Hypochondrische Schwiegermutter

Hallo zusammen!

Mir ist klar dass mir vermutlich niemand den ultimativen Tip geben kann, aber ich würde gerne mal von meiner 71jährigen Schwiegermutter schreiben.
Es geht mir nicht um eins der vielen Schwiegermutterbashings, vielmehr ist das Problem dass sie ein absoluter Hypochonder ist und niemand mehr weiter weiss.
Soweit ich weiß drehte sich wohl schon immer alles in ihrem Leben um Krankheit und Sterben. Sie ist immer die kränkste von allen, selbst mein Vater der Morphine nehmen muss oder ein Freund von uns der einen schweren Herzinfarkt hatte können nicht so schlimm dran sein wie sie.
Das Fatale an der Geschichte: Sie hatte tatsächlich vor einigen Jahren mal eine ernstzunehmende Erkrankung, gilt aber heute als geheilt. Darin geht sie allerdings total auf und rennt ständig von Arzt zu Arzt mit diversen Symptomen wie Schwindel, schlecht Luft kriegen und ähnliches. Das Schwierige daran ist dass man dieses Ärztehopping eigentlich nicht unterstützen soll aber durch die Vorgeschichte sie auch nicht abspeisen kann. Die Ärzte verschreiben diverse Nahrungsergänzungsmittel damit sie zufrieden ist, sagt mal jemand die Meinung gilt er als inkompetenter Vollidiot. Als Privatpatient bekommt sie aber auch alle Untersuchungen die sie möchte und ist vermutlich der bestuntersuchteste Mensch Deutschlands. Zum anderen hört sie auch gar nicht zu und filtert nur das heraus was sie möchte. Sie behauptet deswegen z.B. dass ihre Milz entfernt werden muss obwohl sie gar nichts hat. Die beiden Söhne müssen sich ständig Urlaub nehmen um sie herumzukutschieren da sie nicht selber fahren „kann“, gelegentlich wird sie aber auch von einer Nachbarin gefahren.

Unser größtes Problem dabei ist dass sie auch so kein einfacher Mensch ist, über kurz oder lang aber in unsere Nähe ziehen möchte (Wir wohnen etwa 120km weit auseinander). Wir haben an sich kein schlechtes Verhältnis, allerdings ist sie ein eher schwieriger Mensch der sehr Ichbezogen ist und die Bedürfnisse von anderen völlig ignoriert. Ihre eigene Aussage ist dass die Söhne sich gefälligst um alles zu kümmern haben, sie würde auch nie auf den Gedanken kommen uns von sich aus anzurufen, auf Besuch würde sie nur kommen wenn sie der Bruder fährt (was sie allerdings auch nicht will weil wir im zweiten Stock wohnen und sie dann Treppen laufen muss).
Sie ist mit Sicherheit sehr einsam und sie tut uns auch irgendwie leid, aber ihre Söhne bekommen ständig nur Vorwürfe zu hören sie würden sich gar nicht um sie kümmern und sie wären die schlimmsten Söhne von Welt. (Tatsächlich ist eigentlich ständig jemand bei ihr oder ruft an). Krasser Weise gibt es auf ihrer Familiären Seite Verwandtschaft die eher den „Flodders“ nahe kommen und immer in den Himmel gelobt werden wie toll die sind während wir nur die Vollidioten sind die alles falsch machen.

Wie geht man denn mit so einem Menschen um? Das ist so festgefahren und eine psychologische Behandlung würde auf keinen Fall für sie in Frage kommen… :/

Vielleicht hat ja jemand ähnliche Erfahrungen gemacht?

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Hallo,

oh ja - das kenn ich. Teilweise könnte man fast meinen du sprichst von meiner Mutter.

Großartig ändern wirst du sie nicht mehr können, aber Ab und An darf man so jemanden dann auch mal einfach seine Gedanken und Einstellung zu diesem Verhalten "servieren" - mich würde es auf Dauer kaputt machen, das immer nur anzuhören, sie zu bemitleiden, ich muß ihr da manchmal einfach die Meinung sagen. Gibt dann leider natürlich Streit, Tränen ihrerseits, und und und... auch ein Stück weit schlechtes Gewissen auf meiner Seite (denn meine Mutter ist gehbehindert) aber manchmal muss es einfach raus.

Dann geht es meist auch wieder eine Zeitlang etwas besser.
LG

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da hast du recht - ab und an platzt auch mal jemandem der kragen und mir gegenüber würde sie nie direkt etwas entgegenjammern.
wir sehen uns auch nicht so oft, daher bekomme ich persönlich das glücklicherweise nicht so ab wie die söhne. sie kommt nicht zu uns und mit kleinem kind ist eine zugfahrt um einiges aufwändiger weil wir viel mehr an bestimmte zeiten gebunden sind und die rückfahrt für unseren sohn immer sehr stressig ist.

die horrorvorstellung ist eher was ist wenn sie tatsächlich irgendwann nicht mehr alleine leben kann; einen zuzug kann ich ja auch völlig nachvollziehen, allerdings nicht ihre vorstellung dass man ein bett neben ihrem aufstellt damit immer jemand für sie da sein kann (o-ton).

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Mach dich mal nicht verrückt mit diesen Gedanken, daß ihr dann ein Bett neben ihr aufstellen müsst. DAS wird dann ausdiskutiert, wenn es soweit ist. Denn da gibt es andere Möglichkeiten.

LG

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Hey!

Der Text könnte von mir stammen! Es liest sich, als hättest du darin meine Mutter beschrieben. Sie hatte Brustkrebs, gilt aber mittlerweile als geheilt und rennt trotzdem in ihrer Freizeit von Arzt zu Arzt wegen jedem Symptom, was ihr irgendwie auffällig erscheint und in Zusammenhang mit einer neuen (Krebs)Erkrankung stehen könnte. Zugegeben... sie hatte eine wirklich schwere Diagnose und klar ist man dann besonders hellhörig was den eigenen Körper angeht. Aber meiner Meinung nach, darf man dabei das leben nicht vergessen!!!
Der einzige der sie in ihrer Not IMMER versteht ist ihr Bruder - Alkoholiker und schwer depressiv.

Mein Freund handhabt es so, dass er deswegen sehr spärlichen Kontakt zu ihr hegt, er will sich das nicht mehr antun. Als ich schwanger war, ist er auch mal explodiert und hat ihr die Meinung gesagt, nachdem sie sich mir und unserem ungeborenen Kind gegenüber sehr egoistisch verhalten hat. Seitdem ist das Verhältnis noch unterkühlter. Ich hingegen bin nicht nachtragend und kann (mittlerweile dank meiner Tochter, die mir einfach wichtiger ist als solche “Sorgen“) über vieles hinwegsehen. Ich liebe meine Mutter und weiß was ich ihr zu verdanken habe. Ich unterstütze sie auch gern, allerdings gehe ich oft nicht mehr so emotional und überschwänglich darauf ein, wenn sie sich mal wieder richtig in ihr eigenes Elend reinsteigert. Inzwischen sag ich ihr auch oft meine ehrliche Meinung, aber sehr schonend und dosiert. Ich will keine Konflikte meiden, aber auch nicht provozieren. So fahren wir ziemlich gut und sind ein gutes Team geworden.

Einen ultimativen Tipp habe ich leider auch nicht wirklich, aber ich hoffe meine Erfahrung hilft dir vielleicht ein bisschen.

Liebe Grüße!

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ja vielen dank, ein wenig hilft es schon zu hören dass auch andere ihre sorgen mit der "buckligen verwandschaft" haben ;)

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Also ganz ehrlich, ich denke auch das ihr sie nicht ändern könnt aber an einem Punkt wäre ich schon längst deutlich geworden. Das diese Flodders besser dastehen als ihr ist das eine und würde mich stören ja! Aber wenn ihr schon ständig springt, die Söhne eben doch eine ganze Menge machen und trotzdem nur mies behandelt werden dann würde ich hier ansetzen! Das ist kein Hypochonder sondern eine sehr undankbare Frau. Das hätte ich ihr wohl auch mal gesagt das ihr genug tut und ihr das gerne mal auflisten könnt!

Ela

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Hallo!

Ich würde ihr ja eher Geld für ein Taxi geben, als sie ständig von einem Arzt zum anderen zu kutschieren... ich habe das ja in den letzten Jahren für meinen Vater gerne gemacht, der aber dank Demenz sowieso den Ärzten nicht mehr folgen konnte, wenn die ihm was erklärt haben, oder hinterher alles durcheinander gebracht hat. Da ging es eben nicht anders, aber der war wenigstens wirklich krank. Keiner der Arztbesuche war unnötig, sonst hätte ich mich echt geärgert.

Aber nur um einen gesunden Menschen zu fahren und dann ein oder zwei Stunden im Wartezimmer zu sitzen - da ist ein Taxi doch praktischer.

Viel mehr werdet ihr aber auch nicht machen können. Sie wird weiter von Arzt zu Arzt rennen und meinen, dass diese Geschichten das Einzige sind, was dazu führt, dass ihr euch um sie kümmert, eben weil man sich um Kranke besonders intensiv kümmert.

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Sie hat durchaus das Geld selber zu fahren und wenn es zu vermeiden ist lassen das die Söhne auch. Das Problem ist dass es tatsächlich Nachsorgeuntersuchungen gab da sie ja früher eine ernstzunehmende Erkrankung hatte. Sie weigert sich die aber aufzugeben. Durch einen Luftröhrenschnitt ist z.B. auch ihr Atem recht "röchelig" und niemand weiß so wirklich wann tatsächlich mal was sein sollte und wann nicht.
Als Privatpatient bekommt sie leider auch relativ leicht ihr heiß ersehntes MRT auch wenn einige Monate zuvor bereits eins angefertigt wurde. Und wenn sie alleine zum Arzt fährt kommen so merkwürdige Behauptungen raus wie dass sie die Milz rausnehmen lassen muss (die tatsächlich vergrößert ist aber bei der man nichts machen muss).

Eigentlich gehört die Frau in Therapie, aber dafür fehlt leider die Einsicht und durch ihren schwierigen Charakter hat sie auch kaum Kontakte die man mit ins Boot holen könnte.

Naja schwierig.... leider lassen sich die Söhne auch immer so schnell ein schlechtes Gewissen machen....

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Das könnte meine Oma sein! Als Kind fand ich diese ewigen Krankheitsgeschichten sehr nervig und langweilig, manchmal hatten mich ihre komischen Ansonsten von Krankheiten sehr irritiert (als meine Schwester die Röteln hatte, behauptete meine Oma, wir wären zu viel bei Schweinen gewesen!), später lachten wir über ihre sonderbaren Diagnosen( Haarwurzelkatarrh). Mein Vater hatte teilweise versucht, den Kontakt zu reduzieren, da es uns als Kinder und meine Mutter sehr belastet hat. Später hat meine Mutter sie gepflegt, da war sie plötzlich doch die "richtige" Schwiegertochter...Aus Erfahrung kann ich nur sagen: Abstand und ein dickes Fell...

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Sonderbare Diagnosen und Zusammenhänge schließt sie tatsächlich auch. Beispielsweise ist laut ihr die Frühgeburt meines Sohnes in der 33.ssw durch einen Auslandsaufenthalt in der 26.ssw ausgelöst worden und nach dem Schwimmbad darf man im Winter auch nicht Fahrradfahren weil man da nicht so richtig trocken ist (?!?). Oder sowas wie dass die Bronchien nicht in der Lunge sind.

Mein Lebensgefährte hat mal einen riesigen Stapel von Notizen gefunden auf denen sie Sachen aus Sendungen mit medizinischen Inhalten mitgeschrieben hat. Wäre sie nicht die Mutter könnte man tatsächlich drüber lachen. So ist man leider darin gefangen sich doch irgendwie verpflichtet zu fühlen ihr zu helfen.

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OMG! Kommt mir aus meinem früheren Leben sehr bekannt vor... von einem Spezialisten zum nächsten, bis was "gefunden" wird. Spezialisten versteht sich, kein normaler Dorfarzt. Da sie auch nicht selbst fahren konnte, wurden andere eingespannt.
Heute besteht GsD kein Kontakt mehr :-D #pro
Was Du tun kannst? Da Heilung oder Einsicht ausgeschlossen ist, Abstand halten und Mitleid mit dieser Person haben, die sich eine ziemlich traurige Art ausgewählt hat, um Aufmerksamkeit zu bekommen.
Die Frau von der ich schreibe, hat auch keine anderen Fähigkeiten als Jammern.