Emotionaler Missbrauch durch Mutter?

Hallo ihr,
um mein Leben etwas besser in den Griff zu bekommen und für meine Beziehung habe ich vor einigen Tagen den Konsum von diversen Substanzen eingestellt und versuche nun unter anderem den Grund für meinen Konsum und mein übles Selbstwertgefühl herauszufinden.
In letzter Zeit schießen mir in diesem Zusammenhang immer wieder Situationen und Erinnerungen aus meiner Kindheit in den Kopf die mit meiner Mutter zu tun haben. Es sind irgendwie Dinge die ich schon immer mit mir herumgetragen habe und die so im Alter zwischen 6 - 10 stattgefunden haben.. aber ich dachte mir, dass andere Kinder sowas sicher auch erlebt haben oder das jetzt auch nicht so dramatisch war aber ich habe angefangen mir diese Dinge aufzuschreiben und musste dabei auch tatsächlich weinen und das mit ende 20...

Hier ein paar Beispiele damit ihr die Situation einschätzen könnt:

Ich hatte immer große Probleme Freunde zu finden weil ich sehr emotional und empfindlich war. Ich kann mich erinnern dass sie mich einmal in einem Streit deshalb ausgelacht hat: " Du bist doch hier die ohne Freunde" da war ich 7.

Ich bin nachdem mein Bruder auf die Welt kam verhaltensaufällig geworden. Sätze wie: " Halt dich bloß von meinem Kind (gemeint war mein Bruder) fern, ich will nicht dass du ihn mir mit deiner Boßhaftigkeit kaputt machst" Da war ich ca 7-8

Wenn wir gestritten hatten und ich sie gefragt habe ob sie mich trotzdem noch lieb hat hat sie nicht selten mit nein geantwortet oder hat Dinge gesagt wie: "Wenn du dich so verhältst Liebe ich dich nicht"

Auch hat sie immer nur über sich geredet, das macht sie auch heute noch und braucht ständig meine Liebe und fürsorge und will zum Beispiel eine halbe Stunde mit mir über ihre flirts und Arbeitskollegen reden aber hat mich auch früher nie gefragt wer meine Freunde sind oder wie es mir geht...hat sich dann aber beschwert, dass die nichts über mich wissen würde.
In Diskussionen wurde und wird sie sofort beleidigt oder emotional und leugnete Dinge gesagt zu haben obwohl ich genau weiß dass sie sie gesagt hat. Ich weiß teilweise nich mal ob sie wirklich glaubt diese Dinge nie gemacht/gesagt zu haben oder nur so tut. Vor meinem Vater wurde dann immer alles verdreht und rumgeheult bis ich ihr irgendwann selbst geglaubt habe.
Gefühle von mir wurden Grundsätzlich nicht beachtet oder lächerlich gemacht. Einmal kam ich von der Grundschule und hatte mich selbst an einem Laternenpfahl am Kopf verletzt damit sie mich an der Tür tröstet..sie hatte mir unter Tränen gesagt ich solle nicht immer weinend heim kommen weil die anderen fies zu mir sind deshalb hatte ich mir eine andere Methode ausgesucht um getröstet zu werden...irgendwie hat sie die Lage aber durchschaut. Doch anstatt mich zu trösten hat sie das einfach ignoriert.

Von diesen Beispielen gibt es noch viele mehr...

Nun gehen alle meine Beziehungen langsam daran kaputt, dass ich zu sehr klammere oder bei der kleinsten Gelegenheit an der Liebe meines Partners zweifle. Ich habe große Vertrauensprobleme und Verlassensängste und leide Phasenweise unter Depressionen und auch schon unter Panikattacken, die aber auch von dem Konsum besagter Substanzen gekommen sein könnten. Ich hatte eine Zeitlang so große soziale Ängste dass ich nicht mehr aus dem Haus gehen wollte und mein Freund leidet sehr unter alledem aber das macht es nur noch unerträglicher für mich weil ich Angst habe er verlässt mich deshalb und ich versuche grade verzweifelt alles wieder hin zu bekommen. Vielleicht ist meine Mutter ein guter weg da anzusetzen.

Hat irgendjemand von euch erfahrungen mit Müttern die ähnlich waren? Glaubt ihr meine Probleme könnten davon kommen? Ist das emotionaler Missbrauch? Könnt ihr mir Tips geben wie ich diese Dinge verarbeite oder wo ich anknüpfen muss? #gruebel

Liebe Grüße,
Emselinchen

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Hey Du,

in allerkürzester Kürze:

Ja, habe ich. Ja, können sie. Ist es nicht im Grunde scheißegal, wie man es nennt? Such dir einen guten Therapeuten/eine gute Therapeutin.

In etwas längerer Form:

Ja, sowas (oder ähnliches) kenne ich gut. Und gerade mit Müttern ist eben immer das Problem, dass wir dadurch schon "gestört" sind. Wir sind darauf ausgelegt, eine Beziehung zu unseren Müttern zu haben, in denen wir uns geliebt/sicher/geborgen/zumindest nicht ka**e fühlen. Wenn einem das fehlt, dann stört da was. Was mich zu Punkt zwei auf deiner Liste bringt. Ja, es ist durchaus möglich, dass deine Beziehungsschwierigkeiten aus deiner Kindheit stammen. Muss nicht so sein, ist aber durchaus wahrscheinlich. Und ob das nun emotionaler Missbrauch ist/war, ist im Grunde genommen egal, oder? Für wesentlich entscheidender halte ich, dass Du ganz offendichtlich heute darunter leidest. Also sollte man was daran tun.
Was mich zu deiner letzten Frage bringt. Wie geht man da ran. Ich würde hier einen Therapeuten empfehlen. Daran kommst Du nach Besuch beim Hausarzt mittels Überweisung in die Gesprächstherapie. Alleine oder mit einer geduldigen Freundin die Kindheit aufarbeiten ist meiner Meinung nach fast immer zum Scheitern verurteilt.

Ich wünsche Dir alles Gute!

Rena

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Hallo

Fühl dich erstmal gedrückt.

Such dir dringend einen Therapeuten, dieser kann deine Kindheit und die Beziehung zu deiner Mutter mit Dir aufarbeiten und die Strategien aufzeigen, die du in deinem Tagesablauf einbauen kannst um in Stress-Situationen bei dir zu bleiben und noch vieles mehr.
Außerdem solltest du evl vorab einen Entzug machen um nicht wieder rückfällig zu werden!

Geh doch mal zu deinem Arzt und schildere ihm deine Sorgen, er kann dir mit Sicherheit Adressen und Überweisungen zu den richtigen Stellen geben.

Alles gute für dich

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Vielleicht kannst du dir hier was rausziehen, was dir weiterhilft http://www.narzissmus.org/

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Hallo!

Erstmal fühl dich gedrückt und lass dir sagen,das du nicht alleine bist.

Ich kann dich sehr gut verstehen und auch nachfühlen,was in dir vorgeht. Ich habe auch immer gedacht,das alles gut ist/war.
Auch weil in meinem Umkreis Leute sind,die eine Horrorkindheit hinter sich haben.

Meine Mutter hat mit immer gesagt,das sie mich lieb hat,aber sobald ich nicht nach ihren Regeln getanzt habe, war ich die Dumme und wurde nicht mehr beachtet.

Als ich schwanger wurde, habe ich mir viele Gedanken gemacht und mache sie mir heute auch noch.
Meine Tochter ist jetzt 9 Monate alt und ich habe sehe in dem Umgang von meiner Mutter mit meiner kleinen viele Parallelen zu meiner Kindheit. Leider...

In einigen Äußerungen die du geschrieben hast, kann man ein wenig narzissmus oder zumindest riesen großen Egoismus von deiner Mutter heraus lesen.
Sie interessiert sich nur für ihr eigenes Leben, deine Gefühle und Gedanken,dein erlebtes und dein Privatleben werden hinten angestellt. Sie ist der Mittelpunkt, um den sich alle drehen müssen. Auch die Tatsache,das sie Sachen verleugnet und so hindreht, das du sie selber irgendwann geglaubt hast.

Tja,welchen Rat kann man dir geben?
Ich habe vor einiger Zeit hier auch nach Rat gefragt bzgl meiner Situation.
Bei meiner Mutter kam hinzu,das sie sehr Kontrollierend geworden ist,wenn sie zu Besuch kam und sehr übergriffig.
Ich habe den Kontakt sehr reduziert.
Wenn ich sie auf Sachen angesprochen habe oder sie auf Sachen hingewiesen habe,die mir ein Dorn im Auge waren, wurde alles abgestritten und der Satz " jetzt habe ich ein schlechtes gewissen" oder " das hat mir den ganzen Tag versaut" ist gefallen.

Ich habe mich viel mit der Thematik befasst,im Internet gelesen und mit meinem Mann drüber geredet.
Eine Schutzschicht mir zu gelegt und wenn wir telefonieren und es dreht sich wieder nur um sie,beende ich das Gespräch.
Abstand war bei mir die beste Medizin.

Durch dein Konsum von Substanzen hast du die ganze Zeit etwas unterdrückt. Jetzt kommt alles hoch.
Befasse dich damit,weglaufen bringt nichts.
Ich war in meinen früheren Beziehungen so,das ich keinen an mich rangelassen habe. Ich wollte niemanden zeigen,das ich innerlich kaputt war. Um das auszugleichen hab ich nur gearbeitet.

Vllt hilft dir aber auch eine Therapie,um alles aufzuarbeiten und damit du dich nicht alleine damit auseinander setzen musst.

Grüße tantelotti

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Hallo Tantelotti,
Ja dieses vorwurfsvolle "Mach mir kein schlechtes Gewissen" wenn man versucht seine Gefühle auszudrücken kommt mir seehr bekannt vor...
Als ich mit 18 von zuhause weg bin hab ich auch gemerkt wie gut es mir tut keinen Kontakt mehr zu ihr zu haben bzw. wie es mir sofort merklich schlechter ging wenn sie anruft. Hab auch damals schon zu meinem Freund gesagt, dass es mir ohne sie irgendwie einfach besser geht.

Aber sie hat mich irgendwie trotzdem noch immer unter ihrer Kontrolle. Wenn sie schreibt oder anruft und mir traurige Nachrichten schickt schaffe ich es nicht wirklich ihr nicht zu antworten ohne mich dabei wie ein schlechter Mensch zu fühlen obwohl ich genau weiß, dass sie mich nich als Person sondern als ihre Fußmatte vermisst. Da sind dann so gedanken wie: "sie kann ja auch nichts dafür" "sie weiß es nicht besser" "Dann bin ich eben die Erwachsene wenn sie das braucht" z.B. wenn sie Probleme mit meinem Vater hat...

Hattest du auch solche Gedanken? Und wenn ja, hast du den Kontakt dann trotzdem einfach reduziert? Und wie meinst du sollte ich mit solchen nach Mitleid und Aufmerksamkeit schreienden Nachrichten und anrufen umgehen?

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Meine Mutter war jahrelang stark alkoholabhängig,als der Prozess schleichend losging,war ich 16.
Jahrelang war ich der seelische Fußabtreter,wenn mein Bruder wieder zu blöd,zu faul,zu krank etc war. Für Ihre Gefühle.
Als sie trocken wurde hat es sich zunächst gebessert.
Und dann ist jetzt in diese andere Richtung umgeschlagen...das gleiche Spiel,nur in trockener Form.

Ich habe immer noch Kontakt.
Wir telefonieren auch noch und iwir besuchen uns gegenseitig. Einfach auch,weil ich Ihnen das Enkelkind nicht vorenthalten will und möchte.
Wenn ich merke,das sie wieder in alte Muster zurück fällt wird,pack ich meine Sachen und fahr oder ich leg auf.

Als ich mit 19 ausgezogen bin,war das für mich auch besser.
Aber da hat sie mir ein schlechtes gewissen gemacht,das ich sie "allein" gelassen habe.
Das hat mich fertig gemacht,ich dachte ich sei schuld an ihrem seelischem Unheil.

Heute weiß ich es besser und lasse mich nicht mehr manipulieren.
Zu meinem Schutz, für meine Tochter.

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Das klingt nach narzisstischer Persönlichkeitsstörung bei deiner Mutter, guckst du:

http://www.narzissmus.org/hat-deine-mutter-eine-nps/

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Vieles oder fast alles kenne ich von meinen Eltern, meiner Mutter sehr gut.
Wichtig: hast du noch Kontakt zu ihr? Wenn ja, dann muss du dich klar positionieren, auflehnen, dagegen halte. Ich konnte das nicht und habe mich dann einfach nicht mehr gemeldet und schwups war der Kontakt abgebrochen.
Dann musst du die Dinge aufarbeiten--entweder mit Büchern, z.b. "Vergiftete Kindheit" von Susan Forward, der Seite www.narzissmus.org oder einem guten Therapeuten.
Die Verlustängste habe ich immer noch (meine Eltern haben mich vom Babyalter an immer alleine gelassen, Tag und Nacht, war denen völlig egal, ob ich gebettelt habe, dass sie dableiben. Ich bin nachts zu Nachbarn geflüchtet, bis meine Eltern mich eingeschlossen haben, ganz schrecklich). In Männer hatte ich überhaupt kein Vertrauen, meine Eltern haben mich in ihre ganze Beziehungssch....reingezogen, da war ich vielleicht 6 oder 7...
Erst durch meinen Mann habe ich gelernt, eine Beziehung zu führen--klappt gut seit 20 Jahren ;-)
Du kannst mir auch gerne eine PN schreiben, wenn du magst.

Alles Liebe #liebdrueck

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Hi Emselinchen,

bei mir war es mein Vater, bei einer Freundin die Mutter (unsere Eltern waren befreundet) - ich habe erst mit Anfang 40 geschafft, mich zu distanzieren und irgendwann später eine Therapie angefangen - meine Freundin leidet auch jetzt noch unter ihrer Mutter und wir sind bereits 50 bzw. über 50.

Daher schließe ich mich der allgemeinen Empfehlung an, mach eine Therapie, such dir einen Therapeuten, dem du vertrauen kannst - es hilft, mit sich und seiner Umwelt besser klarzukommen.

Viel Glück und fühl dich gedrückt, du hast noch eine Menge Lebenszeit vor dir, gestalte die nach DEINEM Willen #liebdrueck

P.S. Viel später kannst du versuchen, deiner Mutter insofern zu verzeihen als dass du siehst, dass auch sie (wahrscheinlich) nur das Produkt einer verkorksten Elternbeziehung ist. Mir hat der Umstand, dass es wahrscheinlich jeder anderen Tochter ebenfalls so gegangen wäre geholfen - also, dass es nicht gegen einen persönlich geht, weil man "schlecht" ist, sondern nur das Pech hatte, an ein solches Elternteil geraten zu sein.

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Ja, meine Mutter ist auch so. Sie hat definitiv eine narzisstische Persönlichkeitsstörung, die jetzt im Alter immer schlimmer wird. Als allererstes würde ich mich über Narzissmus gründlich informieren. Wenn du die „Diagnose“ gefunden hast und sie durchschaut hast , wird vieles einfacher. Auf jeden Fall musst du von ihr Abstand nehmen.

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Auch ich würde dir zu einer Therapie raten. Mir hat sie sehr geholfen. Vieles von dem, was du beschreibst, kenne ich nur zu gut. Bei mir waren es Sätze wie „Hör auf zu heulen, der will doch sowieso nichts von dir“ (mein erster Liebeskummer) oder „Ich wünschte ich hätte auch so tolle Kinder wie Freundin X.“ oder „soll ich euch anlügen? Ihr seid nunmal nicht hübsch!“
Ich kenne die Verlustängste und das Klammern allzu gut. Aber es lässt sich in den Griff kriegen. Such dir auf jeden Fall eine gute Therapeutin!