mich immer so angefühlt. Selbst mein Mann leidet unter diesen Erfahrungen, weil ich Dinge viel mit mir selbst ausmache, mich oft nicht traue, offen meine Meinung zu sagen, aus Angst, wieder einen dummen Spruch zu kassieren. Es hängt mir also immer noch nach.
Inzwischen ist meine Mutter schwer pflegebedürftig und lebt im Heim. Ich kann mich seitdem "entfalten", werde nicht mehr dauernd mit Anrufen terrorisiert... Klingt gemein, ist aber so. Besuchen tue ich sie an sich nur, wenn das schlechte Gewissen zu groß wird. Aber wirklich den Impuls, sie besuchen zu gehen, habe ich nicht.
Mein Vater war immer liebevoll, aber passiv. Hatte unter meiner dominanten Mutter nicht viel zu melden und hat sich halt mit seiner Situation arrangiert. Er wohnt etwas weiter weg, meldet sich kaum bei uns und ich habe auch kein wirkliches Interesse *Schulterzuck*
Mein älterer Bruder und ich haben sich eigentlich auch nicht mehr viel zu sagen, wir sehen uns an den üblichen Feiertagen. Ansonsten hört man von ihm und seiner Familie auch so gut wie nichts. Auch hier habe ich eigentlich kein Interesse, den Kontakt weiter zu intensivieren. Mich nervt es, zu Weihnachten und Geburtstagen Energie (ums Geld gehts mir nicht) in Geschenke für seine Kinder investieren zu müssen, zu den Kindern selbst finde ich auch keinen Draht.
Heute hat mein Papa Geburtstag und eigentlich "müsste" ich da anrufen. Mit meinem Mann hatte ich besprochen, dass wir ihn morgen besuchen fahren wollen. Zuletzt gesehen haben wir uns Anfang Januar. Seitdem habe ich nichts mehr von ihm gehört. Und eigentlich habe ich weder Lust, meinen Vater anzurufen noch da morgen hinzufahren. Ich frage mich: Warum? Warum bin immer ich in der Bringschuld?
Wohlmöglich hat meine Familie genauso wenig Interesse wie ich an ihr. Sonst würden sie sich doch mal melden. Ganz ehrlich, eigentlich bin ich mit meiner Familie emotional fertig. Sie sind mir schlicht egal. Ich habe meinen Mann und bald zwei Kinder. Die sind wichtig für mich.
Aber man hat halt immer das schlechte Gewissen, weil es ja die Familie ist :/ Und mein Mann drückt auch immer auf die Tränendrüse, weil mein Papa ja jetzt alleine ist und so... Aber er könnte sich doch auch mal melden, wenn ihm Kontakt wichtig wäre, oder?
Wie würdet Ihr diese Situation beurteilen?
Kontakt zur Familie "grundlos" abbrechen?
Es gibt einfach Leute, die sich nicht melden, aber dennoch Interesse haben. Die Eltern meines Mannes melden sich nie, die Oma meines Mannes ist da auch altmodisch...beide Parteien kommen aus dem „die Kinder müssen sich melden“ nicht raus. Wir nehmen sie da so wie sie sind.
Meine Oma und mein Opa (alle sind schon lange verstorben) haben sich wirklich nur im Notfall telefonisch gemeldet - auch sie waren da so eingestellt, dass die Kinder sich melden müssen.
Mein Bruder meldet sich auch nie. Der freut sich, wenn ich oder meine Schwester uns melden, aber irgendwie glaubt er immer er würde uns stören, wenn er sich meldet. Trotzdem habe ich ihn doll lieb.
Meine Eltern haben jeweils 6 Geschwister, der eine meldet sich mehr, der andere weniger. Sie mögen sich aber alle sehr!
Also daran würde ich mich nicht aufhängen. Man kennt doch seine Familie und weiß wie sie tickt. Ich könnte mir nicht vorstellen wegen sowas Kontakt abzubrechen.
Ich bin da aber auch anders eingestellt. Meine Schwiegereltern haben mir gegenüber wirklich schlimme und fiese Dinge getan, da ist das nicht melden echt lächerlich. Mein Mann wollte damals den Kontakt abbrechen - aber es sind doch seine Eltern! Das hätte ich auch nicht gewollt, da gibt es andere Lösungen.
Danke für Deine Meinung. Vielleicht ist "abbrechen" auch zu krass ausgedrückt. Vielleicht trifft es "Kontakt auslaufen lassen" besser.
Wenn alle immer der Meinung sind, dass der jeweils andere sich bitteschön zu melden hat. Hm. Ich finde es irgendwie anstrengend.
Du kannst ja machen was du willst, aber dann bist du auch nicht besser als deine Eltern und dein Bruder. Du musst damit leben, wenn du das kannst, dann mach das.
Ich mag dieses „wie du mir so ich dir“ gar nicht. Und solche harmlosen Fehler kann man doch prima ausgleichen, in dem man nicht bockig reagiert - wenn man denn will.
Du hast ja scheinbar schon abgeschlossen. Das wirkt recht herzlos und kalt.
Ich finde es tatsächlich nicht in Ordnung und egozentrisch den Kontakt zu den Eltern abzubrechen ohne das ein wirklich vernünftiger Grund da ist.
Deine Mutter mag ihre Fehler haben, aber hat dich geliebt und jede Menge Zeit und Geld für dich aufgewendet. Seine Pflegebdürftige Mutter nicht zu besuchen finde ich sehr herzlos.
Ich mag meinen Vater auch nicht besonders, aber gelegentlich mal etwas Zeit für ihn opfern werde ich ihm immer, dass bin ich ihm schuldig. Er hat mir das Studium bezahlt, meinen Lärm ertragen als ich ein Kind war und würde mich auch nicht hängen lassen wenn ich ein Problem hätte.
Zu Freunden kann man den Kontakt abbrechen wenn man keine Lust mehr darauf hat- aber zur Familie? Das würde ich mir sehr gut überlegen...
Blut ist dicker als Wasser.
Dickes Blut macht Herzinfarkt.
Für mich selbst in Familie sehr wichtig.
Aber nicht zu jedem und nicht zu allen gleich.
Wer mir gut tut, halte ich Kontakt, bringe ich mich ein.
Wer mir nicht gut tut, .... warum soll ich mich selbst quälen.
Warum drückt dein Mann auf die Tränendrüse?
Hat er Angst selbst mal trotz Kindern allein zu sein?
Wenn ja, kann er selbst etwas daran ändern: selbst guter Vater für seine Kinder sein und hoffen, dass eure Kinder entsprechend handeln, wenn sie größer sind.
Dein Vater war/ist dein Vater. Sein Verhalten ist das, was deinen Kontakt zu ihm beeinflusst.
Zu Bedenken finde ich in der älteren Generation: oft ist es Gewohnt, dass die Jüngeren in der Bring"schuld" sind. Das erlebe ich relativ oft.
Wenn mir die Person wichtig ist, gewöhne ich mich daran. Das ist ok. Deren Gewohnheiten, Erziehungseigenheiten sind tiefer/älter verwurzelt als meine.
Wer mir nicht wichtig ist, da mache ich es nicht.
Wer mir wichtig ist und ich merke/weiß, dass da die Gewohnheit der eigenen Kindheit mitdrin ist (die Jungen haben sich bei den Älteren zu melden), da sage ich dann auch schon mal, dass ich mich freuen würde, wenn sich Person x auch mal melden würde.
Aber nur da, wo ich merke, dass sie noch fit genug sind, sich umzustellen, auf neue Gewohnheiten einzulassen.
Ein bisschen was von der "neuen Zeit" zeigen. 
Nicht überfordern, aber doch schon so, dass ich zeige, dass ich mich freuen würde, dass es mir wichtig ist. 
Reden finde ich da wichtig. Also ich höre dann nicht einfach auf, sondern sage wie ich es empfinde: ihr könnt euch auch gerne mal melden, ich würde mich freuen. Es tut mir gut zu spüren, dass ich euch auch wichtig bin.
Bei denen mir der Kontakt nicht wichtig ist, mache ich es nicht.
Diese melden sich aber sowieso, wenn sie was brauchen/wollen 
oder auch nicht (dann bin ich auch froh).
ich melde mich praktisch nie, liebe aber trotzdem meine Freunde und Familie. Ich bin einfach nicht der netzwerker....
aus schlechtem gewissen besuchen ist okay. wenn du nicht mehr willst, dann lass es.
aber schliess nicht aus, dass dieses gefühl mal wieder kommt - oder du dir später vorwürfe machst, dass du etwas nicht ausdiskutiert hast, als man es noch hätte tun können.
ich habe schon einige jahre ohne kontakt zu meiner familie verbracht. und heute ist der kontakt wieder innig. man sollte nie was ausschliessen.
ggf entwickelst du dich jetzt einfach weiter und wenn du an einem sicheren punkt angelangt bist, hast du auch die kraft, dich wieder mit der familie auseinander zu setzen.
warum du den kontakt zum bruder abbrechen solltest, verstehe ich nicht. man kann ja mal ein sms schicken, kinderbilder, was nettes schreiben.... kostet ja nichts und machts leichter, sich "an den üblichen feiertagen" zu sehen.
Also man bricht den Kontakt eigentlich nicht einfach so ab. Da müssten in meinen Augen schon schlimme Sachen vorgefallen sein, die zum Bruch führen.
Deine Mutter ist jetzt im Pflegeheim und terrorisiert dich nicht mehr. Sei doch froh, dass sie da gut untergebracht ist. Und ab und an mal besuchen, da sollte man schon machen. Vielleicht hast du dann weniger schlechtes Gewissen. Man muss ja dort nicht den halben Tag sein. Kommt aber drauf an wie weit das Pflegeheim von euch zu Hause weg ist. Und dein Vater und dein Bruder würde ich weiterhin Kontakt halten. Man muss sich ja auch nicht jeden Tag oder jede Woche sehen.
Es gibt eben halt Familienangehörige, die nicht von sich aus so in Kontakt kommen. Wenn man sich ansonsten versteht, sehe ich das keinen Grund den Kontakt abzubrechen.
Ich sehe meine restlichen Familienangehörige, außer meiner Mutter (die lebt im Pflegeheim und die besuche ich 1x die Woche) auch nur alle paar Monate. Telefonieren tun wir auch selten. Und der Umgang ist bis auf ein paar Ausnahmen eigentlich herzlich. Mich stört es überhaupt nicht, dass wir uns nicht so häufig sehen.
LG Hinzwife
Ich würde zum Geburtstag anrufen als Pflicht.
Alles andere würde ich nur machen, wenn du es möchtest.
War bei uns ähnlich, nur dass ich mehr bei meinen Großeltern aufgewachsen bin (alle in einem Haus) und ich mit meiner Mutter einfach Nichts verbinde. Mein Vater ist gestorben, danach meine Oma. Den Kontakt zu meiner Mutter haben wir nach einigen Unstimmigkeiten (und auch einem Zweitversuch) auf meinen Wunsch hin komplett abgebrochen. Seitdem kam nicht ein einziges Mal wenigstens eine Karte zum Geburtstag unserer Tochter (ihres einzigen Enkelkindes!), aber neuerdings wieder Versuche der Kontaktaufnahme (WhatsApp, Facebook, Instagram) die ich sofort blockiert habe.
Regelmäßiger Kontakt besteht nur noch zu meinem Opa, den Rest der dort ansässigen Familie sehe ich nur wenn wir ihn besuchen bzw. auf Familienfeiern zu denen sie eh nicht eingeladen ist.
Mir tut es gut und es stört mich kein Stück, auch nach Jahren nicht (mittlerweile fast drei Jahre).
Aber das muss jeder selber entscheiden und wie gesagt war ich emotional sowieso von Anfang an an meine Großeltern gebunden.
Unsere Tochter erinnert sich garnicht mehr richtig an meine Mutter. Wir hatten damals gesagt, dass sie böse zu uns war und wir nicht wollen, dass sie auch böse zu ihr ist.
Wenn von der anderen Seite auch kein Interesse besteht, würde ich mir auch keine Mühe mehr machen und den Kontakt einschlafen lassen.
Mein Vater z.b. meldet sich von alleine auch nie bei mir. Aber ich weiß, er hat mich lieb und wir sind uns extrem ähnlich, heißt, wenn wir telefonieren, dann dauert das gute zwei Stunden! Ich bin ihm nicht böse drum, er nimmt mir auch nicht krum, wenn ich mich dann zwei drei Monate nicht melde :)
So ist er halt und so bin ich.
Ich habe auch noch einen Onkel + Cousine mütterlicherseits. Die beiden melden sich nie bei mir, weil einfach kein Interesse da ist. Da hab ich den Kontakt einfach einschlafen lassen. Wir wissen gegenseitig, wo wir uns finden. Aber ich brauche den Aufwand des ständigen dort meldens nicht, ist denen ja egal.
Ich würde es also davon abhängig machen, ob Interesse besteht.
Im Falle deiner Mutter verstehe ich dich sehr gut. Als ich von meiner tyrannischen Mutter weg war, kam ich mir auch vor, als wenn ich zum ersten mal atmen würde. Aber bei mir war es wegen Misshandlungen viel heftiger. Keinen Kontakt zu ihr zu haben, ist für mich sehr gesund!