Wegziehen oder in der Heimat bleiben?

Hallo liebe Urbianer,

mich beschäftigt im Moment ein großes Thema.

Es war für mich schon als junges Mädchen ein Wunschtraum in den Norden, in die Nähe des Meeres, zu ziehen. Inzwischen bin ich 28 und lebe noch in der Mitte Deutschlands. Ich bin lediglich für mein Studium in eine 50 km entfernte Stadt gezogen. Seitdem wohne ich auch dort.

Nun zur Situation: Ich hasse die Stadt in der ich lebe, schon von Beginn an. Eigentlich stand fest, dass ich hier nach dem Studium weg ziehe. Doch ich habe hier meinen Mann kennengelernt und wir blieben. Ich bin aber unglücklich, ich mag die Menschen hier nicht, finde keinen Anschluss, mag die Gegend nicht, ziehe mich eigentlich nur zurück. Ich habe keine Freude daran hier zu leben, fühle mich nicht wohl.

Jetzt ist es so, dass mein Mann seit Anfang Juli wieder arbeitet. Er bekommt für seinen Beruf einen schlechten Stundenlohn, wurde aber mit einem Studium geködert. Brav hat er seine Bewerbung geschrieben und abgegeben. Gestern bekam er die Absage. Er solle erst nochmal ein bisschen arbeiten. Wie ich heute erfahren habe ein bekanntes Vorgehen des Unternehmens. Er ist natürlich wütend. Nun haben wir ausgemacht, dass wir im Norden nach Jobs schauen und dann umziehen. Mein großer Traum... endlich soll er in Erfüllung gehen.

...aber... auf einmal werde ich skeptisch. Jetzt, wo ich endlich am Ziel bin und mir diesen Wunsch erfüllen kann, da frage ich mich ob es wirklich das beste ist. Mein Mann möchte übrigens gerne umziehen. Sein Vater ist sehr krank und wohnt im Norden.

Was würde mich abhalten? Vor 3 Monaten ist mein Vater gestorben. Meine Mutter lebt alleine in meinem Heimatort 50km entfernt von hier. Meine Geschwister sind hier. Meine Schwiegereltern und auch der Rest der Verwandtschaft.

Ist es wirklich richtig, nur damit es mir besser geht, so weit weg zu ziehen? Werde ich es bereuen? Finden wir dort oben Menschen, die uns unterstützen? Werde ich dann dort glücklicher sein? Ich weiß es nicht... und das macht mich fertig und nimmt mir den Wind aus den Segeln... Ich will es richtig machen, aber ich weiß nicht welcher Weg der Richtige ist.

Für meine Kinder wäre es besser im Norden, sie haben beide Probleme mit den Bronchien. Mein Mann wäre bei seinem Vater und könnte die ihm verbleibende Zeit mit ihm verbringen und ich hätte mir einen großen Traum erfüllt.

Reicht das? Hat hier einer Erfahrungen damit gesammelt so weit weg zu ziehen?
Freue mich über Erfahrungen anderer!

1

Hallo,

wir haben auch den gleichen Schritt wie ihr getan, allerdings in den Süden Deuchtschlands und das vor 5Jahren.

Meine Mutter war 6Mon davor gestorben.

Mein Mann und ich waren erst 1Jahr bei unserem Umzug zusammen-alles war ein riesiges Abenteuer.

Und das Ende vom Lied...wir sind nach 5Jahren-wirklich erst vor kurzem-wieder in die Nähe unserer Heimat gezogen.

Wir waren bei den Schwaben erst im tiefsten Schwarzwald, dann an der Schweizer Grenze und zum Schluss 100km von Ulm entfernt-also da fahre ich nie wieder freiwillig hin.

Die meisten Leute sind Eigenbrödler, Anschluss haben die auch untereinander nur in Ihren Vereinen, sind nur freundlich wenn sie etwas wissen wollen oder haben wollen, der Winter dauert eine gefühlte Ewigkeit, der viele Schnee ist auch einfach bäh, der Dialekt und die Ansichten wie vor 50Jahren-nie wieder!
Einige Anekdoten:
Zusammen wohnen-ohne Trauschein-undenkbar, das ist nicht anständig.
Die Elbe-ist doch ein See!..Na klar,ein See!
Ihr seid nicht kirchlich?#schock#schock #nanana#augen#augen
Zum Glück habt ihr vor der Geburt geheiratet, sonst hättet ihr einen Bastard bekommen!
Euer Kind muss kath. getauft sein, sonst wird es nicht angenommmen, bei den anderen Kindern und das gehört sich so!
Wir haben uns immer wieder entweder im Norden (Grund:offenes Wesen,Winter nicht so ekelhaft lang, verstehbarer Dialekt) oder in der Mitte Deutschlands (Grund: da kommen wir her) beworben und nun hat mein Mann ein unschlagbares Angebot bekommen und sofort zugesagt.
Innerhalb von 4Wochen sind wir umgezogen.
Die Nachbarn sind nett und grüßen höflich, es wird auch Smalltalk gehalten.
Die Nachbarskinder kamen sofort an und fragten ob sie mit meiner Tochter(14Mon.) spielen dürfen.

Hier ist alles anders und ja, es tut wirklich gut.
Es ist wie Balsam für die Seele!

Wenn du meinst, es würde dir und deiner Familie gut tun, dann versucht es halt!
Sonst wirst du ewig diesem Traum hinter her trauern!

Also wenn du in den Schwarzwald wollen würdest-hätte ich dir abgeraten, aber im Norden ist das was anderes!;-)

Alles Gute!#winke

9

Hey,

wir leben auch im Schwabenländle oberhalb von Stuttgart. Mein Mann und ich sind vor 11 Jahren hier her gezogen. Damals waren wir nur befreundet.

Es tut mir leid, das du so negative Erfahrungen hier gemacht hast. Ich kann das so nicht ganz bestätigen.

Klar haben die Schwaben schon dein o.g. Eigenarten. Aber ich erlebe mittlerweile in meiner Generation ein Denkwandel. Da ist es überhaupt kein Problem, wenn jemand nicht getauft ist, das Kinder auch ohne Heirat keine Bastarde sind usw. Auch die "verpönten" Kinderkrippen oder sogar Ganztagskindergärten sind mittlerweile heiß begehrt.

Hm letztes Jahr habe ich den Winter hier sehr stark vermißt. Und auch Freunde haben wir hier gefunden. Und auch unter den Nachbarn kommen wir gut miteinander aus.

Wir fühlen uns hier wohl.

Grüße

nordstern

12

Hallo,

ich bin vor 13 Jahren aus dem Norden in die Nähe von Stuttgart gezogen.#verliebt

Ich kann das nicht unterschreiben, was Du da schreibst.

Bin mit offenen Armen von den Schwaben aufgenommen worden und fühle mich sauwohl.

Der Dialekt ist klasse, ich höre ihn immer noch gerne, vor allem den alten Damen höre ich

gerne zu.

Mein Mann ist Schwabe, ich bin gut integriert und möchte nie wieder weg.

Übrigens sagt man von den Norddeutschen auch dass sie unterkühlt seien.

LG Angie

2

Hallo,

ich glaube du kannst dein Glück schlußendlich nur in dir selbst finden.

In jeder Stadt wird es viele Leute geben die du nicht magst, aber irgendwo sind auch die die mit dir auf einer Wellenlänge liegen und mit denen sich eine Freundschaft entwickeln kann. Du mußt der Stadt nur eine Chance geben und nicht von Anfang an jedes Haar in der Suppe suchen und es herausziehen.

Im Norden zu Leben ist sicher toll ( wollte ich als Kind auch immer), aber auch da wirst du sicher Dinge finden die du nicht magst. Vielleicht sind dir die Leute erst mal zu kühl zu direkt in Ihren Aussagen oder was weiß ich. Es wird wahrscheinlich ein Jahr oder länger dauern, bis du dich dort wohlfühlst und beginnst heimisch zu fühlen.

Mit kleinen Kindern oder sogar einem Babys hast du es wie ich finde aber sehr leicht. Kindergarten, Krabbelgruppen, Babygruppen bieten sich super an zum neue Leute kennen zu lernen. Nur du darfst dich der neuen Stadt gegenüber nicht verschließen sonst wird das nichts.

Die Stadt in der man sich zu Hause fühl muß nicht super sein, oder im Norden. Man kann sich jede Stadt schön machen aber das ist auch Arbeit. Die Leute kommen sicher nicht zu Dir, klingeln und sagen "Super, daß du da bist wir haben nur auf dich gewartet".. die Komtakte mußt du dir selbst erarbeiten.

Ich bin großteils aufgewachsen im Süden (aber nur zugezogen) und bin dann nach Berlin gezogen zum studieren und arbeiten. An Berlin habe ich auch mein Herz verloren und die Stadt ist auch mein "(Stadt) - zu Hause" geworden.

In Berlin ist meine Tochter geboren und mit ihr sind wir dann nach England gegangen, nach Hull. Hull ist mit Sicherheit keine schöne Stadt, recht arm (alte Fischerstadt) aber hat auf verranzte Weise Charme. Ich bin mit meiner Tochter zu vielen Babygruppen etc gegangen und habe sehr schnell Freunde gefunden ... mit vielen von Ihnen habe ich auch jetzt noch guten Kontakt.

Danach wollten wir zurück nach Berlin, aber es hat uns berufsbedingt nach Gießen verschlagen. Was fand ich am Anfang Gießen Sch.... Am Anfang hat es dort überhaupt nicht geklappt mit Kontakten, die Leute die ich kennenlernte waren zwar ok, aber irgendwie nicht mit dem Potential Freunde zu werden.

Hätte mir Anfang letzten Jahres jemand gesagt, daß wir morgen umziehen ich hätte gejubelt und meine Koffer /Kisten gepackt. aber ab frühjahr 2011 gings irgendwie Schlag auf Schlag, meine Tochter kam in den Kindergarten, ich ging mit meinem Sohn in eine PEKIP-Gruppe/Krabbelgruppe und ich/wir haben die - für uns- richtigen Leute kennengelernt. Und die "Sch..Stadt" war zwar noch immer keine Schönheit aber toll!

Leider mußten wir vor 2 Monaten berufsbedingt nochmal umziehen und jetzt fangen wir (wahrscheinlich/hoffentlich) zum letzten Mal in Dresden wieder von vorne an.

Und ich bin sicher, auch da werden wir uns bald wohlfühlen ( Im Moment überwiegt noch der Abschiedsschmerz). Bislang ist es uns immer gelungen unser "Zu Hause" mitzunehmen.

Wenn ihr da ne Stelle findet die besser bezahlt ist und mit der ihr euch den Umzug finanzieren könnt würde ichs wagen .. aber einfach wirds sicher nicht werden.

LG Stephka

3

Hallo
Ich bin 2004 nach NRW und habe auch dort meinen Mann kennenglernt. Es war auch erst mein Wunsch hier her zu ziehen.

Jetzt würde am liebsten wieder nach Bayern zurück zu meiner Familie den auch ich finde nicht wirklich Anschluss hier. Aber da mein Mann hier seine Arbeit und sein Geschäft hat wird mir nichts anders übrig bleiben als hierzubleiben.

Mein "Mann" weiss nur das wenn ihm was passiert das ich "sein" Geschäft was er für uns aufbaut platt mache und wieder nach Bayern gehe und es versuchen werde dort wieder aufzubauen.

Da wir hier noch auf Miete wohnen will er mir eine Wohnung oder Haus da unten kaufen falls ihm was passiert.

4

Hallo liebe Unbekannte,

"in der Mitte von Deutschland", lass mich raten: Gießen o. Marburg ???

Ich schreibe Dir jetzt meine Lebensgeschichte weil sie doch sehr Deiner ähnelt.

Also, ich bin in Langen bei Offenbach aufgewachsen (Hessen), als ich 17 war kauften sich meine Eltern damals ein Haus in einem winzigen Kaff 25km entfernt von Marburg und nahmen meine Oma mit.
Meine Oma verstarb ein halbes Jahr später.
Ich macht eine Lehre in Gießen. Und ich lüge bis heute nicht wenn ich sage: ich hasse die Gegend um Marburg/Gießen!

Geliebt habe ich allerdings schon immer den Norden, frag mich nicht warum, so oft war ich gar nicht dort.

Wie der Zufall es wollte, lernte ich vor 10 Jahren meinen Ehemann über Internet kennen, der in der Nähe von Wolfsburg lebte.

Es war mir in dem Moment gar nicht so sehr bewußt dass es ein ganzes Stück an meiner Wunschgegend näher kam.

Auf jeden Fall stand mein Entschluß fest zu ihm zu ziehen da er den besseren/sicheren Job hatte. Die Planung lief und 4 Wochen vor dem Umzug verstarb plötzlich und unerwartet mein Vater. Meine Mutter war von jetzt auf gleich allein in einem 2 Familienhaus.

Ich bin trotzdem gegangen .......
Habe lange mit ihr geredet, ob es nicht besser wäre das Haus zu verkaufen und sie wieder umzieht, aber sie wollte nicht.
So, nun lebe ich seit 10 Jahren hier, die Menschen sind wie überall ;-) wechselhaft.

Allerdings haben wir uns ein Ferienhaus an der Ostsee gekauft, die Gegend ist einmalig und wir beide wissen dass wir später ganz in den Norden ziehen werden.

Mein Mann hat schweres Asthma, ich und 2 meiner Kinder ebenfalls, insofern fahren wir so oft es geht an die Ostsee.

Ich zurück nach Hessen???? NIEMALS !!!!!

LG

Kerstin

5

Das Problem, was ich sehe, dass du nicht weißt, wie es sich anfühlt, wenn alles andere hunderte km wegwohnt. Das fühlt sich ziemlich einsam.

Der Norden ist schön und wie mein Mann sagt, sind die Leute recht einfach und ausgeproschen freundlich aber es ist rau. Es ist kalt.

Wir wohnen ,,nur´´ in Potsdam und es ist einfach wie in Effi Briest beschrieben wird und da oben wird es weitaus schlimmer sein.

ich kenne den Süden mit seiner wärme.

Am Ende ist aber doch egal, man kann fast überall glücklich sein, wenn man etwas dafür tun.

6

Hi,

ausprobieren und wenn es nicht klappt, kann man immer wieder zurück kommen!!!!
Mit 19 bin ich von HH- MUC gezogen, dann nach FFM und dann wieder nach MUC. Bin so um die 14 x umgezogen;-)

Wenn ihr beiden es wollt, warum nicht? Was verliert ihr? Sicherlich kostet Umzug Geld aber wenn ihr glücklicher oben seid, warum nicht? Gesundheit ist auch ein Argument!
Und wenn es nicht klappt, sorry, dann weißt Du, wie glücklich Du vorher warst und zieht wieder zurück.
Lese mal den " Alchimist" ist ein gutes Buch in Deiner jetzigen Situation.
Glück findest Du aber auch nur, wenn Du mit Dir im Reinen bist...manchmal dauert die Suche länger und man muss Umwege in Kauf nehmen aber wenn man den Weg nicht geht, findet man es vielleicht nie.....

Wir wohnen in Bayern aber ehrlich, mit der Mentalität der Norddeutschen komme ich immer noch besser zurecht, rau aber herzlich. Man braucht länger um in Kontakt zu kommen aber es ist viel ehrlicher!!!!

Wasser, Wind und alles flach...ich liebe es, genauso wie ich das Skilaufen liebe#schein

Grüsse
lisa

7

versucht es doch....was hast du zu verlieren?

wir sind viel rumgekommen, andere laender, sogar kontinente.....wo wir jetzt sind mag ich es auch nicht wirklich, aber es geht nicht anders.

wenn ihr die moeglichkeit habt, versuchts, nur dann wisst ihr mehr :)

8

Hallo!

Schwierig...
Ich finde es selber eher schwer, irgendwo ganz neu anzufangen. Als ich für meine Ausbildung 100km von meinen Eltern weggezogen bin, ging es recht leicht, weil ich durch die (schulische) Ausbildung eine feste Klasse hatte und viele neu in der Stadt waren. Zudem hat meine beste Freundin, die ich schon avom Kindergarten her kannte, in der gleichen Stadt ein Studium begonnen.

Nach Abschluss der Ausbildung bin ich 300km von meinem Heimatort weggezogen. Ich hatte erst einen Jahresvertrag und wollte danach entweder wieder in meinen Heimatort oder in die Stadt, in der ich die Ausbildung gemacht habe. In der Gegend bleiben wollte ich auf keinen Fall. Ich hatte zwei sehr liebe Kolleginnen, mit denen ich mich angefreundet hatte und auch eine andere Frau, die ich eher zufällig kennen gelernt habe. Aber so wirklich glücklich war ich nicht. Aber dann wurde mein Vertrag verlängert und ich bin geblieben. Später habe ich dann meinen jetzigen Mann kennen gelernt und bin zu ihm in ein kleines Dorf in der Nähe gezogen.
Meine engsten Freundinnen hier sind nach wie vor die drei Frauen, mit denen ich mich als erstes angefreundet hatte bzw. es besteht ein sehr guter Kontakt zum alten Freundeskreis meines Mannes.
Ansonsten ist es hier im Dorf sehr schwer, Fuß zu fassen. Selbst meine Schwiegereltern, die seit 30 Jahren hier wohnen, sind noch "die Zugezogenen". Durch die Kinder habe ich zwar ein paar lockere Kontakte (aber ohne private Treffen) und es hat sich verbessert, seitdem ich z.B. im Elternausschuss des Kindergartens bin.

Ich wohne nun seit 12 Jahren hier in der Gegend und ich fühle mich ganz wohl. Aber das hat sehr sehr lange gedauert. Einen engeren Bezug habe ich allerdings zu meinem Heimatort und mir fällt es auch schwer, dass meine Eltern so weit weg wohnen, weil wir ein sehr gutes Verhältnis zueinander haben.

Sobald einer der Partner aus der Gegend kommt, in die man ziehen möchte, würde ich das machen. Dann hat man schon mal einen Bezugspunkt (Familie oder alte Freunde). Aber ganz neu anfangen, wo man niemanden kennt, finde ich persönlich schwer. Bis man einen Freundeskreis aufgebaut hat, in dem man sich gegenseitig unterstützt, braucht es meiner Erfahrung nach eine Weile. Aber das hänngt vielleicht auch damit zusammen, dass ich eher zurückhaltend bin.
Es ist ja auch nicht so, dass nur Du gerne in den Norden ziehen möchtest. Der Vater Deines Mannes ist dort, es tut Deinen Kindern gut usw.
Daher würde ich es machen, denn jetzt habt Ihr die Chance dazu.

Die Dienststelle meines Mannes wird wahrscheinlich in den kommenden Jahren geschlossen und er wird dann versetzt. Als Bundesbeamter könnte er theoretisch deutschlandweit versetzt werden und es wäre dann der Frankfurter Großraum. Davor habe ich richtig Angst, denn ich will weder in die Großstadt (oder ins Umland) noch möchte ich nochmal ganz von vorne anfangen. Aber da bleibt nur abwarten...

LG Silvia

10

Hallo,

also ich gehöre auch zu denen, die zigmal umgezogen sind, genauso wie mein mann.

Beide kommen wir aus dem tiefen Süden Deutschlands, er aus KN und ich aus MUC.

Studiert habe ich im Schwäbischen, danach waren einige Stationen da.

Hätte mir damals jemand gesagt, dass ich mal hier im Raum KA lebe, hätte ich demjenigen den Vogel gezeigt. Ich wollte und würde immer wieder gerne im Raum MUC leben.

Jedoch sah das die Arbeitsbranche anders und leider gehört mein Berufsfeld zu denen, die leider nicht so breit gestreut sind, wie z.B. etwas Kaufmännisches.
Es gibt im Vergleich dazu nur wenige Firmen/Möglichkeiten und wenn die Leute suchen, bewirbt sich da gleich mal ein ganzer Schwarm Leute drauf.
Oder aber man hangelt sich von Praktikum zu Praktikum, das wollte ich auch nicht.
Ich war 1 Jahr lang Praktikantin und danach 2 Jahre schlcht bezahlte Assistentin, das hat mir irgendwann dann gereicht.

So hat es mich nach KA verschlagen.

Und hier werden wir nun erst einmal bleiben.
Auch mein Mann hat häufig Sehnsucht nach KN und die Nähe zur Schweiz.
Als wir hier bauten, wurde ihm damals die Möglichkeit eröffnet, hier eine Firma zu übernehmen.
Das war einer der Hauptgründe, der sich aber nun zerschlagen hat.

Er ist nun selbstständig und im Raum Deutschland unterwegs, mit Erfolg, aber hätten wir das vorher gewusst, dann hätten wir unser Haus garantiert nicht hier gebaut.
Aber "hätte der Hund nicht...., hätte er den Hasen gekriegt!" sage ich nur.

Das Haus jetzt wieder zu verkaufen wäre Schwachsinn, verbunden mit einem hohen Wertverlust. Wir haben viel Arbeit und auch Liebe reingesteckt und wir haben beide auch keinen Bock nun nochmal woanders bei 0 anzufangen.
Jetzt nicht.

Wir haben uns aber schon ein paar Mal unterhalten, dass wir in ca 10 Jahren mal überlegen, unsere Zelte woanders neu aufzuschlagen.
Natürlich stimmen wir das auch mit unserer Tochter ab, was die Schule betrifft.
Einfach herausreißen wollen wir sie auch nicht, da muss man schon sensibel vorgehen.
Wenn mein Mann dann noch selbstständig ist, würden wir uns die Gegenden um unsere Heimatorte anschauen.

Jedoch stelle ich mir oft auch die Frage, ob alles dann besser läuft als hier, wenn wir z.B. nach MUC oder KN zurückgehen.
Wir sind hier durchaus zufrieden, kennen liebe Leute und Nachbarn, die Städte KA/HD/MA liegen nah wenn man mal shoppen oder was trinken gehen will, nicht weit weg von hier ist eine schöne Therme, es gibt liebevoll eingerichtete Vogelparks, man ist auch sofort in Frankreich (Strasbourg)
Direkt hier um die Ecke ziehen sich lange Spazierwege durch Wälder, an der Bahnlinie entlang, über Felder (mit richtigen Wanderrouten). Ich gehe jeden Abend 1h spazieren, treffe dort viele Radfahrer, Hundebesitzer, Jogger - man grüßt sich dann auch mit der Zeit oder ratscht mal kurz miteinander.
In einem kleinen Nachbarort z.B. gibt es an einem der Adventswochenenden einen wunderschönen, winzigen schnuckeligen Weihnachtsmarkt - ganz versteckt im Hinterhof eines uralten Fachwerkhauses.
Beinahe schon ein Insidertip.
Der Hof ist schön gestaltet, dort brennen überall Kerzen, der Hausfrauenverein verkauft selbstgebackene Plätzchen, die anderen Vereine grillen Würstchen und Spanferkel, schenken Glühwein aus, ein Chor singt, der Musikverein spielt weihnachtliche Musik - einfach schön.
Nicht so ein Kommerzmist wie in den Städten.

Aber "kopferte" Leute gibt es auch hier - genauso wie in MUC oder KN.
Es kann überall passieren, dass man mit neugierigen Nachbarn, zickigen Kolleginnen, arroganten Menschen, Alteingesessenen oder Vereinsmeiern zu tun hat.
Das kann von Bad Reichenhall bis hoch nach Kiel überall vorkommen.

Aber man muss immer erst alles ein wenig sacken lassen.
Es wird nirgendwo so einfach passieren, dass man wo hinzieht und die Leute einen gleich mit Hurra! und Juhu! empfangen.
Wenn man dort schon Freunde hat, ist es natürlich ein Vorteil.
Ansonsten muss man einfach offen sein, den Menschen und auch dem Ort die Chance geben, einen kennenzulernen.
Ich denke, Du blockst von vornherein gegen die Stadt und die Leute. das ist schade, denn auch wenn die Stadt hässlich ist, dort können trotzdem tolle und interessante Menschen leben.

Dazu langt manchmal schon ein kleiner regelmässiger kurzer Ratsch mit einer Verkäuferin, einer Nachbarin oder dem Bäcker.
Man begegnet sich dann z.B. auf einem Stadtfest und kommt so auch ein wenig weiter unter die Leute.

Ich habe hier z.B. auch eine Nachbarin, von der ich zu Beginn dachte, dass sie einfach nur eine arrogante Nuss ist, weil sie nie grüßte. Auf einem Sommerfest bei Freunden war sie kürzlich mit dabei und wir kamen doch ein wenig (zaghaft) ins Gespräch. Später erfuhr ich von der Gastgeberin, dass diese Frau einfach nur sehr schüchtern und introvertiert ist und sich manchmal nicht so richtig traut, auf andere zuzugehen.
Ist sie aber erst mal aufgetaut, kann sie eine wunderbare Gesprächspartnerin sein, mit der man Spaß haben kann.

LG

15

Danke für deine auführliche Antwort.

Ja, ich denke, ich habe mich von Beginn an gegen diese Stadt verschlossen. Ich wollte nie hier her. Ich habe hier studiert, weil ich meinen damaligen Freund nicht alleine zurücklassen wollte. Ursprünglich war mein Plan aber nach Düsseldorf zu gehen und dort Eventmanagement zu studieren.

Als die Beziehung zerbrach habe ich mich natürlich doppelt geärgert und beschlossen, auf jeden Fall hier weg zu ziehen. Ich wollte innerlich wahrscheinlich auch keinen großen Kontakt knüpfen. Zudem bin ich selber gegenüber Fremden sehr verschlossen und brauche eine zeitlang um aufzutauen. Ich habe einfach schon so viele negative Erfahrungen gemacht. Dadurch, dass ich mich so verschließe, komme ich sehr arrogant rüber. Das ist ein Schutz, aber jeder der mich wirklich kennt, weiß das ich es nicht bin.

Ich hab es mir hier schon verscherzt mit den Menschen. Ich gehöre einfach nicht dazu und werde ausgegrenzt. Ich hab hier auch keine Chance mehr es besser zu machen. Ich habe es versucht, aber inzwischen werde ich teilweise nicht mal mehr zurück gegrüßt. Richtige Freunde habe ich hier auch keine.

Ich will es anders machen, neu starten, offener werden und mehr lächeln. Dazu möchte ich auch irgendwo eine neue Chance zu haben. In der Stadt, in der ich wohne, ist es eh sehr schwer. Sie wurde einmal zur depressivsten Stadt Deutschlands gewählt und dem kann ich nur zustimmen. Die Leute sind dauerschlecht gelaunt und unfreundlich. Ich will hier weg.