Narzisstische Mutter

Hallo zusammen,

ich bin neu hier und im Moment ziemlich durch den Wind.

Ich habe schon seit vielen Jahren Probleme mit meiner Mutter, und je älter ich werde, merke ich, dass ich für dieses ganze Drama bald keine Kraft mehr habe. (Ich bin 46, verheiratet, weiblich, ein Sohn, 12 Jahre).

Ich fasse mich jetzt erst mal (möglichst-:)) kurz. Hauptsächlich fühle ich mich von ihr bedrängt, bevormundet, kritisiert und habe große (mir bisher unerklärliche) Schuldgefühle ihr gegenüber.

Aus vielen Gründen habe ich vor Wochen beschlossen, den Kontakt (vorerst) abzubrechen. Danach bin ich beim Googeln auf die Begriffe "Mißbrauch durch NPS durch die Mutter" gestoßen.

Ich habe mich und mein Leben in allen Abhandlungen über die Auswirkungen auf die Tochter gefunden und endlich begriffen, was eigentlich los ist mit ihr und vor allem mit mir.
Ich muss noch dazu sagen, dass mich enge Verwandte schon seit Jahren fragen, warum ich eigentlich noch Kontakt zu ihr habe.

Falls jemand sich frägt, ob es für meine Mutter die fundierte Diagnose "NPS" gibt - NEIN.

Aber darauf kommt es auch nicht an. Die Texte, die Beiträge in Foren usw. haben mir endlich aufgezeigt, was schiefläuft. Und dass ich handeln muss, weil ich sonst irgendwann wirklich richtig krankwerde.

Ich würde mich über regen Austausch sehr freuen!

1

Hallo,

willkommen. ich möchte nur kurz was dazu sagen: ich denke, es ist richtig, dass du dich für den rückzug entschieden hast. narzistische menschen können andere menschen förmlich auffressen, und sie zum werkzeug ihrer selbst machen. leicht wird es ihnen dadurch, dass eine grenzziehung durch die betroffenen nahezu unmöglich ist, weil sie sich einfach nicht aus dem manipulativen verhalten befreien können. die einzige chance ist tatsächlich der vorerste rückzug, um die eigene integrität wieder aufzubauen. ich denke aber, du brauchst professionelle hilfe. ob deine mutter die diagnose hat oder nicht ist völlig unerheblich. einem kranken, der nicht zu arzt geht, kann man nunmal keine diagnose stellen. es liegt an dir, dich da zu befreien, du bist schon 46 jahre alt und schaffst es anscheinedn alleine nicht. suche dir einen guten therapeuten, mehr kann ich an dieser stelle nicht raten.

alles liebe,
v.

3

Hallo Vanisa,

vielen Dank. Ja, ich weiß, dass ich Hilfe brauche. Mein total toller Hausarzt hat mir jetzt erst mal ein paar Gesprächsstunden angeboten. Ich kann mir im Moment einfach nicht vorstellen, die gelben Seiten aufzuschlagen und mich dann irgend einem/r Fremden anzuvertrauen, da es mir nach der Entdeckung des Ganzen im Moment wirklich nicht gut geht.

Noch einmal Danke für deine einfühlsame Antwort.

LG
T.

2

noch eines: deine mutter ist ja jetzt in einem alter, wo man sich als kind gedanken machen muss, wie es mal aussieht, wenn sie pflegebürftig wird. hier wird euer problem nochmal eine ganz andere dimension erreichen. hilf dir jetzt so schnell es geht, bevor du mit einem zustand konforntiert wirs, mit dem du gar nicht mehr fertig wirst.

lg

4

Hallo,

Narzissmus ist eine Persönlichkeitsstörung, die auch attestiert wird. Man sagt ja auch, dass "Narzissten alles können - nur kein Mitgefühl".

Was du alles mit deiner Mutter hast durch- und mitmachen müssen, weiß ich nicht. Du wirst auch für alles deine Gründe haben, auch für den Kontaktabbruch.

Ich kann mir auch gut vorstellen, dass einem tatsächlich irgendwann die Kraft ausgeht.

Dennoch finde ich, durch Texte, Foren usw. eine Diagnose zu stellen, sehr.....ja, schon fast ein wenig frech. (Ohne dich damit persönlich angreifen zu wollen)

Viel Kraft, C. #klee

5

Hallo,

Nein so frech bin ich gar nicht-:))
Hab ja extra geschrieben, dass es auf die diagnose gar nicht ankommt. Hab lieben dank fuer deine antwort!

7

Frech ist es, jemandem, der etwas ganz anderes geschrieben hat, zu unterstellen, er habe eine Diagnose gestellt, nur weil man den Text nicht verstanden hat.

Ohne Dich damit persönlich angreifen zu wollen.

weitere Kommentare laden
6

Die Diagnose Deiner Mutter spielt auch keine Rolle. Du kannst das ja kommunizieren als "sie hat NPS-Züge an sich".

Es geht hier tatsächlich um Dich. Das hast Du aber schon erkannt.

Sofort handeln musst Du auch nicht mehr. Denn den wichtigsten Schritt hast Du getan: Dir vorerst Abstand verschafft.
Jetzt kannst Du erstmal Informationen sammeln. Bücher lesen, eine Selbsthilfegruppe suchen, Dich in Foren austauschen. Vielleicht eine Therapie machen.

Danach kannst Du entscheiden, welche Form von Kontakt Du in welcher Frequenz zulassen kannst. Lernen, wie Du Dich verbal abgrenzen kannst. Warum Du keine Schuldgefühle haben musst und wie Du auch das Deiner Mutter verdeutlichst.

Das kann ich alles gut nachvollziehen, ich habe hier einen ähnlichen Fall - in schwächerer Form. Deswegen kann ich Dir vesichern: Du bist nicht dafür verantwortlich, wie sich Deine Mutter fühlt. Du bist nur dafür verantwortlich, wie Du Dich fühlst. Denn Du bist das Kind. Nicht sie.

8

Ganz herzlichen Dank fuer diese wirklich hilfreiche Antwort!!!!

10

Also ich bin meinen Eltern früher auch immer unbewußt hinterher gerannt nachdem wir immer wieder Probleme hatten. Trotzdem war ich immer die Böse die nicht dankbar genug gewesen ist. Na ja inzwischen hab ich etwas über 10 Jahre keinen Kontakt mehr und mir gehts viel besser damit. Ich hab endlich angefangen zu leben!

Ela

18

Hallo Ela,

vielen Dank. Kann nachvollziehen, wie es dir damit ergangen ist.

Allerdings renne ich meiner Mutter nicht hinterher, sondern flüchte eigentlich seit
vielen Jahren.

Nur läßt Sie es nicht zu.

Weiterhin alles Liebe für Dich!

29

Ich renne meiner Mutter auch nicht hinterher ( oder hab es nicht) aber man kämpft doch unbewußt immer wieder um die Liebe weil man anerkannt werden wollte.

Bei dir würde ich einfach sagen hak es ab. ISt aber auch nicht leicht, ein langer Weg und geht auch nicht von heute auf morgen. Ich hab es mit einer Therapie gelernt die ich eigentlich aus anderen Gründen angefangen hatte.

Für dich auch alles Gute.

Gruß Ela

weitere Kommentare laden
11

Hallo, bin auch im Club. Fast identische Situation. Leider wohnen meine Eltern auch noch im selben Haus. Mein Mann hat den Kontakt vor 5 Jahren völlig abgebrochen. Ich immer mal für ein paar Wochen. Mein Vater hat sich nach 43 Jahren mit seinem Schicksal abgefunden. Er tut mir am meisten leid. Zusätzlich habe ich das Problem mit dem Gezerre um das (einzige) Enkelkind (10 Jahre), die eigentlich auch gern zu Oma und Opa geht. Mein Mann verbietet das aber aus o.g. Grund häufig. Die Vorwürfe, dass das Enkelkind nicht mal kommt, bekomme wieder ich. Ich weiß, dass ich da nicht rauskomme. Umziehen wäre die einzige Lösung, im Haus steckt aber leider unsere ganze Arbeit und das Geld. Manchmal habe ich echt keine Kraft mehr....
LG und alles Gute baerbelbaby

21

Hallo Bärbelbaby,

ich bin entsetzt über Deine/Eure Situation. Fast würde ich sagen - da geht es mir ja noch gut. Ich hoffe sehr, dass sich Eure Situation wenigstens mit dem Haus lösen läßt.

Das mit dem Enkelkind - nun, Asche auf mein Haupt- ich habe ihn instinktiv immer vor ihr "beschützt" und möglichst auf Distanz gehalten.
(bei meinem Vater und seiner neuen Frau ist er aber ab und zu).

Bevor der eine oder andere jetzt aber über mich herfällt -:)))) - sie hat ihr übriges dazu getan und unser Sohn will selbst möglichst wenig Kontakt mit ihr, weil sie ihm schon als Kleinkind sehr suspekt war.

Bärbel : Wünsch dir einen ganz ganz großen Sack voller Kraft!!!!!!!!!!!!!!!

23

Dankeschön! Ich muss mich derzeit mit der Situation abfinden und versuchen, dass Beste daraus zu machen....leicht ist es nicht. Aber wie Du sicher schon in einschlägiger Literatur gelesen hat, bin ich in dem Fall meiner Mutter die Böse und meine Tochter das Goldkind.Und da sie gern hingeht, versuche ich den Kontakt aufrecht zu erhalten. Sie ist alle 2 Wochen für ca. 2 Stunden dort und wenn es immer mal passt, schaut sie 5 min rein....Sie ist sehr emphatisch und mit der Situation aufgewachsen, trotzdem tut es mir total weh, dass sie so in die Situation reingezogen wird. Wir beide reden da aber offen darüber, auch weil ich meine Angst besiegen möchte, dass ich den Narzissmus "vererbt" bekommen habe und manche "Flöhe" übernommen habe (ich gebe zu, dass ich schon dazu neige und bewusst gegensteuern muss). Mir graut es schon wieder vor Weihnachten....
LG

weitere Kommentare laden
13

Du bist in etwa so alt wie ich. Ich lese gerade das Buch "Kriegsenkel" (Jahrgänge 1960 bis 1975), unsere Generation, die noch heute an den unverarbeiteten Kriegstraumata ihrer Eltern leidet. War deine Mutter Flüchtling, hat sie Bombardierungen, Vergewaltigungen oder andere Kriegsgreuel miterlebt, vielleicht auch ungefiltert im Baby- und Kleinkindalter?
Dann können möglicherweise verdrängte Traumata deiner Mutter Ursache Euerer Probleme sein. Menschen mit unverarbeiteteten Traumata geben diese indirekt in Form einer "emotionale Mangelernährung" an ihr Kinder weiter, so die These des Buches.

Falls die Kriegsthematik auf Euer Familie zutrifft lohnt es sich das Buch zu lesen. Verstehen ist ja oft ein erster Schritt scheinbar unerklärliche Probleme zu verarbeiten. Und vielleicht sogar irgendwann zu verzeihen.
LG d.

26

Hallo,
liest du dieses Buch aus Neugierde oder bist du selber "betroffen"?

Bei uns war der Krieg immer Thema zu Hause, es wurde viel darüber geredet (allerdings nur mein Vater). Meine Mutter war immer sehr distanziert und wirkte emotionslos, als Kind dachte ich oft, sie wollte mich gar nicht. Es gab Zeiten, da habe ich wirklich über einen Kontaktabbruch nachgedacht. Habe mich aber dagegen entschieden. Es war die Beste Entscheidung, die ich treffen konnte.

Je älter ich wurde, desto mehr habe ich die Zusammenhänge verstanden. Kurz vor ihrem Tod hat sogar meine Mutter angefangen zu reden. Wir haben somit unseren Frieden gefunden.

Als Kind war es schwer für mich, obwohl ich sehr viel über den Krieg wußte, über Flucht, Vertreibung, das Sterben am Wegesrand, die Vergewaltigungen, so ziemlich alle Greueltaten dieser Zeit wurden mir als Kind erzählt....war evtl zu früh. Nachdem dann meine Mutter auch erzählt hatte fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
Ihr Verhalten waren reine Schutzmechanismen, es hatte niemals etwas damit zu tun, das sie mich nicht wollte.
Heute bin ich sehr dankbar, genau in dieser Generation aufwachsen zu dürfen.....denn es gibt Dinge in meiner Erziehung, die mich zu einem sehr starken Menschen haben werden lassen.

LG

27

Unsere Familie ist auch betroffen, meine Mutter war drei, als sie fliehen mussten. Sie und ihre Mutter haben Furchtbares erlebt, und auch als sie in Sicherheit waren haben sie lange zu spüren bekommen, dass sie "nur" Flüchtlinge waren.
Sie hat nie groß erzählt, aber als Kind habe ich im Urlaub mal mitbekommen, wie sie nur von den Geräuschen einer französischen Flugschau (Tieffliegergeräusche) einen hysterischen Weinkrampf bekommen hat. Ihre Mutter war nach der Flucht wie innerlich versteinert, daher hatte auch meine Mutter keine Chance das Erlebte zu verarbeiten. Vor einem Jahr hat sie ihre Lebenserinnerungen aufgeschrieben, ihre und auch meine Kindheit, das hat nochmal viel hochkommen lassen.

Ich fand meine Kindheit sehr schlimm. Aber inzwischen bin ich erwachsen und verstehe, dass sie aufgrund ihrer Erfahrungen nicht anders konnte. Und ich habe das gute und sichere Gefühl, dass ich bei meinen Kindern den Teufelskreis durchbrochen habe. Heute komme ich mit meiner Mutter zurecht, wobei unser Verhältnis beidseitig freundlich aber vorsichtig ist. Ich verstehe warum, deshalb hege ich keinen Groll mehr.
LG

weitere Kommentare laden
14

huhu,

ich bin durch bekannte auf nps aufmerksam geworden--und ich musste erstmal weinen! alles traf zu und ENDLICH wusste ich, warum meine mutter so ist wie sie ist!
ich habe dann noch das buch "vergiftete kindheit" von susan forward gelesen und dann habe ich es auch geschafft, den kontakt zu meiner mutter abzubrechen.
das ist jetzt ein 3/4 jahr her und mir geht es gut. kein schlechtes gewissen mehr.

lg

17

Hallo,

ja, das Buch habe ich auch gelesen. Habe mir dabei zum ersten Mal erlaubt, mir ein bißchen leid zu tun........

Darf ich fragen, wie es dir am Anfang ging? Mir selbst geht es ziemlich schlecht.
Habe Magenschmerzen und die letzten Tage kaum noch was gegessen.

Habe auch Angst, wie ein kleines Kind, dass sie plötzlich vor der Tür steht.

Neulich hat sie mir eine SMS geschrieben - da habe ich richtiggehend geschwitzt und gezittert. Lächerlich in meinem Alter, ich weiß!

Ah wegen der SMS: Ich hatte Ihr per Handy eine Nachricht geschrieben, in der ich ihr erklärt hatte, dass ich eine Auszeit von ihr brauche, um mir über unser Verhältnis im Klaren zu werden.

Die SMS kam dann 3 Tage später mit dem Hinweis, dass ihr Handy keine MMS lesen kann! Ich habe das Gefühl, dass sie mich damit dazu zwingen wollte, mich zu melden.

Also auf jeden Fall schön für Dich, dass du es durchhalten konntest und vor allem:
Dass es dir gutgeht.

LG

22

huhu,

ich war anfangs total erschlagen von der erkenntnis, a. nicht alleine zu sein und b. dem kind einen namen geben zu können.
ich konnte das buch nur dosiert lesen, es tat einfach zu weh und viele bitterböse erinnerungen schwappten nach oben.
ich hatte in dieser zeit gottlob meinen mann, der als seelenmülleimer hergehalten hat.
ich habe den kontakt auch nicht aktiv abgebrochen, sondern mich einfach nicht mehr gemeldet. aber die angst/ das unwohlsein wenn man eine nachricht von IHR erhält, kenne ich zu gut!
aber ich muss dazu sagen, dass ich mir ihre spielchen seit meiner kindheit angucke und extrem wurde es, als mein erster sohn geboren wurde. sie hat ihn quasi ignoriert und da war bei mir der ofen aus--ich habe nur 10 jahre gebraucht, um das wirklich durchzuziehen OHNE mich schlecht dabei zu fühlen.
alles liebe #blume

lg

37

Hallo,
also wenn ich mir so die Beschreibungen durchlese... vieles trifft auch auf meine Mutter zu. Zum Glück bin ich mit 18 ausgezogen, weit weg gezogen und wir haben seitdem nur sporadisch Kontakt.
Sie selbst bezeichnet sich als depressiv, bzw. eigentlich streitet sie es ab und meint, das wäre sie nicht mehr.

Wo ist da die Abgrenzung?

Ich-Bezogen und Empathielos - das trifft voll auf sie zu. Und das Thema "Schuld" spielt bei ihr auch eine ganz große Rolle.

vG
ficus