Ich halte es mit Mutter bald nicht mehr aus

Hallo Ihr Lieben!

Ich hatte vor einiger Zeit hier geschrieben...allerdings im Trauerforum.

Mein Vater ist im Januar nach langer, schwerer Krankheit gestorben. Meine Eltern führten keine gute Ehe...tägliche Streitereien, Vorwürfe, Respektlosigkeit eigentlich alle Zutaten, wo sich der gesunde Menschenverstand schon längst hätte scheiden lassen.

Seit mein Vater tot ist, was für meine Mutter völlig unerwartet #gruebel kam, dreht sie total am Rad und es wird immer schlimmer.
Wir wohnen nicht weit weg und so sind wir (Mann, 2 Kinder und ich) es immer, die in die Pflicht genommen werden. Meine Tante die versucht hat sie zu unterstützen, ist kurzfristig auch erkrankt und das bereitet meiner Mutter zusätzlich Probleme. Nicht die Krankheit, nein, dass sie nun auch nichts mehr mit ihr machen kann. Es geht eigentlich immer nur um SIE!

Ich höre mir fast täglich an, dass sie keine Freude mehr im Leben hat, es eh keiner merkt, wenn sie plötzlich weg wäre, sie es nicht fassen kann, wo es doch so schön alles war und nun vorbei usw. usw.
In ihrem Garten will sie auch nicht sein, hat sie ja immer für Vater getan und nicht für sich. Stimmt auch nicht, Vater fand die Buddelei in dem Ausmaß sinnlos. Sie regt sich aber darüber auf wenn wir ihr nicht im Garten am Besten schon gestern helfen.. Passt halt alles nicht zusammen...
Sie hat außer uns und meiner Tante niemanden, kein Hobby, keine Freunde nichts. Gut weitläufige Bekannte, die auch Hilfe angeboten haben oder mal Kaffeetrinken vorgeschlagen haben, wurde alles abgelehnt.

Es ist wirklich nicht böse gemeint aber sie umgibt sich nur mit Menschen, die sie bemitleiden und in ihr Rohr mit hineinblasen. Sobald jemand etwas dagegen sagt, ist er abgeschrieben, versteht sie nicht, hat keine Ahnung.
Mir macht sie auch stetig unschwellig Vorwürfe, von wegen ich könnte ja auch mal wieder und sie wäre ja so alleine usw.. Ich rufe mindestens alle 2 Tage an, kaufe schwere Sachen für sie und die Tante ein, fahre 1-2Mal die Woche vorbei um mir nur trübe Stimmung reinzuziehen. Versuche auch mal, dass sie mit den Kindern was unternimmt (da will sie wenn es geht auch noch, dass ich mitgehe!) Mich nervt die Situation so unendlich.

Ich möchte jetzt nicht ihr Leben leben und mir täglich ihr miese Stimmung reinziehen. Sie hat keinerlei Freude an nichts...
Selbst Aussenstehende sagen, sie will garnichts hören außer ihre Dinge bestätigen zu lassen. Sie nimmt keine Ratschläge an, ist ja nicht das was sie hören will.

Zur Psychologin geht sie derzeit auch nicht mehr... hat sie (Rentnerin) keine Zeit. Medikamente damit es ihr mental besser geht, will sie auch keine..O-Ton: Helfen ja sowieso nicht.

Ganz ehrlich mich kotzt das so an, manchmal würde ich am Liebsten unbekannt verziehen.

Hat jemand hier nen Tipp, wie ich besser mit der Situation umgehen kann?

#danke

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Das tut mir so leid :(
Mein Beileid zum Verlust deines Vaters.
Hast du schon trauern können? Es klingt so, als hättest du dazu vor lauter Kümmern keine Zeit. Weißt du, deine Mutter trauert und das darf sie auch. Du hast ihr verschiedenes vorgeschlagen, es gibt auch andere Leute, die sich anbieten und, ganz wichtig: du hast deinen Vater verloren. Du darfst dir Zeit und Raum für dich nehmen. Suche dir Hilfe, vielleicht therapeutisch, vielleicht im Rahmen einer Selbsthilfehruppe oder ähnliches. Dann erkennst du hoffentlich auch, dass du nicht verantwortlich bist für deine Mutter.
Du bist nicht in der Pflicht, ihren Partner zu ersetzen. Sag ihr das, ruhig und liebevoll, aber bestimmt. Du bist gerne weiterhin für sie da, aber ausschließlich in einem Rahmen, der dir selber gut tut. Sie hat andere Möglichkeiten, sie ist auch noch am Leben und sollte dieses auch wieder in die Hand nehmen!
Wenn es so bleibt wie jetzt, muss sie das nicht und bleibt in ihrem Loch und zieht dich mit hinein.
Bleib in Kontakt, aber kümmere dich jetzt auch wieder um dich selbst.
Solltest du Angst haben, dass sie tatsächlich suizidal ist, sprich am besten mit ihrem Hausarzt darüber. Vielleicht dringt der zu ihr durch.
Alles Liebe

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Danke für die Antwort!

Ich trauere schon aber auf meine Art. Wir haben ein Foto von Opa und den Enkeln hier stehen. Manchmal rede ich mit ihm und sage ihm wie sehr mich das alles ankotzt. Er hat ja immer gesagt, dass ihn die Weiber nerven ;-), jetzt weiß ich was er meinte :-p.
Im Grunde bin ich froh, dass er nicht länger leider musste. Ich denke immer, wenn man kaum noch kann, ist das Leben auch nicht mehr lebenswert. Wir hatten eine schöne Zeit zusammen auch wenn es in den letzten Jahren immer schwieriger wurde auch weil eben sie und er immer spezieller worden. Im Grunde möchte ich nur meine Ruhe haben....

Ich habe ja auch schon einiges getan für sie. Ihr vorgeschlagen ein Trauercafe zu besuchen, will sie nicht. Wander- oder Sportgruppe, nicht ihrs usw. usw...
Sie hängt in ihrem Selbstmitleid und "frisst" damit alles auf.

Grundsätzlich mache ich auch das was ich möchte, Kurzurlaub, in MEINEM Garten buddeln, eigentlich alles was ich sonst auch gemacht habe aber sie hat immer so eine vorwurfsvolle Art am Leib. Beispiel: Ihre Hecke im Garten ist gerade sehr lang (meine auch ist mir aber Wurscht) und sieht natürlich nicht schön aus. Mein Mann soll sie nun schneiden am Besten am WE, da haben wir aber keine Zeit. Nun ist sie der Meinung, wenn ihr es nicht schafft, dann muss ich jemanden anderen beauftragen (Dienstleister), von wegen ihr wollt ja bloß nicht, ihr wollt ja nicht helfen. Sie hat da eine sehr spezielle Art. Auch hat sie mir gleich mitgeteilt, Vater wäre ja auch so enttäuscht gewesen, dass wir da kaum geholfen haben.
Am liebsten würde ich sagen leck mich ;-) aber ich blöde Nuss frage mich wieder, bekommmen wir das nicht vielleicht doch hin?! Am Ende ist es nicht nur die Hecke, sondern die Wasserleitung, der Pool, das Beet was sie nicht umgraben kann usw.

Hilfe!!!

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Ich habe nur einen Tipp für die Hecke: die DARF man gerade gar nicht schneiden wegen dem Vogelschutz. Erst wieder im September. Bis dahin hast du also zumindest an der Front Luft.

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Schwierig.
Ich denke, ich würde mich mal beraten lassen. Anfragen würde ich bei einem Pflegedienst, die wissen oft, wo man in solchen Situationen Menschen treffen kann, die helfen. Oder bei einem Hospitz.

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Herzliches Beileid zum Verlust deines Vaters ...
wie bereits gesagt, erlaube Dir zu trauern und auch dich dafür zeitweise (von deiner Mutter) zurückzuziehen ..
Vorher würde ich ein Einzelgespräch mit deiner Mutter vorschlagen, indem du ihr, wie auch bereits durch die Vorrednerin gesagt, liebevoll aber bestimmt deine Sicht der Dinge erläuterst.
Wichtig fände ich da, dass keine Ablenkung durch Kinder da wäre und dass es an einem neutralen Ort stattfindet.

Das Verhalten deiner Mutter klingt leider „normal“ trauernd und „verloren“
Eine Ehe über so lange Zeit, in der vermeintlich (für Außenstehende) keiner glücklich war, man sich aber doch nicht trennen konnte/wollte ist häufig mehr als das was es nach außen scheint ..
Wenn es keine Liebe war, die die beiden Verband, so war es vielleicht Gewohnheit und eine Aufgabe sich gegenseitig „zufrieden zu stellen“
Jahrelange Streitereien und Vorwürfe haben von heute auf morgen aufgehört, jetzt nur noch Stille und keiner mehr der meckert oder dem Gemecker zuhört ..
Das ist nicht einfach .. wenn man jahrzehntelang nichts anderes macht als den Partner zu bespassen fällt man mit dem Tod in ein Loch und da ist es schwer allein rauszukommen
Vielleicht weiß deine Mutter gar nicht wo sie anfangen soll - Hobby Freunde Interessen alle prasseln auf sie ein dass sie dies oder das machen kann/soll usw
Es wird häufig im Alter auch nicht leichter, sich für was neues ganz anderes zu öffnen..
Alles nicht so einfach , gerade wenn sie den Tod seines Vaters nicht gut wegsteckt weil unerwartet..

Das ist ohne euch zu kennen natürlich ausschließlich das was ich aus deinem Beitrag herauslese und hereininterpretiere aber ich bin jemand, der daran glaubt, mit klaren Worten etwas erreichen zu können.
Und selbst wenn es nur hilft, damit du ihr gegenüber alles mal loswirst

Ich würde es so machen, mir dann einige Zeit nehmen um selbst zu trauern/verarbeiten und dann würde ich mich wieder und weiter kümmern so gut ich kann, denn Familie bleibt Familie - auch wenn sie sich unmöglich benimmt ...

Alles Gute

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Ihr direkt, klar und ordentlich mal in Ruhe das zu sagen, bringt leider rein garnichts.

Einmal im Leben habe ich es mir rausgenommen sachlich meine Meinung kundzutun. Das Ergebnis, sie hat meinen Vater aufgehetzt, mich aus dem Fenster über den ganzen Hof vor anderen angebrüllt und Monate gebockt.

Es geht halt nicht in ihren Kopf, dass andere Leute anders denken. Sie ist der Meinung, wer eine andere Meinung hat als sie, mit dem kann sie sich nicht verstehen.

Ja sie trauert auf ihre Art und das darf sie auch ABER ich mag auch meinen Raum haben und meine Art haben und will nicht nur Seelenmülleimer sein. Will man nicht genauso wie sie ist man der Arsch.

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Meine Schwiegereltern sind auch so .. ich habe mittlerweile gelernt, damit umzugehen.. das Verhältnis ist sehr reserviert aber höflich.
Schwiegervater weiß alles besser, selbst wenn er eines Besseren belehrt wird, hat er doch recht und Schwiegermutter hat ihrer Meinung das Elend gepachtet, was auch immer passiert ( Krankheit Schwägerin, Scheidung Anderer Schwager) ist am schlimmsten für sie - wie es den eigentlich Beteiligten geht ist nachrangig
(Bester Satz bisher : 2017 ist das schlimmste Jahr in meinem Leben! (Gut, dass da unsere Zwillinge gesund und munter zur Welt kamen))
Die beiden machen nichts außer sich in ihr negatives (Gedanken-)Leben reinzusteigern und wollen auch nichts an sich ändern - wir haben es aufgegeben, das zu versuchen - Auch wenn es schade und traurig und bemitleidenswert ist.
Ich werde nur noch wütend wenn meine Kinder darunter leiden ( besonders die Große)

Schaffe Dir Den Raum den du benötigst! Entziehe dich der Negativität!
Es geht um Dich und Deine Familie - ihr vier müsst glücklich sein ( und es besser machen 😍)
Aber - und das bleibt meine Meinung - lass sie nicht fallen ... sie bleibt deine Mutter
Man kann sich kümmern, ohne sich selbst aufzugeben.
Und ja es ist schwer 😊

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BEi allem Mitgefühl: ich würde ihr öfter die kalte schulter zeigen.
man tröstet und hilft und bemitleidet hja gerne mal, aber irgendwo ist schluss, da muss man sich dann abgrenzen lernen. bei fremden ist das einfacher, also bei engen verwandten, aber auch da ist man nicht 100% verpflichtet. wie du schon sagst: sie lehnt außenstehende ab. dann muss sie eben mehr alleine sein und lernen, dass ihre engen verwandten auch noch anderes zu tun haben.

Wenn sie jeden auf abstand hält, der ihr nicht nach dem mund redet,, würde ich ganz einfach etwas ehrlicher sein, dann dürfte sich das für dich von selber verbessern.

die regelmäßigen einkäufe ok, ist eben deine mutter, ein kaffekränzchen die woche finde ich auch völlig ok, aber mehr würde ich auch ohne schlechtes gewissen mit "keine Zeit" ablehnen. vor allem wenn für dich da nur last und miese stimmung bei raus kommt.

Natürlich würde ich keinen Freund oder Verwandten sofort ignorieren, wenn er mal traurig oder gar depressiv ist, aber wer sich nicht ehlfen lassen will, von dem muss man sich nicht runterziehen lassen.

von medikamenten bin ich in diesem fall auch absolut nicht überzeugt, wie in vielen anderen fällen auch nicht, wo es gesellschaftlich normal ist, aber wer jeden versuch was schönes zu machen ablehnt, der muss sich nicht wundern, wenn die leute wegbleiben!

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Hi
Vielleicht wäre es gut du würdest mal mit einer Psychologin reden. Ich denke die kann dir vielleicht sagen wie man seine Grenzen aufzeigt.
Jemand anderen Grenzen zu setzten bedeutet nämlich seine eigenen Grenzen sichtbar zu machen. Ich denke das ist es was du brauchst.
Je klarer du bist um so einfacher wird es dann....sicher nicht gleich aber ich denke wie ein Elefanten im Porzellanladen wirst du bestimmt nicht deine Meinung kundtun.
Erarbeite mit einer Psychologin die wichtigsten Punkte, besprich wie du das am besten thematisieren sollst und sei mutig.
Oft ist eine professionelle Außenstehende Person hilfreich!!
Lg faxl

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Hey
Wir haben hier eine (zwar ganz anders aber doch) ähnliche Situation mit dem SchwieVa.
Und in einem Gespräch kam mir der Satz in den Sinn : das Verhalten der Familie stützt das Verhalten der Person, über die man sich aufregt. Heisst: jahrelange Muster lassen sich nicht einfach so lösen da sie entwickelt wurden, um ein „funktionierendes“ Familienleben zu ermöglichen.
Du kannst deine Mutter nicht ändern. Aber dich. Würde dir auch raten, das Ganze mit einer Therapeutin zu besprechen, Hausarzt, was auch immer. Und mit deiner Mutter weniger in Fragen zu kommunizieren („was soll ich machen“, „kannst du nicht“, „wieso dies und das“) als in Aussagen. („Ich komme am Samstag“, „ich möchte, dass du“, „bitte sei so gut und..“).

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Liebe Nudelmaus,
Vielleicht suchst du selbst dir mal professionelle Unterstützung, wie du dich da abgrenzen kannst, ohne deine Mutter abzuweisen - und wenn das möglich ist, sprich doch mal mit ihrem Hausarzt und schildere die Problematik, vielleicht ist das tatsächlich eine Depression oder ein psychisches Krankheitsbild, das sich so manifestiert. Dann kann der beim nächsten Besuch mal mit drauf schauen...

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Es klingt als wärt ihr beide Gefangene der Erziehung eures Zeitgeists. Deiner Mutter wurde sicher beigebracht, dass man als Frau sich für andere aufopfert und nicht für sich selbst. So hat sie nie gelernt, sich selbst Freude zu machen. Hat sie doch den Garten nur für andere gepflegt (auch wenn das nur in ihrem Kopf stattfand).

Du hingegen bist ein typisches Kind meiner Generation. Hast nicht gelernt, wie man anderen bedingungslos aktiv zuhört einfach nur weil man sich gern hat. Möchtest Ratschläge erteilen nach denen nicht gefragt wurde. Genauso wie man es mit dir als Kind gemacht hat und wie es heute auch noch viel gemacht wird.

Ich persönlich würde es so hinnehmen, dass das das ist, was ich meiner Mutter jetzt noch Gutes tun kann: ihr zuhören und ihr Selbstmitleid ernst nehmen. Von Vorwürfen würde ich mich ganz klar distanzieren und das mir im Extremfall auch verbitten, aber bemitleiden soll sie sich doch gerne und ich würde ihr diese Gefühle so lange spiegeln wie sie es braucht. Wenn man die schlechten Gefühle des anderen nicht als Appell versteht, muss man sich davon auch nicht runterziehen lassen.

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Hallo

Tut mir leid, dass dein Vater verstorben ist.

Vielleicht sollte sich deine Mutter wirklich zu einer Psychologin begeben, ihr scheint es wirklich nicht gut zu gehen. Und ja, deine Mutter hat Recht, Tabletten helfen nicht. Nicht auf Dauer, niemals. Diese gaukeln einen nur vor, alles sei jetzt besser. Besser wird es aber nur, durch Einsicht und Veränderung.

Je nachdem, wie lange deine Eltern verheiratet waren, kann es schon vorkommen, das man viel duldet, zu viel erträgt. Weil alles besser ist, den geliebten Menschen zu verlieren (getrennt zu sein) denn man (einst) liebte.

Hatte deine Mutter vorher auch keine Freunde und Hobbys, bevor dein Vater starb? Hat sie beides und übertreibt nur?
Vielleicht hat sie alles nie gehabt, nur deinen Vater und jetzt wo er weg ist, ist sie depressiv. Sieht vor lauter Überforderung nicht mehr was richtig ist, wie sie da aus der Situation raus kommt.

Da hilft nur leider eines. Deine Mutter muss verstehen, dass SIE etwas ändern muss. Freunde suchen, Einladungen nicht ausschlagen. Sich ein Hobby suchen. Ihr Leben wieder schönes gestalten. Die Frage ist nur, wie lange wird das dauern, bis sie das kapiert.

Ihr könnt mit ihr reden, mehr aber nicht. Sie muss erst verstehen.

Dir wünsche ich viel Kraft.

Gruß Snaky