Mein Vater ist nicht mein leiblicher Vater

Ich wünsche euch allen einen wunderschönen Smastag, für mich ein sehr einschneidenter Samstag :(

Ich werde in wenigen Wochen 20 Jahre, ich lebe aktuell in einer WG da ich studiere, mit meinem Vater habe ich ungefähr alle 1-2 Wochen zu tun. Meine Mutter ist leider vor einigen Jahren verstorben.

Heute früh suchte ich ein Dokument für die Uni, dabei stieß ich auf ein anderes, für mich im Nachhinein wichtigeres Dokument. Diesem konnte ich entnehmen, dass mein Vater nicht mein leiblicher Vater ist, sondern dass ich das Produkt meiner Mutter und einer anonymen Samenspende bin. Mein Vater ist aktuell im Urlaub, dennoch habe ich ihn heute angerufen und gefragt was er dazu sagt. Er hat mir daraufhin auch alles unter Tränen gesagt und erklärt wie und warum es abgelaufen ist.

An sich finde ich es nicht schlimm und akzeptiere es, andererseits ist es schoon sehr verwirrend für mich alles, zudem fühle ich mich durch den Tot meiner Mutter nun doch auch etwas mehr "allein".

Ich kann einfach gerade keine klaren Gedanken fassen und weiß nicht wie ich damit umgehen soll. Eigentlich hat sich dadurch jetzt ja nichts verändert, es ist wie es ist, aber irgendwie auch nicht :/

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Hallo du,
fühl dich mal gedrückt. Ich kann mir vorstellen, dass dich diese Nachricht durcheinander bringt. Vor allem, weil es so überraschend kommt.
Aber sieh es mal von der Seite: deine Eltern haben sich so sehr ein Kind gewünscht, sie haben sich dich gewünscht. Und aus irgendeinen Grund hat es auf dem "normalen" weg nicht geklappt. Deshalb sind sie zum Arzt gegangen und haben sich Unterstützung in Form einer Samenspende geholt. Und endlich ihr gewünschtes Kind, dich bekommen.
Du bist das Kind deiner Eltern, welches sie sehr lieben. Und dein Vater wird immer dein Vater bleiben, auch wenn du nicht das leibliche Kind bist. Für deinen Vater macht es keinen Unterschied, er liebt sich.

Schau, der leibliche Vater meines Kindes kümmert sich seit der Trennung gar nicht um meine Tochter, null, nada, nothing. Das macht mich oft traurig. Inzwischen habe ich einen tollen Lebensgefährten, der meinen Kind ein toller Vater ist, mit allen was dazu gehört (lachen, spielen, schimpfen, das ganze Programm halt). Meine Tochter sagt Papa zu ihm, für sie ist er der Papa. Sie weiss allerdings, dass es noch einen "anderen" Vater gibt, auch, das er sich nicht um sie gekümmert hat.
Vielleicht ist es für ein Trost, das dein Papa zwar nicht der leibliche Vater ist, aber es gibt halt auch keinen anderen, der sich nicht für dich interessiert, wenn du verstehst, was ich meine.

Suche das Gespräch mit deinen Papa, er wird dir erzählen können, wir es damals war.

Ganz liebe grüße
Vanessa

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Hallo,

ich habe auch ein Kind durch eine Samenspende. Ich würde ihr aber nie ihrer wirkliche Entstehungsgeschichte verheimlichen. Du solltest dringend mit Deinem Vater reden. VAter ist eben der soziale Vater: derjenige, der vorliest, Tränen trocknet, Windeln wechselt, Rad fahren beibringt etc.

Sonst schau mal unter www.spenderkinder.de

Lg; Katrin

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Hallo,

wichtig ist doch, dass du deinen Vater liebst und er dich. Und natürlich ist es ein Schock.

Ich weiß nicht, wie alt du bist, aber ich weiß, dass Samenspende vor 20 - 30 Jahren ein no-go Thema war (obwohl es oft heimlich praktiziert wurde). Vermutlich haben deine Eltern den richtigen Zeitpunkt nicht gefunden, es dir zu sagen, ohne dass es öffentlich wird - und haben dann einfach geschwiegen.

Sprich dich mit deinem Vater aus.

Ich habe einen Freund, der im Erwachsenenalter etwas ähnliches erlebt hat. Er fand auf einmal heraus, dass seine "Eltern" in Wahrheit seine Großeltern waren. Sein Bruder war Wirklichkeit sein Onkel. Da lief es auch so ähnlich: Seine leibliche Mutter war tötlich verunglückt, als er noch sehr klein war. Der Vater war mit der Situation und dem Baby überfordert. Sie hatten ohnehin einen Nachzügler und es war keine Frage, dass das Enkelkind bei ihnen aufwachsen würde. Sie wollten ihm das Gefühl ersparen, dass sein Vater ihn als Baby einfach verlassen hatte. Es ist auch aus guten Gründen geschehen.

Die Familie war dann einige Sitzungen beim Psychologen, das war so ein moderiertes Gespräch. Heute ist wieder (fast) alles beim Alten.

GLG
Miss Mary

4

Aber er ist und bleibt doch dein Papa!

Denn Samenspende, dann wird es wohl so gewesen sein das deine Eltern dich ganz unbedingt in den Armen haben wollten aber es nicht ging, am ehesten wird dein Vater wohl Zeugungsunfähig sein. Also haben sie die Strapazen der Kinderwunschbehandlung mit Fremdsamen auf sich genommen um dich zu bekommen.

Das heißt doch nicht das dein Papa dich weniger lieb hat oder so.

Klar, ist ein Schrecken das so unvorbereitet zu erfahren. Heute gehen die meisten damit offener um. Es ist aber auch heute insgesamt kein so schwieriges Thema mehr, egal welche Form der Kinderwunschbehandlung.

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Ziemlich blöd, dass sie nicht den Mut hatten, Dir das eher mitzuteilen.

Aber: Eure Vater-Tochter-Beziehung war ja ok, auch wenn er an der Produktion nicht ursächlich beteiligt war. Und sie sollte auch echt nicht davon abhängen ob, mit wem und warum oder warum nicht Deine Eltern vor 21 Jahren Sex miteinander haten und mit welchem Ergebnis.

Na ja, ich glaube theoretisch ist Dir das ja klar...

Lass es eine Weile sacken, und dann - vielleicht, wenn es wichtig erscheint - rede noch mal mit Deinem Vater drüber.

LG

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Ok, vielen Dank erstmal für die Antworten, haben zum Teil doch sehr geholfen.

Anmerken muss ich jedoch, da es einige scheinbar falsch aufgenommen haben, das ich männlich bin ^^

Für mich wird sich nichts ändern, mein Vater ist mein Vater, wie er es nun schon seit 20 Jahren ist.

Die Sache die mich daran eigentlich nur belastet ist, ob mein Vater mir gegenüber theoretisch überhaupt die selbe Art von Liebe entgegen bringen kann, wie einem Sohn welcher auch seine Gene beinhaltet. Ich selbst bin noch weit weg von sämtlichen Kindergedanken, dennoch stelle ich es mir selbst schwierig vor als Vater mit soetwas um zu gehen. Klar ist es vermutlich schon besser/anders als bei einer Adoption, da er mich zumindest seit dem ersten Tag hat wachsen sehen, zudem war er der erste Mensch der mich in den Armen gehalten hat, aber trotzdem denke ich einfach nicht, dass es das selbe wie bei einem normalen Kind sein kann.

Wir haben eigentlich auch ein relativ gutes Verhältniss, klar auch ab und an mal streit. Was uns immer besonders von mein Kumpels und hren Vätern unterschieden hat war jedoch das unsere Beziehung auch viel Kumpelhafter war. Eigentlich mochte ich das immer, aber jetzt frage ich mich ob das nicht ehr negaiv ist.

Mein Vater geht mit mir auf diverse Konzerte, setzt sich teilweise Abends mit mir und meinen Kumpels zusammen auch raus. Ist das vielleicht nicht auch ein Zeichen dass etwas "anders" ist?

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Hallo,

erst einmal entschuldige bitte, das ich dich für ein Mädel gehalten habe.
Ob es die gleiche Liebe, wie bei einem leiblichen Kind ist, weiss ich nicht. Das wird dein Vater aber auch nicht wissen, da er nur dich als Kind hat und liebt. Für ihn wird es keinen Unterschied machen.
Mein Lebensgefährte hat zwei Kinder aus seiner vorherigen Ehe, die beiden liebe ich abgöttisch und behandelt sie wie meine eigene Tochter.

Das, was dein Vater macht (auf Konzerte gehen, etc), ist doch was schönes. Klar kann es sein, dass er es macht, weil du nicht sein selbst gezeigtes Kind bist, aber dann macht er es, weil ihm bewusst ist, dass es nicht selbstverständlich ist, dass du auf der Welt bist und er möchte die Zeit mit die halt genießen. Vielleicht auch, weil deine Mutter schon gestorben ist. Er weiss, dass alles endlich ist.

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Dass du dich jetzt noch mehr allein fühlst - irgendwie - ist schon nachvollziehbar. Habe selbst keine Eltern mehr und verstehe dich daher sehr gut.

Auch wenn dein Papa nicht dein leiblicher Vater ist, so ist es trotzdem schön, dass er sich um dich kümmert und dich nie im Stich gelassen hat.

Mein Vater war zwar mein leiblicher, aber er verließ die Familie als ich 10 war und auch wenn wir ab und an danach noch Kontakt hatten, so war doch spürbar, gerade nach dem Tod meiner Mutter, dass ihm seine Tussi wichtiger war als ich. Meine Schwiegereltern hingegen haben mich aufgenommen, als wäre ich ihr eigenes Kind.

Wer weiß wie dein leiblicher Vater mit dir umgegangen wäre und ob er sich so um dich gekümmert hätte, wie dein Papa es tut.

Es spielt also gar keine Rolle, außer für die eigene Identifikation, wer deine wirklichen Eltern sind, sondern viel mehr, wer immer für dich da war und sich immer um dich gekümmert hat.

Wünsche dir alles Gute!