Kontakt zur Mutter abgebrochen (sehr lang!)

Hallo,

ich habe vor einem Monat den Kontakt zu meiner Mutter angebrochen. Vorgeschichte:
Sie ist seit 25 Jahren Alkoholikerin, war jetzt 6 Jahre trocken und hatte vor zwei Monaten einen heftigen Rückfall, den sie fast nicht überlebt hätte, denn zum Alkohol kam noch heftigster Schlafmittelmissbrauch dazu, so dass diese Kombi fast zu doll gewesen wäre.
Sie ist seit drei Jahren schlafmittelabhängig, was ich bis vor zwei Monaten nicht wusste, nur ahnen konnte, denn sie spielte das alles herunter.
Meine Eltern sind nach wie vor verheiratet, mein Vater ist ziemlich hilflos und hat sich damit irgendwie arrangiert.
Meine Kindheit war demzufolge von meiner alkoholkranken Mutter sehr negativ geprägt, hatte deshalb auch wenig Freunde in meiner Kindheit und war immer nur dabei, alles zu verheimlichen.
Das Verhältnis zu meiner Mutter war natürlich nie gut, spätestens als ich vor 6 Jahren meine erste Tochter bekam, erwischte mich meine Vergangenheit voll, so dass ich seit 1,5 Jahren unregelmässig zu einer super Therapeutin gehe, mit der ich schon sehr viel aufgearbeitet habe.
Meine Mutter und ich sind immer total angespannt, wenn wir uns sehen, sie weil sie starke Schuldgefühle hat mir gegenüber, ich, weil ich keine Lust habe, sie zu sehen. Habe auch keine Muttergefühle für sie, wie auch?
Dazu kommt noch, dass sie ein sehr defensiver Mensch ist, zu Depressionen neigt und kein wirkliches Interesse an ihrer Umwelt (auch an den Enkeln) hat.
Mein Vater meinte, dass ich mir überlegen sollte, den Kontakt ganz abzubrechen, damit wir alle mal zur Ruhe kommen. Ich habe mir das wochenlang überlegt und ihr dann vor einem Monat meinen Entschluss mitgeteilt.
Sie war natürlich etwas geschockt, schien es aber ganz gut aufzunehmen.
Meine Kinder haben zu ihr gar kein Verhältnis und fragen auch nie nach ihr, weil mein Vater immer allein kommt. Er ist ein toller Opa :-).
In meiner Schwiegermutter haben sie eine ganz liebe Oma, die viel mit den Kindern macht und wirkliches Interesse an ihnen hat.
Jetzt habe ich keinen Kontakt mehr zu ihr, aber wie mache ich das mit den Kindern? Mein Gefühl sagt mir, dass ich den Kindern nichts wegnehme, aber mein Vater meinte, ich sollte mir mal in Ruhe überlegen, wie ich das regeln möchte. Allerdings steht für mich fest, dass ich mein Elternhaus nicht mehr betreten werde und die Kinder dort lasse. Und bei mir möchte ich sie auch nicht haben mit den Kindern.
Was würdet Ihr machen?

Fleur #blume

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Hallo fleur,

ich würde da gar nichts mehr machen.
Denke an deine Kindheit und dann stell dir vor, wie es deinen Kindern mit der Oma gehen würde.

Das wäre für mich das absolute K.O.-Kriterium.

Irgendwann werden deine Kinder vielleicht mal fragen und dann wirst du Worte finden, mit denen du das erklären kannst.

Wieso sagt dein Vater erst zu dir, du sollst dir überlegen den Kontakt abzubrechen und einen Monat später sagt er, du sollst dir was überlegen? Verstehe ich irgendwie nicht.

Schöne Grüße
Cyndi

2

Hallo,

er meinte, ICH solle den Kontakt abbrechen, aber offensichtlich bezog er den Abbruch nur auf mich und nicht auf unsere Kinder. Aber da ich die Kinder - auch in Gegenwart meines Vaters- nicht bei meiner Mutter lassen werde, läuft es wohl darauf hinaus, dass die Kinder auch keinen Kontakt mehr zu ihr haben.
Aber wie und was sage ich ihnen später mal?

Fleur #blume

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Hallo Fleur,

darum würde ich mir jetzt keine Sorgen machen. ich meine, was du den Kindern später sagen kannst.

Was im Moment wichtig ist: Du kannst es nicht verantworten deine Kinder dort zu lassen. Und das ist verständlich.
Wie hat sich dein Vater denn das vorgestellt? Du keinen Kontakt und er nimmt die Kleinen immer mit? Ich weiß wie das ist als kleiner Zwerg auf dem Schoß eines "Säufers" zu sitzen, der die vorheult wie schlecht es ihm doch geht und vor allem wie schlecht ihn doch alle behandeln. ich habe damals keine Hilfe bekommen. ich trinke heute noch keinen Schluck Alkohol, weil es mich so schockiert hat, was Alkohol aus einem Menschen macht.

Tu deinen Kindern das nicht an. Wie alt sind sie denn?
Ich würde ihnen später erklären, dass die Oma krank ist/war und sich nicht kümmern kann.
Vielleicht wird es mal besser mit deiner Ma. Dann kannst du immer noch den Kontakt vorsichtig wieder herstellen, aber erst mal würde ich das lassen.

Schöne Grüße
Cyndi

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Hallo!

Ich habe auch keinen Kontakt zu meiner Mutter, allerdings aus anderen Gründen. Meine Tochter ist erst elf Monate alt, aber wenn sie älter ist und Kontakt zu ihrer Oma möchte, werde ich ihn ihr nicht verwehren. Sie wird dann entweder mit einem meiner Geschwister zu ihrer Oma fahren können oder wir treffen uns an einem neutralen Ort.
Solange deine Kinder kein Interesse zeigen, würde ich sie lassen...

Gruß Kicki

4

Huhu Fleur
ich finde nicht, dass das was mit wegnehmen zu tun hat. Deine Mutter hat es verbockt, so einfach ist das. Ich würde meine Kinder auch nicht zu einer Frau bringen, die meine eigene Kindheit versaut hat und jetzt rückfällig geworden ist. Das ist definitiv kein Umfeld für Kinder! Wenn deine Kids fragen, warum sie die Oma nicht mehr sehen, dann sei ehrlich: weil Oma sehr krank ist. Das kann auch schon ein 3-jähriges Kind verstehen. Wenn sie älter werden und näher nachfragen, würde ich auch dann die Wahrheit sagen: Oma ist alkoholkrank und das ist keine Umgebung für Kinder.
Man sollte eine Alkohol- oder Tablettensucht nicht verharmlosen oder totschweigen....

und genauso würde ich es auch meinem Vater sagen... Man muss der Wahrheit ins Gesicht sehen und gut ist.

Ich weigere mich z.B. mit meinen Kinder zu meinen Großeltern zu fahren, mein Opa raucht seit 60 Jahren jeden Tag eine Packung Rothändle ohne... In der Wohnung. Alles stinkt nach Qualm. Zwar hat er mir zugesichert, dass er in der Zeit, in der wir da wären, am offenen Fenster rauchen würde, aber das tut für mich nix zur Sache. Die beiden können genauso auch zu meinen Eltern kommen und wir treffen uns dort (ich wohne mit Kind und Kegel in Köln, meine Eltern und Großeltern in Berlin). Mein Sohn hatte anfangs oft Bronchitis und ich bin auf gar keinen Fall bereit, ihn in eine verqualmte Wohnung zu sperren. Und genauso hab ich es auch Oma und Opa gesagt: es war hart für die beiden (in ihrer Zeit hat man sich auch über Kinder und verqualmte Wohnungen keine Gedanken gemacht), aber das ist nicht mein Problem, sondern ihres....

LG
Nina

5

Hallo fleur,

hättest du den Kontakt eigentlich zu deiner Mutter auch abgebrochen wenn sie z.B. Krebs gehabt hätte, und der nach 6 Jahren wieder ausgebrochen wäre?
Alkoholismus IST eine Krankheit, die soll man nicht verharmlosen, aber auch nicht SO runter machen, wie du es grade machst. Es ist deine Mutter und du bist ihre Tochter.
Und du solltest ihr vielleicht Möglichkeiten aufzeigen, wie ihr zu Helfen wäre und nicht, wie du deine Zukunft ohne sie regeln willst. Ich finde es ganz schön schlimm, ihr, wenn sie eh am Boden liegt (warum ist sie eigentlich rückfällig geworden????) auch och den letzten Stoß zu geben und ihr die Enkel vorzuenthalten. Egal, was passiert ist, wenn die Familie nicht zusammen hält, wer soll es dann? Und wie willst du deinen Kindern mal erklären: eure Oma ist krank, darum hab ich den Kontakt abgebrochen. Was meinst du, wie deine Kinder sich dann fühlen, wenn sie einmal krank sind. Müssen sie dann auch Angst haben, dass du den Kontakt zu deinen kindern abbrichst? Überleg dir alles nochmal in Ruhe und besprecht es doch mal alle zusammen.

LG

7

sehe ich ganz genauso!

Gruß Krüml

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Hallo,

ich sehe das anders. Alkoholismus ist eine Krankheit, ohne Zweifel. Aber er ist in keinster Weise mit einer Krebserkrankung zu vergleichen.
An Alkoholismus leidet nicht nur der Alkoholiker selbst, sondern die ganze Familie, besonders die Kinder. Die Hilfe, die sie dabei bräuchten, bekommen sie nicht oder erst, wenn sie sich im Erwachsenenalter selbst holen. Die TE ist also im Grunde genauso krank, wie ihre Mutter. Sich zurückzuziehen ist tatsächlich die einzige Möglichkeit, sich daraus zu befreien.

Die Mutter braucht ebenfalls Hilfe. Darauf muss sie aber selbst kommen. Ihre co-abhängige Familie kann ihr da nicht wirklich helfen, zumal sie selbst Hilfe brauchen.

Ich kann verstehen, dass man es als Außenstehender als grausam empfindet, wenn Familienangehörige den Kontakt zu einem Alkoholiker abbrechen, aber auch sie können nicht über ihre eigene Belastbarkeit gehen.

Nichts für Ungut.

LG

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Hi,

meine Mutter ist auch Alkoholikerin aber nohc nicht so lange, also seit 2 jahren und sie sieht es bis jetzt noch nicht ein.
Ich habe noch Kontakt, aber sehr wenig.

Ich lasse meinen Sohn auch nicht dort, und ich habe ihr auch gesagt warum, weil mich die Trinkerei stört.

Wenn bin ich zusammen mit ihm dort, oder der Opa ist hier und bringt ihn mal ins Bett wenn ich abends aus bin.

ich würde sagen, keinen Kontakt der Kinder und eben begründen, Oma ist krank!

Denn meine Psychologin (meine kindheit war auch nciht der Renner :-)) hat gemeint, dass Alkoholkranke den Druck brauchen um sich Hilfe zu holen. Ich sag meiner Mutter eben immer wieder, dass es mich stört und dass ich sie nicht erkenne wenn sie getrunken hat. Sie ist nicht dieselbe.
Ich glaube, deine Mutter ist schon gekränkt, auch wenn sie es erstmal locker aufgefasst hat. JEtzt kann sie sich nochmals Hilfe holen bevor sie ihre Enkel ganz verliert oder sie bleibt in ihrer Situation aber dann ist es ihre Sache und du musst deine Kinder schützen.

Denn Kinder sind sehr sensibel und spüren alles und es ist ja nicht gut, wenn sie es hinnehmen dass eine besoffen ist. Dann denken sie ach ok besoffen sein ist nicht schlimm.
Dabei sollte man den Kindern beibringen, dass Alkohol krank macht und gefährlich ist und nur als Ausnahmen getrunken wird und nicht TÄGLICH so wie sie es bei ihrer Oma sehen würden!

Maren

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Hallo Fleur,

ich sehe das wie Oma.2009.

Alkoholismus und Tablettenmissbrauch sind Krankheiten!

Warum haben denn Deine Kinder keinen Bezug zu ihrer Oma? Und was sagt Dein Mann dazu?

Ich verstehe Deinen Konflikt wirklich gut und wenn Du persönlich keinen Kontakt mehr zu Deiner Mutter möchtest ist das in Ordnung, aber den Kontakt zu Deinen Kindern auch zu unterbinden finde ich nicht richtig.
Warum würdest Du Deine Kinder nicht unter "Aufsicht" Deines Vaters zu Deiner Mutter geben, wenn Du ihn aber andererseits bei Dir zu Hause auch mal als Babysitter einspannst?

Wie wäre es wenn Dein Mann die Kinder ab und zu zur Oma bringt?

Macht Deine Mutter keine Therapie?
Und hast Du sie vor die Wahl gestellt, der Alkohol ohne Dich und Kinder, oder eine Therapie mit Euch?

Ich steck ja nicht drin in Eurer Situation, aber es liest sich ziemlich kaltherzig was Du hier schreibst.

LG Krüml

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Hallo,

vielen Dank für Eure Antworten.
Natürlich sind Alkoho- und Tablettensucht Krankheiten, aber diese mit einer Krebserkrankung zu vergleichen...ohne Worte.
Meine Mutter hat von mir zig Chancen bekommen und ich war immer wieder gesprächsbereit, aber sie hat so viel in meinem Leben kaputt gemacht, was sich nur ganz langsam wieder aufbauen lässt.
Ohne meinen Mann, der sich auch seit 12 Jahren durch mich mit diesem Thema beschäftigt, hätte ich das kaum durchgestanden.
Ich werde meinen Kindern zu gegebener Zeit versuchen, die Situation kindgerecht zu erklären.
Und alle, die diese Hölle in der Kindheit nicht erlebt haben, bitte ich von diesen Worten wie "kaltherzig" etc. abzusehen.

Fleur #blume

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Hi,

nimm Dir das, was andere vielleicht aus Unwissenheit von sich geben, nicht so zu Herzen. Das ist wahrscheinlich nicht böse gemeint, aber eben Unwissenheit.

Ich weiß wovon Du redest ... bei mir war erst mein vater Alkoholiker, später meine Mutter. Der Vater meines Mannes ist auch Alkoholiker.

Am Anfang denke man noch, man könne helfen, schlimmer, man denkt, man MUSS helfen, egal, was man davonträgt.

Aber irgendwann tut es soooo gut, die Verantwortung mit voller Überzeugung abzugeben und zu sagen "Mit Dir möchte ich nichts mehr zu tun haben".

Bei mir gibt es noch mehr Gründe als "nur" die Sucht (ist ja meistens so).
Und ich bin so wahnsinnig erleichtert ohne unsere Eltern, das kannst Du Dir gar nicht vorstellen.

Also: Du musst Dich nicht rechtfertigen!

Mein Anton (22 Monate) hat liebe Patengroßeltern, die sich von Herzen um ihn kümmern und nicht wie meine Mutter, nur an sich selbst denken.
Dafür bin ich sehr dankbar und Anton geht sehr gern hin - und dass es nicht unsere leiblichen Eltern sind, ist doch voll egal.

Liebe Grüße
Nele

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deine mutter wird sich die krankheit auch nicht ausgesucht haben, und es ist eine krankheit. sogar eine sehr schlimme. für sie selber wie auch für die ganze familie.
ich kann dir nur sagen, irgendwann ist sie nicht mehr, und man hat nur eine mutter, egal, wie sie ist oder war.
ich will damit nicht sagen, daß ich dich nicht verstehe, sehr gut sogar, aber, mutter bleibt mutter.

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Hi,

ich habe ebenfalls keinen Kontakt zu meiner Mutter, da sie Alkoholikerin ist.
Allerdings war unser Verhältnis eh schlecht, da sie obendrein noch total egoistisch ist (schon vor der Sucht, andere Geschichte).

Ich habe es hin und wieder mal versucht und dann nach einem heftigen Streit gesagt, dass ich sie nicht mehr sehen will.

Klar ist es schade für den/die Enkel. Jedoch ist das Wichtigste für Kinder mM nach verlässliche Beziehungen. Und das ist mit meiner Mutter nicht gegeben. Es geht immer hin und her und sie ist einfach nicht in der Lage für ein Kind zu sorgen.
Mal abgesehen von der Unfallgefahr, wenn ich meinen Anton mit einer Besoffenen im Haus lasse.

Wir haben ganz liebe Patengroßeltern für Anton - sind zwar nicht die leiblichen, aber Hauptsache, sie kümmern sich liebevoll und sind nüchtern.

Wenn Du noch einen Rat zum Thema Alkohol brauchst oder irgendwas wissen willst, schreib mich gern an. Leider habe ich viel Erfahrung mit dem Thema, denn mein Vater ist auch Alkoholiker.

LG, Nele

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Hi Nele,

danke für Deine liebe Antwort.
Ich sehe das ganz genau wie Du auch.

Fleur

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Hatte Dir gerade oben noch mal geantwortet - weil ich da erst Deinen Beitrag gesehen habe ... :-)