Ich traue mich mit meinem Sohn (15 Monate) nicht unter Leute

Hallo zusammen,

ich weiß nicht, wie bzw. wo ich anfangen soll. Ich bin 35 und vom Typ ein U-Boot. Also das bedeutet, ich wäre am liebsten unsichtbar. Ich möchte unter keinen Umständen auffallen und am liebsten auch nicht gesehen werden. Für mich ist die Welt und der Alltag sehr anstrengend und ich bin am liebsten allein oder unter meinen Liebsten.

Vor 15 Monaten habe ich einen Sohn bekommen. Das erste Jahr war hart für mich. Ein immer unzufriedenes und schreiendes Baby war für mich kaum erträglich. Ich liebe ihn, versteht mich nicht falsch, aber es kostet(e) mich alles an Kraft.

Er war extrem schnell reizüberflutet, weshalb ich alles an Besuch und Verabredungen auf ein Minimum begrenzte. So wurde es sehr viel angenehmer für uns beide. Wenn ich mich voll und ganz auf ihn einstelle, sind wir ein tolles Team. Aber dadurch sind wir nun sehr einsam und zurückgezogen.

Ich habe mir auch schwer getan, ständig zu erklären und zu rechtfertigen, wie wir mit unserem Sohn umgehen. Auch das kostete mich täglich Kraft. Auch bei der Familie. Anstatt Unterstützung gab es Unverständnis. Worüber ich heute noch enttäuscht bin. Ich zog mich also von allem zurück.

Und ja ich gebe zu, ich bin lieber allein als in schlechter Gesellschaft. Jedenfalls war es vor meinem Sohn so. Nun aber, denke ich, ich müsste das ändern. Er braucht doch Kontakt zu anderen. Wir sind meist zu zweit und er auch zufrieden damit. Sobald mal jemand (mein Bruder bspw.) länger da ist, wird er quengelig und abends wird es dann ganz schlimm.

Aber weil ich ja ein U-Boot bin, kann ich auch nicht mit ihm zum Einkaufen oder so. Er quengelt so schnell und ich habe Angst vor der Situation. Ich wäre überfordert und würde vermutlich alles falsch machen. Ich traue mich einfach nicht - raus - unter Leute mit ihm. Er läuft noch nicht. Sitzt unter keinen Umständen in den Kiwa. Will/muss also von mir getragen werden. Das macht es zusätzlich noch anstrengend für mich. Wir sind fast täglich draußen für einen Spaziergang. Schön ländlich auf dem Feldweg. Ich genieße dann die Ruhe, während er in der Trage schläft.

Was unternehmt ihr denn so mit euren Kindern gleichen Alters?

Was mach ich denn da?
Kennt das zufällig jemand?

Winternacht

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Das klingt überhaupt nicht gesund, was ihr so treibt, immer nur ihr allein, nur zu zweit, absolute Ruhe :-(. Man muss ja nicht den halben Tag Besuch und Remmidemmi haben, aber 2 Stunden Kaffee trinken und die Kleinen spielen oder 1 Std. Mutter-Kind-Turnen, alle 14 Tage mal Krabbelgruppe oder 1 Std. auf dem Spielplatz, ich finde sowas wichtig für Kinder.
Du solltest deine "U-Boot-Persönlichkeit" nicht von dir aus auf deinen Sohn übertragen. Menschen ansich sind gesellige Wesen. Ich würde an meinem Selbstwertgefühl arbeiten (du bist NICHT unsichtbar und das ist gut so) und mir dafür Hilfe holen und dann einen gesunden Mittelweg finden. 2-3 × pro Woche mit Kind unter Leute im Wechsel mit einem ruhigen Tag.

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Hallo Winternacht.

Ich fürchte, du musst bald einiges an eurem Alltag ändern.

a) Du wirst den kleinen Mann nicht ewig tragen können. Gewöhn in an den Kinderwagen. Auch wenn er mal laufen kann wirst du immer wieder mal in Situationen kommen, in denen es trotzdem vorteilhaft ist, wenn er im Wagen sitzt und nicht läuft.#schwitz

b) Auch kannst du ihn nicht langfristig von anderen Menschen abgrenzen. Wie soll er sich jemals im Kiga eingewöhnen, wenn er ausschließlich dich gewöhnt ist und sonst kaum andere Menschen?

c) Kannst du nicht -zumindest anfangs- jemanden mit zum Einkaufen nehmen? Mein Sohn war auch ein Dauer-Quengler beim Einkaufen. Ich habe mir dann oft die Omi mitgenommen, um den Großeinkauf ohne größeres Geschrei durchziehen zu können.;-)

LG

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Typ "U-Boot" :-) Das kannte ich noch nicht, aber ich bin ähnlich.

Ich habe aber viel gelernt und sehr an mir gearbeitet, gerade mit Kind. Man muss so oft mit Fremden sprechen und in Situationen reagieren. Gerade wenn man möchte, dass das eigene Kind nicht so wird. Du bist Vorbild.

Ich würde an deiner Stelle mich in kleinen Schritten der Außenwelt stellen.

Sohnemann war in dem Alter in der Kita, daher hatte er genug "Außenwelt".

Sein Vater und ich sind getrennt. Der ist total offen und findet es toll sich anderen Menschen zu präsentieren. Jetzt hat er eine neue Freundin, die wohl auch so ist. Kurz: mein Kind bekommt momentan die volle Ladung fremder Menschen und wird da GsD lernen.
Aber er hat mich auch schon gefragt warum bei uns nicht soviele Menschen sind.

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Puh, das mit dem anstrengenden ersten Jahr kenne ich von meinem Sohn. Erst wohnte er quasi auf/an mir, dann schlief er zusätzlich nicht lange.

Blöde Frage, aber hast Du zufällig eine soziale Phobie? Also ist das der Grund für Deine Ängste in der Öffentlichkeit? Du beschreibst nämlich eine Person aus meinem Umfeld, die aber inzwischen durch eine Therapie viel besser damit umgehen (und es auch viel besser anderen Menschen begreiflich machen) kann.

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Hmm, gerade mal gegoogelt. Könnte sein... Wobei ich nicht das Gefühl habe, dass ich Angst habe. Es ist mir einfach anstrengend. So auslaugend. Wenn viele Menschen auf einem Haufen sind, kostet mich so ein Treffen richtig Anstrengung. 🤷🏼‍♀️

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Du bist wie du bist, das ist auch ok so. Aber deinem Sohn wird es sicher gut tun mal raus zu kommen, einfach damit er es kennengelernt.

Nun kannst du entweder an dir arbeiten, so dass du gemeinsam mit deinem Sohn z.b. in eine Krabbelgruppe gehst. Da würde ich einen Kurs oder ähnliches empfehlen, bei dem alle gleichzeitig anfangen. Einfach damit du nicht fremd in eine Gruppe kommst, das macht es sonst noch schwerer.

Oder du schaust nach Betreuung ohne dich, also kita oder Tagesmutter, so dass dein Sohn dort andere Menschen, insbesondere Kinder treffen kann. Das muss ja nicht besonders lange sein, es reichen zwei oder drei Vormittage die Woche. Er kann spielen und du hast etwas Ruhe.

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Vielen Dank für eure Antworten bisher.

Habe ich vergessen zu erwähnen: Wir gehen einmal die Woche in eine Spielgruppe für 2 Stunden. Aber eben nur einmal die Woche. 🤷🏼‍♀️🤔

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👋 hallo
Ich schreibs jetzt mal ziemlich krass - du nimmst deinen Sohn doch soviel wenn du nicht unter Leute kommst.
Du musst dringend an deinem Selbstbewusstsein arbeiten möglicherweise eine Therapie.
Besonders Kinder brauchen sozialen Umgang - geh mit ihm am Spielplatz man lernt doch so schnell als Mami Leute kennen.
Seit ich Mami bin seit 2,5 Jahren hab ich fünf neue Freundinnen gefunden u wir treffen uns regelmäßig mit den Kids.
Wie soll den das später mal werden wenn er Kindergarten geht wenn Geburtstagsfeier sind du kannst dich da nicht verschließen somit wird dein Sohn doch zum Außenseiter

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Wenn du das nicht änderst, dann wird dein Sohn irgendwann auch so. Das möchtest du doch sicher nicht. Versuche mal, mit ihm auf den Spielplatz zu gehen und wenn dann jemand anderes kommt, kannst du ja anfangs den Spielplatz verlassen und nach und nach immer länger bleiben, wenn noch andere Personen da sind. So tastest du dich langsam ran. Und irgendwann auch den Mut haben, mit anderen Eltern in ein Gespräch zu kommen. Nach einigen Malen wird dir das sicherlich leicht fallen, falls dein Problem wirklich an der Angst vor sozialem Kontakt liegt. Bei mir ist es so, dass ich noch nie Kontakt zu anderen wollte, aber nicht aus Angst, sondern einfach, weil Menschen für mich komische Sachen machen und sie nie so reagieren, wie ich es möchte. Leider kann man so eine Abneigung nicht therapieren, weshalb ich damit leben muss.

Beim Einkaufen kannst du ja anfangs auch eine liebe Person mitnehmen. Und eventuell solltest du eine Therapie in Erwägung ziehen, damit du dich in Gesellschaft voll auf dich konzentrierst und nicht darauf, was andere Menschen von dir denken würden.

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" ich bin lieber allein als in schlechter Gesellschaft."

Was wäre denn GUTE Gesellschaft?
Hast du da jemanden?

Schlechte Gesellschaft habe ich nach und nach aussortiert, die tun mir wirklich nicht gut.

Allerdings habe ich nach und nach GUTE Gesellschaft gefunden. Unverbindlich, immer mal wieder, langsam und dann immer mehr, weil es gut tut.


Einkaufen mit Schreikind kann echt eine Herausforderung sein.
Mein Kind ist super pflegeleicht beim Einkaufen. Mich stresst die Reizüberflutung häufig. Unangenehmes Licht, schlechte Augen, ständige Regelumräumungen.

Mein Trick: ich nutze übersichtliche kleinere Läden. Die, die nicht viel verändern. Das hilft mir enorm.

An meiner Reizüberflutung arbeite ich. Seit ich weiß, dass es bei mir am ADHS liegt, habe ich andere Strategien als früher.

Wenn es sein muss, bekomme ich es auch hin, wenn es sein muss. Wenn ich kann, nutze ich die Zeiten, in denen ich am fittesten bin (oder soooo müde, dass ich fast schon durch den Laden schlafwandle) :-p



Gute Kontakte:
welche würdest du als gut bezeichnen? Was würdest du brauchen, damit sie "nicht schlecht" sind?

Wenn dein kleiner größer wird und anfängt zu laufen, gehen Spielplätze recht gut.
Anfangs wird es oft noch eine Nähe zu ihm sein in Form von Hilfestellung, daneben stehen usw. Diese Zeit kannst du für dich nutzen, andere zu "beobachten". Wen siehst du häufiger, auf wen rennt dein Kleiner zu, mit welchen Kindern nimmt er erste Kontakte auf.
Irgendwann kommt der Wiedererkennungseffekt. Einfach "hallo", wenn man sich zufällig zum wiederholten mal sieht. Wenn es passt, ergibt sich das Gespräch. Wenn nicht, dann nicht.
Tagesformabhängig, usw.

Später können Kindergartengartenabholzeiten helfen. Wenn man sich regelmäßig sieht, ergibt sich vieles von selbst. Hallo ....

Ich bin so gar kein Small-Talk Typ. Hallo habe ich immer gesagt. Bei den meisten blieb es dabei. Bei einigen ergab sich mehr. Manche blieben Phasen-Kontakte: Kind spielte mit den Kindern, danach haben wir uns aus den Augen verloren. Mit anderen bleiben wir auch Klassen-/Schulübergreifend in Kontakt. Weil wir Mütter uns gut verstehen.

Wichtig für mich ist, den Druck rauszunehmen. Nicht jeder muss mein Freund sein. Nicht jedes Gespräch bedeutet Freundschaft. Aber auch: nicht jeder Kontakt muss schlecht für mich sein. "Hallo" geht fast immer, diese Zeit nehme ich mir.
Den Rest entscheide ich nach meiner Tagesform.

Jedoch halte ich mir immer bewusst:

schlechte Kontakte muss ich mir nicht antun.
Aber gute gibt es allemal! Sofern ich selbst auch offen dafür bin.

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Liebe zahnweh,

ich lese deine Antworten immer gerne. Du bleibst immer sachlich, gibst gute Tipps und stellst die richtigen Fragen. Du zeigst NIE mit dem Finger oder verurteilst.

Solche Menschen wie dich bräuchten wir im Forum viel mehr!

Danke dafür!!!