Ich suche mir eine neue Familie!

Liebe Urbianerinnen,
ich hoffe ja, dass es mal wieder unter „es ist nur eine Phase“ fällt, dennoch würde ich gerne eure Meinung/Erfahrung hören.
Mein Sohn, gute 5 Jahre alt, benimmt sich wie in der Pubertät. Die meiste Zeit ist er total lieb. Ohnehin ist er ein ruhiges Kind, kann sich auch mal gut allein beschäftigen, ist sehr genau (malen zB), ein kleiner Tüftler und Forscher. Aber zwischendurch, meist 1-2 Mal am Tag, flippt er bei Kleinigkeiten völlig aus, brüllt, schmeißt was ihm grad in die Finger kommt, ohne Rücksicht wer was abbekommt oder was kaputt geht.
Beispiel gestern: er will für seinen Bruder einen Coolpack holen, er hätte sich gestoßen. Durchwühlt die Tiefkühltruhe. Ich sage ihm, der Coolpack sei dort nicht, der ist im Kühlschrank und gebe ihm ihn. Da flippt er aus, der sei zu warm, warum der nicht im TK liege (tut er schon ewig nicht mehr, da die Jungs sich immer weigerten ein Tuch darum zu legen, daher nur noch Kühlschrank-kalt), der sei zu warm. Knallt daraufhin mit voller Kraft die Tiefkühltruhe zu (Glück gehabt, dass nichts kaputt ist, ein Korb war nicht richtig drin), schmeißt den Coolpack auf den Boden, dass die Nähte reißen und das Gel rauskommt. Also Müll...
Das nur als ein Beispiel, es sind schon größere Sachen geflogen, aber es ist immer das gleiche, es ist eine entspannte Situation und plötzlich schlägt es um.
Ich ranze ihn dann schon an, was das soll, da flüchtet er dann meist in sein Zimmer, dort knallt nochmal mindestens die Tür und er brüllt, dass er sich jetzt wirklich eine neue Familie suchen will.
Ich lasse ihn meist in Ruhe, oder frage ob ich zu ihm kommen darf. Meist geht das erst später. Aber auch da sagt er, nach anfänglichen Ausreden (die TK knallt von alleine so zu), dass er nicht weiß was mit ihm los ist, und dann auch wirklich traurig/enttäuscht meist nochmal, dass er ne andere Familie sucht...
natürlich stimmt mich das traurig, auch wenn ich weiß, dass er das nicht so meint. Ich sage ihm dann, dass das wichtigste an Familie doch ist, dass wir uns immer lieb haben, natürlich auch mal streiten oder wütend sind, aber am lieb haben ändert das glücklicherweise nichts.
Recht schnell ist die Phase dann wieder vorbei und er ist das liebste Kind.
Kurz gesagt, er ist wegen Kleinigkeiten extrem aufbrausend, weiß selbst nicht was mit ihm los ist und benimmt sich wie ich früher in der Pubertät 😫🙈
Als Konsequenz (wenn auch nicht immer logisch) bekommt er Privilegien gestrichen.
Vielleicht kann mich ja jemand beruhigen oder die „es ist nur eine Phase“-Theorie unterstützen 😉

1

Er randaliert, zerstört absichtlich eure Sachen und du "fragst, ob du zu ihm kommrn darfst"?? Den kleinen Wutzwerg hätte ich mir aber sofort geschnappt und es hätte eine saftige Ansage über den Wert von Dingen und den Umgang miteinander gegeben! Zum Auskühlen hätte er sich dann erstmal längere Zeit an die frische Luft begeben dürfen!
Türenknallen kann ich z.B. überhaupt nicht ab. Ich hebe die Tür dann ratzfatz aus und dann mal sehen, ob es mit Tür und Privatsphäre nicht doch angenehmer ist!
Täglich solche Ausraster, da würde ich mir professionelle Hilfe holen, das zerrt doch an jedermanns Nerven, so eine tickende Zeitbombe.
Alles Gute für euch!

3

Zeitlicher Zusammenhang stimmte nicht ganz, natürlich schicke oder bringe ich ihn zum runterkommen in sein Zimmer, wenn er denn nicht eh schon geht.
Aber dann gehe ich zu ihm und gucke/frage ob er reden oder kuscheln möchte.
Und natürlich erkläre ich ihm dass das nicht geht, Dinge zerstören etc. Ist die hitzige Phase vorbei ist er da auch einsichtig und es tut ihm leid.

Er ist gerade wirklich so, wie ich es aus meiner hochpubertären Zeit noch in Erinnerung habe: man selbst weiß gar nicht warum man so austickt, alle sind ungerecht und blöd, aber vor allem versteht man sein eigenes Verhalten nicht, ein bisschen wie ferngesteuert. Und ich erinnere mich an meine Pubertät (ja, viel später), da half es bedeutend mehr mal Verständnis/Nähe NACH dem gerechtfertigten Schimpfen zu kriegen.

10

Dein Kind ist 5 !!!! und nicht in einer pubertären Teenager Phase.
Wenn man für alles eine Entschuldigung findet, solltest du nicht eine neue Familie suchen oder eine Erziheungshilfe.
So wie es bei Euch abgeht, ist es für dein Sohn sicherlich auch kein schönes Familienleben.

In dem Alter fordern die Kinder mehr Verantwortung , etc. aber leider auch Grenzen, die fest gesteckt werden.

lg
lisa

weitere Kommentare laden
2

Guten Morgen! Bei so einem Spruch würde ich ihm eine große Reisetasche in die Hand drücken mit der Bitte, dann jetzt für den Umzug in seine neue Familie zu packen! Zahnbürste, Kuscheltier, ein paar Shirts und Hosen. So einen Spruch höre ich mir 1mal an, beim 2. Mal darf er sich mal auf die Suche nach einer besseren Familie machen (wahrscheinlich geht's nicht weiter als bis zur Haustür oder Gartenpforte). Auch mit gut 5 kann man sich schon Gedanken um die Gefühle anderer machen, mit Unterstützung natürlich (Rollenspiel beispielsweise). Gruss

4

Die Idee ist nicht schlecht! Merke ich mir 😉

5

Hey, damit wäre ich vorsichtig. Meine Schwester hat sich auch in diesem Alter eine Tasche gepackt und ist tatsächlich gegangen. Und ich musste immer hinterher damit meine Mutter ihr Gesicht nicht verliert. Meine Schwester ist tatsächlich gegangen.
Ich glaube, das hier professionelle Hilfe vielleicht unterstützen kann. Jähzorn ist oft auch für die Betroffenen sehr schlimm.
Ich finde es übrigens gut, daß du mit ihm sprichst. Finde ich einen ganz tollen Ansatz!
Viel Glück und Erfolg!

weitere Kommentare laden
11

Das ist tatsächlich eine Phase, von einigen Ärzten wird sie auch gerne die Wackelzahn Pubertät genannt... Gleich werde ich hier wieder angemacht, weil das eine Ausrede ist und es sowas nicht gibt, aber viele können solche Phasen im Alter zwischen 5 und 8 Jahren bestätigen...

Unser Sohn hat das ganze später durchgemacht, letztes Jahr mit 8 Jahren war die absolute Hölle für uns... Kleinigkeiten konnten das Pulverfass schon explodieren lassen, da reichte schon die einfache Bitte, dass er eine Jacke anziehen soll und hier war Krach und Streit... Wir hatten professionelle Hilfe (waren wegen anderer Dinge im SPZ und hatten dort sozialpädagogische und psychologische Beratung), er war zu der Zeit auch einmal die Woche bei der Ergotherapie, die das Thema auch mit aufgriff... Auch die haben bestätigt, dass dies eine Phase ist, die viele Kinder mitmachen...

Bei uns dauerte die Phase etwa 6 Monate, in denen es hier nahezu täglich geknallt hat, inkl Türen zuschmeißen und ausbauen (fand er doof, er wollte doch lieber eine Tür), inkl Wüten und Zimmer verwüsten (fand er auch doof, er musste allein aufräumen hinterher), inkl Tür öffnen, weil er weglaufen wollte usw...

Wir haben uns dann irgendwann nach viele "Kämpfen" drauf geeinigt, dass wir ihn in so einer Ausnahmesituation in sein Zimmer schicken dürfen (ohne Türen knallen) und er sich da für sich allein erstmal abreagiert... Er ist dann hinterher immer zu uns gekommen und wir haben drüber gesprochen und uns beieinander entschuldigt... Das war für uns die Lösung...

Nach dieser Phase war er plötzlich deutlich reifer, er wurde verständiger und ist jetzt wieder mein toller und erzogener Junge, der im Haushalt hilft, sich völlig selbstverständlich auch mal um die Kleine kümmert und plötzlich total selbständig wird... Er hat sich total verändert, aber wirklich zum positiven...

Also ja, es ist eine Phase... Diese machen nicht alle Kinder mit, wie bei allem, aber viele gehen dadurch... Ehrlich gesagt habe ich die Erfahrung gemacht, dass gegenan gehen der falsche Weg war, entgegen der Tipps, die du hier bekommen hast... Das hat es nur schlimmer gemacht und weiter hochgeschaukelt... In Ruhe lassen, bis er sich beruhigt hat, war die bessere Lösung...

Ihr müsst für euch den richtigen Weg finden... Bei sportlichen Kindern würde ich es evtl mit einem Boxsack oder so probieren, bei introvertierten Kinder (wie unser Sohn) eben mit Ruhe etc... Setzt euch zusammen, redet mit ihm drüber, vielleicht könnt ihr ja schon einen Weg mit ihm zusammen finden...

LG

16

Danke für deine Antwort!

Ich habe mich schon geärgert hier überhaupt zu fragen. Es sind wieder die typischen Urbia-Antworten.
Ich sehe mein Kind und auch uns nicht durch die rosarote Brille, keine Sorge, und ich bin durchaus konsequent. Und auch unser Familienleben ist harmonisch und zu 95% für alle (!) sehr schön.
Aber ja, nicht alles, wie wahrscheinlich bei keinem, auch wir haben Konflikte. Und über diesen einen Punkt habe ich geschrieben, 1000 tolle Situationen aufzuschreiben hätte wohl den Rahmen gesprengt!
Wir hatten immer wieder Phasen, immer wieder Zeiten wo er (im Nachhinein betrachtet) große Entwicklungsschritte gemacht hat, der Weg aber anstrengend war. Immer das Gefühl, dass er selbst Zeit brauchte mit dieser Veränderung klar zu kommen. Und ich sehe das nicht als Ausrede.

20

Ja, das ist das typische Urbia Gehacke von all zu bekannten Namen, gib da nichts drauf...

Wie gesagt, es gibt immer schwierige Phasen, das sagst du ja schon selber... Und das hat auch nichts mit mangelnder Erziehung zu tun, das eine schließt das andere ja nicht aus... Aber Verständnis für manche Dinge kann auch Erziehung sein...

Du hast keinen Fehler gemacht, weil euer 5jähriger sich grade etwas daneben benimmt... Den Schuh habe ich auch versucht, mir anzuziehen, er passte nicht!

Es gibt immer einen Weg, euren müsst ihr jetzt nur finden...

weiteren Kommentar laden
18

Mein Sohn hatte das auch. Nach ewigen Zeiten wurde festgestellt dass er eine Schilddrüsenerkrankung hatte.

30

Dies hier würde sich definitiv lohnen zu untersuchen. Guter Hinweis!

34

Danke für den Hinweis. Ich behalte das im Kopf.
Phasen gab es immer mal, sollte es länger als gewöhnlich anhalten gehe ich zum Kinderarzt.

23

Hallo,

ich kenne dieses Verhalten auch von meinem Sohn, als er in diesem Alter war. Plötzlich ist er aus unerklärlichen Gründen ausgerastet und war nicht zu bändigen. Das fing kurz vor der Einschulung an. Die Erzieher haben mich darauf angesprochen, weil es so nicht normal wäre...
Als mich der Klassenlehrer ebenfalls darauf ansprach, habe ich mit professionelle Hilfe gesucht. Um es kurz zu machen: der Kinderpsychologe konnte nichts Krankhaftes bei ihm feststellen. Er hat mir ein paar Ratschläge mitgegeben und ich sollte wiederkommen, wenn es sich nicht von alleine bessert.

Mein Sohn ist nun 11 Jahre alt. Mittlerweile hat sich dieser unerklärliche Jähzorn von damals komplett gelegt. Wenn er sich jetzt unmöglich benimmt, schiebe ich es auf die Vorpubertät 😉.

Lg,

ez

24

Hi,

was mich wirklich nachdenklich stimmt an deinem Text ist, dass er auch später im ruhigen Gespräch äußert, sich eine neue Familie suchen zu wollen. Hast du da mal nachgehakt?

Lg

32

Es ist im Nachgang so, wo er noch beleidigt ist und irgendwie doch noch alle anderen schuld sind.
Wenn wir geredet und gekuschelt haben sagt er das nicht mehr und dann ist auch wieder alles ok! Es ist also schon noch irgendwie in der Situation, wenn auch nicht in der „heißen Phase“

26

Es ist keine Phase, sondern fehlende Frustrationstoleranz.
Daran solltet ihr arbeiten, bevor er in die Schule kommt.

33

Das ist möglich.
Nur WIE arbeitet man daran?
Ich versuche ihm im Gespräch Alternativen anzubieten, zB nimm dir das dicke Kissen und hau da drauf oder tobe dich auf dem Trampolin aus etc. Bei kleinen Sachen geht das schon mal, da wütet er kurz auf dem Sofa, aber es klappt eben (noch) nicht immer.

39

Fragt mal euren Kinderarzt, ob ihr es mit Tipps alleine hinbringt oder einen Erziehungsberater dazu benötigt.

weiteren Kommentar laden
35

War er früher auch schon so?
Wurde es schlimmer mit der Zeit?
Kamen die Wutausbrüche in der Form von einem Tag auf den anderen?

- Ist er gesundheitlich in Ordnung? Diabetis, Schilddrüse und co?

- Gab es Veränderungen bei euch?
Etwas, das ihn aufwühlt, das er spürt, aber selbst nicht weiß, dass es das gibt?
(Streit, Krise, Krankheit etc im Familienkreis)

- Wie ist der Ton bei euch?
Hat er solche Ausraster mal erlebt?
Geschwister, Eltern (untereinander), sonstige im Umfeld?

- Wann treten diese Wutanfälle auf?
Dann, wenn er sich lange konzentriert hat? Einfach so zwischendurch?


Bei mir ist es so, dass ich nach intensiven Konzentrationsphasen übellauniger bin.
In DER Form lasse ich es natürlich nicht aus. Jedoch bin ich dann gereizter und explodiere schneller, als wenn ich eine Pause hatte.

Mein Vater explodierte (in der von dir geschilderten Form) immer wenn er in den Unterzucker kam. Führte er sich so auf, konnte man eigentlich schon den Notdienst rufen, da er keine zwei Minuten später ohnmächtig wurde.


Fakt ist: die Heftigkeit seiner Ausbrüche sind ein NO GO.
Um an ihn heranzukommen, wäre die Ursache interessant.

Ist es erlerntes oder abgeschautes Verhalten, wäre mehr Erziehung wichtig.

Wäre es etwas organisches, sollte das dringend eingestellt werden. Werden die Ausbrüche dann wieder "sozial verträglich" wäre das gut. Müssten sie sie trotzdem noch abtrainiert werden, wäre dies natürlich notwendig. Aber dann wäre es eine Kombi aus "richtig einstellen" und Erziehung


Kommt ihr an ihn ran, wenn alles grade paletti ist?
Könnt ihr da in Ruhe über die Situationen reden? Wie reagiert er denn?

Meiner habe ich Verhalten in ruhigen Momenten erklärt. Tipps gegeben, wie sie sich bei Wut verhalten kann. Während der Wut kam ich nicht an sie ran. Jedoch lernte sie mit der Zeit, die Tipps umzusetzen.



Warum will er in eine andere Familie ausziehen?

Einerseits würde ich das nicht soooo ernst nehmen. Das sagten schon viele Kinder, wenn ihnen etwas nicht passte.
Andererseits würde ich dennoch reflektieren, ob es bei euch Spannungen gibt: die er spürt, die aber keinem von euch bewusst sind! Kinder spüren manches oftmals schneller (ohne es selbst zu wissen)

Das Kind einer Freundin fragte ihre Eltern mal "wollt ihr euch denn trennen?" Die Eltern hatten nicht darüber nachgedacht. Ihnen selbst ist gar nicht aufgefallen, dass sie öfter mal stritten. Für die Eltern war alles in Ordnung (Diskussionen gehören ja dazu). Erst als das Kind (nach vielen Wutausbrüchen) die Angst äußerte, dachten sie selbst darüber nach.
Sie haben sich dann Hilfe geholt für ihren Punkt, haben wieder gelernt zu reden und den Alltag umstrukturiert. Kind ist wieder weniger wütend und hat keine Angst mehr, dass die Eltern sich trennen. Aber KInd merkte es, was die Eltern nicht merkten.

36

Ich find das was du beschreibst, völlig normal, solange es kein Dauerzustand ist. Bei uns geht es auch manchmal so zu. So wie du reagierst, machst du es schon richtig. Leider gibt es dafür keine Patentlösung. Handele nach deinem Bauchgefühl, du kennst dein Kind am besten.
Den Vorschlag, dass du dich an eine Erziehungsberatung wenden sollst, finde ich für deine Situation etwas übertrieben. Solche Antworten kommen meist von Eltern mit "braven" Kindern, die diese Erfahrungen mit ihren Kindern noch nicht gemacht haben.