Autoritäter Vater / Autoritärer Opa?

Hallo,

mein Vater ist noch einer "vom alten Schlag": er sagt wo es lang geht und alle haben mitzugehen.
z.B. solange du deine Füße unter meinen Tisch stellst usw.

Ich umreiße mal ein wenig unsere Familiengeschichte: die Kindheit war geprägt von den Vorstellungen unseres Vater wie das alles zu laufen hat und wenn einer aufgemuckt hat, griff er durch. Verbal und handgreiflich.
Meine Mutter hat sich vor uns nie gegen ihn gestellt was bei meiner Schwester und mir immer für Unverständnis gesorgt hat. Wir waren auch in der Pubertät nicht mehr gewillt, in einer Diktatur zu leben. Was dann für entsprechende Szenen und Unruhen geführt hat. Mein Vater wollte der Herrscher sein und wir nicht beherrscht werden.
Das war für uns nicht "Familie sein".
Ich bin mit 18 ausgezogen und hab noch ganz gut die "bürgerliche Kurve" gekriegt, Ausbildung, Beruf und gearbeitet.
Meine Schwester ist ebenfalls mit 18 raus und abgerutscht. Drogen, Alkohol, Psychiatrie.
Mit Mitte 20 habe ich dann mal meinen Eltern gegenüber gesagt, wie sehr ich unter unserer Familie/Vater gelitten habe und was meiner Meinung nach schief gelaufen ist.

Das hat meine Eltern überraschenderweise gar nicht interessiert. Das war ihre Erziehung und fertig.
Es gab dann eines das andere und ich hatte 2 Jahre keine Kontakt mehr zu ihnen.

Meine Mutter hat dann den Kontakt wieder hergestellt und wenn niemand über die Vergangenheit sprach, war auch alles ruhig.
Ich habe geheiratet und 2 Kinder bekommen, wir wohnen im eigenen Haus.

Womit wir zum aktuellen Problem kommen: mein Vater möchte immer noch der Herrscher sein und ich bin Mitte 30.
Gespräche mit ihm sind immer schwierig da er alles weiß und auch immer gerne recht hat.
Am Sonntag ist es dann noch mal so richtig schön eskaliert:
Wir sitzen bei Kaffee und Kuchen, meine Eltern, mein Mann und die Kinder.
Ich spreche meine Sorge an, dass unsere Nachbarn auf ihrem Grundstück einen Swimmingpool haben, der für unseren Sohn (3) erreichbar ist.
Mein Mann ist gut befreundet mit ihnen und wir sprechen darüber, dass er das mal anspricht.
Mein Vater schaltet sich auch ein, versteht das Problem nicht, ich soll auf mein Kind aufpassen und fertig.
Ein Wort ergibt das andere, ich fühle mich nicht verstanden, sage das auch und bin enttäuscht und verärgert.
Mein Vater verlangt, dass ich meine Probleme zu hause wälzen soll und will das Gespräch beenden, u.a. mit dem Worten: "Hier bestimme ich!"
Mein Sohn sitzt neben mir und hält sich die Ohren zu.

Mir gehen solche Auseinandersetzungen immer sehr ans Herz, zum einen errinnert es mich an früher und zum anderen fühle ich mich durch solch eine Behandlung gedemütigt und es ist mir vor meinem Mann peinlich.
Ich verlasse das Zimmer um mich zu fangen.

Schlussendlich beschließe ich, mit meiner Familie sofort nach hause zu fahren.

Zwei Tage später telefoniere ich mit meiner Mutter. Sie gibt vor, mich grundsätzlich zu verstehen aber meine elterliche Familie ist nun mal wie sie ist, ich werde es niemals ändern können und ich wäre die Tochter und hätte nicht so aufzutreten.
Mein Vater tönte im Hintergrund: "sie hat den Mund aufgemacht ohne zuständig zu sein"

Heute ist Donnerstag und ich fühle mich immer noch mies.

Ich finde diese ganze Situation unmöglich, verletzend und demütigend.
Und das von meinen eigenen Eltern.

Mein Vater eckt mit dieser autoritären, schnautzigen Art permanent überall an.
Ob es im Restaurant ist, bei meiner Mutter, seiner Schwester, Nachbarn (einer mißhandelt in seiner Abwesenheit seine Kaninchen, mit einem anderen liefert er sich schon seit Monaten einen Streit vor Gericht) - aber laut meiner Mutter muss man ihn eben so nehmen wie er ist - er ist mein Vater. Und quasi unantastbar.

Draußen kommt mit so einer Art niemand weiter, es gibt immer Konsequenzen.
Aber in seinem Haus schafft er sich sein eigenes Reich mit ihm als großem Herrscher und alle haben zu kuschen.

Ich fragte meine Mutter, wie dass denn bitte auf meine Kinder wirken soll, wenn sie erleben, dass ihre Mutter so von ihrem Vater verbal zusammengefaltet wird?
Die Antwort: dann muss ich ihnen eben erklären, dass ihr Opa sehr autoritär ist und dass es auch solche Menschen gibt.

Diesen Punkt finde ich absolut inakzeptabel. Ich kann mich noch gut daran errinnern, wie ich Kind war und mitbekam, wenn meine Mutter in der Verwandschaft abgewatscht wurde.
Es war schlimm für mich und ich habe es nie verstanden.

Wir würdet ihr mit solch einer Situation umgehen?

Viele Grüße
Sabine

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Spricht er denn mit den Kindern so wie mit Dir? Schön ist das alles sicherlich nicht, wenn es Dir zu viel wird, dann haben die Kinde in Zukunft halt einen Opa weniger, denn mit ihm reden scheint ja nicht zu funktionieren!

Das mit dem Pool verstehe ich aber auch nicht, ehrlich gesagt!

Ich weiß, als Teich -oder Poolbesitzer kann ich dafür haftbar gemacht werden wenn das Nachbarskind drin ertrinkt. ABER, was hat das Nachbarskind auf meinem Grundstück zu suchen?
Habt Ihr denn keinen Zaun zwischen den Grundstücken?

Also da kann ich die Reaktion schon verstehen, gepaart mit dem "Grundsatz": Frauen haben eh nix zu melden, kommt dann halt so was bei raus! Sicherlich total überzogen, keine Frage!

Stell ihn vor die Wahl, Kontakt oder keinen Kontakt!

lg glu



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Hallo,

zum Pool,

der Zaun ist nicht komplett, daher kommt er ohne Probleme dorthin.

Gruß

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dann macht den zaun vor dem frühling komplett, ich hätte da auch keine ruhige minute, ich würde da aber nicht beim nachbarn nach lösungen suchen, sondern selbst handel..... eben mit einem kompletten zaun....


was dein vater angeht...... sag ich mal lieber nix dazu...

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Hallo Sabine
Das ist echt eine bescheidene Situation und ich kann Deine Sorgen gut verstehen!! Es scheint auch, dass Du die Dinge gut durchschaust und die Gründe erkennst.
Ich kann Dir nur ein paar Fragen stellen oder Anregungen geben, die Du für Dich überlegen musst. Vielleicht hilft es...
- Man kann andere Menschen nicht ändern (Da hat Deine Mutter recht!), man kann nur versuchen, sein eigenes Verhalten so zu ändern, dass diese Menschen sich daraufhin ändern. Spontan fällt mir aber nichts ein, was Du tun könntest, denn wenn Dein Vater es aushält, seine Tochter 2 Jahre nicht zu sehen, ist das ja schon ein wirkliches Extrem...
- Willst Du noch Kontakt zu ihm?
- Willst Du, dass Dein Sohn Kontakt zu ihm hat?
- Kannst Du nicht nur zu Deiner Mutter Kontakt halten?
- Könntest Du Dir vorstellen, irgendetwas zu machen (im einfachsten Fall bis 10 zählen oder an den nächsten Urlaub denken), wenn Du merkst, dass Gespräche eskalieren?
- Es muss Dir vor Deinem Mann nicht peinlich sein! Sprich mit ihm darüber! Er soll Dich verstehen und mit Dir an einem Strang ziehen (sich beispielsweise nicht wundern, wenn Du einfach nicht weiter diskutierst).
Alles Gute für Dich und Deine Familie,
Paula

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Hi!
Spätestens in 2 Jahren wird Deinem Sohn das ganz übel aufstoßen, dass Dein Vater Dich so behandelt…oder er kopiert dieses Verhalten und verbrüdert sich mit Opa. ich würde mir das nicht mehr gefallen lassen und vor allem würde ich meinem Mann da sensibilisieren. Treffen nur noch bei Euch vielleicht? Da steckt er nämlich seine Füße unter Deinen Tisch! Laß es Dir nicht mehr gefallen und wenn er Kontakt will, muß er sein Verhalten ändern. Vielleicht schreibst Du ihm mal einen Brief? Aber irgendwie klingt er unbelehrbar…
LG! Mili

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Was hälst du von der Aussage ihm gegenüber : halt die Schnauze du gross k..tz

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Sehr erwachsen, deine Lösung.

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auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil.

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Hallo Sabine,


ich habe selber zu meinem Vater ein sehr sehr distanziertes Verhältnis. Das lag aber nich an seiner Autorität sondern eher an seiner Gleichgültigkeit.
Die Bierflasche war jahrenlang sein liebstes Kind.
Ich hege für diesen Mann nicht viele Gefühle, weil er mich emotional attackiert hat über Jahrzente.
Dementsprechend rebellisch war ich auch und mit 16 ausgezogen.

Heute ist das Verhältnis beschränkt auf: Guten Tag und Tschüs.

Was du in deiner "Entwicklung" noch lernen musst, ist loszulassen und zu akzeptieren.
Du wirst deinen Vater nicht ändern können.
Du musst an dir arbeiten inwiefern du sein Verhalten an dich ranlässt.
Auf Diskussionen würde ich mich nicht einlassen und Sorgen vor ihm auch nicht aussprechen.
Belasse es lieber auf Wetter-Gesprächen und Small Talk.

Ich weiss es ist schwierig und vorallem erwartet man von einem Vater mehr, wie Small-Talk, aber mehr wird dir dieser Mann nie geben.

Im Übrigen ist deine Mutter eine eigenständige und handelnde Person. Was du für sie als Problem siehst, wird für sie kein Problem sein...sie ist erwachsen und muss damit selbst fertig werden.

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Hallo Sabine,
ändern wirst du ihn nicht mehr.
Kontakt auf das Nötigste beschränken- stundenweise in deinem Haus-Weihnachten und Geburtstage ev.
Kinder nicht alleine dort hin lassen,
vielleicht kannst du dich mal alleine zum Kaffee mit deiner Mutter treffen.
Leider auch bestimmte Reizthemen vermeiden---und immer ruhig bleiben-du bist jetzt erwachsen.Das fällt schwer , ich weiss.
Wichtig ist auch, das du irgendwie deinen Frieden machst mit diesem Vater--event. wirkt sich das sonst noch negativ auf deine Ehe aus.Notfalls würde ich mir fachliche Hilfe holen--ganz bestimmt hast du Wunden aus der kindheit mit diesem Vater.
Alles Gute.#klee

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Was Du beschreibst kenne ich nur zu gut.
Mein Vater war noch einen Zacken heftiger - ich persönlich würde meine "Erziehung" zum größtenteil als Kindesmißhandlung bezeichnen.

Mein Vater ist nun seit fast 4 Jahren tot.
Als meine Kinder noch im Kindergartengartenalter waren habe ich den Kontakt komplett abgebrochen. Auslöser hierfür war, daß er mich auf der Kindergartenmartinsfeier vor aller Augen ins Martinsfeuer geprügelt hat, weil ihm mein Benehmen irgentwie nicht gefiel!

Bei seiner Beerdigung habe ich erfahren wie richtig meine Entscheidung war: Er hat den 6-jährigen Enkelsohn seiner 2. Frau mit seiner Krücke verprügelt.

Also, auch wenns Dir schwerfällt, mach einen Cut und leb Dein Leben mit Deiner Familie. Deine Kinder brauchen einen solchen Großvater nicht. Bedenke auch, das morgen Deine Kinder zu seinem Opfer werden. Nach allem was Du erlebt hast, wirst Du sicher nicht wollen, das sie die gleichen schmezhaften erfahren müssen wie Du.

Scully

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Oh mein Gott das klingt ja schrecklich!

Da fehlen einem echt die Worte.

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hallo,

problem 1: gartenzaun dichtmachen.

problem 2: kontakt reduzieren, ihm die meinung geigen oder gant abbrechen.
jemand in dem alter änderst du nicht mehr!

lg

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Hallo,

ich möchte dir einen gutgemeinten Rat geben...
Brich den Kontakt zu deinem Vater ab! Du wirst ihn nicht ändern können, dass ist richtig aber die Frage ist ob du (bzw ihr) mit ihm leben könnt???
Das denke ich nämlich nicht... er wird auch deinen Kindern gegenüber diesen Ton und die Art annehmen und ganz ehrlich, da wäre der Ofen bei mir endgültig aus!!!
Man kann sich immer aussuchen mit welchen Leuten man sein Leben verbringt und mit welchen nicht... natürlich sind Kompromisse angesagt aber bei manchen Dingen gibt es keine Toleranzgrenze mehr!!!
Wenn es möglich ist habe noch Kontakt zu deiner Ma aber deinen Papa würde ich mit einem allerletzten Abschlussgespräch in die Wüste schicken!!!

LG
Sandra