Zwischen zwei Stühlen

Hallo Ihr Lieben,

mich würde mal eure Meinung interessieren.
Folgende Situation:

Ich habe eine 10-jährige Tochter aus erster Ehe. Mein Exmann und ich sind seit gut 4 Jahren getrennt und wohnen sehr nah beieinander (mit dem Rad ca. 5-10 Minuten). Meine Tochter ist seit diesen vier Jahren jede Woche von Mittwoch auf Donnerstag beim Papa und jedes zweite Wochenende von Freitag bis Montag. Sie geht also von ihm aus auch zur Schule. Manchmal geht sie auch öfter zu ihm, sie hatte auch schon Phasen, wo sie 2x in der Woche bei ihm war.

Seit 2 Jahren habe ich jetzt einen neuen Freund, der noch keine Kinder hat und den wir beide (meine Tochter und ich) sehr lieb haben. Wir haben jetzt überlegt zusammenzuziehen. Ein großer Schritt für mich, weil wir hier so ein eingespieltes Team sind. Aber ich möchte es auch gerne.
Jetzt meint mein Freund, dass er in 1 oder 2 Jahren eventuell den Ort wechseln muss, seine Firma wird vielleicht umziehen, nicht sehr weit weg, nur etwa 30km (aber wo er über eine staulastige Autobahn müsste). Er meint, er wird nicht pendeln, er habe das schon mal gemacht und das sei zu anstrengend. Wir müssten also dorthin ziehen.

Ich arbeite von zu Hause, wäre also zumindest in diesem Punkt flexibel.

Aber ich merke jetzt, dass ich wegen meiner Tochter und meinem Exmann hier nicht wegziehen kann. Ich meine, manche Leute machen das. Aber es würde ja auf jeden Fall bedeuten, dass meine Tochter nicht mehr so regelmäßig zu ihrem Papa könnte. Der Mittwoch und der Sonntag auf Montag fielen beide weg. Das wären 60% der Zeit, die die beiden miteinander haben.

Ich würde nicht nur meiner Tochter den Papa nehmen, sondern auch dem Papa die Tochter. Ganz ehrlich: das kann ich nicht.

Könnt ihr das verstehen? Ich meine, an meiner Person hängen einfach noch 2 andere Personen dran. Ich für mich könnte locker entscheiden wegzuziehen. Aber was ist mit meiner Tochter und ihrem Papa? Ich kann doch mein vemeintliches Glück nicht über das der beiden stellen. Und wenn es mit meinem Freund auch schief geht? Es wäre schließlich auch noch ein Risiko, weil wir schon recht unterschiedlich sind.

Eigentlich habe ich das für mich jetzt schon klar und entschieden. Mich würde trotzdem interessieren, was ihr davon haltet.

Würdet Ihr ähnlich entscheiden? Oder findet Ihr, man sollte es einfach machen?
Vielleicht finden es auch manche von euch komisch, dass ich mir Gedanken um meinen Ex mache, aber er ist ihr Papa und er liebt sie so sehr wie ich. Versteht ihr das?

Danke für eure Meinungen und viele Grüße
Li

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Dein Freund wird nicht "pendeln", damit hat er ja dann die Entscheidung gefällt und seine Bequemlichkeit über eure Bedürfnisse und Wünsche gestellt... Sonst noch Fragen?

30km - Stau hin oder her. Mit Verlaub: echt jetzt?

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Kurze Wege in die Arbeit sind ein Segen. Man spart sich einfach so viel Lebenszeit.

Die Entscheidung, nicht unnütz Zeit im Auto zu verbringen, ist daher mMn nichts, was man kritisieren kann.

Objektiv betrachtet: der Partner fährt 5 Tage die Woche, das Kind nur 2x.

Man kann Argumente für beide Seiten finden. Wenn die TE nicht wegziehen will (würde ich an ihrer Stelle auch nicht), ihr Freund auch nicht pendeln will (würde ich an seiner Stelle auch nicht)... Letzten Endes müssen es sich die beiden ausmachen.

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30km ist ein völlig durchschnittlicher Anfahrtsweg zu seiner Arbeitsstelle.

"Man spart sich einfach so viel Lebenszeit"

Ich schrubbe pro Woche hunderte Kilometer. Kann ich mir nicht aussuchen, that's life, ist so. Als verschwendete Lebenszeit würde ich das aber nicht betrachten, das ist eine simple Frage der Einstellung, die man mit einem bisschen guten Willen und Blick für Bedürfnisse anderer Menschen durchaus ändern kann. #klee

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Pauschal kann man die Situation aus der Ferne natürlich nicht beurteilen und du hast auch eine glückliche Beziehung verdient.
Aber ich finde es toll und groß, dass du da so an deine Tochter und an deinen Exmann denkst.

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Hi du, ob ich dir einen Rat geben kann das weiß ich nicht. Ich möchte dir aber sagen das ich es großartig finde, wie toll du auf die Bedürfnisse deiner Tochter eingehst. Du scheinst ein vernünftiges Verhältnis zu dem Vater deiner Tochter zu haben und ihr dadurch einen einen guten und regelmäßigen Umgang ermöglichen.

Ich glaube, du solltest mit deiner Tochter sprechen, wie sie das sieht und ob sie sich eine Veränderung vorstellen kann. Vielleicht findet ihr eine Lösung die passt. Bezieh auch ihren Vater ein. Ansonsten kann ich dir nur zwei Dinge raten. Vergiss dich nicht und hör auf dein Bauchgefühl

Du wirst die richtige Entscheidung treffen. Ich wünsche euch alles Gute!

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Muss das Kind die Schule wechseln?

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Ja Anna, genau das wäre ja das Problem. Dass sie die Schule wechseln müsste und dann nur noch von einem Elternteil aus zur Schule gehen könnte.

Ich spüre meinen Bauch sehr genau. Und der sagt mir: ich bleibe hier.

Liebe Grüße und danke!

Li

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Vielleicht könnte man über einen wöchentlichen Wechsel des Kindes vom Vater zur Mutter nachdenken.
Wenn das nicht auf Anklang stösst, dann würde ich da bleiben wo ich bin.

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Genau das ginge ja nicht mehr, weil das Kind ja bei einem Umzug die Schule wechseln müsste.

Das ist genau der Grund, warum ich nicht wegziehen kann/will.

Danke und viele Grüße
Li

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Ja, das mit der Schule ist mir im Nachhinein auch noch eingefallen. #schein

Wahrscheinlich muss Dein Neuer dann pendeln, wenn er mit Euch zusammen bleiben möchte.

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Ich würde es genauso machen! Wenn ihr das geteilte sorgerecht habt darf sie doch ohne sein Einverständnis eh nicht wegziehen, oder?

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Oder ist DAS für dich das größere Problem:

>>>Und wenn es mit meinem Freund auch schief geht? Es wäre schließlich auch noch ein Risiko, weil wir schon recht unterschiedlich sind.<<<

Du scheinst nicht wirklich hinter deiner Partnerschaft zu stehen.

Und wegen der 30 Kilometer: Ehrlich gesagt, verstehe ich deinen Freund nicht, ist doch albern, deswegen umzuziehen. Oder steht bei ihm eher der Wunsch dahinter, dich aus dem direkten Umfeld deines Ex zu entfernen?

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Hallo Sophia,

nur mal eine kurze Antwort auf deine Vermutung. Hast du schon eine Scheidung hinter dir? Und zweifach getrennte Eltern? Und tausend Trennungen im Umfeld?

Ich glaube, wenn man wie ich mit Trennungen groß geworden ist und selber eine Scheidung hinter sich hat, dann ist man nicht mehr so blauäugig, dass man 100% sicher ist, dass die nächste Beziehung für die Ewigkeit hält. Zumindest nicht, wenn man ein Kopfmensch ist. Aber vielleicht hast du auch recht und ich stehe nicht voll und ganz dahinter.

Ehrlich gesagt finde ich es auch ein bisschen albern, dass er umziehen will deswegen. Nein, mit meinem Ex hat das nichts zu tun. Ich habe mit meinem Ex auch so gut wie überhaupt keinen Kontakt mehr (nur als Eltern).

Danke dir trotzdem.

Liebe Grüße
Li

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Ach vielen herzlichen Dank Ihr Lieben!

Es tut gut, zu lesen, dass Ihr ähnlicher Meinung seid. Klar habe ich auch ein Recht auf Glück. Aber mein Glück liegt auch hier bei meinen Freunden und meinem Kind.

Wenn ich ganz ehrlich bin, dann will ich auch nicht wegziehen. Ich könnte es und würde es vielleicht auch, wenn ich meine Tochter nicht hätte. Aber mein Herz hängt auch hier an diesem Ort und ich habe eine schlimme Trennung durchgemacht, seitdem habe ich das Gefühl, dass mich nichts mehr umhauen kann. Ich bin ja bei mir angekommen und ich würde auch ohne meinen Freund glücklich. Mit wäre allerdings auch schön. ;-)

Ich werde morgen mit ihm darüber sprechen und dann mal schauen, was er dazu sagt. Vielleicht sagt er auch: ja klar. Kann ich verstehen. Dann kriegen wir das schon irgendwie hin (hat er schon mal so gesagt, als ich direkt zu Beginn der Überlegung meinte, dass ich "erstmal" nicht hier wegziehen kann).

Wir haben gerade eine kleine Krise, da bin ich einfach noch mal ein bisschen nachdenklicher geworden und musste für mich eine Entscheidung treffen. Die ist jetzt da. Wie wunderbar, dass ich mich selber so wahr- und ernst nehme. Darüber kann man nur gücklich sein.#herzlich

Danke euch und liebe Grüße

Li

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Finde es gut dass du so über die Situation nachdenkst. Das kann nicht jeder. Respekt!

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Du bist toll und hast eine tolle Einstellung zu dir und deinem Leben.
So! #winke

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Er will bei lächerlichen 30 km nicht pendeln? Mein Mann hat eine tägliche Fahrstrecke von 110 km einfache Strecke! Auch über vielbefahrene Autobahnen! Er fährt das täglich! Das ist sicherlich nicht perfekt, aber es geht eben nicht anders. Na und? Es gibt schlimmeres!
An deiner Stelle würde ich darüber nachdenken, wie ernsthaft sich dein Freund auf euch wirklich einlassen will. Wo ist denn sein Kompromiss? Er entscheidet und du gibst alles auf? Würde ich nicht machen. Ich finde es wirklich ganz toll von dir, dass du auch an die Bedürfnisse deines Kindes und des Ex denkst! Toll!