Hilfe für die Nachbarn

Guten Morgen,

 

ich bräuchte einen Rat von euch.

Wir sind vor kurzen in ein Doppelhaus umgezogen. Mit unseren angebauten Nachbarn verstehen wir uns sehr gut, sie haben unser Alter, ebenfalls Kinder und diese kommen auch mit unseren Sprößlingen gut zurecht. Man kommt regelmäßig draußen zum Spielen zusammen. Die Kinder einer Partei müssen nur draußen mit genügend Lärm auf sich aufmerksam machen, schon stehen die anderen Kinder auch draußen. Die Eingangstüren stehen offen und die Kinder rennen rein und raus. Und wenn es von der Uhrzeit her passte, wird schon mal der Grill rausgeholt und wir Eltern sitzen dann auch zusammen - in diesem oder dem anderen Garten.

 

Schein alles perfekt zu sein... Dachte ich zumindest.

 

Bisher glaubten wir, dass die Häuser schalltechnisch sehr gut voneinander isoliert sind, jedoch konnte ich unsere liebe Nachbarin kürzlich dennoch sehr gut hören... Sie musste nur ihre Kinder laut genug anschreien.

Was ich hier schockierend fand war noch nicht mal die Lautstärke, sondern eher die Beleidigungen und Kraftausdrücke welche dabei fielen – „blödes Arschloch“ würde ich eher einem ungeliebten Nachbarn an den Kopf schmeissen, wenn ich die Beherrschung verlöre, im Leben aber nicht einem Kind, egal ob fremdes oder eigenes.

 

Was soll man hier machen? Sie drauf ansprechen und fragen ob man irgendwie helfen kann und sei es nur durch zuhören – schien mir eine gute Idee zu sein. Doch wie reagiert sie darauf? Nimmt sie das Angebot an, oder geht sie zum Schreien dann nur in anderen Raum, während der Kontakt zwischen uns dann im Eimer ist. Und nichts ist beschissener als mit dem direktem Nachbar im Streit zu liegen, noch dazu wenn sich die Kinder gut verstehen. Man trägt es im Endeffekt auf deren Rücken aus.

 

Wegschauen ist mir aber auch keine Option. Ich verliere manchmal auch die Geduld, käme aber nie auf die Idee meine Kinder derart zu fertig zu machen, wie ich es heute Morgen durch die Wand hörte.

 

Kennt die Situation einer von euch, was würdet ihr mir raten?

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Ich würde mich vor Dankbarkeit auf den Boden werfen und dem Himmel auf Knien danken, dass ich so perfekt bin und um etwas Verständnis bitten für Leute, die weniger perfekt sind#schein.

Meine Güte, ich hab meinen Mann schon angeschrien und der mich, ich hab meine Kinder schon angeschrien und die mich. Manchen Leuten passiert das einfach, dass sie sich mal nicht ganz unter Kontrolle haben.

Gar nichts würde ich machen, sofern das nicht häufig vorkommt. Die wissen, dass das scheiße ist. Was willst du denn da "helfen", bist du Psychiaterin oder Psychologin?

Wenn die Kinder so häufig bei euch sind, wirst du das schon beobachten, ob sie irgendwie verängstigt sind. Und dann würde ich was unternehmen. Aber wegen eines blöden Schimpfwortes...das haben die, wenn es impulsivere Menschen sind alle schon wieder vergessen.

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😉 danke schöner hätte man es nicht schreiben können .

👍👍
LG
Visilo

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Liebe Johanna,

 

ich halte mich nicht für perfekt. Mir ist lediglich dieses durchaus heftige Geschrei am Morgen nicht entgangen, mache mir Gedanken und wollte dazu nur mal andere Meinungen hören? Ist das so falsch? Habe ich irgendwo geschrieben, dass ich beabsichtige da drüben mit dem GSG9 und dem Jugendamt einzufallen?

 

Für mich macht es nunmal einen Unterschied ob man jemanden nur anschreit, oder verbal fertig macht. Und ich erwähnte auch, dass dies nur eines von mehreren Beleidigungen war und ich derlei Krach nicht zum ersten Male hörte. Dass ich die genauen Umstände nicht kenne und auch die Häufigkeit nicht abschätzen kann dessen bin ich mir bewusst, daher hatte ich ja auch geschrieben. Und nein ich weiß nicht wie ich da „helfen“ könnte, da ich eben KEIN Pädagoge bin – habe ich aber auch deutlich geschrieben... Und darum frage ich hier auch nach anderen Meinungen, gerade weil ich NICHT weiß ob und wie man da helfen könnte oder überhaupt sollte.

 

Und sorry. Dein Mann schrie dich ebenfalls mal an, okay. Aber mal ehrlich: Hätte der dich im Geschrei mit „Dämliche Nutte“, „elendes Miststück“ o.ä. betiteln, tätest dann auch später sagen „Naja, nicht so schlimm... warst halt sauer... is okay... Schwamm drüber“?

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Hallo,
im ersten Teil deines Textes liest sich das wirklich traumhaft! Solche Spielpartner würde ich mir für meine Kinder hier auch wünschen.
Was deine untere Texthälfte betrifft, stimme ich dir absolut zu. Das geht überhaupt nicht. Soweit sollte man sich im Griff haben, egal wie gereizt oder gestresst man ist.
Wenn du sie darauf ansprichst, gehst du natürlich das Risiko ein, dass euer Verhältnis nicht mehr so ist wie bisher. Aber zuschauen könnte ich auch nicht. Ich würde vielleicht eine günstige Gelegenheit abwarten, um mit ihr darüber zu sprechen. Und dann in der ICH-Form. Erzählen, dass ich auch manchmal gestresst, laut und ungerecht meinen Kindern gegenüber bin, was ja jeder Mutter mal passiert, man aber dabei nie ausfallend oder verletzend werden sollte sondern dann vielleicht besser mal den Raum verlassen und tief durchatmen oder so. Das sei dir ganz wichtig. So in etwa.
Sie wird es ja dann verstehen, auf was du hinaus willst. Entweder sie spricht es dann offen an, oder nicht. Zumindest aber wird sie darüber nachdenken.
Direkt „ich hab dich neulich schreien gehört...“ oder so in der Art würde ich auf keinen Fall sagen. Dann fühlt sie sich bestimmt angegriffen.

Viel Erfolg!

LG

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Deine Tipvariante finde ich am Sinnvollsten, um evtl. Nachbarschreit zu vermeiden.

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Danke! Ich muss aber auch dazu sagen, dass ich generell nicht für so ganz engen Kontakt in der Nachbarschaft bin. Weißt du, wie ich meine? Mir ist es wichtig, dass wir hier eine gute Nachbarschaft haben und mit allen auskommen. Mit den einen mehr, mit den anderen weniger, wie das halt im Leben immer so ist, je nach Smpathie 😉

Für die Kinder finde ich das klasse wenn sie Spielpartner in greifbarer Nähe haben - super! (Haben wir hier leider zu wenig).

Ansonsten haben wir zu den Nachbarn ein freundliches Verhältnis mit einer „gesunden Distanz“ würde ich sagen. Und mehr möchte ich auch nicht. Zu oft schon habe ich bei Freunden mitbekommen, dass aus dem engen tollen Kontakt mit ständigem gemeinsamen Grillen im Sommer plötzlich Meinungsverschiedenheiten, grenzüberschreitendes Verhalten, Konflikte usw. entstanden sind. Und dann ist das Verhältnis in der Nachbarschaft für alle nicht mehr angenehm.

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Wie alt sind die Kinder denn?

Ich kenne es von vielen Familien, dass es da ab und an ordentlich (aber wirklich so richtig ordentlich) kracht.
Für mich selbst ist das auch eher ungewohnt und befremdlich, meine Kinder sind eher ruhig, ich auch, da schreit niemand oder knallt Türen o.ä. Wir sind einfach nicht so.
Trotzdem weiß ich, dass auch die andern Familien ganz normale Familien sind. Die brauchen nicht zwangsläufig Hilfe und Unterstützung, nur weil sie Konflikte lauter austragen.
Es sind eben nicht immer alle gleich.

Du wohnst direkt nebenan, ihr habt regen Kontakt, du wirst mitbekommen, wenn wirklich etwas im Argen liegt.
Wenn ihr oft zusammensitzt und Kinder im gleichen Alter habt, werden sich Gespräche ganz von alleine ergeben, ohne dass du den Streit direkt ansprichst.
Denn gerade weil ihr euch noch nicht so lange und nicht so gut kennt, kann das euer Verhältnis dauerhalft schädigen und das bringt dann niemnden etwas, den Kindern schon gar nicht.

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Ich sehe es generell kritisch, wenn man sich als Nachbarn zu gut versteht umd ständig beieinander sitzt.
Sowas geht über kurz oder lang meistens schief und endet in Streit.
Das passiert gerade mehr oder weniger bei euch, indem du dich in ihr Privatleben einmischen willst, da kannst du es dir nur verderben.

Ich würde mich etwas mehr distanzieren. Die Kinder können ja weiterhin miteinander spielen.

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Hallo,
ich kann deine Gedanken gut verstehen.
Wahrscheinlich würde ich das ganze erst mal beobachten:
War das eine einmalige Sache und du hörtest so etwas nicht nochmal würde ich es gut sein lassen. Kommt so etwas wieder vor würde ich noch mal nachdenken.
Klar geht das Verhalten gar nicht
Aber die Frage ist: Wie gut ist euer Draht zueinander? Hält die Freundschaft das aus? Wird die Nachbarin sofort auf Abwehr gehen?

Ich finde gute Nachbarschaft wichtig, aber zu eng und häufig sollte es für mich nicht sein.

Aber das ist ja Geschmacksache

Alles Gute

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Ich kann dich zwar verstehen, möchte aber zu bedenken geben, dass euer Verhältnis ziemlich wahrscheinlich damit im Eimer ist. Niemand mag es wenn sich andere einmischen und die Nachbarin wird sich in ihrem eigenen Haus abgehört fühlen. Ich denke du kannst viel besser helfen, wenn du nichts sagst und eben tatsächlich ein offenes Ohr für deine Nachbarin hast. Außerdem siehst du so die Kinder auch regelmäßig und baust vetrauen auf. Auch die Kinder könnten dir erzählen wenn es ihnen nicht gut gehen würde. In ein paar Wochen kannst du ihr ja anvertrauen dass du fast deine Kinder neulich beschimpft hättest und dich gerade noch zusammenreißen konntest etc. Das regt dann vielleicht zum Nachdenken an. Oder du berichtest von einer Freundin die dir das erzählt hat. LG

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Ich würde mich auf keinen Fall einmischen solange ich nicht mitbekomme dass sie ihre Kinder misshandeln (dann wäre aber mE das Jugendamt oder die Polizei der richtige Ansprechpartner). Mit jemandem der so mit seinen Kindern umgeht könnte ich aber nicht weiter auf gut-Freund machen, den Vorschlag sich zu distanzieren fand ich daher gut, die Kinder können selbstverständlich weiter befreundet sein.

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Erst einmal danke für die Antworten.

 

Generell mische ich mich nicht in andere Leute Privatleben ein. Den Auslöser des Streites und die begleitenden Umstände kenne ich ja nicht und da ich auch selbst kein Pädagoge bin fühle ich mich zum Einmischen auch gar nicht qualifiziert. Es würde mich ja auch selbst nerven, wenn andere Menschen ungefragt ihre Nase in meine Angelegenheiten stecken und mich mit „gut gemeinten“ Ratschlägen meinen belästigen zu müssen. Das ist auch der Grund warum ich hier erstmal andere Meinungen und Ansichten einholen möchte...

 

Aber man muss nicht 4 Jahre studieren um zu wissen, dass „blödes Arschloch“ kaum die korrekte Anrede für ein 7 jähriges Mädchen sein kann. Zumal das auch nicht das genervte Ende eines Streites war, sondern der Inhalt einer längeren Standpauke mit weiteren Äußerungen ähnlichen Härtegrades. Und ich höre Geschrei dort nicht zum erstem Male, zwar ehr selten, aber ich bin auch nicht jeden Tag zur selben Zeit im selben Zimmer bin. Und was ich kürzlich mal hören musste besorgt mich schon.

 

Versteht mich nicht falsch, ich suche nicht krampfhaft einen Grund die Hunde von der Leine zu lassen, oder mit Kanonen auf Spatzen zu schießen – aber ich frage mich an der Stelle auch ob „nichts tun“, oder distanzieren“ nicht gleichbedeutend ist mit „wegschauen“...

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Ganz ehrlich: Ja, Erziehung ist Privatsache - bis zu einem gewissen Grad. Anbrüllen außer Maß und Beleidigungen aber nicht mehr. Warum sollte es eine Anzeige wert sein (von der Gesetzgebung her), wenn mich ein Erwachsener im Streit als "blödes Arschloch" bezeichnet, aber wenn ein Erwachsener das zu einem Kind sagt, ist es akzeptabel?
Ich bin ehrlich gesagt erschrocken darüber, wie viele User entweder aus Prinzip oder "um des lieben Friedens willen" eher nichts sagen würden.
Wir Erwachsene als Gemeinschaft müssen Kinder vor den Dingen schützen, vor denen sie sich nicht selbst schützen können. Und unkontrolliertes Brüllen (eine ganz andere Hausnummer als "mal laut werden") und Beleidigungen gehören für mich eindeutig in den Bereich der verbalen Gewalt - etwas, wovor Kinder geschützt werden müssen.
Und da sehe ich auch das nachbarschaftliche Verhältnis als unwichtig an. Der Schutz der Kinder geht eindeutig vor. Nur du selbst kannst beurteilen, wie schlimm diese verbale Attacke genau war, aber wenn du den Eindruck hast, dass das nicht in Ordnung war, solltest du auf jeden Fall etwas unternehmen. Ich finde super, dass du dir so viele Gedanken zu dem Thema machst.
Welcher Weg der Richtige ist, ist schwer zu sagen. Mit der Tür ins Haus zu fallen könnte dazu führen, dass die Wut über das "Ertappt werden" an den Kids ausgelassen wird. Aber ein User hatte weiter oben den Vorschlag gebracht, behutsam vorzugehen und in einer ruhigen Minute ein Gespräch zum Thema in der Ich-Form anzufangen. Das klingt für mich ganz gut.

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Wenn es häufiger vorkommt, dann sprich sie doch einfach direkt mal an. "Du kann das sein, dass die Mia zur Zeit eine sehr schwierige Phase hat, ich hab gehört, dass du öfter mal laut werden musstest, du weißt ja, wie dünn die Wände hier sind" (was du wortwörtlich gehört hat, würde ich mir vorerst verkneifen). Vielleicht erzählt sie dir dann, wo das Problem liegt, und vielleicht kannst du ihr dann Tipps geben.

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Vielleicht hat sie auch ihren Mann so beschimpft und nicht die Kinder.
Wäre natürlich nicht weniger schlimm, wenn die Kinder anwesend sind.

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Ah, gerade jetzt beim Scrollen deinen Beitrag gelesen.. Sorry 😏