Missbrauch in Kindheit hat mich eingeholt-Eltern endlich erzählen?

Hallo Ihr Lieben,

ich trage ein Problem mit mir rum, was mir immer mehr zu schaffen macht, dank dem Verhalten meiner Eltern.

Vor einem Jahr ist mein Onkel gestorben, der Bruder meiner Mutter. Er war alleinstehend, hatte nicht mal eine Lebenspartnerin, deswegen haben sich meine Eltern zum Ende seiner Krankheit um ihn gekümmert und dann auch alles rund um die Beerdigung organisiert.

Meine Mutter bat mich immer mit ihr ins Krankenhaus zu fahren, weil sie zu dem Zeitpunkt ihren Arm gebrochen hat und nicht selber fahren konnte.

Ich hatte schon immer negative Geühle gegenüber meinem Onkel und hatte auch ein komisches Gefühl ins Krankenhaus zu dieser sterbenden Person hinzufahren. Es hat mich garnicht berührt, ich hatte nur unangenehme Gefühle ihm gegenüber.

Das hat nichts mit Kaltherzigkeit zu tun. Ich wurde als Kind sexuell missbraucht von diesem Onkel, da war ich ca. 5-6 Jahre alt. Es fing aber glaub ich auch schon etwas früher an.
Jahrelang hab ich alles verdrängt, hatte aber immer Schwierigkeiten auf andere Menschen insbesondere Jungs/ Männer zuzugehen.
Auch in der Beziehung mit meinem Mann hatte ich die ersten Jahre sexuelle Hemmungen.
Eines Nachts , das war ca. 2 Jahre bevor dieser Onkel gestorben ist, kam mir diese schlimme Kindheitserrinerung zurück in den Kopf, ich weiss auch nicht wie oder warum, aber es stand alles vor mir und ich fühlte mich sehr schelcht.
Mein Mann merkte das ich anders war , aber ich konnte es nicht sagen, ich kann es einfach nicht, ich schäme mich bisschen dafür.

Nun, warum mein Onkel so leichten Zugang zu mir hatte, war weil meine Mutter ganztags arbeiten gegangen ist und wenn mein Vater auch Frühschicht hatte, passte dieser Onkel auf mich auf und hat es ausgenutzt. Ich möchte jetzt nicht genau ins Detail gehen, aber wenn ich an die Zeit zurück denke, die letzten Jahre im Kindergarten, die Einschulung, ich erinnere mich nur an diesen Missbrauch, nie an die anderen Sachen, an Freunde, an Spiele, es ist irgendwie ausgelöscht!

Naja und deswegen mochte ich es nie zu ihm ins Krankenhaus, es hat mich auch kalt gelassen, als er gestorben ist, auch auf der Beerdigung, war alles in mir verschlossen.
Da wurde ich aber auch errinert, das er mit meiner um 2 Jahre ältere Kusine dasselbe gemacht hat, sie war auch da, stand auch mit bewegungsloser Miene da, hat nicht mal Sand in das Grab geworfen. Ihre Mutter (andere Schwester meiner Ma) ist dann auch zusammen mit ihrer Tochter sehr schnell weg, sie leben seit 25 Jahren in einer anderen Stadt, haben auch keinen Kontakt mehr zu uns.

Nun ist es so, dass wenn meine Eltern in Urlaub fahren, mich immer bitten , ein bisschen um das Grab dieses Onkels zu kümmern.
Ich möchte das nicht und ich tu es auch nicht, ich kann es einfach nicht!!
Meine Eltern fahren nächste woche weg und mein Vater hat gesagt: " Nun geh doch mal dahin, Du bist doch noch zu Hause, hast doch Zeit, warum vergisst Du das immer?"
Sie nerven mich regelrecht damit, sie müssen doch merken, dass ich nicht will.
Und immer dieses " er war doch immer so nett und lieb zu Dir und Du warst nicht mal traurig"
Es macht mich wahnsinnig und wütend!

Ich würde ihnen so gerne entgegen schreien, das ich am liebsten auf das Grab spucken will und auch auf die Beiden, die mich diesem "lieben" Onkel einfach ausgeliefert haben und auch nix gemerkt haben oder nicht merken wollten, weil es bequemer war.
Ich halte das langsam nicht mehr aus, ich will es ihnen am liebsten sagen.
Aber sie werden mir nichts glauben, es wird immer alles unter´m Teppich gekehrt.
Ich habe aber das Gefühl, das meine Kusine ihrer Mutter was gesagt hat, so diztanziert und kalt wie beide auf der Beerdigung waren.
Am liebsten würde ich irgendwie in Kontakt mit ihnen kommen um mit meiner Kusine zu reden, ich muss mit irgendwen reden, sonst werde ich noch wahnsinnig, mein Bauch ist manchmal voller Wut, ich möchte nicht, das meine Kinder oder mein Mann was merken.

Meine Eltern hasse ich manchmal richtig,ich werde auch das Gefühl nicht los, das sie doch was wussten, warum ist meine Tante denn soweit weg mit meiner Kusine gezogen und hat den Kontakt zu ihren Geschwistern abgebrochen?

ich bin hin und her gerissen, zwischen die Sache beruhen lassen und einfach positiv denken oder alles aus meiner Seele raus zulassen, damit ich wieder Luft bekomme.

Sorry, das es so lang geworden ist, aber ich brauch dringend Rat.

Gruß

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hi,

du solltest unbedingt darüber reden.

vielleicht nicht mit deiner kusine, sondern eher mit deiner tante.
sage ihr, das du dich gefreut hast, sie wieder zu sehen und frage dannach, warum diese trennung. sage ihr auch dabei, das sie es nicht schön reden soll, sondern die harte wahrheit.
solltest du mit deiner vermutung recht haben, dann sprich mit ihr darüber. über eure gemeinsame vergangenheit und wenn deine kusine mag, dann rede mit ihr auch darüber.
ihr seid beide opfer!!! und könnt absolut nichts für die tat des "lieben" onkels.

ums grab würde ich mich auch nicht kümmern :-p.

und ja, du solltest zumindest mit deinem mann darüber sprechen. er spürt doch schon längst, das was nicht stimmt.

ich wünsche dir alles gute #klee
bettina

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Danke für deine mutmachenden Worte :)

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Hallo,
ich kann deine Gefühle total verstehen. Bei mir bzw bei uns (meine beiden jüngeren Geschwister und ich) war es der Vater. Als er damals gestorben ist, war die Stimmung auch eher unterkühlt. Hat keiner verstanden. Es gab wohl in der Vergangenheit Situationen, bei denen man als Erwachsener hellhörig hätte werden müssen. Es gab Vorwürfe bzgl meiner älteren Cousine, es wurde sogar ins KH gefahren, aber es wurde nix festgestellt und wieder unter den Teppich gekehrt. Als mein Vater dann 2007 gestorben ist, stellte sich für mich eine Erleichterung ein. Allerdings war da noch meine trauernde Mutter. Wir wohnten die letzen 2 Jahre aufgrund ihrer Krebserkrankung mit ihr zusammen (sie ist 2011 gestorben), so dass ich täglich mit dem trauern konfrontiert wurde. Verschärft hat sich die Lage dann, als meine Schwester in die Wohnung darüber und mein Bruder in unser "Kinderzimmer" einzog. Die Situation wurde immer angespannter, bis eines Tages die Bombe platze und wir reinen Tisch gemacht habe. Seit dem ging es uns allen besser. Das Grab meines Vaters gammelt vor sich hin.

Ich will damit sagen, wenn es dich innerlich so aufwühlt, mach reinen Tisch. Auch wenn die Gefahr besteht, dass trotzdem weg geschaut wird und alles unter den Teppich gekehrt wird. Wichtig ist aber dass du dieses falsches Spiel nicht mitspielst und dass du dir selbst in die Augen gucken kannst. Dieser Mensch hat dir schlimmes angetan, das ist Fakt. Er hat deine Psyche zerstört. Du hast ein Trauma erlitten und wirst dein Leben lang daran zu knabbern haben. Erkenne, dass nicht DU was falsch gemacht hast. DU brauchst dich nicht zu schämen. DU bist das Opfer. DU hast ihn nicht dazu verleitet soetwas zu tun. Du musst nicht ins Detail gehen, das habe ich auch nie getan. Ich habe viel verdrängt. Und das ist meiner Meinung nach auch gut so. Ich will diese Erinnerungen nicht immer vor Augen haben. Das ist eine Art Selbstschutz. Dennoch habe ich Verhaltensweisen, die auf diese Erlebnise zurück zu führen sind.

Woher weißt du dass deiner Cousine das Gleiche passiert ist? Wurde darüber in deiner Familie gesprochen? Gab es Vorfälle?

Sage deinen Eltern warum du mit diesem Menschen auch nach seinem Tode nichts zu tun haben willst! Egal wie sie reagieren. Es frisst dich sonst auf! Dieses innerliche sträuben ist so antstrengend, ich kenne das.

Ich hoffe ich habe nicht zu wirr geschrieben. Ein schwieriges Thema für mich, nach wie vor.

Alles Gute und viel Kraft für dich!

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Hallo Kiki
Danke für den Mut den du mir machst.
Ich habe Angst Unruhe in unserer Familie zu stiften ,meine Eltern werden schnell beleidigt und ich will auch irgendwie meine Kinder vor einer unangenehmen Stimmung schützen.
Ich weiß, bin doof , es ist nun mal eine Grösse Angst da.
Das meine Kusine auch betroffen ist ,weiß ich , weil er oft auch auf sie aufgepasst hat, oft auf uns zusammen.
Wie hast du es denn angefangen ,das Thema anzusprechen?
Wie hast du begonnen?
Das ist nämlich mein großes Problem, wie ich die passende Worte finde.
Lg

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Hallo,
bei uns ist die Bombe eher unkontrolliert geplatzt. Es war so, dass ich zu dem Zeitpunkt zwar wusste das meine Schwester auch missbraucht wurde (wir hatten gemeinsam beschlossen aufgrund der Krebserkrankung sie zu "verschonen"), aber von meinem Bruder habe ich erst an dem Tag erfahren als wir beschlossen haben unsere Mutter einzuweihen. Auslöser war ein Streit zwischen meiner jüngeren Schwester und meinem Bruder. Mann muss dabei sagen, mein Bruder hatte Schwierigkeiten mit der Psyche und konnte in Streitsituationen nicht aus sich heraus. Wurde kalt und stur. Ich bin dann zu ihm rein (meine Schwester war wutentbrannt hoch in ihre Wohnung und er in sein Zimmer) und habe ihn versucht ins Gewissen zu reden und dass ich seine kalte verletzende Art mehr als Mies finde. Es kamen dann so Sachen wie, dass nicht nur er es schwer gehabt hätte in der Kindheit und da ist es mir rausgerutscht. Er guckte mich geschockt an und ihm stiegen die Tränen in die Augen und er erzählte mir, dass unser Vater auch bei ihm nicht halt gemacht hat. Anschließend sind wir hoch zu meiner Schwester, und haben beschlossen unsere Mutter reinen Wein einzuschenken, da die derweil total überfordert im Esszimmer saß und mit den emotionalen Reaktionen nichts anfangen konnte.

Es war nicht die optimale Lösung, aber es musste in dem Moment sein. Wir hatten zu lange geschwiegen. JEder hatte auf seine Art gelitten und in sich reingefressen. Diese Situation war für niemanden mehr tragbar. Endlich musste sich keiner der Kinder mehr verstellen. Wir konnten öffentlich sagen, wie sehr wir unseren Vater dafür hassen und jeder hatte Verständnis.

Ob deine Eltern verständnisvoll reagieren ist fraglich. Letztendlich würde ich erstmal mit deinem Mann darüber sprechen. Denn du wirst evtl (je nach Reaktion) einfach einen gewissen Halt brauchen und jemanden der dich auffängt.

Ich weiß nicht wie dein Mann gestrickt ist, aber evtl wäre es hilfreich wenn er bei dem Gespräch dabei ist. Vielleicht sagst du deinen Eltern dass du gerne über etwas mit ihnen reden möchtest was dich seit langem beschäftigt. Sorge dafür dass die Grundstimmung gut ist und dass es nicht zwischen Tür und Angel passiert. Deine Kinder würde ich außen vor lassen und nicht bei dem Gespräch dabei haben. Dann würde ich anfangen und ihnen erklären wollen warum ich so auf das Thema Grabpflege usw reagiere. Ihnen erklären dass es nichts mit Faulheit, Kaltherzigkeit oder sonstiges zu tun hat sondern der Grund dafür der Missbrauch ist. Es ist schwierig einen "richtigen" Rat zu geben, denn ich kenne deine Eltern nicht.

Vielleicht solltest du aber vorab einfach mal einen Termin bei einem Therapeuten machen. Denn ganz ehrlich? Den brauchst du. Die Vergangenheit scheint dich immer wieder einzuholen. Ich glaube da könnte professionelle Hilfe gut für dich sein.

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"Nun ist es so, dass wenn meine Eltern in Urlaub fahren, mich immer bitten , ein bisschen um das Grab dieses Onkels zu kümmern.
Ich möchte das nicht und ich tu es auch nicht, ich kann es einfach nicht!!
Meine Eltern fahren nächste woche weg und mein Vater hat gesagt: " Nun geh doch mal dahin, Du bist doch noch zu Hause, hast doch Zeit, warum vergisst Du das immer?"
Sie nerven mich regelrecht damit, sie müssen doch merken, dass ich nicht will."

Wie sollen sie das merken, wenn Du nicht Klartext redest, sondern Dich mit Vergessen rausredest? Sag ihnen eindeutig, dass Du das Grab nicht pflegst und Deine Gründe dafür hast. Ob sie dann Genaueres wissen wollen und ob Du das dann beantwortest, kannst Du dann immer noch sehen.

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>>>warum ist meine Tante denn soweit weg mit meiner Kusine gezogen und hat den Kontakt zu ihren Geschwistern abgebrochen?<<<

Weil deine Cousine sich vielleicht ihrer Mutter beizeiten anvertraut hat im Gegensatz zu dir?

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Da du das Wort "endlich" benutzt hast, signalisiert es schon das Du es erzählen möchtest. Rede mit Deinen Eltern. Wie sollen sie Dich verstehen, wenn Du es nicht tust.
Oder Du gehst zu einer Psychologischen Beratungsstelle (z.B. Diakonie) redest mit demjenigen und dann ein Gespräch mit dem Psychologen und Deinen Eltern.

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Hallo,

an deiner Stelle würde ich zuerst einen Kontakt mit der Kusine herstellen. Es hilft bestimmt sich auszutauschen, da sie ja auch betroffen war und dich wahrscheinlich am besten verstehen kann.

Deinen Eltern es zu erzählen, kann für dich befreiend sein, wird aber wahrscheinlich nicht zu dem Ergebnis führen das Du dir wünscht. Ich glaube nicht, dass deine Eltern dich absichtlich in diese Situation gebracht haben. Sie haben es sicherlich nicht geahnt. Auch die Fürsorge deiner Eltern für deinen Onkel spricht eine andere Sprache. Ich denke, dass Du sehr nette Eltern hast und es im Nachhinein nichts bringen wird, ihnen die Schuld zu geben. Dein Onkel ist der Schuldige, denn er hat nicht nur Dich missbraucht, sondern auch das Vertrauen deiner Eltern.

Liebe Grüße

Carola