Belastende Ehe - Mein kranker Mann lässt sich gehen

Hallo,

ich muss mir mal ein wenig etwas von der Seele schreiben.

Seit 15 Jahren bin ich mit meinem Mann zusammen. Wir sind vor wenigen Jahren in eine neue Stadt gezogen, zu der Zeit fing es an meinem Mann gesundheitlich schlechter zu gehen. Er ist körperlich sehr eingeschränkt und schnell erschöpft. Seither lässt er sich leider auch sehr gehen, verlässt selten das Haus (nur zur Arbeit), braucht viel Ruhe und fängt auch an sich phasenweise extrem gehen zu lassen.

Er hat mittlerweile ein wenig Einsicht gezeigt und rasiert sich nun nicht mehr alle 4 Wochen sondern täglich. Er duscht sich regelmäßig und putzt seine Zähne. Er sieht trotzdem wie ein Obdachloser aus da er seit 4-5 Monaten nicht beim Friseur war und das auch nicht kann weil "es zu stressig ist" was ich leider gar nicht nachvollziehen kann.

Ich befürchte das er sich phasenweise so extrem gehen lässt weil ihn die Krankheit so sehr belastet, er vielleicht auch depressiv ist. Ich versuche für ihn da zu sein, versuche den kompletten Haushalt und alle Erledigungen selbst zu machen um ihn zu entlasten wo es nur geht. Er kocht meistens worüber ich auch froh bin. Er scheint aber nicht zu verstehen warum mir ein gepflegter Mann wichtig ist. Ich meine nicht das er zur Maniküre soll oder seine Haare färben soll, es geht mir lediglich darum das er sich pflegt wie jeder normale erwachsene Mensch.

Die ganze SItuation wächst mir allmälich immer mehr über den Kopf. Ich ertrage irgendwie nicht mehr das es sich phasenweise so gehen lässt, das wir gar nichts unternehmen können. Er lässt sich nicht mal zu Spaziergängen überreden und zieht lieber (wie im Moment) die Decke über den Kopf. Wenn ich Heim komme erschliesst sich mir immer das gleiche Bild meines Mannes, der ungepflegt auf dem Sofa rumlungert und gar noch Süßigkeiten in sich hinein stopft.

Mein Mann ist krank, in guten wie in schlechten Zeiten... so heißt es und so sehe ich das auch - aber wie belastend das auch für mich sein kann hätte ich mir nie ausmalen können.

Ich habe mir natürlich mein (Ehe)Leben so nie vorgestellt. Ich bin mitte 30. Wir waren mal aktiv und viel unterwegs. Wir hatten gemeinsam Spaß. Das ist nun alles nicht mehr.

Wie lange soll das noch so gehen?
Was soll ich nur tun?

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Erstmal einen Frisör nach hause kommen lassen, Freunde zu euch einladen. ...:)

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Hallo Sanne,
bei Deinem Beitrag kann man ja echt traurig werden.
Habt Ihr denn auch Kinder oder leidest nur Du unter der Situation?
Mir kam spontan in den Sinn, DEinem Mann genau das zu zeigen, was Du geschrieben hast. Er soll es auch in Ruhe lesen und auf sich wirken lassen, finde ich.
Schildere ihm, dass Du den Mann vermisst, der er früher war.
Dass Du erwartest, dass er im Rahmen seiner Möglichkeiten aktiv bleibt.
Dass Du erwartest, dass er sich auch für Dich Mühe gibt.
Dass Du erwartest. dass er etwas mehr als nur kochen zu Eurem Haushalt beiträgt.
Und das ihm, dass Du es sonst nicht mehr lange neben ihm aushältst.
Die Ehe bedeutet ja, dass beide aufeinander acht geben und dafür sorgen, dass es dem anderen gutgeht.
Vielleicht ist Dein Mann wirklich depressiv und braucht externe Hife. Dann kannst Du reden, soviel Du willst, da müsste dann ein Fachmann ran.
Jedenfalls bist Du nicht an ihn gekettet, wenn es nicht besser wird. Da hilft ja vielleicht schon eine kleine Auszeit, um ihm klarzumachen, was Du alles tust....
Liebe Grüße,
sternchen#stern

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Wenn ein Mensch richtig depressiv ist, da hilft alles reden nicht. Es muss aus dem Menschen selber kommen, sich wieder am Leben aktiv zu beteiligen. So einfach ist das nicht.

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Dein Mann klingt so, als bräuchte er Hilfe, und zwar professionelle.

Kann es vllt. sein, das er Depressionen o.ä. hat?

lg

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Mich würde es interessieren was er für eine Krankheit hat???

Den ich denke dass es depressiven sind. Da brauch er hilfe.

MfG

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Das er eine Depression hat wäre möglich, kann ich aber nicht beurteilen weil ich kein Arzt bin und er dem Thema nicht gerade offen gegenüber steht.

Mein Mann ist Herzkrank und darf/kann sich körperlich nicht allzu sehr anstrengend. Seine Medikamente haben zudem schwere Nebenwirkungen. Ich sehe also das es ihm definitiv körperlich nicht gut geht. Das dies aufs Gemüt schlägt ist klar.

Ein großes Problem das wir weit weg gezogen sind von Familie und Freunden. Ich denke wenn er mehr Besuch hätte würde er vielleicht noch andere Rückmeldungen bekommen wie die von mir. So verkriecht er sich und ich bin die einzige die "meckert".

Das mich die Situation belastet kann ich ihm schwer klar machen. Sowohl die Sache das er sich phasenweise sehr gehen lässt als auch die Tatsache mit seiner Krankheit, das belastet mich ebenso und macht mir viel Angst.

Ich habe ihn vorhin versucht drauf anzusprechen, er reagierte ziemlich pampig und agressiv, ist ins Schlafzimmer abgedampft und möchte jetzt seine Ruhe haben. Wenn ich ihm bei den Sachen auf den Zahn fühle reagiert er immer so. Ich habe keine Chance ihm zu sagen wie mich das belastet.

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Hi!

Sorry, der Beitrag hat sich wohl mit meinem eben überschnitten.

Gibt es nicht die Möglichkeit dass er ein anderes Medikament bekommt? Eine Bekannte von mir ist wegen ihrem Mann mal alleine zu dessen Hausarzt. Wie das jetzt mit der Schweigepflicht hinhaute weiß ich aber auch nicht.

Dann lade Besuch ein! Habt Ihr / hast Du Freunde in der neuen Stadt? Du könntest auch alte Freunde und Verwandte auf Besuch einladen.

Wenn er sich im Schlafzimmer verkrochen hat braucht er vielleicht Zeit, das ganze sacken zu lassen. Vielleicht ist es gar nicht schlecht, ihn ein paar Tage in Ruhe zu lassen. Kommt er nicht auf Dich zu dann könntest Du überlegen, ihm einen Brief zu schreiben.

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Hallo!

Leider schreibst Du nicht, welche Krankheit Deinen Mann so belastet. Deshalb hoffe ich, ich gebe jetzt keinen völlig unsinnigen Rat. Aber da er noch arbeiten kann ist ja doch einiges möglich.

Ich denke Du hast recht: Es sind wohl auch schon Depressionen im Spiel. Der Umzug, die Krankheit... ist ja klar, dass einen das runterzieht. Aber nach einige Zeit sollte man sich damit arrangieren können. Wenn nicht braucht man Hilfe (Psychologen o. ä.)

Wenn er die im Moment noch nicht annehmen möchte ist es schon einmal ein guter Schritt, Rahmenbedingungen zu setzen. Du hast ja schon geschrieben dass sich seine Körperpflege gebessert hat. Rahmenbedingungen heißt: Morgens bis spätestens X Uhr aufstehen, dann ein Grundmaß an Körperpflege. Dass er regelmäßig zur Arbeit geht ist doch super! Würde er das nicht machen sähe es wirklich schlimm aus. Dass er kocht ist doch auch gut! Wenn Du wirklich den Eindruck hast, die Erschöpfung ist auch seelischer Art könntest Du mit ihm gemeinsam überlegen, welche Arbeiten im Haushalt er wann erledigen kann. Zeig ihm vielleicht das, was Du hier geschrieben hast. Vielleicht merkt er dann wieder, dass er auch eine partnerschaftliche Verantwortung hat und kann sich auf einen Deal einlassen, ein- oder zweimal im Monat etwas mit Dir zu unternehmen. Jemanden einladen ist sicherlich auch eine gute Idee! Wichtig ist, dass Du es mit ihm zusammen besprichst. Du solltest Verständnis für seine Situation haben, aber gleichzeitig auch deutlich machen, dass Du gemeinsam mit ihm etwas ändern willst.

Zieht er nicht mit kannst Du Dir Rat bei pro Familia oder Eurem Hausarzt holen. Letzteres hat eine Bekannte von mir mal gemacht. Am Ende hatte sie die Einweisung in eine psychologische Einrichtung in der Hand, wofür ihr der Mann bis heute dankbar ist. Aber so ein Schuss kann auch nach hinten losgehen.

Auf jeden Fall solltest Du Dich nicht runterziehen lassen. Unternehme etwas alleine oder mit Freunden, sei aktiv, suche Dir ein neues Hobby. Manchmal zieht das so einen Menschen mit. Hast Du guten Kontakt zu seiner Familie? Kannst Du da nicht jemanden mit ins Boot holen? Hat er einen besten Kumpel?

Generell finde ich Briefe immer gut. Da kann man nicht unterbrochen werden, aber trotzdem später noch drüber reden. Vielleicht schreibst Du ihm das, was Du hier geschrieben hast einfach mal auf? Und vielleicht noch ein paar Gedanken, die Du hier nicht veröffentlicht hast.

Ich wünsche Dir viel Glück!

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Liebe sanne, mein Mann ist auch herzkrank und hatte dazu noch vor 9 Jahren einen Schlaganfall -und ist 18 Jahre älter als ich - somit kommen noch diverse Alterswehwehchen dazu.
Ließe er sich gehen, würde es von mir zuerst ein nettes Gespräch geben, dann ein intensiveres - und dann einen Anraunzer vom Feinsten.
War bisher nur einmal nötig #schwitz
Sprich mit eurem Hausarzt, da muss doch Dein Mann sicher ab und an hin. Es ist absolut nicht nötig, dass er an einer Palette Nebenwirkungen leidet. Mein Mann nimmt auch einen ganzen Tablettencocktail, ist aber sehr gut eingestellt und hat keinerlei Nebenwirkungen, man musste allerdings ein bißchen probieren damals, was er verträgt.
Krankheit ist keine Entschuldigung zu verschlampen ! Das würde ich ihm auch so sagen.
Sollte er aber wirklich depressiv sein, (das kannst Du vielleicht besser einschätzen als ich), auch dann ist der Hausarzt der Ansprechpartner, dass der ihm ins Gewissen redet, was dagegen zu tun.
Schleifen lassen ist keine Lösung, Du wirst immer frustrierter und eines Tages bist Du weg - denn dafür bist Du viel zu jung. Überlege mal, willst Du noch 30/40 Jahre so leben ? Also - zuerst mit seinem Dok reden und dann mal deutlich werden.
Hallo ? Er möchte, dass seine Frau für ihn da ist - gerne - aber Du bist nicht seine bezahlte Altenpflegerin und er hat auch Dir gegenüber noch ein paar kleine Pflichten.
Nicht alle Herzkranken verschlampen auch automatisch, sag das mal Deinem Mann. Pflegt er sich auch nicht, wenn er zur Arbeit geht ? Mit Zottelhaaren ? #schock
Also bitte, zum Frisör fahren ist garantiert nicht stressig - notfalls fährst Du ihn hin, nachdem Du einen Termin gemacht hast - und dort braucht er ja nur im Stuhle sitzen. Nee Ausreden haben die......#klatsch Auf die Idee käme nicht mal mein 77jähriger ....
LG Moni

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Hallo,

ich vermute, dein Mann ist mit seiner eigenen Krankheit überfordert. Wenn er in etwa dein Alter hat oder wenig älter ist, dann ist das schon recht früh für eine so lebensbedrohliche Erkrankung. "Schonung" ist bei Herzkrankheiten nicht gleichzusetzen mit Inaktivität - ganz im Gegenteil, ein Training des Herz-Kreislauf-Trainings ist erforderlich, ebenso eine gewisse Fitness.

Höchstwahrscheinlich hat bei deinem Mann sich jedoch eine Abwärtsspirale entwickelt: Erschrecken/ Angst vor der Erkrankung -> Erhöhte Anstrengung durch eingeschränkte Herzfunktion -> Schonung statt sanftem/ angepassten Training -> Abnahme der Leistungsfähigkeit -> erhöhte Angst durch weiter verminderte Leistungsfähigkeit -> weitere Schonung -> weitere Abnahme Leistungsfähigkeit -> gesteigerte Angst und Depression ....

Ein Teufelskreis.

Dein Mann sollte in eine Selbsthilfegruppe für Herzerkrankungen gehen und parallel eine spezielle Herz-Sport-Gruppe (wird vielfach in Fitnessstudios und Sportvereinen angeboten). Er muss sich mit seiner Krankheit auseinander setzen und lernen, dass sein Leben zwar entschleunigt wurde, aber noch lange nicht vorbei und voller Möglichkeiten ist (ein erfülltes Leben mit DIR, z.B.).

Du selbst solltest dir eine Angehörigen-Gruppe suchen. Ich kann dich sehr gut verstehen, aber dein Mann ist nicht "absichtlich" so passiv. Er hat Angst, er ist depressiv. Es hilft, wenn man seine Beweggründe versteht, dann weißt du, wie du ihm Hilfestellung geben kannst - und was du vielleicht lieber nicht sagen oder tun solltest.

Weiterhin solltet ihr ernsthaft überlegen, ob ihr dort wohnen bleiben wollt, wo ihr aktuell wohnt, oder lieber zurück zur Familie ziehen wollt. Arbeit hin oder her: es geht darum, dass es euch gut geht. Vielleicht würde ihn eure alte Heimat ein wenig mehr aus der Reserve locken, als der neue Wohnort.

Schlussendlich: Lass ihn seine Medikation überprüfen. Vielleicht gibt es Alternativen (also tonnenweise Schoki ist definitiv eher kontraproduktiv für ein krankes Herz, was kann man mit Ernährung & Sport z.B. tun oder welche Nebenwirkungen kann man wie in den Griff bekommen).

LG

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Canarian, ich denke Du triffst es ganz gut.

Sein Arzt hat ihm schon dringend geraten mehr auf die Ernährung zu achten und leichte Fitness zu machen. Das Problem ist nur, so richtig schafft er es nicht.

Das mit der Ernährung lief mal ein paar Wochen gut, dann ist er wieder eingeknickt. Beim Sport weiß ich nicht was ich sagen soll, ihm ist am Wochenende ein Spaziergang zu viel. Ich fürchte nur, das macht es leider nur noch viel schlimmer. Er kann sich zu nichts aufraffen.

Mein Eindruck ist das er sich ganz und gar aufgegeben hat. In sofern ist ihm auch nicht wichtig wie er aussieht.

Ich weiß nur leider nicht was ich tun soll. Ich kann ihn nicht zwingen zu einer Selbsthilfegruppe oder einem Therapeuten zu gehen.

Die Sache mit dem Hausarzt könnte ich mal probieren, nur ist die Frage was der machen soll? Ich sage ihm das ich denke mein Mann sei depressiv und dann?

Die Medikamente werden erst ganz neu eingestellt im Moment, das macht die Situation sowieso noch schwer. Da brauchen wir beide Geduld.

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"Die Sache mit dem Hausarzt könnte ich mal probieren, nur ist die Frage was der machen soll? Ich sage ihm das ich denke mein Mann sei depressiv und dann?"

Er könnte vielleicht das Gespräch mit Deinem Mann suchen. Bzw. ihm einen Therapeuten empfehlen. Ob es was bringt weiß man nicht, aber es wäre eine Möglichkeit.

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HI,

folgende Vorschläge fallen mir spontan ein:

1. Du suchst dir Hilfe - Selbsthilfegruppe oder eigener Therapeut, ggf. über deinen/ euren Hausarzt (wäre gut, wenn ihr den gleichen hättet, dann weiß er, was dein Problem ist), damit sich erstmal dein Leidensdruck verringert. Ggf. kannst du dem Arzt dein Problem mit deinem Mann und deine Sorge um ihn entsprechend darlegen, vielleicht kann er ebenfalls auf deinen Mann einwirken.

2. Du suchst für ihn eine Selbsthilfegruppe und drängst ihn mit sanftem Druck dorthin (a la: "Zieh dich an, steig ins Auto, wir fahren jetzt da hin. Basta."). Das kann schief gehen, trotzdem würde ich es versuchen. Am besten Woche für Woche wieder.

3. Jegliche Appelle, Drohungen, Ultimaten sind überflüssig, denn dein Mann ist nicht in der Lage, sie tatsächlich auf- und anzunehmen. Trotzdem kannst, darfst, sollst und musst du ihn über deine Gefühle informieren.

4. Stell dich darauf ein, dass dein Mann ggf. einen klinischen Aufenthalt benötigen wird.

Du kannst deinen Mann nicht zwingen, sich mit seinen Depressionen auseinander zu setzen. Vergiss aber bitte nicht, dass er mit einer nicht unerheblichen Krankheit geschlagen ist, die ihn zu ängstigen scheint, er ist überfordert. Leider kann er nur sich selbst helfen, aber es ist wichtig, die Vorwürfe gering zu halten, jedoch trotzdem auch deine Situation deutlich zu machen. Spanne ruhig Freunde, Verwandte mit ein, dich freundlich zu unterstützen. Meiner Erfahrung nach kann es mit sanfter Konsequenz klappen, ihn aus dem Tief heraus zu holen. Es ist jedoch möglich, dass es erst noch etwas bergab gehen muss.

Du sagst, er wird gerade mit neuen Medikamenten eingestellt. Hab Geduld, es kann dauern, bis es besser wird. Vielleicht lockt auch der nahende Frühling ihn ein wenig hinter dem Ofen hervor.

Ich wünsche euch beiden gute Besserung.