Hat es hier jemals jemand bereut von der Stadt aufs Land gezogen zu sein?

Wir wagen diesen Riesenschritt demnächst mit 3 Kindern (10J.,6J.,7M). Wir ziehen in das Dorf, aus dem ich stamme und wo meine Eltern und Geschwister leben.
Seit Jahren denken wir darüber nach und hatten sogar schon mal die Chance, als mein Vater ein Haus dort kaufte. Dann hab ich die Krise gekriegt und alles wieder abgesagt denn plötzlich hatte ich alle Stadtvorteile so klar vor Augen (öffentlicher Nahverkehr,massenhaft Kulturangebote für Kinder und Erwachsene,kurze Wege,1000 Einkaufsmöglichkeiten,Multikulti,Vielfalt,Toleranz, fortschrittliche Schulen,Uni....)
Der Gedanke ließ mich aber nie los und irgenwie sind wir auch Landeier und sehr naturverbunden. Jetzt hat sich also wieder ein Angebot ergeben (große Wohnung in alten,schönen 3 Seitenhof) und wir haben spontan zugesagt. Die Miete ist ein Witz,es gibt eine Grundschule,einen Kindergarten,ein Freibad und ringsherum viel Grün mit Kühen drauf, außerdem ausreichend bereitwillige Babysitter.

Und dennoch bekomme ich wieder Panik vor diesem Leben. Am meißten Angst habe ich davor, dass uns meine Verwandschaft, Nachbarn etc. in unser Leben reinreden und man bewertet und beobachtet wird. Dort ist es üblich den Hals zu recken, wenn ein Auto die Straße lang fährt.
Die von euch schonmal aus der Großstadt aufs Land gezogen sind, erzählt mal, wie es euch ergangen ist! Wie habt ihr euch arrangiert? Erzählt mir von positiven wie negativen Erfahrungen!

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Wir haben einige Jahre auf dem Land gewohnt (450 Einwohner-Dorf) bis ich einen Rappel bekommen habe und durchgesetzt hab' dass wir wieder in der Stadt wohnen.

Meine Ex-Frau fand es wundervoll dort, für die Kinder war es paradiesisch und ich hab' gedacht ich dreh' durch.

Es wurde erwartet dass wir uns in die dörfliche Struktur und in die entsprechenden Gepflogenheiten einfinden und auch einbringen und damit konnte ich nichts, aber auch gar nichts anfangen.

Alles wurde beobachtet, kommentiert, bewertet...es war die Hölle ("gell, sie tragen Kniestrümpfe als Mann", "na sie sind nachts aber lange wach, wann schlafen sie denn?", "gell, idas Gasthaus bei uns ist richtig gut, sie müssen fei zum Esse nicht extra in die Stadt fahren"...). Meine Frau fand, die Leute seien interessiert, ich fand sie sauneugierig.

Ich bin kein Anhänger von Blumenkästen, Weihnachtsbäumen oder jahreszeitliche Deko, ich finde Schützenfeste furchbar, Blasmusik quälend, Pfingstprozessionen anstrengend, Stammtische überflüssig...fehlte nicht viel und sie hätten einen Exorzisten engagiert.

Dazu kommt die katasrophale Anbindung im ÖPNV...hab' 'ne Weile keinen Führerschein gehabt und da fährt dann ein Bus in die nächste Stadt...morgens um sechs, vormittags um elf, gegen drei und abends um fünf. Umgekehrt genauso #schock

Die Elternabende im Kindergarten waren gruselig...ich bin mit den Leuten überhaupt nicht zurecht gekommen (könnte aber auch an dem pinken Dreiteiler gelegen haben in dem ich aufgekreuzt bin, war halt direkt von der Arbeit#schein).

Und was mir unglaublich auf den Keks ging, dass jeder einen ungefragt duzt...Postbote, Bäckereiverkäuferin, Supermarktkassiererin, Frisörin...ALLE#schwitz

Und dann diese indirekten Aufforderungen über die Kinder "sag' doch dem Papa mal, der Gemeindewandertag ist toll und du willst auch mit" oder "zeig' dem Papa mal was es auf dem Schützenfest alles Tolles gibt dann geht er bestimmt mit dir hin"...ne...nie wieder!!

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Das können die Nachbarn meines Vaters auch sehr gut und der wohnt mitten in Köln! :-)

Ich finde das Dorfleben toll, für andere und für mich ab und an als Urlaub um meine Verwandten zu besuchen!

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joah, genauso läuft das hier auch! ein alptraum!

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Ich wohne seit fünf Jahren nicht mehr in der Stadt. Zunächst Kleinstadt, jetzt Dorf. Ich liebe es! Kann mir nicht mehr vorstellen in der Stadt zu wohnen. Es ist herrlich ruhig, wir haben Platz ohne Ende, und im Dorf sind Kindergarten und Grundschule vorhanden. Einkauf erledige ich natürlich in der nächsten Kleinstadt mit dem Auto. Wir haben einen Wald fast vor der Tür, gehen viel spazieren und draußen Ball spielen usw.

Ich glaube auch dass es für die Kinder besser ist, wenn die Schulklassen etc nicht so groß sind (der Jahrgang der letztes Jahr zur Schule kam waren neun Kinder)

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Ja, das sind die absoluten Vorteile und darauf freue ich mich auch. Gut, dass es mir mal wieder jemand sagt!

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wir sind vor 15 jahren aus der stadt aufs land gezogen und wollen jetzt zurück.

warum?
weil es hier eng und klein ist, nix los, jeder kennt jeden und bewertet jeden und wer einen vom mainstream abweichenden lebensentwurf hat und kein vereinsmeier ist, der sich beim kegeln und boßeln, im schützenverein und in der feuerwehr einbringt, wird mißtrauisch beäugt.

man braucht für jeden pups das auto, was für uns bedeutet, dass wir zwei autos brauchen.

die mädels sind bald aus dem alter raus, wo draußen toben können toll ist - die sind 10 und fast 12 und wollen sich mit ihren freundinnen treffen zum quatschen, ins kino gehen, eis essen. geht hier nicht, weil gibts hier nicht und die freundinnen jenseits des grundschulalters kann man (bis auf eine oder zwei) auch nur erreichen, wenn man ein elternteil fürs fahren gewinnen kann. sich mal eben aufs rad setzen und für'n stündchen hinfahren geht nicht.

leider sind die immobilienpreise in der stadt bzw. in den randgebieten zur zeit astronomisch und wir wollen schon auch was mit einem anständigen grundstück dabei und nicht nur ein handtuch hinter'm haus. aber irgendwann werden wir was finden und dann schlagen wir zu und kehren dem dorfleben den rücken.

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Das kommt dann natürlich auch auf die zeit der Eltern an. ich bin Hausfrau mit Leib und Seele (mit zwei 400 € - Jobs) und werde mein Kind später gerne irgendwo zu Freunden fahren usw.

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naja, wir sprechen uns wieder.

soll ich dir sagen, wie eine woche bei uns aussieht, was fahrdienste angeht?

montags leistungsturnen, mittwochs und freitags fußballtraining, samstags (und sonntags, wenn meisterschaften und/oder wettkämpfe anstehen) turntraining. dann noch fußballturniere und bald wieder liga. das sind fünfmal fahren die woche (wobei wir uns, was fußball betrifft mit anderen eltern abwecheln). irgendwann ist's dann mal gut, dann hat man nicht noch bock, kind 1zu freundin a und kind2 zu freundin b zu fahren und abzuholen. und die mädels haben auch keine böcke, immer gebracht werden zu müssen -das ist nämlich uncool, weil unselbständig und abhängig.

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Jetzt ist es toll, vor allem für die Kinder! Aber Dein Ältestes wird wohl in 8 Jahren ausziehen. Für Jugendliche ist so etwas gar nichts!

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"Für Jugendliche ist so etwas gar nichts"

wieso das denn ?

du kannst doch nicht alle jugendlichen über einen kamm scheren !
meinem 16 jährigen macht das "dorfleben" überhaupt nichts aus !

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Hallo

ich habe es als Jugendliche in unserem kleinen Dorf geliebt. Klar gab es nicht zig Clubs und Cafes dafür hatte ich echte Freunde, einen tollen Handballverein und tolle Zeltfeste.

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hi,

wir sind vor knapp 11 monaten auf land gezogen, mit 4 kindern (damals 10j, 4j, 3j und 6 wochen).

im gegensatz zu euch, haben wir hier keine verwandten und kannten nur jemanden, der mal mit meinem mann zusammen gearbeitet hat.

wir wurden sehr gut aufgenommen und als mein mann seinen unfall hatte, wurde ich immer gefragt, ob ich/wir hilfe benötige (wohnten erst 6 monate hier).

ich bereue diesen schritt nicht!
wir haben unser traumhaus, jedes kind sein eigenes zimmer und einen wunderschönen garten #huepf.
kindergarten, fleischer und FF sind im ort, alles andere ist 8-20km entfernt.

auch die kids haben tolle neue freunde gefunden #freu.

abgesehn, von den längeren einkaufswegen und das die verwandten weiter weg sind, haben wir keine nachteile, gegenüber der großstadt ;-).

trau dich!
das leben ist viel schöner :-D.

#winke

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Du machst mir Mut! Man muss es sich wirklich trauen.

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Nur zu! Das Leben auf dem Land ist viel schöner.

Wir haben jahrelang als kinderloses Pärchen in der Großstadt gelebt. Für uns war es unvorstellbar auch dort Kinder großziehen zu wollen. Wir haben in München gelebt.

Wir leben hier in einem 1000 - Seelen - Ort. Haben alles, was man braucht. Apotheke, Grundschule, Realschule, Sportverein, Schwimmbad.
Wir fahren auch gern mal in die nächst größere Stadt. 35km entfernt. Das genießen wir dann auch sehr, sind aber auch froh, wieder daheim auf dem Lande zu sein.

LG, C.

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Ich bin in der Stadt aufgewachsen und irgendwann kamen wir auf die total bekloppte Idee, auf einem 900 Einwohner Kuhkaff ...... 30km weit weg von jeglicher Zivilisation....;-) zu bauen ...... weil es so billig und idyllisch war.

Das war es aber ganz und gar nicht, es war die Hölle. Ich habe es nur ein Jahr ausgehalten dann haben wir wieder verkauft.

Ich fand es zum kotzen so unflexibel und abhängig vom Auto zu sein. Die Leute waren schrecklich und als ich gesehen habe, dass für andere Mütter, das einzige Highlight alle paar Monate, der Elternabend oder Stammtisch der Schule war, kam mir das kalte Grausen.

Nee, nie nie wieder will ich so einsam und weit weg vom Leben wohnen.

Jetzt wohnen wir in einem 12 000 Einwohner Ort, am Rande einer supertollen Großstadt mit einer super Anbindung, und das ist mir schon klein genug.

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Hallo,

also ich bin in einem Dorf aufgewachsen. Es war für mich als Kind wunderbar. Ich hatte eine Bullerbü-Kindheit. ABER: Was mich als Kind nicht gestört hat, aber als Erwachsene:
- die unendliche Neugier der Leute
- Privat bleibt nicht pirvat, man weiß sehr sehr viel über die Nachbarn
- Man muss sich in Vereinen, Kirche etc. engagieren, um dazuzugehören

Das Schlimmste für mich ist jetzt gesehen das Kleingeistige, dieses Konservativer und die Intoleranz. Da finden doch wirklich Männer mit 40, die studiert haben und intelligent sind, das Homosexualität was absolut Abartiges, Böses ist.

Ich bin fortgezogen aus diesem Dorf, wohne jetzt in einer kleinen Gemeinde am Rande einer Großstadt. Wir wohnen hier ziemlich ländlich, wir haben einen großen Garten, Felder hinterm Haus, meine Kinder haben auch eine Bullerbü-Kindheit.

ABER: Hier sind die Leute offener, toleranter. Hier sind viele Zugezogen, man findet auch ohne Verein etc. gut Anschluss. Und ich bin, wenn ich will in 20 min. mitten in der Stadt. Wir lieben die Natur, gehen auch viel wandern, aber ich gehe z. B. mit meiner großen Tochter schon gerne ins Theater, Ballett, Kinderoper und auch in Museen. Für mich ist der Mix ideal.
Ich habe noch Kontakte in mein Heimatdorf, auch durch Verwandte. Und ich erschrecke dabei, wie manche von der jungen Generation, die zum Studieren weggegangen sind, nach ihrer Rückkehr genauso spießig, konservativ und kleingeistig wie ihre Eltern werden.

LG Leah

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Oh ja, diese extreme Schwulenfeindlichkeit ist mir da auch schon oft begegnet. Im Jahre 2013#schock
Du beschreibst genau die Punkte vor denen ich Angst hab.

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Wir haben für unsere Bedürfnisse das ideale Verhältnis gefunden. Wir wohnen 3km außerhalb der Großstadt in einem 1000 Einwohner Dorf mitten im Wienerwald. Das vereint die Vorteile, Natur, Wald (genau gegenüber), wir wohnen mitten am Bach, Kinder können dennoch in der Stadt in Schulen unserer Wahl gehen; wir sind in max. 40min eig. überall. Mein 14 jähriger kann mit dem Fahrrad zur Schule, alleine mit Freunden ins Kino (wenn er auf die Buszeiten achtet). Und weil wir so nah an der Stadt wohnen, sind die meisten Einwohner auch ehemalige Städter sind, ist das Niveau recht hoch und der typische dörfliche Kleingeist kaum vorhanden. Nachteile gibt es dennoch, wir brauchen zwei Autos, müssen die Kinder dennoch hin und wieder fahren, weil nicht alle Freizeitaltivitäten auf den Busfahrplan abgestimmt sind. Wir sind typ. Großstädter und leben seit 6 Jahren außerhalb und es gefällt uns ganz toll. Irgendwo ganz dörflich 30km von der nächsten Stadt entfernt wäre nichts für uns.

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Perfekt!