Vater muss ins Pflegeheim

Guten Morgen zusammen,

wir stehen seit einigen Wochen vor ein großen Problem und wissen nicht so wirklich weiter. Mein Vater ist seit einigen Monaten pflegebedürftig. Anfangs war es nicht sehr aufwändig => Er konnte die meisten Dinge noch selbst erledigen und brauchte nur wenig Hilfe. In den letzten Wochen hat sich die Bedürftigkeit aber stark erhöht. Er ist inzwischen auf so viel Hilfe angewiesen, dass wir überlegen, ob es nicht sinnvoller ist, ihn in ein Pflegeheim zu geben. Wir haben mit ihm darüber gesprochen und er wäre sogar einverstanden. Mit fällt dieser Schritt schwer, aber ich schaffe es einfach nicht mehr allein. Er wohnt mit in unserem Haushalt und mit den Kindern und allem ist das nicht mehr zu schaffen.

Wir haben allerdings das Problem, dass wir Bedenken bei Pflegeheimen haben. Von den meisten Pflegeheimen hört man nichts gutes. Vor kurzem war ja auch eine Reportage darüber bei RTL. Außerdem ist die finanzielle Situation auch so eine Sache. Pflegeheime sind ja auch sehr teuer. Was würdet ihr machen bzw. welche Tipps habt ihr? Und was habt ihr für Erfahrungen mit Pflegeheimen?

Danke und viele Grüße

3

Hallo,

Pflegeheim wäre für mich die letzte Möglichkeit.
Hat dein Vater eine Pflegestufe? Wenn nicht, dann versucht eine zu bekommen und dann könnt ihr euch im Rahmen der gewährten Pflegestufe Hilfe von einem Pflegedienst holen, das würde dich schon sehr entlasten. Ansonsten gäbe es auch die Möglichkeit (auch im Rahmen der Pflegestufe) deinen Vater in eine Tagespflege zu geben, das kann je nach Pflegestufe von 1-5 x in der Woche sein. Dann wird dein Vater abgeholt, in der Einrichtung wird gemeinsam gefrühstückt, Mittag gegessen und Kaffee getrunken, die Leute dort kochen zusammen, es bilden sich Kartenspielgruppen usw. (ich weiß das von meinem Mann, der war auch 3x in der Woche in so einer Einrichtung und fand es toll) und am Spätnachmittag werden die Herrschaften wieder nach Hause gefahren. Dann bist du auch entlastet.
Du solltst dich mal erkundigen, dann hast du nicht das Gefühl deinen Vater abgeschoben zu haben und dein Vater wäre nicht in einem Pflegeheim sondern immernoch innerhalb der Familie.

LG

7

Kann Dir nur zustimmen!
Wir hatten diese Kombination aus Tagespflege/Sozialdienst/Nachbarschaftshilfe ca. 1 Jahr lang.
Bis meine Schwiegermutter (89) aufgrund ihrer Demenz nicht mehr alleine gelassen werden konnte (ist nachts "gewandert").
Seit März ist sie im Pflegeheim.
Sie hat Pflegestufe 2, da sie körperlich noch relativ fit ist aber eben in der Alltagskompetenz schwer eingeschränkt.
Die Heime, die wir angeschaut haben, sind alle hell, freundlich, mit offenen Wohnbereichen - die Bewohner haben die Zimmer auf einem hellen Flur und dann ist dort eben der Bereich mit kleiner Teeküche, Fernsehnische, Balkon, Aufenthaltsraum, etc. Alles auf einer Ebene.
Die Pflegekräfte leisten tolle Arbeit (trotz des permanenten Zeitdrucks), haben immer ein liebes Wort oder einen Scherz auf den Lippen.
Es gibt täglich kleine Angebote wie Singen, Brettspiele, besondere Angebote für Demenzkranke, etc.
Es gibt ein Sommerfest, der Kinderchor kommt zu Besuch, die Friseurin kommt ins Haus, mobile Fußpflege, etc.
Kostenpunkt für alle Heime, die wir angeschaut haben (keine privaten "Seniorenresidenzen, sondern normale Pflegeheime) - 3200 Euro monatlich.
Mit Pflegestufe 2 und Rente ist nicht alles abgedeckt und 700 Euro gehen vom Ersparten meiner SchwieMu weg. Das reicht ca. 1 Jahr, dann geht es ans Grundstück/Haus.

Ich habe die RTL-Reportage nur die letzten 10 min. gesehen. Mag sein, dass es solche Heime gibt - hier gibt es die nicht!

10

So würde ich das auch machen. Pflegedienst beauftragen und nach einer Tagespflege suchen.

Dort kann Dein Vater z.B. 3 mal in der Woche morgens hin (wird auch abgeholft, wenn Ihr das möchtet) und kommt abends wieder nach Hause.
Dort ist er in Gesellschaft, es gibt Mahlzeiten und es wird gespielt, gesungen, spazieren gegangen.....

1

Hallo,
ich bin Physiotherapeutin und betreue in mehreren Altenheimen Patienten.

Mein Bild von Altenheimen hat sich dadurch gewandelt.

Klar geht niemand gerne ins Heim, aber meine Patienten werden dort alle durchweg gut betreut. Einige sind sogar richtig aufgeblüht, da sie dort viel mehr soziale Kontakte haben.

Es gibt eine Menge Freizeitangebote.

Für euch als Familie wird es sicher auch eine große Entlastung sein.

Schaut euch doch erstmal unverbindlich Heime in eurer Umgebung an und informiert euch vor Ort.

Du wirst dich ja sicher weiterhin um deinen Vater kümmern und ihn besuchen.

So schlimm wie ihr Ruf sind viele Heime gar nicht. Es gibt nur leider ein paar schwarze Schafe, die den Ruf von allen kaputt machen.

Lg carla

2

Das wichtigste: Orientiere dich nicht an den "Pflegenoten" des MDKs. Das hat überhaupt nichts zu sagen. Ich bin selbst Altenpflegerin und hab auch einige Freunde die in Altenheimen arbeiten. All unsere Häuser haben eine 1,0. Und wenn ich so manchmal meine Freunde sprechen höre, sollte ihr Haus ein 6 haben. Der MDK orientiert sich Hauptsächlich an der Dokumentation und damit kann man nun mal jede Menge verschleiern.

Schau dir in aller Ruhe ein paar Einrichtungen an. Ich selbst arbeite in einem öffentlichen Haus. Da wird nicht so sehr auf Gewinn hin gearbeitet. Ich würde meine Eltern bei uns abgeben. Vielleicht gibts in eurer Nähe auch eins?

Ich würde dir empfehlen nach Bauchgefühl zu gehen und deinen Vater regelmässig zu besuchen. Wenn du ein schlechtes Gefühl hast, hol ihn wieder raus.

Wegen der Finanzierung kannst du auch mit den einzelnen Heimen sprechen. Die kennen sich damit aus. Erst geht das Geld deinen Vaters drauf. (Also nur der Eigenanteil)

Dann werden Frau und Kinder ran gezogen. Können diese nicht zahlen. Dann ist das halt so und es wird mit Hartz IV aufgestockt. Aber keine Angst, die Leistungen bleiben in dem Fall die selben ;-)

15

Hallo

Mit ALG II wird da gar nichts aufgestockt. Erst kommt die eigene Rente plus die Leistung aus der Pflegekasse. Reicht das nicht, geht es an die Frau und Kinder( aber die Selbstbehalte sind sehr hoch). Ist da nichts zu holen, kommt das Sozialamt ins Spiel

Bianca

17

Und genau das hab ich damit gemeint. Die Leistungen der Kassen werden von Anfang an in Anspruch genommen. Wenn das eigene Geld und Eigentum sowie der Kinder und Ehepartner verbraucht ist bezahlt das Amt. Es gibt soweit ich weiß immer einen Eigenanteil und das von Anfang an. Ggf wird der eben vom Amt übernommen.

weitere Kommentare laden
4

Hallo,

könnte nicht ein Pflegedienst kommen, der Dich unterstützt?

Dann könnte Dein Vater im gewohnten Umfeld bleiben und Du wärst entlastet.

GLG

5

Huhu,

Welche Pflegestufe hat dein Vater denn?

Meine Oma hat Pflegestufe 1 und kommt mit ihrer Rente hin um das Seniorenheim zu bezahlen, das wird ja dann deutlich bezuschusst.

Seht euch gut um, wir haben uns damals viel Zeit genommen für die Auswahl des Heimes und meiner Oma geht es dort sehr gut.

Pflegedienst zu Hause ist natürlich auch eine Möglichkeit, war für uns aber keine Wahl. Auch für meine Eltern und mich steht das nicht zur Debatte, weder sie noch ich wollen im Ernstfall von Angehörigen gepflegt werden oder jemandem zur Last fallen.

Lg

Andrea

6

Es gibt gute und schlechte Pflegeheime. Man sollte sich immer selbst einen Eindruck verschaffen und sich nicht von den Horrorgeschichten aus dem Fernsehen verschrecken lassen. Bei uns gab es schon 2x in der Familie die Entscheidung Pflegeheim und im Nachhinein waren alle damit zufrieden.
Und ganz klar, Geld spielt eine Rolle - das Pflegeheim, das unsere Familie letztlich ausgesucht hat, braucht alles an Rente und Ersparnisse auf, und wenn wir das Glueck haben und die beiden aelteren Herrschaften noch lange leben dann is die Familie auch in einigen Jahren gefordert mitzuzahlen (die Ersparnisse sind irgendwann zu Ende). Aber das ist es wert. Das Pflegeheim ist sehr gut.

Worauf ich achten wuerde (meiner Erfahrung nach, von denen, die ich bis jetzt gesehen haben) beim ersten Besuch:
- wie sieht die Bekleidung der Bewohner aus (sauber?)
- wo halten sich die Bewohner auf (im Gemeinschaftsraum oder jeweils im Zimmer?)
- gibt es Haustiere und einen Garten (im Sommer: sind die Bewohner draussen)
- unterhalten sich die Pfleger/innen mit den Bewohnern
- wie werden die Bewohner angesprochen
- wie stehts mit dem Essen (wie oft, was fuer eine Auswahl, gehen sie auch auf Wuensche ein, z.b. eine alte Dame wollte ab und an ein Glas Sekt zum Fruehstueck - na das wurde dann gemacht)
- koennen die Bewohner das Haus verlassen
- was ist noch im Haus (Friseur, Cafe, etc.)
- wie offen ist die Einrichtung (kann man von aussen einblicken was in den Gemeinschaftsraeumen passiert, etc.)

Klar kann man nicht in die Koepfe der Pfleger hineinschauen, aber die Aeusserlichkeiten reflektieren oft wie es dort zugeht.

8

Hallo filodi,

Wie wäre denn eine Pflegekraft aus Ungarn oder Polen?

In der Zwischenzeit gibt es gute Agenturen in Deutschland, die Pflegekräfte vermitteln. Wir haben bei meiner Oma und bei meinem Schwiegervater sehr gute Erfahrungen damit gemacht. Diese Frauen kümmern sich je nach Bedarf um die Pflege und den Haushalt.

Liebe Grüße

9

Hallo

Ich würde auch, solange es noch irgendwie geht, einen Pflegedienst und/oder eine Tagespflege zur Hilfe nehmen und deinen Vater zuhause behalten....

Auch, wenn ich die Reportage (wobei das RTL war und die natürlich bekannterweise nur das schlimmste vom Schlimmsten zeigen) nicht gesehen hätte, würde ich keines der hiesigen Pflegeheime empfehlen und wenn es nicht wirklich dringend notwendig ist meine Angehörigen nicht dorthin geben... Allerdings komme ich aus der Pflege, ich weiß auch, wie es in den Heimen hinter den Kulissen aussieht und das möchte ich niemandem antun müssen....

LG

13

Mit Pflegediensten hab ich keine guten Erfahrungen gemacht.
Die rechnen in Minuten aus, was wie lange dauern darf.
Morgen 5 Minuten für das Frühstück, 7 Minuten Körperpflege usw.
Die stehen so unter Zeitdruck dass ich es als Abfertigung des Patienten sehe.
Ausserdem ist das nur was für Personen, die ansonsten noch alleine klar kommen oder wo Angehörige rund um die Uhr präsent sind und die den Pflegedienst nur als Unterstützung brauchen.
D.h für Patienten, die eine Rund um die Uhr Betreuung brauchen, ist ein Heim unumgänglich.
Meine Schwiegermutter hatte eine Polin da, das hat gut funktioniert, aber als sie intensive medizinische Versorgung brauchte, musste sie ins Heim.

16

Hallo,

klar sind Pflegedienste AUCH für solche Menschen da, die noch alleine klarkommen (nach dem WIE fragst du ja nicht) aber es gibt den Angehörigen ein Gefühl der Entlastung in der Pflege ihres Angehörigen.
Außerdem frage ich mich welche Pflegedienste du kennst? Der Pflegedienst, der sich um meinen Mann gekümmert hat (weil ich ih icht aus dem Bett heben konnte um ih anzukleiden, vorher zu waschen usw.) hat mit Sicherheit NICHT nach Minuten gerechnet (das ist eher der Stand von Pflegeheimen...) sondern man hat mit mir zusammen auf den Arzt/Notarzt usw, gewartet, ist bei mir geblieben als ich mit dem Anstöpseln der künstl. Nahruns Schwierigkeiten hatte usw.
Und selbst meine Tochter, die im Pflegedienst fährt klagt manchmal weil sie eben später als normal Feierabend hat weil sie mit dem Patienten zusammen auf den krankenwagen gewartet hat, auf den Arzt usw. Da gibt es schon einen "Zeitplan", aber der ist bei Weitem nicht so eng gesteckt wie du es schilderst. Du scheinst Pflegedienst mit Pflegehiem zu verwechseln, sorry.

LG

weiteren Kommentar laden
11

Mein Vater ist seid 1,5 Jahren im Pflegeheim. Das war die richtige Entscheidung, weil ich die Pflege schon alleine körperlich nucht schaffen konnte, auch im Heim braucht es zwei Leute um ihm von der Toilette hoch zu helfen, trotz Sitzerhöhung - er ist einfach schwer und kann kaum mithelfen.

Schau Dir mehrere Heime an. Achte auf einen angenehmen geruch, weder nach Windeln noch nach Putzmitteln. Frag wo das Essen her kommt, wenn das ungenießbar ist geht viel Lebensqualität verloren. Vielleicht gibt es Läden in der Nähe oder einen Park zum spazieren gehen.

Wegen Geld: mein Vater muss so 1300 Euro neben dem Pflegegeld zu zahlen, ein Großteil davon ist durch die Rente gedeckt, den Rest bezahlt er mit dem Verkaufserlös seines Hauses. Hätte er kein Geld würde das Sozialamt zahlen, Kinder müssen nur dann was abgeben, wenn sie gut verdienen, die Freigrenzen sind da doch recht großzügig. Es ist also unwahrscheinlich dass ihr zahlen müsst - und falls doch könnt ihr euch das auch leisten.

Sonst braucht mein Vater kaum Geld, mal Hygieneartikel, Zeitschriften oder Friseur, aber echt nicht viel.

Es geht ihm im Heim auf jeden Fall deutlich besser, es ist immer jemand da und die Pflegekräfte geben sich große Mühe.

Schlechte heime gibt es auch - aber das ist eher die Ausnahme. Vor allem besuchst Du ja auch Deinen Vater, und merkst wenn da was nicht passt - und dann wechselt man eben das Heim.