Patchwork - bitte schreibt mir eure Erfahrungen

Hi, lebe ca 3 Jahre von meinem Mann getrennt und habe einen 6 jährigen Sohn. Vor 3 Monaten habe ich einen Mann kennengelernt, der jedes 2. WE und 1 mal wöchentlich seinen 10 jährigen Sohn bei sich hat. Die zwei Jungs könnten unterschiedlicher nicht sein und haben sich einmal richtig von ihrer schlimmsten Seite gezeigt und angezickt. Ich habe natürlich keinerlei Erfahrung in Patchwork und frage mich, wie wird so eine relativ schlechte Beziehung zwischen den Kids die Partnerschaft beeinflussen. Weiterhin merke ich die Eifersucht seines Sohnes mir gegenüber. Da er aber an mich nicht herankommt, lässt er es an meinem Sohn aus. Der Vater versucht sich diplomatisch/neutral zu geben, aber man merkt ihm schon deutlich an, dass er zu seinem Sohn hält. Ich natürlich auch zu meinem. (auch wenn wir versuchen, das nicht so deutlich zu zeigen) Wie lange hat es gedauert bis ihr als Patchworkfamilie zusammengewachsen seit? Wie schnell seit ihr zusammengezogen? Muss man sein Stiefkind lieben? ICh hätte mir das gewünscht, scheint aber von beiden Seiten nie so zu werden. Sollte man so stark auf die Kids Rücksicht nehmen oder sich als Partner nur gut verstehen. Ich befürchte, dass aber die Kindergeschichte ewig zwischen uns stehen wird... Mein Freund sieht das lockerer als ich und sagt, dass sich auch echte Geschwister öfter zanken und dass er darauf keine Rücksicht nehmen könne, ob es seinem Sohn passt oder nicht. Das finde ich nun ganz und gar nicht. Will ich zu früh Normalität oder wird sie nicht einkehren? Danke für Eure Meinungen...

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HuHu...

also aus meiner Erfahrung kann ich Dir sagen-Verhalte Dich einfach "neutral"....sei DA, als Papas neue Frau an seiner Seite, biete ihm an für ihn da zu sein und dann warte ab...er kommt dann schon von alleine wenn er merkt: O.k., die meinen das ernst!

Wichtig ist das Du und dein Partner euren Söhnen nach außen hin auch demonstriert das ihr zusammenhaltet und an einem Strang zieht...was der eine nicht darf sollte der andere auch nicht dürfen!

Hetze nie gegen seine Mutter! und zeige ihm nie zu deutlich das Du ihn nicht "leiden" kannst! Das er bei Papa natürlich vorne an steht ist normal. Keiner MUß sein Stiefkind lieben-das entwickelt sich von alleine!

Also Fazit...halt Dich etwas im Hintergrund-wenn ihr dann mal alle zusammenleben solltet kann man nach un nach auchmal sagen: Wir sind jetzt eine Familie, hier haben ALLE Regeln einzuhalten!

Und überstürzt nichts..wir sind nach 2 1/2 Jahren erst endgültig zusammengezogen, die Kinder konnten sich so nach und nach mit der Situation abfinden!

Viel Glück!



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Hallo lillatilla,

kann Dir in etwa nachfühlen, was so abgeht.
Wir sind auch eine Patchworkfamilie, natürlich etwas anders gestrickt, aber ich denke die Reibereien sind doch immer ähnlich.

Wir sind nach 1 Jahr der "Annäherung" zusammengezogen, aber das 1 Jahr war eigentlich verschenkt, den wir haben in der Zeit, außer uns mit den Kindern zutreffen, eigentlich unseren jeweiligen Status Quo aufrechterhalten, so dass die eigentlichen Reibereien sowieso und auch nicht abgemildert, erst danach anfingen.

Das erste was mir einfällt ist:
Das Leben IST ungerecht. Versuche nicht, das mit erneuter nettgemeinter Ungerechtigkeit, ( Ausnahme, Bevorzugung) auszugleichen, sofern es nicht ein zu krasser Schnitt wäre.

Mhmm.. wie erklär ich das am besten?
Stell Dir doch mal vor, Dein Kind würde bei Deinem Mann leben und dürfte jetzt alle 2 Wochen zu Dir um zu sehen wie Du mit einem anderen Kind zusammenlebst und mit einem anderen Papa.. da stellen sich ganz klar die Stacheln hoch.. alles andere wäre unnormal.. es wird seine Zeit brauchen.. er versuchen Fallstricke gegenüber seinem Vater, Großeltern, etc. zu bauen.. er wird verteidigen und es bestimmt auch als Verrat gegenüber seiner Mutter empfinden zu Dir, Deinem Sohn und zu seinem Vater, der an allem Schuld ist, nett zu sein. Das dauert sich damit abzufinden..den es IST ungerecht und gemein

Du wirst einen langen Atem brauchen und es wird nicht einfach sein, ihm einerseits Verständnis und Rücksicht trotz seiner Gemeinheiten entgegen zu bringen und ihn andererseits aber auch nicht durch Extrawurstbehandlung (Du armes Kind) zu bestärken

Bei uns war es so, dass im Laufe der Zeit auch Situationen aufkammen wo ich Position für den Sohn meines Mannes bezogen habe. Diese Versuche "gerecht" zu sein" führten dazu, dass er zu mir freundlicher wurde, aber dennoch versuchte über Papa das Kommando anzugeben, oder diesen "bluten" zu lassen. Und auch wenn er zu mir persönlich freundlicher war, redete er dennoch, z.B. bei den Großeltern schlecht über mich.

Zuerst entspannte es sich eigentlich zwischen den Kindern, dann zwischen mir und ihm und zuletzt zwischen Vater und Sohn. Meine Kinder waren offener, aber das lag vielleicht auch daran, dass Sie ein anderes Verhältnis zu ihrem Vater hatten und ich nicht "Schuld" an irgendetwas hatte. Obwohl der Sohn meines Mannes bei ihm lebte, was er auch selber so entschieden hatte, war es doch etwas anderes und die Mama in der Ferne wurde stärker verteidigt.


Das zweite: Streite Dich ordentlich mit Deinem Mann über eure verschiedenen Verhalten oder über die Gemeinheiten die abgehen, aber immer ohne Kinder! Man bezieht manchmal unbewußt unpassend Stellung und diverse Psychospielchen, wir hatten z.B. auch die Phase "Krank sein", tun ihr übriges. Streitet euch, lasst Dampf ab und redet dann wieder ruhig miteinander.. aber nie vor den Kindern, damit sie keine "Erfolge" haben.

Das dritte: Sag nie, nie, nie was schlechtes über die Mutter, auch nicht, wenn aus dieser Ecke vielleicht auch noch Attacken kommen. Ganz im Gegenteil. Neue Klamotten? Deine Mama hat aber einen tollen Geschmack.. usw. .. das wird ihm helfen aus seiner Verteidigungsrolle zu kommen.

Was Deinen Mann angeht, denke ich, er versucht Dir die Angst zu nehmen und Dir zu zeigen, das er nichts zwischen euch kommen lassen will

Das alles aus der Sicht einer Fremden und nur geraten, mein Rat: Kopf hoch und verstehe, dass Du vieles (und das ist meiner Meinung nach die eigentliche Rücksicht) nicht persönlich nehmen darfst.. es wird besser!

Gruß, Claudia

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@ Claudia
Deine Antwort bezüglich, wie sich SEIN Sohn fühlt, finde ich super toll erklärt. Man tut den Kindern in einer Patchworkfamilie ganz schön was an....
ICh finde es aber auch schwierig, sich aneinander zu gewöhnen/sich kennenzulernen bzw. den Alltag auszutesten. Denn das könnte man NUR, wenn man auch zusammenziehen und zusammen leben würde. Das ist aber erstens bei uns extrem schwierig. Wir leben 40 km voneinander weg. JEder hat seinen wie Du gesagt hast "Status Quo" und kann kaum davon abweichen. Und wenn, dann würde er alles aufgeben. Und was, wenn es dann nicht klappt?
Was überhaupt, wenn man sieht, dass es nicht klappt? Dann hat man einen neuen Partner dem Kind präsentiert, der sich dann wieder verdünnisiert. Und dann? Den nächsten, den nächsten????
#heul
Mache ich mir zuviele (negative) Gedanken?
lillatilla

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Hallo lillatilla,

ich fürchte, ohne den Sprung ins kalte Wasser wird man nie herausfinden, ob ein Partner, auch ohne extra Kinder, im Alltag passt oder nicht..das kann auch schief gehen, stimmt schon und ich denke, es kommt drauf an.. viele werden es Dir vielleicht nicht wert sein euer Leben durcheinander zu bringen und der eine dann vielleicht doch :-)

Ich hab soviel von dem Großen erzählt, weil er eigentlich der "Terminator" war.. absolut und zwar sowas von absolut verwöhnt und verzogen.. nur mal so als Beispiel: Frühstücksei ist kalt, weil Sohn bis mittags schläft.. "Mein Ei ist kalt" - "Oh, sorry, ich mach Dir ein neues" .. von Rücksichtnahme jeglicher Art oder gar Hilfe gaaaanz weit weg.. Papa gab auch zu, dass man da so reingeschlittert ist, weil Sohn ja soviel durchmachen musste.. bla..naja.. meine Kinder waren aufgeteilten Haushalt, Geschwisternervereien und wenig Geld gewohnt, waren insgesamt viel flexibler und gönnten mir komischerweise auch den Mann und konnten ihn gleich richtig gut leiden

ich hab so manches mal geheult, weil ich dachte, jetzt sitzt Du völlig in der Falle im Feindesland, was bleibt denn, außer gehen, alles kaputt machen? Aber ich hatte/habe einen sehr lieben Mann mit dem sich auch meine Kinder gut vertrugen und das wollte ich dann doch verteidigen

Ich denke nicht, dass Du Dir zu viele negative Gedanken machst, man geht durch, was alles sein könnte und ein neuer Mann ist ja auch eine weitreichende Entscheidung, Du wirst es abwägen müssen, ob der "Kerl" so toll ist das er einfach öfter da sein muß als an einem kinderlosen WE Abend :-)

Und es kommt ja noch hinzu, klingt jetzt gemein, dass Du den Stiefsohn ja nicht jeden Tag ertragen müsstest..#cool

Gruß, Claudia

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Wir sind auch eine patchworkfamilie. Ich habe 2 Kinder (18 und 10) die bei uns leben, mein mann hat einen Sohn (11), der bei der KM lebt und gemeinsam haben wir eine Tochter (4). Seit 6 Jahren sind wir zusammen. Aus eigener Erfahrung sage ich, dein Kind wird immer in deinem Herzen die Nr. 1 sein und sein Kind bei ihm. Das ist auch ganz normal. Das Alter zwischen den jungen ist recht hoch, da würde es auch bei "normalen" Geschwistern sicher manchmal zu Spannungen kommen. Aber natürlich will erst mal jeder seine Position austesten und sein Revier verteidigen und der Ältere will natürlich auch beweisen, dass er der Grössere ist.
Zur Frage ob man sein Stiefkind lieben muss, sag ich deutlich nein. Muss man nicht. Im Gegensatz zu deinem Partner, den du dir bewusst ausgesucht hast, bekommst du sein Kind mit dazu und kannst dich weder dafür noch dagegen entscheiden, und ihm geht es genauso. Man kann sich mögen, respektieren. Und natürlich ist auch immer so ein wenig die Angst, dass das eigene Kind dann denkt, den mag sie mehr als mich, schon drei Mal, wenn sich die Kinder nicht mögen. Ganz unwillkürlich ergreift man Partei.
Ich mag meinen Stiefsohn überhaupt nicht. Verhalte mich ihm gegenüber neutral. Er hat für mich eine Art mit seinen 11 Jahren, wo ich garnicht klar komme und dann noch immer seine Ansprüche. materiell und auch sonst. ein Beispiel. Er erpresst seine Eltern damit, dass er nur gute Noten bringen kann, wenn er einen PC hat, dass hätte ihm ein älterer Schüler erklärt. Aber eigentlich will er zu seinen 3 Spielkonsolen nur noch eine haben, weil es halt Spiele gibt, die es nur für den PC gibt. Für die Schule hat er das Ding noch nich ein mal angemacht. Wenn er bei uns ist, dann muss papa springen. Der Junge kann sich noch nicht mal allein ein Taschentuch holen ( er weiss schon wo alles liegt und darf auch an jeden Schrank), aber aus prinzip. Essen servieren, wenn wir zusammen essen, dann quatscht er immer dazwischen wenn mein mann und ich uns unterhalten, so als ob er seine Position testen will und mein mann dreht sich augenblicklich zu ihm um, was will man da machen. Haben schon oft deshalb gestritten, aber da kommt man einfach nicht gegen an. nicht gegen das schlechte Gewissen ihn nicht so oft zu sehen.
Der Junge gehört zu unseren Leben, aber liebe wird es glaube ich von beiden seiten nie.
gruss cybill

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Vielleicht mache ich mir so viele Sorgen um die Kinder, weil ich unbewusst befürchte, dass meine Liebe zu diesem Mann gar nicht stark genug ist. Oder dass ich denke, dass wir viel zu verschieden sind. Wir kennen uns erst kurz und haben schon viele erschütternde Diskussionen gehabt, die beide Seiten sehr verletzen. Er ist hyper empfindlich, ich bin hyper direkt ins Gesicht. Er total "anständig", ich total chaotisch. Er sparsam, ich verschwenderisch. Er leise, ich laut... Und natürlich war auch unsere Kindererziehung und Lebensweise bisher so. Er ist das KOMPLETTE Gegenteil von dem Partner, den ich bisher 19 Jahre lang hatte. Kommt man so einfach aus seinem Trott raus? Und will man das? Ich merke,dass ich gerade selbst erst mal lernen muss, was genau ich will und was nicht.
Wie war das bei Euch? Hat das von Anfang an harmoniert oder musstet Ihr an Vielem erst arbeiten und hat die Zeit erst viele Dinge geglättet. Erwarte ich zuviel oder ist es ein schlechtes Zeichen wenn es von Anfang an holpert? Wir reden schon drüber, aber deshalb ändern wir uns ja nicht von heut auf morgen und ob überhaupt?!
Bin so verwirrt...

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hmm...irgendwie klingt das sehr zweifelnd von Deiner Seite aus!

Aber was soll man Dir da am besten raten....
Bei uns war es so das wir 70 Kilometer auseinander lagen..ich hatte grad erst mühselig mein Leben mit meinen Beiden wieder aufgebaut und hab ihm von Anfang an gesagt das ich Zeit brauch...


Zu Anfang fand er meinen Erziehungsstil meinem Sohn gegenüber nicht so toll und es gab gleich Diskussionen...und da dachte ich auch...WILL ich das???

Erst nach und nach kam die Sicherheit und heute weiß er warum ich meinem Sohn gegenüber so oder so drauf bin...allerdings laufen wir in vielem absolut konform...bei euch ist fast alles Gegenteil...hmm...

Überstürze nichts...das klingt noch zu wackelig....

Und geb DIR Zeit...Claudia hat ja sehr schön beschrieben wie sich die Gegenkinder fühlen....

Alles Gute Dir