Macht ein Umzug glücklicher?

Hallo Ihr Lieben,

schon seit meiner Kindheit möchte ich meiner Heimatstadt den Rücken kehren. Ich bin ein sehr naturbewusster Mensch. Außerdem bin ich sehr sensibel und fühle mich hier im Ruhrgebiet schnell überreizt und gestresst.

Wir sind eine vierköpfige Familie (2 Jungs 8 und 10 Jahre alt). Da unsere ganze Familie und viele Freunde hier leben haben wir vor 6 Jahren hier ein kleines Reihenhaus gekauft. Wir können uns hier eigentlich nicht beschweren. Es handelt sich um einen kleinen Vorort(von einer echt grauseligen Stadt) in dem es noch einige grüne Ecken gibt. Allerdings dampfen im Hintergrund die Schornsteine vom angrenzenden Chemiepark.

Jetzt denkt ihr sicherlich, was ich denn dann für ein Problem habe? Naja ... Irgendwie fühle ich mich hier nicht wohl... nicht angekommen.. nicht heimisch.. und das obwohl ich hier im Dorf schon immer lebe. Für die Kinder ist es toll. Sie haben hier viele Freunde.

Die Nachbarn sind sehr nett.. aber dadurch, dass wir so nah aneinander wohnen hat man nie seine Ruhe. Meine Nachbarn sind Rentner und warten förmlich darauf, dass einer von uns in den Garten geht um uns dann anzusprechen. Sie meinen es ja nicht böse...aber es nervt halt teilweise, weil ich nach einem anstrengenden Tag gerne mal eine halbe Stunde im Garten relaxen möchte OHNE vollgequatscht zu werden. Wenn mein Mann mal das Auto repariert oder etwas im Vorgarten macht steht quasi ständig jemand neben ihm und möchte unterhalten werden. Langsam ist das echt anstrengend.

Ich schaue jetzt schon regelmäßig nach Häusern im Münsterland. Aber jedesmal, wenn ich was interessantes finde, wird mir mulmig dabei. Zum einen haben wir einen viel weiteren Arbeitsweg und zum anderen tun mir die Kinder total leid.

Dann stell ich mir die Frage, ob mich das glücklicher machen würde? Nachbarschaftstechnisch kann mir dort das selbe passieren. Außerdem ist die Familie dann nicht mehr so schnell erreichbar.

Eigentlich spricht alles gegen einen Umzug. Trotzdem kommen immer wieder diese Gedanken und dieses Unwohlsein.

Vielleicht geht es einem von euch ähnlich ... oder hat schon mal in einer ähnlichen Situation gesteckt? Meint ihr, dass ein Umzug einen zufriedener machen kann?

Ich würde mich über Antworten von euch freuen.

Gruß

Jungsmami

1

Tatsache ist, dass deine Kinder ihr soziales Netz da haben. Und klar kann man sie verpflanzen, aber es ist ja eigentlich keine Not. Wenn sie in der Schule gut drin sind, einen Freundeskreis haben, der sie aufnimmt und wo sie schon alleine abmachen und Freunde besuchen können - dann würde ich es nicht machen.

Respektive: Ich wollte auch weg, weil die Nachbarschaft immer schlechter wird bei uns. Aber die Kids sind glücklich hier, gehen alleine ins Training, in die Ferienwoche... sie sind glücklich und suchen sich genau die richtigen Freunde.

Würde ich mehr aufs Land, (wir sind auch in einem Vorort, resp. am äusserten Zipfel der Stadt mit Feldern und Wald dirket vor der Haustüre) müsste ich sie überall hin fahren. Ich würde sie um die Selbstandigkeit und Autonomie bringen, die sie sich erarbeitet haben.

Würde ich einfach den Ort wechseln, würde sich nichts ändern.

Bei dir wird sich auch nichts ändern. Denn du bleibst ja dieselbe. Die Rentern-Nachbarn... glaubst du, die hättest du an einem anderen Ort nicht? Wenn du dich hier nicht abgrenzen kannst, dann kannst du es woanders auch nicht. es sind dann nur ggf. keine netten Nachbarn, sondern unangenehme...

Versuch doch, dich selber mehr abzugrenzen und dir auf der anderen Seite im Hobbies, Job etc. ein eigenes Umfeld zu schaffen.

2

Ihr seid ja nun doch gebunden durch den Hauskauf. Und nette Rentner sind ja schon mal besser als böse Nachbarn.
Ich glaube, ich würde einen Umzug aufschieben bis zum Auszug der Kinder. So ewig lange ist das vielleicht mehr hin.
Wäre der Kauf oder das Pachten eines Schrebergartens nichts? Da könntet ihr dann die Wochenenden verbringen. Oder vielleicht ein Campingplatz, wo man sich ein Häuschen holt und regelmäßig ist?

3

Wer garantiert Dir, dass Du Dich im nächsten Haus wohler fühlst? Und nicht nach ein zwei Jahren wieder unzufrieden bist? Man kann sicher nicht jedesmal das Haus verkaufen und die Kinder wieder rausreißen aus ihrem Umfeld.
Ich finde den Vorschlag gut, dass ihr euch irgendwo einen schönen Campingplatz sucht oder einen Schrebergarten, zu dem man am Wochenende raus kann. Dorthin kannst Du Freunde bestellen, grillen oder was weiß ich. Vielleicht an einem See?
Alles ist besser als den Kindern mehrfach die Freunde/die Schule zu nehmen - ist sowieso sehr kritisch in dem Alter, in das sie nun kommen.
Ich lehne mich jetzt weit aus dem Fenster, aber ich glaube, Deine Unzufriedenheit hat andere Ursachen als "nur" das Haus......überleg mal.
LG Moni

4

Hallo,

ich erkenne mich in deinem Gedanken wieder. Und kann vieles nachvollziehen.

Wir wohnen auch in einem netten Vorort am Rande des Ruhrgebiets einer auch sehr grauslichem Stadt.

Mein Mann und mich zieht es gen Norden, aber auch wieder in eine (Groß) Stadt. Jobtechnisch würde es passen.

Aber unsere Kinder fühlen sich hier wohl und gerade die Große )13) sträubt sich mit allen beweglichen Körperteilen gegen einen Umzug. Auch der Kleine (7) kann es sich nicht vorstellen woanders zu wohnen.

Also werden wir vorerst hier bleiben, haben aber auch nette Nachbarn, mit denen man Kaffee trinken kann, aber nicht muss. Alles ganz ruhig hier.

Wir haben uns hobbymäßig ein Refigium geschaffen, an dem wir Erholung finden. Ähnlich der ganzen Vorschläge die du schon bekommen hast.

Sowohl mein Mann als auch ich sind in winzigen Dörfern aufgewachsen, nerver ever! Überall müsste man gefahren werden oder man kam nicht hin. Das möchten wir unseren Kindern nicht zumuten.

Die Kinder genießen ihre Selbstständigkeit und ich genieße es nicht immer Taxi spielen zu müssen.

Was sagen denn deine Jungs und dein Mann zu deinen Gedanken? Sind alle eingeweiht?

Sofern bei uns alles so bleibt, werden wir die nächsten Jahre hier vermutlich verbringen.

Alles kann gut oder weniger gut sein, es kommt immer darauf an, was man draus macht.

Viele Grüße

5

Hallo,

ich wohne auch im Ruhrgebiet und finde es toll. Aufgewachsen bin ich hier aber nicht, sondern in einer kleineren Stadt, mit verstreuten Dörfern drum herum. Als kleineres Kind war das schön, ich habe viel draußen gespielt. Aber später fand ich es einfach nur blöd... da war nix los, ich war schon für den Schulweg ewig auf die Öffentlichen angewiesen, als es dann losging mit "abends weggehen" wurde es ganz kompliziert wegen der blöden Busverbindungen... Als Jugendliche konnte ich es nicht erwarten, endlich da wegzukommen.

Im Gegensatz dazu kann meine Tochter fast alles mit kurzen Fußwegen erledigen, Schwimmbad, (große und gut sortierte) Stadtbücherei, Schule, Kino, Einkaufsmöglichkeiten, einfach alles quasi um die Ecke. Die kennt es jetzt so und wäre super angenervt, müsste sie wie ich damals überall mit dem Bus hingurken.

Ich habe nur gelesen, dass DU nach Häusern schaust, wie sieht das der Rest der Familie? Fühlt Dein Mann sich wohl? Mit 8 und 10 sind die Kinder nicht mehr so klein, die werden doch eine Meinung dazu haben. Nur mit Stöcken und Steinen draußen in der Natur spielen wird für die nicht oder nicht mehr lange reizvoll sein... Dann wollen sie mit Freunden in die Stadt, ins Kino, vielleicht verschiedene Sportarten oder Musikinstrumente ausprobieren, halt "was erleben" - so kenne ich es von den allermeisten Jugendlichen. Damals wie heute.

Würdest Du Deine Familie und Freunde nicht vermissen? Gerade, wenn Du Dich als sensibel beschreibst. Je größer die Entfernung, desto seltener sieht man sich... Euer Arbeitsweg wäre viel weiter, schreibst Du - somit würdet Ihr auch im Alltag viel weniger Zeit als Familie zusammen verbringen. Würde das nicht auch wieder zu Stress bei Dir führen?

Mit Nachbarn kann man überall Pech haben.

Viele Grüße
H.

6

Ganz ehrlich, bleibt lieber dort.

Ihr habt immerhin nette Nachbar, auch wenn sie etwas nerven, aber dann quatscht man mal 10 Minuten und dann sollte es doch gut sein. Alternativ die Nachbarn doch einfach Mal mit zu dir rübereinladen, gemeinsam die Füße hochlegen und dabei dann quatschen.

Wachsame und nette Nachbarn ist die beste Kombination.
Wir haben so ganz tolle Nachbarn #augen. Wir haben einen Sichtschutzzaun aufgebaut, weil unser Hund damals halt gebellt hat, wenn Abends um 22 Uhr noch jemand im Nachbargarten rumlief. Wir sind um die Zeit immer noch Mal Pipi machen gegangen mit ihr.
Komischerweise musste unser Nachbar jeden Abend um 22 Uhr raus, bzw. immer dann wenn wir raus sind.
Und hat sich dann beschwert.
Wir fangen an den Zaun aufzubauen, die sagen uns, der dürfte maximal 1,50 m hoch sein, wir googeln, die haben Recht, wir hatten im falschen Bundesland geschaut. Also Zaun niedriger gemacht. Von unserer Seite aus gemessen 1,48 cm, sicherheitshalber.
Danach 6 Monate nichts mehr gehört, Hund hat ja nicht mehr gebellt.
Nach 6 Monaten Anschreiben vom Anwalt, die Wand wäre zu hoch, ein Sachverständiger hätte nachgemessen, die Wand wäre 1,51 cm hoch. Termin mit Schlichter.
Hat uns dann 800 € gekostet, nur weil unsere netten Nachbarn nicht mit uns reden können.

An deiner Stelle solltest du dich einfach Mal fragen, was dich genau stört und was du ggf. ändern könntest.
Vielleicht ist der Wunsch auch einfach nur da, mal was Neues zu sehen? Aber das Neue macht einen nicht unbedingt glücklich und die Kinder müssten definitiv zurückstecken, denn sie müssen sich alles neu aufbauen.

Zudem solltest du auch nicht vergessen, dass längere Pendelwege auch bedeuten, viel weniger Zeit für die Familie. Und dann eben ggf. noch blöde Nachbarn.
Schau einfach Mal, ob es nicht irgendwas gibt, was du Neues anfangen kannst bei euch im Ort, ein neues Hobby etc. Irgendwas was dich mal auf andere Gedanken bringt.

7

Hallo Jungsmama

Das was du schilderst kann ich gut verstehen. Mir geht es hier ähnlich. Seit 2008 lebe ich hier im Ruhrgebiet / Niederrhein und bin niemals ganz angekommen.

Meine Heimat ist und bleibt einfach mein Geburtsort. Für meinen Ehemann der hier geboren ist, kommt ein Wegzug nicht in Frage, bzw. beruflich ist dies ausgeschlossen.

So lebe ich hier eben so vor mich hin ohne dazu zu gehören, denn hier in meinem Stadtteil sind "Zugezogene" nicht so wirklich beliebt.

Aus deinem schreiben lese ich heraus das du in der Krefelder/Duisburger Ecke leben könntest.

Wollte dir einfach diese Zeilen schreiben um dir zu sagen das du mit diesem Gefühl nicht alleine bist
LG

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Oh Gott *hahaha*, an Krefeld habe ich auch sofort gedacht.

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Hi,

wir wohnen im beschaulichen Bayern, Fernsicht auf die Berge, nettes Haus, tolle Jobs gute Stadt in der Nähe.....Aber furchtbare Nachbarn...einer verklagt den anderen, hetzen Polizei für nix auf den Hals....super....dann die kläffenden Hunde von Herrn Rechtsanwalt, ab morgens um 7.00 Uhr am Wochenende....

Nee, dann lieber eine shit Umgebung und dafür liebe Nachbarn. Probleme wirst du immer und überall haben, da muss man svhon ein einen einsamen Bauernhof ziehen und dann passt auch etwas nicht.

lg
lisa

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Ich danke euch für die zahlreichen Antworten.

Es kam mehrmals die Frage auf, ob mein Mann auch an einem Umzug interessiert wäre. Mein Mann sieht es ähnlich. Er würde sogar noch weiter gehen und am liebsten nach Österreich auswandern. Aber dieser Schritt wäre mir momentan zu heftig.

Ihr habt wahrscheinlich recht. Nette Nachbarn zu haben ist wohl gold wert. Wahrscheinlich weiß man es erst dann zu schätzen wenn man sie nicht mehr hat.

Schrebergarten oder Campingplatz bedeutet ja auch wieder Menschen um einen herum. Mein Traum wäre eher eine Alleinlage. ;-) Aber wer träumt nicht davon... Ich habe natürlich auch gerne Leute um mich herum..aber als hypersensibler Mensch braucht man ab und an seine Auszeiten um wieder Energie zu tanken. Hier fehlt mir diese Auszeit irgendwie.

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Hier im Ruhrgebiet sind eben einfach immer und überall Menschenmengen. Genau das ist auch nicht mein Fall und ich bin in einer Alleinlage aufgewachsen und mir fehlt hier zum einen der Platz und auch die Ruhe! Es nervt täglich das immer irgendwer durch pure Anwesenheit stört!

Leider ist eine Alleinlage im Ruhrgebiet unter 2 Millionen Euro nicht zu bekommen.

Mein Vorteil - ich flüchte regelmäßig in meine Heimat und genieße dort die Ruhe und den Platz!

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Hallo!

Ich glaube, da unterschätzt ihr ein wenig die Schwierigkeiten der Realität.

In Österreich weiß doch jeder sobald ihr den Mund aufmacht, dass ihr keine Einheimischen seid, und eine gewisse latente Fremdenfeindlichkeit gehört einfach dazu. Den Touristen gegenüber kann man freundlich sein, aber die sollen bitte nur ein paar Tage bleiben und dann wieder verschwinden.

fest hin ziehenden Auswärtigen begegnet man weniger aufgeschlossen.

Und die schöne Natur alleine ersetzt eben nicht Freunde, Anschluss an die Menschen um einen Herum.

Ein Haus in Alleinlage hat dabei auch nachteile - etwa das völlige Fehlen von Infrastruktur. Gerade Kinder sind da geradezu eingesperrt, solange sie nicht mal Mofa fahren dürfen, alle Freunde weit weg, schon der Schulweg kann mal locker eine Stunde dauern, wenn der Schulbus von einem Dörfchen zum nächsten zuckelt.

Und auch Du würdest eben für jeden Liter Milch, jedes Brötchen, Kilometerweit fahren müssen - auf Straßen die eher weniger gut geräumt werden, ist ja abgelegen.

Sorry, aber das sind vor allem idealisierte Wunschträume, die Realität ist eher unschön.