Kontaktabbruch bzw. Kontakt zu Freunden einschränken?

Hallo an alle,

ich hoffe, die Frage passt in das Forum Familienleben - es geht nämlich eher um Bekannte/Freunde von uns.

Vor genau einem Jahr habe ich auf dem Spielplatz eine Mutter kennen gelernt. Wir haben uns fast täglich dort gesehen, weil wir nur 5 Gehminuten auseinander wohnen. Unsere Söhne sind genau gleich alt (gerade 2 geworden). Da ich zu dieser Zeit noch in Elternzeit war, haben wir uns recht häufig im Park getroffen. Nach einer Weile hat sie nach meiner Nummer gefragt und wir haben uns angefreundet.

Ich habe dann schon recht schnell gemerkt, dass wir sehr unterschiedliche Einstellungen haben, was das Leben anbelangt. Das hat mich aber nicht weiter gestört (bis dahin). Sie leben sehr konservativ, sind erst seit einigen Jahren in Deutschland. Zuhause herrscht bei ihnen eine klare Rollenverteilung - der Mann geht arbeiten, die Frau kümmert sich um Erziehung und Haushalt.

Einige Monate, nachdem wir uns kennen lernten, machte sie dann eine für mich sehr befremdliche Aussage. Sie sagte, dass sie nicht möchte, dass ihr Sohn mit "Schwarzen" (Zitat) auf die Schule geht. Zu einer Diskussion kam es dann aber nicht mehr, weil sie das im Auto sagte, als sie ihren Sohn gerade abgeschnallt hat (wir sind gemeinsam zum Kinderturnen gefahren und ich habe sie mitgenommen). Daraufhin habe ich mich etwas zurück gezogen, das Thema aber auch nicht mehr angesprochen.

Sie suchte von Anfang an sehr engen Kontakt zu uns. Ich wollte auch gerne weiterhin mit ihr befreundet bleiben, weil unsere Kinder sich mögen und sie ja auch eine liebe, fürsorgliche und lebensfrohe Persönlichkeit ist. D.h. so kommen wir sehr gut miteinander aus.

In der letzten Zeit machte vor allem ihr Ehemann immer wieder negative Aussagen über türkische Menschen. Nannte sie u.a. "Tücherfrauen", sie würden überall Dreck hinterlassen. Als mein Mann bei einem Besuch seine Schuhe vor ihrer Wohnung ausziehen wollte, sagte er "wir sind hier doch nicht bei den Türken." Ähnliche Aussagen häuften sich.

Der Abschuss brachte allerdings eine politische Diskussion zur Gleichstellung von homosexuellen Paaren, insbesondere was das Adoptionsrecht anbelangt. Ich arbeite selbst im sozialen Bereich, daher sind mir solche Themen wichtig.

Ihr Mann machte Aussagen, wie "ich bin schon tolerant, solange mich die Gleichgeschlechtlichen in Ruhe lassen." oder dass in unserer Gesellschaft zuviel von "Gleichgeschlechtlichen" gesprochen wird. Überall trifft man auf sie, im Fernsehen usw. und was das für ein Vorbild für unsere Kinder sei. Er möchte nicht, dass sein Kind an allen Ecken damit in Berührung kommt. Zitat "Mir ist zuviel von gleichgeschlechtlichen bei Euch. Dass normale Familien Unterstützung bekommen, darüber wird nicht gesprochen."

Ich habe ihm ganz klar meine Meinung dazu gesagt und wir kamen zu dem Schluss, dass wir nicht auf einen Nenner kommen.

So und nun meine Frage:
wäre dies für euch ein Grund, eine (noch nicht lange bestehende) Freundschaft zu beenden? Mir persönlich liegt das schwer im Magen, ich fühle mich in seiner Gegenwart nicht wohl und habe das immer im Hinterkopf ... Denn ICH möchte nicht, dass mein Sohn mit soviel Intoleranz und Diskriminierung aufwächst.

Falls ja, wie würdet ihr den Kontakt reduzieren? Gespräch suchen?

Viele Grüße,
patschepatsche

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Ich würde meine Meinung sagen und zwar deutlich. Auch sagen dass ihr Sohn gerne weiterhin zum Spielen kommen darf aber meinen nicht mehr dorthin lassen.

Unterschiedlicher Meinung zu sein ist das eine aber ganze Bevölkerungsgruppen mit abwertenden Vorurteilen zu beleidigen etwas völlig anderes.

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Und da hört auch eigentlich meine Toleranz auf. Jetzt ist mein Sohn noch klein - aber je älter er wird, umso mehr wird er diese abwertenden Aussagen ja auch verstehen ... Und ich habe das Gefühl, mich in deren Anwesenheit so kontrollieren zu müssen, damit das Gespräch nicht auf solche Themen gelenkt wird ... denn dann wird es schnell hitzig und im Prinzip ist es doch tatsächlich verschwendete Energie. An deren Einstellung kann ich ohnehin nichts rütteln.

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Auch wenn man an der Einstellung nichts rütteln kann, könnte ich doch meine Klappe nicht halten, Streit wäre vorprogrammiert.

Meinen Sohn würde ich solchen Parolen nicht aussetzen wollen, daher nicht dort spielen lassen.

Die Frage ist auch ob du wirklich Kontakt haben willst zu Menschen die so denken...dein Sohn wird andere Freunde finden.

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Das ist schon schwer
Das Kind kann ja nichts für seine Eltern aber trotzdem würde ich auch eher Abstand wollen
Das komischte finde ich,du sagst sie sind selbst erst einige Jahre in Deutschland trotzdem sind sie Rassistisch..aber sie sind doch dann selbst Ausländer?#zitter

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Danke für deine Antwort.

Ja, sie stammen aus der Ukraine. Naja, Rassismus gibt es überall. Sie sollten doch aber selbst wissen wie unangenehm es ist, wenn man wegen seines Akzents schief angeschaut wird oder generell diskriminiert wird. Wahrscheinlich mussten sie diese Erfahrung noch nicht machen.

Sie sind sehr fürsorglich und ihren Freunden gegenüber hilfsbereit. Aber diese Aussagen habe ich immer im Hinterkopf, wenn wir uns sehen und ich kann dann auch nicht ich selbst sein, weil ich ständig überlegen muss, welche Themen ich jetzt lieber meide.

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Hallo,

sehr, sehr schwierige Situation.

Mir geht es ähnlich wie dir. Über Parolen dieser Art kann ich nur schwer hinwegsehen und Mensche die solche Dinge äußern sinken ehrlich gesagt auch in meiner Achtung - schon aus diesem Grund wäre es schwierig für mich die Freundschaft aufrecht zu erhalten.

Fakt ist, dass du ihre Einstellung kaum/nicht ändern kannst.

Da dir aber etwas an deiner Freundin liegt und auch dein Kind gerne dort ist würde ich das Gespräch suchen. Ich würde klar machen, dass du andere Ansichten hast und darum bitten Themen wie Ausländer, Homosexualität etc. zukünftig in eurer Gegenwart zu meiden.

Sollten dann immer noch Aussagen in dieser Art kommen würde ich den Kontakt (wenn auch schweren Herzens) abbrechen.

Liebe Grüße und viel Erfolg

Tatjana

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Danke dir für deine sehr hilfreiche Antwort!

Ja, so ist es. Ihre Einstellung kann ich nicht ändern, das habe ich gemerkt. Das merke ich auch generell bei Menschen, die meiner Arbeit abwertend gegenüber stehen (Familienhilfe). Da kann ich noch so viele Argumente bringen und schildern, dass die Eltern dieser Kinder selbst auch misshandelt, sexuell missbraucht wurden usw. - da kommt kein Verständnis auf.

Den Kontakt komplett abzubrechen wird ohnehin schwierig, weil wir uns ja ständig im Park über den Weg laufen und quasi fast Nachbarn sind. Und ich möchte meinem Sohn auch nicht vorleben, dass man Freundschaften so schnell aufgeben sollte. Diese Aussagen kommen aber zum größten Teil von ihrem Mann, wahrscheinlich sollte ich ihn meiden...

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*Mir persönlich liegt das schwer im Magen, ich fühle mich in seiner Gegenwart nicht wohl und habe das immer im Hinterkopf ... *

Du fühlst Dich nicht wohl. Das alleine wäre für mich Grund genug, so eine Bekanntschaft zu beenden. Disktutieren wird wohl kaum etwas bringen, bei solch fest gefahrenen Meinungen.

Bei einer langjährigen Freundschaft würde ich mich vielleicht bemühen, bei einer eher kurzen Bekanntschaft mit Sicherheit nicht.

LG, Cinderella

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Hallo,

es ist ja schon schlimm genug, wenn jemand homophob und ausländerfeindlich ist (und das als Ausländer in Deutschland #klatsch), aber es ist absolut dumm und primitiv, solche Einstellungen anderen gegenüber zuzugeben.

Den Kontakt zu den Eltern würde ich abbrechen, denn mit Nazi-Gesöcks (und Nazis gibt es nicht nur unter Deutschen) möchte ich persönlich nichts zu tun haben.
Ich habe aber auch keine Scheu davor, das den betreffenden Personen ins Gesicht zu sagen.

LG,
J.

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Auch wenn ich dir in dem ersten Absatz absolut Recht gebe und es für mich auch nachvollziehbar ist, dass du den Kontakt so vehement und mit klaren Worten abbrechen würdest, ist das einfach nicht meine Art. Mir ist es wichtig, das Gespräch zu suchen und ehrlich zu sein - evtl. mit der Konsequenz den Kontakt abzubrechen - aber niemals würde ich sie als Nazi-Gesöcks bezeichnen oder ihnen etwas derartiges an den Kopf werfen.

Inhaltlich stimme ich dir aber zu. ;-)

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Du hast mich falsch verstanden.

Ich würde auch das Wort "Nazi-Gesöcks" vermeiden.

Ich hatte schon mal die Situation, dass ich im Urlaub eine Familie kennengelernt habe, die Fan von Rechtsextremismus war.

Ich habe da freundlich (!) (denn diese Familie war ja ansonsten sympathisch) erklärt, dass wir alle hier im Urlaub selbst gerade Ausländer sind, und ob sie es toll fänden, hier zusammen geschlagen zu werden, nur weil sie hier Ausländer sind.

Ich habe darüber hinaus noch etwas Aufklärungsarbeit geleistet bzw. es versucht, aber schnell den Kontakt gemieden. Allerdings war diese Familie auch nicht so schlimm wie deine Bekannte, die als Ausländerin im Ausland ausländerfeindlich ist (muss man da als Deutsche nicht Angst bekommen #zitter).

DIe Familie, von der ich rede, hat "nur" Nazi-Stammtisch-Geschwätz ("die nehmen uns unsere Arbeitsplätze weg", "wenn ich einen sehe, mach ich den platt", usw) einer Geringverdiener-Familie nachgeplappert. Ich glaube nicht, dass diese Leute bösartig waren - nur dumm.

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Also ich würde die Kinder, wenn sie sich gut verstehen ruhig weiterhin miteinander spielen lassen. Aber ich würde mit der Mutter dsa Gespräch suchen. D.h. ihr sagen das ich ihre Meinung zwar akzeptieren muß aber ganz sicher nicht teile. Das mein Kind von solchen Aussagen verschont bleibt aber sie sonst weiterhin miteinander spielen können. Denn ich möchte schon das mein Kind Toleranz lernt. Sie sollte sich auch bitte, auch wenn sie ihre Meinung gerne haben kann, aber in Gegenwart deines Kindes dazu zurückhalten. Vielleicht funktioniert auf dieser Basis euer weiteres Verhältnis. Wenn nicht wird sich euer Weg sicherlich trennen.

Ela

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Danke. :-)

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Hi,

ich würde den Kontakt komplett abbrechen.#schock

Deren Äußerungen sind Lichtjahre von meiner Einstellung entfernt und mehr als nazistisch veranlagt#contra. Will ich, das meine Kinder bei denen zu Hause sind und solche Äußerungen ggf. aufgetischt bekommen????
Never ever.

Egal ob sich die Kids verstehen....sie sind erst zwei und spielen nicht zusammen sondern nebeneinander,,..das IST noch keine Kinderfeundschaft sondern eine Spielplatz-Zweckgemeinschaft.

Lisa#winke

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"Egal ob sich die Kids verstehen....sie sind erst zwei und spielen nicht zusammen sondern nebeneinander,,..das IST noch keine Kinderfeundschaft sondern eine Spielplatz-Zweckgemeinschaft."

Das stimmt.

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Hallo,

Ich würde Eure Verwandten mal fragen, warum sie so etwas sagen. Meist hat dies einen Hintergrund, also z.B. schon einmal schlechte Erfahrungen mit Türken gemacht, oder Abgrenzungswünsche (wir sind zwar auch Ausländer, aber besser als DIE....) bzw. Einfach Unsicherheit und ein Wunsch nach Annahme und Akzeptanz.

Ich würde ganz klar meine Meinung äußern, mir aber auch Mühe geben zu verstehen woher die Meinungen der anderen eigentlich kommen.

Jemand, den ich sehr schätze ist sehr schlecht auf Muslime bzw. konkreter, auf Islamisten zu sprechen. Mit dem Hintergrund, dass seine beiden 20-jährigen Kusskusinen bei einem humanitären Hilfseinsatz von Islamisten getötet wurden, kann ich aber nachvollziehen, warum er so denkt.

Viele Grüße
Anna

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Danke für deinen Beitrag und diese verständnisvolle Perspektive. :-)

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Hallo,

ja, ich würde den Kontakt beenden.

Meine Tochter hat Freunde aus anderen Kulturkreisen und wird von mir im Geiste der Toleranz erzogen.

Und da soll mir keiner hineinpfuschen, indem er irgendwelche dummen Sachen erzählt.

GLG

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Danke!
Ja, so sehe ich das ja auch.
Eine meiner besten Freundinnen ist Türkin - deshalb habe ich mich von den Aussagen auch irgendwie persönlich angegriffen gefühlt. Wahrscheinlich werde ich ihr das im Gespräch auch genau so sagen.