Kinderbetreuung und Depression?

Huhu,

bei meiner Schwiegermutter (Mitte 60) wurde diese Woche eine mittelschwere Depression festgestellt. Interessanterweise ist sie ein extrem aktiver Mensch, der immer in Bewegung ist, viel unternimmt, kulturell etc., von Antriebslosigkeit und Traurigkeit äusserlich keine Spur. Allerdings bin ich auch kein Depressionexperte und weiss nicht, auf welche unterschiedlichen Arten sie sich äussern kann.

Ihr Enkel, also unser Sohn, ist ihr einziges Enkelkind und ihr Ein und Alles. Sie hat sich schon immer darum gerissen, ihn zu babysitten, seit er auf der Welt ist, und es war jetzt eigentlich geplant, dass sie ihn ab Mitte September 2x in der Woche nach dem Kindergarten abholt, und ihn für ca. 2-3h betreut, bis ich aus der Arbeit komme.

Jetzt bin ich hin und hergerissen. Einerseits habe ich tierisch Bedenken, dass ich sie damit überfordere, andererseits weiss ich auch, dass es sie glücklich und fröhlich macht, wenn er um sie herum ist. Sie hat selbst gesagt, dass es ihr extrem gut tut, gebraucht zu werden und eine Aufgabe zu haben.

Ich weiss, sie wird es auf jeden Fall machen wollen, aber ich mache mir Sorgen, wenn es sie dann doch überfordert, dass ich dann dran "schuld" bin, weil ich es ihr "aufgebürdet" habe. Ich würde mir da wirklich Vorwürfe machen, und ich finde eigentlich, sie sollte erst mal langsamer machen. Wenn ich es aber ihr nicht erlaube, habe ich Bedenken, dass es sie noch trauriger macht. Andererseits wiederum wäre das ja nur eine Milderung der Symptome, durch schöne Erlebnisse allein geht ja eine Depression nicht weg. Bisher hat sie unseren Sohn an zwei ganzen Tagen betreut (8 Uhr bis 18 Uhr), es wäre jetzt deutlich weniger, eben nur 2-3h an 2 Tagen.

Julian liebt seine Oma auch über alles, und auch hier bin ich unsicher, ob es auf ihn irgendwelche negativen Auswirkungen haben könnte.

Könnte das gehen, was meint ihr? Ich habe leider gar keine Erfahrung mit Depression. Ach ja, allein ist sie nicht, der Opa ist ja auch immer dabei.

Ach menno, ich weiss echt gar nicht, was besser ist...

LG

Hanna

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nimmt sie jetzt Medikamente?

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Huhu,

ja, sie wird Medikamente nehmen.

LG

Hanna

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also wenn du so arge bedenken hast, dann teile die mit ihr, ohne sie vor den kopf zu stossen.

sag ihr, das du dich freust, wenn sie den enkel nimmt, sie aber nicht damit belasten willst und sie sich nicht verpflichtet fühlen muss, wenn sie es irgendwann mal nicht mehr schafft, das einfach auch sagen kann.

liebe grüsse und gute besserung

Birgit

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Hallo,

wenn sie es selbst so gern möchte, würde ich es versuchen.
Teile ihr deine Bedenken bei einem Kaffee mit und tauscht euch regelmäßig aus. Ich denke dann merkt man, ob es ihr und dem Zwerg gut tut.

Viel Erfolg wünscht
Knufi

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Ich würde es versuchen. Immerhin ist es eine Freude für sie, ich denke Mal, dass ihr das gut tut. Kannst ihr ja sagen, dass sie jederzeit Bescheid geben kann, wenn es ihr doch zu viel wird. Und überleg dir dafür schon vorher Alternativen.

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Wenn es ihr Spaß macht und gut tut, warum nicht?
Die Frage nach Medikamenten fand ich überflüssig. Nicht immer sind Medikamente nötig, wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass Aktivitäten wie Sport oder eben Ausgehen die Depressionen genauso gut bekämpfen können wie Antidepressiva.
Umgekehrt haben Antidepressiva keinen negativen Einfluss wie z. B. dass sie sedieren oder so, im schlimmsten Fall fühlt man sich durch manche Medikamente als Nebenwirkung etwas müder als sonst.
So oder so hätte ich persönlich keine Bedenken, ihr weiterhin das Kind anzuvertrauen, wenn es bisher keine Probleme gab.

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Hallo,

>>wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass Aktivitäten wie Sport oder eben Ausgehen die Depressionen genauso gut bekämpfen können wie Antidepressiva.<<

Das find ich interessant. Hast du dazu eine Quelle?

Gruß
Sneak

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Einige :-)
Musst nur mal "Sport gegen Depressionen" als Suchwort bei google eingeben...

http://www.psychohelp.at/html4/psychologie_nachrichten/depression/sport_gegen_depression.shtml

Auszug daraus: "Sport war bessere Prophylaxe gegen Rückkehr der Depression

Nach vier Monaten berichteten 66 Prozent der Teilnehmer der Gruppe, die das Medikament einnahm eine deutliche Verbesserung ihrer Stimmungslage. In der Nur-Sport-Gruppe waren es immerhin 60 Prozent und in der Kombinationstherapie-Gruppe 69 Prozent. In allen drei Gruppen konnten also durchaus vergleichbare Erfolge erzielt werden."


http://www.medizinauskunft.de/artikel/aktiv/fitness/03_02_sport_depressionen.php

http://www.3sat.de/dynamic/sitegen/bin/sitegen.php?tab=2&source=/nano/news/15014/index.html

http://www.br-online.de/bayerisches-fernsehen/gesundheit/sport-bei-krankheiten-DID1244471373576/gesundheit-seele-depressionen-sport-ID1244450573276.xml

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Hallo,

es gibt ja auch Mütter, die in einer Depression stecken.
Deshalb dürfen diese Mütter trotzdem noch für ihre Kinder sorgen. Und das nicht nur stundenweise, sondern rund um die Uhr...
Vor allem, wenn die Krankheit erkannt ist, dann wird auch dementsprechend behandelt und man bekommt Hilfe.
Ich sehe da kein Problem, zumal es ihr ja auch gut tut, für ihren Enkel zu sorgen und der Kleine ja auch seine Oma liebt.

LG,
Anka

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Hallo,
eine Depression kann sich auch in Rastlosigkeit,Unruhe,Unzufriedenheit... äusssern.
Viell. gibt ihr der Enkel die ersehnte Aufgabe, wieder "gebraucht"zu werden ist sehr wertvoll für ältere Menschen.
Ich würds machen
nich jede Depressive ist suizidgefährdet.
LG Manja

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Hallo...

Also erstmal vorweg...
Medikamente gegen eine Depression bekämpfen die Symptome aber nicht die Ursache!!!
Wenn tatsächlich eine Depression festgestellt wurde, wird man auch Behandlungsmethoden besprochen haben.

Gerade der Alltag ist wichtig für Menschen mit Depressionen. Eben , dass sie sich nicht verstcken können in abgedunkelten Zimmern etc..

Außerdem ist das ein SEHR gutes Zeichen, dass sie sich weiterhin um ihren Enkel kümmern möchte, das zeigt doch, dass sie für sich selbst noch einstehen kann.

Wenn Sie es bis jetzt sowieso immer gemacht hat, also ihren Enkel betreuen, dann soll das doch ruhig so weiter laufen.
Dennoch sollte sie sich nach einem Therapieplatz umsehen.
Das sollte natürlich an erster Stelle stehen.


Liebe Grüße
Kristin

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Hallo!

Wenn sie Depressionen hat, heißt das nicht, dass man alles von ihr fernhalten muss.

Ich selbst leide seit meinem 16. Lebensjahr an Depressionen und seit gut 2 Jahren an Panikattacken. Und niemand käme auf die Idee, mich NICHT meine Kids betreuen zu lassen.

Menschen mit Depressionen sind genauso belastbar (durch Kinder) wie andere Menschen auch.

Und aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen, dass Dinge, die Freude bringen, gut tun. Wenn du ihr "wegnimmst", was sie glücklich macht (und sei es aus gutem Willen), dann gibst du ihr u.U. das Gefühl, sie sei nicht mehr vertrauenswürdig.

Kleiner Tipp: bei depressiven Menschen ist das "dramatisieren" sehr stark ausgeprägt. Was nix anderes heißt, dass sie Dinge, die passieren KÖNNEN so verstärken, dass es für sie zu einem Problem wird. Also könnte es sein, dass sie, wenn sie nicht mehr Babysitten darf, eine Gedankenspirale entwickelt, die sich immer weiter hochschraubt und absurd wird. DAGEGEN können Depressive nix machen, das passiert und sie können es auch nicht stoppen.

Wenn du noch Fragen haben solltest, auch in Zukunft. PN und ich versuche, dir zu helfen. Wie gesagt, ich hab auch Depressionen.

Alles Liebe

Nicci