Meine Familie bringt mich an den Rand der Belastbarkeit

Hallo, ich muss mich mal auskotzen . Seit gut 2 Monaten sind mein Mann und ich am Rand der Belastbarkeit angekommen. Wir haben 3 Kinder, keine familiäre Unterstützung, und sind selbstständig. Unsere Kinder sind fast 7 fast 5 und ein Jahr alt. Seit unsere große in der Schule ist, geht gar nichts mehr. Ein lauter agressiver Ton zu Hause, sie ist wegen Kleinigkeiten ständig beleidigt, nichts ist richtig. In einem Moment bin ich die tollste Mama der ganzen Welt im nächsten die blödeste... Das schlimmste ist , wenn sie einen Ignoriert, man bittet sie Beim Tischdecken zu helfen, oder was wir am Wochenende machen wollen-- sie antwortet gar nicht. Ständig Streit unter den beiden großen Geschwistern, der kleine kommt nachts entsprechend oft. Ich hab mittlerweile schon schiss vor den Wochenenden, weil ich so hilflos bin. Mein Mann ist auch oft nur noch am meckern und schreien, weil er auch nicht mehr kann. Dabei schafft sein Job ihn auch sehr, sodass der familienpart zu großen teilen bei mir liegt. Wir haben schon Ne Haushaltshilfe, der kleine geht in die Krippe, trotzdem sind wir am Ende. Ich hab seit 3 Monaten einen 2. Tinnitus, fast 4 Kilo abgenommen, bin aggressiv und fühl nix mehr. Mein mann ist ausgelaugt und matt. Haben nächste Woche einen Termin bei der Familienberatung.

Meine frage geht das anderen auch so, ist das wieder eine Phase in der Familie, wird das bald besser? Wir haben uns eigentlich immer viel bemüht, speziell ich fühl mich jetzt als Universalversager... Liebe müde. Grüße sandra

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Hast du mal über eine Kur nachgedacht? Du stehst kurz vom Burn-out...

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Die Kur dann aber für den Papa gleich dazu....

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Jepp, wie wäre es evtl. mit einer Familienkur?

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Hallo Sandra,

Ihr befindet Euch zurzeit scheinbar wirklich im "Ausnahme-Zustand". Gut und richtig, dass Ihr das selbst erkennt und entsprechend einen Beratungs-Termin vereinbart habt #pro. Denn um etwas zu verändern, muss man ja zunächst selbst erkennen, dass es "auf die alte Art und Weise" nicht (mehr) funktioniert.

Was Du von Eurer Tochter schreibst, finde ich bezüglich ihres Verhaltens durchaus normal. Wurde sie in diesem Jahr erst eingeschult (sehr wahrscheinlich)? Dann war/ist das für sie eine große Umstellung, ein völlig neuer Lebensabschnitt hat begonnen. Da ist es nicht ungewöhnlich, wenn die "Zwerge" sich erstmal neu orientieren müssen, auch bezüglich ihres Verhaltens. Natürlich kann und sollte man nicht alles einfach so hinnehmen, aber wenn möglich etwas mehr Nachsicht zeigen als sonst und die auch noch ganz schön kleinen "Großen" öfter mal in den Arm nehmen und wenn's angebracht ist auch loben.

Dass Ihr wenig gemeinsame Zeit als Familie habt, kann ich mir gut vorstellen. Bzw. das ist aufgrund des Jobs meines Mannes bei uns phasenweise leider auch so. Einerseits kommt es dabei jedoch mehr auf die Qualität der gemeinsamen Zeit an- schwierig bei Euch aktuell, da Ihr so angespannt seid. Andererseits setzt man sich natürlich selbst fast "automatisch" unter Druck, weil man die wenige Zeit, die man zusammen hat, auch möglichst harmonisch, intensiv, effektiv, interessant, ... nutzen möchte.

Wie viel Zeit habt/verbringt Ihr denn allgemein mit Euren Kindern, also zumindest einer von Euch beiden #gruebel? Ich kann mir durchaus vorstellen, dass es darauf im Moment viel mehr ankommt als auf die Zeit als komplette Familie. Sprich', besser regelmäßig und dann notfalls auch wenig(er) Zeit mit den Kindern verbringen, auch mal mit einem von ihnen allein, als "auf Biegen und Brechen" sonntags gemeinsame Ausflüge zu machen, bei denen Ihr job-bedingt möglicher Weise unter (Zeit-) Druck steht und alle entsprechend angespannt/genervt sind.

Diese Anspannung und Gereiztheit überträgt sich schließlich auch auf Eure Kinder- ein Grund mit neben der neuen Schul-Situation, warum Eure Tochter zurzeit oft so ambivalent reagiert Dir gegenüber. So paradox sich das anhören mag, wichtiger als Familien-Zeit ist neben der Zeit, welche jeweils einer von Euch beiden mit den Kindern (wie gesagt so oft wie möglich auch mal mit nur einem Kind) verbringt, dass Dein Mann und Du Euch Freiräume schafft zum Durchatmen. Die werden sicherlich im Moment nur SEHR klein sein können (ein heißes Bad am Abend mit einem guten Buch, eine Runde Joggen, eine kurze Kaffee-Pause auf der Terrasse in der Sonne, wenn die Kinder vormittags alle betreut sind, ...).

"Nur" als Team zu "funktionieren", geht mal eine Weile gut und manchmal eben nicht anders. Dauerhaft klappt das aber nicht, was Ihr ja glücklicher Weise sehr richtig erkannt habt. Positiv finde ich, dass Ihr (Dein Mann und Du) ja trotz allem meist miteinander im Gespräch zu bleiben scheint (?), das ist ganz wichtig! Die Haushalts-Hilfe ist ein guter Anfang, weil Ihr durch sie zeitlich und auch körperlich ein Stück weit entlastet werdet. Wie sieht es mit einem Babysitter aus, der die Kinder ein oder zwei Mal pro Woche nachmittags betreuen könnte oder gelegentlich auch mal abends, damit Ihr mal Zeit zu zweit habt? Bzw. nachmittags auch mal etwas mit nur einem Kind (wirkt sich dann auch positiv auf deren Konkurrenz-Verhalten/Streitigkeiten aus, wenn sie Dich/Euch nicht permanent teilen müssen) oder den beiden älteren unternehmen könnt. Muss/sollte nicht immer etwas "Großes" sein, aber allein Eure ganze Situation dadurch zu "entzerren" würde sicherlich gut tun (also insgesamt nicht immer die "geballte Ladung" von allem zu haben (Kinder, Arbeit, Haushalt, ...).

Ich weiß, es ist leichter gesagt als getan, ABER: setzt Euch selbst nicht noch mehr unter Druck, als Ihr ohnehin schon steht. Familienleben verläuft überall in Phasen und wenn Eures sich aktuell schwierig gestaltet, dann "teilt" Euch z.B. wirklich besser auf, auch oder vor allem an den Wochenenden! Ein, zwei gemeinsame Mahlzeiten sind schön und wichtig, Freizeit-Aktivitäten kann/sollte man z.B. nach Befinden und Interesse auch mal "splitten". Ist oft stress-freier für alle Beteiligten und die Gesamt-Situation entsprechend entspannter.

Ich hoffe, das hilft Dir/Euch ein wenig weiter #gruebel!? Ein "Universal-Versager" bist Du übrigens ganz sicher nicht! Schließlich reflektierst Du Eure Situation sehr gut und hast bereits erste Schritte Richtung einer Veränderung eingeleitet #pro.

Ich wünsche Euch alles Gute #blume und bin sicher, dass auch für Euch bald wieder bessere/leichtere Zeiten kommen werden #sonne!

Liebe Grüße,

Kathrin

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Vielen lieben Dank für Eure Antworten,

so hat man wenigstens das Gefühl, man ist nicht alleine mit seinem Problem. Zum Glück sind mein Mann und ich uns relativ einig, sodass ich nicht noch an einer 2. Front kämpfen muss. Unsere Kinder sind so dermaßen aufgedreht und unkontrolliert, dass man manchmal nicht weiter weiß. Das mit getrennten Unternehmungen hab ich auch schon gemacht, hilft für ca. 2-3 Tage und nimmt die Eifersucht etwas raus.

Ich hab das Gefühl, es ist schlimmer, seit mein 1 jähriger aktiver ist. Mal buhlen sie um die Wette um ihn, dann stört er nur... Vorher, als beide noch zusammen im Kindergarten waren, war die Situation nicht so krass.

Wir sind schon am überlegen, die beiden in getrennte Zimmer unterzubringen. Ansonsten sind getrennte Unternehmungen für die Kinder ect. nur schwer mit der Arbeit zu vereinbaren, da wir selbstständig sind und gerade viele Aufträge abzuarbeiten haben (Bauwesen).

Mein Mann läuft schon auf Maximum und ich bin auch täglich fast 5 Std. dabei. Da wir in der Stadt wohnen, ohne eigenes Grundstück, haben wir einen Schrebergarten gepachtet, in der Hoffnung, das Draußen etwas gut tut für die Kinder und uns. Mal schauen, ist auch wieder eine Schraube, an der wir versuchen zu drehen.

Warum ist Familie nur so kompliziert? Diesen ganzen Sonnenscheinmuttis, die vorgeben alles sei TOLL!, könnte ich tagtäglich ins Gesicht springen, lach!! Ich find´s schön, wenn einige mal die Wahrheit kundtun, und eben auch sagen, es ist nicht so!!

Danke nochmal :-)

Sandra

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Hi,

eine Rama- Familie gibt es einfach nicht und im Endeffekt macht wohl jede Familie mal solche Phasen durch.

Die Schule ist halt ein neuer Lebensabschnitt. Die einen Kids schaffen das ohne Probleme und die anderen benötigen mehr Unterstütung von der Familie. Die Kinder müssen sich neu finden, ....ich denke es ist wie folgt gleichzusetzen....

Arbeitgeberwechsel
...vorher in einem kl. Familieunternehmen gearbeitet
....und dann in einem Großunternehmen mit mehrern Hundert Mitarbeiter
....bis man sich selber zurechtfindet dauert es, man ist selber überfordert und abends wie zerschlagen. Und dann noch immer die Panik, ob man das schafft - den anderen erzählt man aber immer " wie toll" alles ist#kratz verstehst Du was ich meine? Nicht nur der Job ist anders, neue und viele Menschen, die Räumlichkeiten, der Ablauf....Bis alles eingespielt ist dauert es Wochen/ Monate!!!! Und der Partner kann auch davon genervt sein, weil man selber einfach anders Tickt und evtl. selber in einer Krise steckt.

Wenn ich in solch einem Tiefpunkt stecke, versuche ich aus dem Altag auszubrechen. Einfach mal Dinge machen, die man sonst nicht macht...Mc Doof nach der Schule, Kino unter der Woche, Indorspielplatz besuchen oder die Kids mal bei Freunden " zum spielen parken"
Oder Kurztripp am Wochenende in einem Fun-Hotel, Familienhotel....

Jeder braucht Erholung vom Altag...IHR und die KIDS!

Grüsse
Lisa

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Hallo Du,

hier ist auch eine Mami, die nicht der typischen Werbefamilie entspricht (Vollzeit berufstätig, 3 Kinder, 200qm gepflegtes Haus (Katalogeinrichtung), top gestylte Frau, die nach dem ihre Kinder im Bett sind, noch die heiße Geliebte des Mannes spielt,....)!
Wir haben nur 2 Kinder, sind beide selbstständig und bauen im Moment noch ein Haus,
bei dem von Anfang an, nichts normal gelaufen ist#schmoll!
Ich schlage mich auch seit ca. 4 Wochen mit einem Tinnitus rum und schlafe nachts seit 15 Monaten nicht mehr durch (Leonas stillt sich durch die Nacht und bekommt gerade die Backenzähne)#schwitz!
Durch wochenlange Krankheit unserer Angestellten muß ich auch noch mehr Stunden einspringen und weiß im Moment auch nicht mehr, wo mir der Kopf steht!
Dadurch müssen die Kinder zurück stecken, die dann wiederum durch schlechtes Benehmen, ihre Aufmerksamkeit einfordern.Ein Teufelskreis also!
Wir haben jetzt die ersten Abstriche an unserem Haushalt getätigt, d.h. abends ab 20 Uhr ist unsere Paarzeit und uns ist mittlerweile egal, wie in diesem Moment die Wohnung ausschaut.

Ich hoffe, daß es nur eine Durststrecke ist und denke, wenn das Haus steht und wir eingezogen sind, alles wieder besser wird#schwitz!

Alles Liebe und viel Kraft wünscht agrokate!

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Hallo,

auch wenn ihr beide selbständig seid, könnt ihr nur so lange voll arbeiten, wie die Akkus das mitmachen...ist der Akku leer, braucht es irgendwas, um ihn wieder aufzuladen. Ihr scheint gerade an diesem Punkt angekommen zu sein. Auch eure Tochter signalisiert euch ja deutlich, dass ihr der SChritt zum Schulkind derzeit schwer fällt und sie euch braucht, um sich an diese neue Situation zu gewöhnen. Familienberatung ist doch schonmal ein guter Anfang. Nächster Schritt sollte sein, dass ihr euch an einen Tisch setzt und überlegt, wo ihr noch Stress abbauen könnt. Habt ihr auch noch Zeit nur für euch beide? Echte Paarzeit? Sowas ist wichtig und tritt trotzdem sehr oft in den Hintergrund, wenn erst Kinder da sind und die Arbeit...alles andere ist wichtiger...
Da Du jA gesundheitlich auch shcon angegriffen bist, wäre evtl. auch eine Kur denkbar - Anspruch hat man alle zwei Jahre darauf...vielleicht erkundigst Du Dich in der Richtung einmal.

Und evtl. müsst ihr längerfristig darüber nachdenken, ob euer Arbeitspensum weiterhin für die Familie tragbar ist...alle Selbständigkeit ist für die Katz, wenn die Familie daran zerbricht...und als Selbständige/r ist man vor allem eins: selbst und ständig....

LG und alles Gute für Euch!

Andrea