Vater wird dement, Pflege, Streit

Ich möchte fragen, wie eure Erfahrungen mit folgender Situation sind:

Ich wohne gut 300km von meinem Geburtsort entfernt. Habe einen 2 jährigen Sohn und bin alleinerziehend.
Meine Mutter ist schon vor ein paar Jahren gestorben. Mein Vater ist über 80, körperlich hat er in den letzten Jahren immer mehr abgebaut, nun kommt eine beginnende Demenz hinzu.
Meine Schwester ist vor Ort. Kauft 1x pro Woche für ihn ein, ist die Hauptansprechperson bei Pflege etc.

Zunehmend wird die Situation auch zur Belastungsprobe des Verhältnisses zwischen mir und mein Schwester, da viel unausgesprochenes im Raum steht. Ist zumindest mein Eindruck.

Ich fühle wie mir stumm vorgeworfen wird, nicht genug zu machen.
Ich kann das aus ihrer Sicht auch durchaus nachvollziehen. Aus meiner Sicht weiss ich aber nicht was ich mehr tun kann.
Ich telefoniere oft mit ihm, besuche so oft es geht und versuche auch meiner Schwester Telefonate etc mit Krankenkasse etc abzunehmen.
Habe aber auch das Gefühl, dass das gar nicht wahrgenommen wird.

Ich habe zu allem natürlich viel mehr Abstand und meine Schwester ist viel involvierter. Das ist mir alles klar.

Aber trotzdem belastet mich dieser stumme Vorwurf, und ich beginne innerlich aufzurechnen. Dass das meine Gefühlslage nicht entspannt, ist mir klar.
Aber es ärgert mich trotzdem auch sehr, wie wenig sie meinen Part zur Kenntnis nimmt.

Als ich noch kein Kind hatte und mein Vater noch besser beieinander war, habe nämlich eigentlich ich alles mögliche für und mit ihm gemacht.
Sei es die Renovierung seiner Wohnung gewesen, der Umbau / die Sanierung einer anderen Wohnung nach einem massiven Wasserschaden, Stress mit Telefonanbietern, weil er sich auf komische Verträge einließ usw.
IMMER wenn ich zu Besuch war, habe ich irgendwas geputzt oder entmüllt.
Uswusf.

Und in der Zeit hat meine Schwester wirklich nichts dergleichen getan. Ausser ihn ab und an zum Essen zu sich eingeladen.

Aber das sieht sie nicht.
Scheinbar war es für sie normal dass ich z.B. den Wasserschaden etc regle, neben meinem 100% Job (Und für mich war es auch normal, ich hatte von so was mehr Ahnung).

Nun beginne ich aber das alles innerlich aufzurechnen, weil mich dieser stumme Vorwurf belastet.

Ich gestehe ihr zu, dass sie viel emotionaler bei dem Thema ist, da sie ihn auch schon in desolatem Zustand vorgefunden hat usw. Das belastet, ist mir klar.
Aber um es mal kurz böse auszudrücken:
Im Normalfall geht die 1-2 die Woche kurz bei ihm vorbei und bringt Einkäufe.
Nicht viel, da er wie ein Spatz isst.
Sie muss nicht putzen oder ähnliches tun, da wir dafür gesorgt haben.
Briefe / Rechnungen muss sie im Blick behalten. Der Aufwand ist aber überschaubar.
Und sie arbeitet selber nur 50%, ihr Sohn ist schon 20 und eigentlich aus dem Haus.

Hinzu kommt, dass ich alleinerziehend mit Kleinkind bin. Da kann ich nicht immer wie ich will.
Alleine Krankenbesuche kann ich nicht uneingeschränkt machen, da mein Kleiner immer dabei ist.
Wenn unklar ist, ob eine Erkrankung meines Vaters ansteckend ist, kann ich nicht mit Kleinkind einen Krankenhaus Besuch machen. Umgekehrt kann ich ihn auch nicht besuchen kommen, wenn mein Sohn eine Bazillenschleuder ist.
Wenn wir zu Besuch kommen, sitzen wir dafür insgesamt 8 Stunden im Auto.
Wenn wir da sind, bin ich trotzdem an den Lebensrhythmus meines Kindes gebunden.
Und er ist schon wirklich einfach.
Aber alles was nicht geht, löst irgendwie Genervtheit aus.
Und auch das ist so unfair.
Ich wuppe das alles alleine.
Es ist halt wie es ist.
Aber sie hatte damals viel Unterstützung. Auch von meinem Vater.
Aber das alles sieht sie nicht.

Die Demenz ist ein weiterer Punkt.
Das ist belastend für alle.
Für sie auch ohne Frage belastender, als für mich.
Aber auch da macht mich ihre Aggressivität echt fertig.
Demenz ist eine Krankheit.
Aber sie stellt es immer so hin, als wäre er faul und hätte keine Lust kooperativ zu sein.
Aber er kann es einfach nicht mehr.
Und ich kann nicht mehr hören, wie sie sagt er würde doch schon nichts mehr machen, dann könnte er doch wenigstens usw.


Ganz schön lang geworden.

Kennt jemand ähnliche Situationen?

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Puh, das ist eine verdammt schwierige Situation für alle Beteiligten. Ich kann sowohl deine Schwester als auch dich verstehen. Du bist 300km entfernt und kannst natürlich nicht das leisten was deine Schwester tut. Noch dazu mit Kleinkind. Dein Vater hat beginnende Demenz, was oftmals noch schlimmer ist als wenn die Demenz schon weiter fort geschritten ist. Ich nehme jetzt einfach mal an das ein Pflegeheim nicht in frage kommt? Meinst du dein Vater würde sich auf eine ambulante Pflege einlassen? Oder zumindest sowas wie „essen auf Rädern“? Damit wäre deine Schwester entlastet was das einkaufen betrifft. Sie wird sich dennoch immer für alles verantwortlich fühlen weil sie eben vor Ort ist.

Ich denke bei euch wird nur ein sehr offenes und ehrliches Gespräch helfen. Denn dieser stumme Vorwurf ist meist zermürbender als offene klare Worte.

Im allgemeinen würde ich euch raten das ihr euch jetzt, wo euer Vater noch einige klare Momente hat, mal zusammen setzt und die Formalitäten usw klärt. Das ihr für den Fall der Fälle zumindest mal alle Vollmachten habt und eine patientenverfügung.

Versuch mit deiner Schwester zu reden, ohne Vorwürfe zu machen.

Ich wünsche dir viel Glück!

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Vielen Dank.

Vieles davon läuft schon bereits.
Es kommt jeden Morgen jemand vom Pflegedienst um ihm ggf beim Aufstehen zu helfen, Frühstück zu machen und die Medikamente zu geben.
1x die Woche kommt eine Putzfrau.
Essen auf Rädern kommt auch (schon länger).
Hausnotruf ebenso.

Auch Vollmachten, Patientenverfügungen etc gibt es.

Ich glaube mich macht v.a. fertig, dass sie so negativ ist.
Privat läuft es bei ihr auch schlecht, das macht es sicher nicht einfacher.
Aber sie sieht nur das Schlechte.
Nimmt es richtig persönlich, wenn man mal sagt, dass er gut drauf wäre oder so.

Vermutlich hat sie ja auch Recht: er isst und trinkt zu wenig. Bewegt sich zu wenig.
Aber so war er schon immer. Kein guter Esser, trank noch nie viel und hat sich noch nie gerne bewegt. Mit über 80 wird sie ihn da auch nicht mehr ändern.

Auf einer Warteliste für ein Seniorenheim vor Ort steht er. Das wird wohl frühestens in 1 Jahr was.
Wobei wir uns auch da in der Sache einig sind, dass er dafür eigentlich zu fit ist.
Ich bin mir sicher er würde dann ganz schnell abbauen.

Offen drüber reden ist sehr schwierig.
Ich habe das Gefühl nur das Falsche sagen zu können.

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Ich glaube solche Situationen sind nicht ungewöhnlich, wenn es um Pflege von Angehörigen geht. Demenz kann ja schnell voran schreiten. Ist geklärt, wohin dein Vater dann kommt? Alleine in seiner Wohnung wäre dann ja gefährlich. Kann er jetzt schon eine pflegestufe bekommen?

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Wie schon gerade geschrieben, steht er auf einer Warteliste.
Wir haben uns auch schon andere Heime angesehen. Das ist ja aber meist doch alles sehr traurig.

Pflegestufe wird diese Woche geprüft.

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Vielleicht ist es auch die Trauer deiner Schwester über den schleichenden verlust deines Vaters, die sie Dir ggü. ungerecht werden lässt? Vielleicht wäre sie auch gerne weiter weg davon, vielleicht hat sie das Gefühl, du musst das nicht so sushalten? Kann es sein, dass sie nicht so gut über Gefühle sprechen kann bzw ihr miteinander das nicht so gut könnt? Manchmal vermischen sich auch andere Themen, die man als Geschwister so hat/hatte und es wird kompliziert. Schreib ihr doch mal einen wohlwollenden Brief, indem du auch dein Dilemma, deine Hilflosigkeit, schilderst? Nur so als Idee, falls ihr nicht sprechen könnt.

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Hallo,

naja, was ich so herauslese ist, das du anscheinend meinst dir wird stumm vorgeworfen das du nicht vor Ort wohnst und nicht richtig helfen kannst...mal kurz gesagt. Nun ja, glauben heißt nicht wissen. Es kann auch gut sein, das du dir das etwas einbildest, weil du selber ein schlechtes Gewissen hast. Manchmal täuscht das einfach auch. Was du wahrnimmst muss nicht immer stimmen, wenn ihr nicht offen sprecht.
Dich belastet die Vermutung, das deine Schwester dein Handeln und tun nicht wahrnimmt. Auch hier kann ich nur sagen das man dann einfach mal reden sollte. Vielleicht stellt sich das auch ihrer Sicht ganz anders da.
Stumm bleiben bringt dich nicht weiter.
Jeder hat sein Päckchen zu tragen und anzufangen unter den Umständen alles aufzurechnen find ich einfach nur schlecht. Natürlich macht deine Schwester etwas mehr, sie wohnt in der Nähe. Wenn du aber hilfst, find ich das selber ok.

Mein Mann ist vorletztes Jahr nach schwerer Krankheit gestorben. In der Zeit habe ich habe alles alleine gemacht, hab hier keinen in der Nähe wohnen.
Trotzdem mache ich keinem irgendwelche Vorwürfe das er nicht genug getan hat. Jeder hat auf seine Weise geholfen. Und ich habe das durchaus wahrgenommen. Aber man ist Familie und redet da nicht groß drüber.

Weißt du, einen geliebten Menschen abbauen zu sehen ist sehr schmerzhaft. Deine Schwester bekommt das Hautnah mit. Das sie so ein wenig überfordert ist, kann ich daher schon nachvollziehen.
Und wegen ihrem Alltag: Da frag ich mich woher du weißt das sie so alles macht....also ich erzähle nicht meine Tage im Einzelnen....und du wirfst ihr ja quasi auch vor, sie hätte keinen Stress und ein locker flockiges Leben, dann soll sie sich ja nicht so haben......dabei bist du doch gar nicht dabei... Sie wird auch ihre Sorgen haben, die sie zusätzlich belasten.


Wie gesagt, du weißt gar nicht wie deine Schwester denkt, du vermutetest es nur durch ihr Verhalten. Daher würde ich einfach mal sagen: Redet darüber und macht einen Plan wie es mit dem Vater weitergehen kann.

LG Sonja

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Danke auch dir.
Und du hast Recht. Ich vermute vor allem.

Wobei ich da schon eher richtig liege.
Es gab Situationen, in denen es aus ihr raus brach.

Sei es etwas leicht zu lösendes gewesen, wie dass sie nicht mehr putzen wollte, oder direkte Anraunzer an mich, wenn wir da sind.
Zur Erklärung: vor 2 Jahren sprang uns die Putzfrau ab und sie sagte damals selber, dass sie das übernehmen könnte.
Nun hat es sie so belastet, dass sie es mir irgendwann entgegen kotzte.
Woraufhin ich ihr auch nur sagte, dass es ihre Entscheidung war und wenn sie es nicht mehr machen wolle, sie das formulieren muss - dann suchen wir wieder eine Putzfrau.
Von ihr kam dann wieder nur Negatives. Von wegen wo denn, wie denn usw.
1 Woche später hatte ich über Freunde jemanden gefunden.

Anrainer waren unschöne Szenen als wir zu Besuch waren, mein Sohn aber über 40 Grad Fieber bekam und sie mir sagte ich müsse nicht hier doof rum sitzen, ich könne auch unseren Vater besuchen gehen.

Das Problem ist wirklich, dass alles emotional so aufgeladen ist.
Und weiss auch dass ich durch meine Situation emotional angeschlagen bin und schnell die Goldwaage heraus hole.
Schwierig alles.

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Bevor du Dinge vermutest und alles mögliche in die Situation hineininterpretierst, wie wäre es mal mit einem klärenden Gespräch?

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Sei froh, dass Du so weit weg bist und "nur" den Frust Deiner Schwester abbekommst. Demenz ist zum kotzen und macht alle Angehörigen mit fertig. Natürlich kommt bei Deiner Schwester immer wieder der Gedanke, dass Papa "faul" ist, sie sieht immer wieder ihren Papa, täglich, wöchentlich und er wird ja auch immer wieder mal normale Phasen haben, das macht es umso schwerer sich vor Augen zu halten, dass er eben unheilbar krank ist.

Versucht zu reden und appelier an ihr Verständnis und an Dein eigenes. Ich wünsche euch beiden ganz viel Kraft. Und wenn es nicht mehr geht, lasst euch helfen, mit Vormundschaft etc.pp.

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"Sei froh, dass Du so weit weg bist und "nur" den Frust Deiner Schwester abbekommst"

Echt jetzt?#schock

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An Weihnachten haben wir über Demenz gesprochen.
Sie akzeptiert es nicht.
Zitat: das kann ich nicht akzeptieren. Er sitzt doch nur zu Hause rum und hat so viel Zeit. Da erwarte ich schon, dass er ein wenig mit denkt und macht.

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Ja, ich kenne die Situation, nur daß ich diejenige bin, die meinen VAter mit der Pflege meiner Mutter unterstützt, weil ich (Gott sei Dank) im selben Ort wohne.

Mein Bruder wohnt ca 1 Stunden entfernt und kommt halt so.
Wenn mein Vater weg ist, bin ich es zu 90 Prozent, die sich um meine Mutter kümmert.
Sollt ich an diesen Terminen nicht können, muß´mein Bruder ran..........kann aber dann auch vorkommen, daß er es vergisst oder doch keine Zeit hat.......das ist sehr nervig!

Mein Bruder erwartet mit seiner Frau demnächst das zweite Kind und wird dann noch unflexibler werden.
Ich habe ebenfalls zwei Kinder und stehe aber parat, auch als die Kleinen noch Babys waren.

Es macht mit übrhaupt nichts aus, meinen VAter zu unterstützen, wäre aber auch froh, wenn mein Bruder öfters auch helfen würde.

Mit einer Demenz muß man auch erst lernen, umzugehen.
Mein Vater hat anfangs auch immer gedacht, meine Mutter macht es mit Absicht um ihn zu "ärgern" und war dann demensprechend immer gereizt.
Ich konnte das auch nicht verstehen, da man ja weiß, daß sie nichts dafür kann.

Hatte ich sie dann aber mal ein paar Stunden bei mir wurde ich auch sehr gereizt, da mich das Verhalten extrem genervt hat.

Inzwischen kommen wir aber damit klar..

Du wohnst sehr weit weg und wirst im Alltag nicht viel tun können. Deine Schwester wird in naher Zukunft immer öfter gebraucht werden.
An deiner Stelle würd ich mit ihr reden, was sie sich von dir wünscht, wie kannst du ihr helfen?

Vielleicht kannst du regelmässig einmal im Monat ein Wochenende kommen, damit deine SChwester an diesen Tagen ihren Kopf ganz frei kriegen kann.
Oder wenn du mal Urlaub hast, deinen VAter ein paar Tage zu dir nehmen (mit ihm Urlaub machen, usw).

Das freut deinen Vater bestimmt auch und deine Schwester ist entlastet.

Je nachdem wie ey finanziell aussieht, würde ich für ihn eine Betreuungskraft einstellen.

lg

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Danke.
Das mit dem Entlasten ist schon eine gute Idee.
Jedoch habe ich auch das Gefühl, eher genau das Gegenteil zu erreichen.
Wenn wir kommen sind wir doppelter Stress.

Es klingt vielleicht komisch. Aber mein Vater ist sehr starker Raucher. Die letzte Renovierung liegt schon was zurück, und somit ist alles mit einer dicken Nikotin Schicht überzogen.
Ich selber habe vor der Geburt meines Kindes darüber hinweg gesehen. Habe bei Besuchen bei ihm gewohnt und Abende / Tage in seiner Räucherbude verbracht.
Meinem Kind möchte ich das nicht zumuten.
Abgesehen davon, dass so viel Zeit rumliegt, dass nichts in dieser Wohnung kindgerecht ist.

Deshalb wohnen wir bei Besuchen bei meiner Schwester.
Holen meinen Vater ab oder sind mal kurz bei ihm.
Aber länger geht einfach nicht.

Ich wohne leider im 4. Stock Altbau ohne Aufzug.
Da würde er nie ankommen.
Auch die lange Autofahrt wäre zu anstrengend.

Aber vielleicht muss ich wirklich an der Stelle weiter nachdenken. Wie ich tatsächlichen entlasten kann.

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Warum seid ihr doppelter Stress wenn ihr kommt?
Deine Schwester weiß, dass du da bist und muß sich keine Sorgen um den Vater machen und kann mal abschalten.

Das zeug was da rum liegt, könntest du ja aufräumen und mit einem Kind kann man durchaus auch mal ein paar Tage in einer nicht kindgerechten Wohnung aushalten.

Für mich sind das leider ausreden.
Aber das sehe ich wohl so, weil ich so ähnliche Sachen auch von meinem Bruder höre.

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Setzt euch beide zusammen und redet. Es gibt die Möglichkeit, dass dein Vater in die Tagespflege geht und eine Alltagsbegleitung, die mit eurem Vater etwas macht. Auch die Möglichkeit Kurzzeitpflege ist ja auch gegeben. Das zur Entlastung für deine Schwester. Ich denke, dass schwierigste ist eigentlich die beginnende Demenz. Weil euer Vater nicht mehr der ist, der er mal war. Ganz schwieriges Thema. Und das ist wohl auch der Punkt, der euch am meisten belastet. Und über unausgesprochene Sachen solltet ihr reden. Aber deiner Schwester sollte auch klar sein, dass aufgrund der Entfernung, wo du wohnst und der Umstand, dass du alleinerziehend, Vollzeit arbeitest und dein Kind noch kleine ist, nicht täglich präsent sein kannst. Vielleicht gibt es auch die Möglichkeit für deine Schwester, eine Selbsthilfegruppe Angehöriger Demenzkranker zu besuchen.


Ansonsten über eine ähnlich Situation, schreibe ich dir ein PN.


LG Hinzwife

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Leider kann ich dir doch keine PN schreiben, weil es bei dir irgendwie nicht möglich ist.

LG Hinzwife

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Er ist noch nicht so dement oder hilfsbedürftig, dass meine Schwester ständig eingespannt ist.

Er kann nicht mehr einkaufen gehen, da er zu Fuß sehr schlecht ist.
Und die Demenz zeigt sich bisher nur in kleineren Dingen.

Der Stress kommt von Situationen, in denen er nicht um Hilfe gefragt hat. Wenn er z.B. krank war und sie ihn dann entsprechend vorgefunden hat.
Das ist schon für mich schlimm zu hören. Es zu erleben ist aber natürlich ne andere Hausnummer.
Das womöglich wieder zu erleben stresst sie.

Aber alle Notdienste oder sonstwie Beteilgten haben auch meine Nummer.
Und wenn sie nicht erreichbar ist, bekomme ja genauso ich die Anrufe, dass er die Tür nicht aufmacht o.ä. . Und muss dann aus der Ferne zusehen, wie ich die Situation gelöst bekomme.
Und genau da habe ich das Gefühl, dass bei ihr da nur ankommt, dass ich auch endlich was zu tun habe.
Und ich nehme mir heraus, dass mich diese Haltung ärgert.

Und ich kann mich leider auch nicht dagegen wehren, innerlich wütend zu werden, wenn meine Situation (alleinerziehend) so wenig wertgeschätzt wird.
Ich arbeite trotz Kleinkind mehr als meine Schwester, weil ich einfach keine Unterstützung habe. Der Kindsvater ist nicht präsent.
Sie lebt inzwischen von ihrem Mann getrennt. Hat aber ein Eigenheim und finanziell einfach nicht den Druck, den ich habe.

Und natürlich weiss ich, dass sie für meine Situation nicht verantwortlich ist. Das ist mein Bier.
Aber ich habe den Eindruck, sie und ihre Probleme zu sehen und zu erkennen.
Umgekehrt aber nicht.

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Hallo!

Ich habe lange meinen Vater gepflegt, während meine beiden Brüder wenig beteiligt waren - einer weit weg, da war ich froh, wenn der zwei mal im Jahr zum Telefon gegriffen hat, schon das fand er viel. Der andere zog später in die Nähe, kam dann aber auch nur 1x pro Woche.

Ich fand die Demenz auch sehr belastend. Man kann das nicht verstehen, weil es eben krankhaftes Verhalten ist, und oft geht es in Richtung eines sturen Kleinkindes, das wirklich sich absichtlich quer stellt. Noch dazu ist man dem eigenen Vater ja emotional nahe, aber erkennt ihn kaum noch.

Angehörige die nur ab und zu zu Besuch kommen, erleben das anders, schließlich ist es was "besonderes" wenn Du mit dem Kurzen kommst, alleine die Freude, dass Du kommst erhöht bei Deinem Vater schon die Durchblutung im Gehirn. Wenn nur deine Schwester kommt, kannst Du da locker nochmal 30% kognitive Leistungsfähigkeit abziehen. Sie wird womöglich auch beschimpft und beleidigt. Mein Vater hat mir da durchaus um die Ohren geknallt, er hätte damals drauf bestehen sollen, dass ich abgetrieben werde.

Wenn Du dann kommst bist Du ja auch nochmal eine Belastung. Gibt es keine Möglichkeit, dass Du Dir da ein Zimmer nimmst oder bei Freunden schläfst? Deine Schwester sitzt halt immer auf Abruf. Wenn der Putzfrau was auffällt, der der Essen auf Rädern bringt meint, es wäre was, die Nachbarn wenden sich an sie. Einkaufen, Arztbesuche für die man etliche Stunden investiert, Krankenhausaufenthalte. Sie hat sicher auch Angst, euren Vater mal wieder ohnmächtig oder tot aufzufinden.

Seid ihr nur bei einem Heim auf der Warteliste? Gibt es nichts anderes, was in Frage kommt? Ja, im Pflegeheim geht es oft weiter bergab, aber zu Hause wird es auch nicht besser über die nächsten Monate. Er ist ja auch eine Gefahr für sich und seine Umgebung. Herd anschalten und vergessen, mit seinen Zigaretten das Sofa in Brand setzen etc.

Wann hatte deine Schwester eigentlich mal eine ganze Woche Frei?

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"Wenn Du dann kommst bist Du ja auch nochmal eine Belastung. Gibt es keine Möglichkeit, dass Du Dir da ein Zimmer nimmst oder bei Freunden schläfst? Deine Schwester sitzt halt immer auf Abruf. Wenn der Putzfrau was auffällt, der der Essen auf Rädern bringt meint, es wäre was, die Nachbarn wenden sich an sie. Einkaufen, Arztbesuche für die man etliche Stunden investiert, Krankenhausaufenthalte. Sie hat sicher auch Angst, euren Vater mal wieder ohnmächtig oder tot aufzufinden.

Seid ihr nur bei einem Heim auf der Warteliste? Gibt es nichts anderes, was in Frage kommt? Ja, im Pflegeheim geht es oft weiter bergab, aber zu Hause wird es auch nicht besser über die nächsten Monate. Er ist ja auch eine Gefahr für sich und seine Umgebung. Herd anschalten und vergessen, mit seinen Zigaretten das Sofa in Brand setzen etc.

Wann hatte deine Schwester eigentlich mal eine ganze Woche Frei? "


Ich denke für die TE und ihrer Schwester ist es hier eine enorme Belastung. Wenn die TE ein Zimmer nimmt oder bei Freunden schläft, wo soll sie bitte schön ihr kleines Kind lassen? Beim Kindsvater oder bei dessen Mutter (Großmutter) vielleicht, wenn da noch Kontakt besteht. Und es ist die Frage, ob sie das machen. Das ist immer leichter gesagt als getan.


Und die Schwester, warum hat diese nicht mal über Kurzzeitpflege nachgedacht? Das vergessen leider viele pflegende Angehörige. Da kann man selber auch mal für sich etwas machen oder sogar in Urlaub fahren. Oder den Vater in Tagespflege geben. Das wäre auch eine vernünftige Entscheidung. Da darf man auch kein schlechtes Gewissen haben.


Ich selber habe einen schwerbehinderten Sohn mit frühkindlichen Autismus, der auch nicht sehr einfach ist. Und da finde ich Hilfe von Außen eine ganz angenehme Sache, die einen auch entlastet. Und darüber sollte die Schwester der TE auch mal nachdenken, was man Vorort machen kann.


LG Hinzwife

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Du bringst es auf den Punkt.

Und ja, ich hätte die Möglichkeit woanders zu schlafen.
Aber ich fahre ja dahin, um alle zu sehen und Zeit mit allen zu verbringen.

Wenn ich jetzt auch noch ab vom Schuss mit meinem Sohn sitze, wird das Zeitfenster in dem sich auch für uns ein Besuch lohnt, ja immer kleiner.
Dann sehe ich wen auch immer irgendwann zwischen aufstehen, Mittagsschlaf und Abends schlafen.
Dazwischen füttern, füttern, spielen usw.
Da sehe ich ehrlich gesagt keinen Sinn für mich drin.
Zumal mein Sohn wirklich schon um18.30 - 19 Uhr schläft.
Den Rest vom Tag müsste ich dann doof neben ihm liegen und Zeit totschlagen?!


Die Demenz erstreckt sich v.a. auf Nichtbeteiligung. Meine Schwester ärgert sich immer unheimlich, dass er ihr nicht sagt was sie einkaufen soll.
Sie ruft ihn an, er sagt er würde zurück rufen, macht er aber nicht.
Das ist ärgerlich und würde mich auch wütend machen.
Aber ich denke auch, dass ich da pragmatischer rangehen würde.
Er isst ja immer gleich. Also kauft man auch immer in etwa das Gleiche.
Fertig.
Sollte je doch was elementares Fehlen, kommt man halt nochmal.
Aber ich würde mich nicht jede Woche über das Gleiche ärgern wollen.

Garstig ist er absolut nicht.
Eher eben passiv.
Was ja auch wütend machen kann.


Und sie hat frei und nimmt sich das auch.
Was ja auch gut und richtig ist!
Aber sie hat wirklich viel Freizeit.
50% Stelle bei einem AG, der jede Überstunde abfeiern lässt.
Was das angeht, kenne ich niemanden dem es besser geht.

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Hast du ihr einfach mal DANKE gesagt?


Ich bin selbst alleinerziehend und weiß, was es bedeutet, das alles zu wuppen.
Ich mache es, weil es gemacht werden muss.

Was ich nicht brauchen kann: Vorwürfe oder Hinweise, was ich alles NICHT mache.
Eine Freundin ist nicht alleinerziehend, pflegt jedoch Angehörige, wuppt vieles, was andere NICHT SEHEN.

Wenn sie staunt, was ich alles wuppe,
dann staune ich, was SIE alles wuppt.

Wer es schwerer hat? Keine Ahnung? Das ist auch nicht wichtig!



Mit meinen Geschwistern verstehe ich mich so gar nicht.
Als die Eltern Pflegefälle waren, haben wir die Aufgaben aufgeteilt.

Jeder hatte seine Bereiche.
Ich konnte vieles nicht tun. Anfangs noch Teenager, später schwanger.
Dennoch war ich da und machte, was ich konnte.

Meine Geschwister machten anderes.
Ich vieles, was sie nicht konnten. Sie, was ich nicht konnte.

Statt aufzurechnen haben wir uns manchmal einfach DANKE gesagt.
Danke, dass du das übernimmst, was ich nicht kann.

Das hat geholfen, die schwere Zeit zu überstehen.


Von Außenstehenden kam dann die Aufrechnerei. Wir hätten abko**en können. :-[

Als Alleinerziehende bin ich zu dem Spruch übergegangen: "ok, wann hast du Zeit?!"
Wann immer mir jemand sagte, was ich nicht genug mache, zu wenig mache etc. dann habe ich gesagt: "prima, dass du mir deine Hilfe anbietest".
Das hat gewirkt. Denn dann hielten die meisten ihre Klappe und hatten plötzlich selbst keine Zeit, keine Kraft, keine Nerven oder sonstiges.

Aber dann haben sie es nicht mehr von mir eingefordert!

(bei einigen kam später heraus, dass sie deswegen so einforderten, weil sie es selbst NICHT machen würden, viele Gründe hatten, warum sie es nicht machen würden, sich selbst dafür schämten und mit ihrem EIGENEN FRUST, Angst, Scham, was auch immer umgehen mussten - also ließen sie es in Unzufriedenheit an anderen aus, warum wir Kinder es nicht gut genug unseren Eltern gegenüber machen würden
Manche hatten auch Angst, dass ihre eigenen Kinder sich nicht kümmern würden und sahen dies als Motivation uns verbal reinzureden)

Bei der Pflege hatte ich noch nicht so den Mut dazu, den Mund aufzumachen und zu sagen, dass es sie nichts angeht. Eltern wurden versorgt. So gut und soweit wir es konnten. Wunderheilung stand leider nicht an - und auch das verunsicherte viele. Mitansehen zu müssen, wie sich unsere Eltern verändert hatten, mit dem Wissen, dass es nicht mehr werden würde wie früher.

Allerdings haben da auch die Eltern noch klar Stellung bezogen.

Mein Vater sagte, dass er sich nicht vernachlässigt fühlt. Im Gegenteil, dass es ihm manchmal zu viel war und froh war, wenn nicht alle ständig um ihn herum waren.
Dennoch oder gerade deswegen war er froh, dass jemand im Hintergrund agiert hat.

All die Kleinigkeiten, die in der Masse und bei eigenem Leben, sehr viel ausmachen.
Kleinvieh macht auch Mist.

Und für dieses haben wir Geschwister uns einfach auch mal beieinander bedankt!
Statt aufzurechnen, war was warum NICHT macht, haben wir einfach ab und zu wertgeschätzt, WAS wir machen.

Die Umkehr wäre nämlich gewesen: wenn einer wegbricht (Warum auch immer. Kind, selbst krank, Umzug wegen Beruf, sonstiges), dann wäre "das bisschen" was dem einen selbst zu viel war, plötzlich AUCH an dem einzelnen hängen geblieben.
ZUSÄTZLICH zu all den Gründen, warum es bisher nicht ging.


Jetzt mit alleinerziehend und Kind würde ich vieles nicht mehr hinbekommen.
Umso mehr bin ich froh, dass meine Geschwister vieles mitangepackt hatten.
Und das durften sie auch wissen - auch wenn wir uns sonst oft so gar nicht mögen.

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Toller Beitrag. Danke.

Danke sage ich zumindest immer wieder.
Will die aber nicht hören.
Und wie schon angedeutet: ich bekomme kein Danke.
Es ist normal, dass wir dahin fahren.
Es ist normal, dass ich Sachen übernehme.

Jetzt an Weihnachten habe ich z.B. seine Steuererklärung gemacht.
Abends.
Als sie ausgegangen ist.
Aber auch das ist kein Danke wert.


Ich mag deinem Beitrag sehr.
Besserwissern für die Hilfe zu danken, finde ich genial!

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Welche Besserwisser meinst du?

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