Ich bin am Ende

Ich hatte eine sorgenfreie Kindheit bis ich 7 Jahre alt war und möchte diesbezüglich hier auch niemandem einen Vorwurf machen. Aufgrund von Verhaltensauffälligkeiten, diese von einer Schreibtrainerin „diagnostiziert“ wurden und für einen 7-Jährigen – meines Erachtens – völlig normal sind, wurde ich von meinen Eltern in eine Volksschule und dort in eine Sonderklasse geschickt, wo ich der einzig Hörende war. Alle Bemühungen meinerseits in eine normale Klasse zu kommen, scheiterten. „Ich sei ja schließlich gehörlos und noch viel dümmer, als die, die gehörlos sind.“ Neben den üblichen Kinderstreichen wie Licht am Klo abdrehen, Schlamm in meine Schultasche geben, Federpenal verstecken, etc. standen Prügel, Beschimpfungen und Drohungen verbaler sowie nonverbaler Art sowohl von den Gehörlosen als auch von den Schülerinnen und Schülern der normalen Klas-se an der Tagesordnung. Blaue Flecken verharmloste ich anfangs gegenüber meinen Eltern. Leider. Als man mir Schlamm in meine Schultasche gab, zogen meine Eltern die ganze Story ins Lächerliche und meinten nur: „Das sind doch Kinder.“
Durch das Erlebte wurde ich immer vorsichtiger, was Freundschaften anging. Da wir uns in der Ge-hörlosenklasse (in der die Gehörlosen gemeinsam mit mir waren) laut der Gehörlosenlehrerin, die sowohl die Gebärdensprache als auch normal sprechen konnte, alle ausgezeichnet verstehen würden, hat sie uns die gleiche Hauptschule empfohlen. Ich hätte wirklich alles dafür gegeben, um nicht mit den Gehörlosen in die gleiche Schule gehen zu müssen. Zu allem Überfluss musste ich noch in die gleiche Klasse wie die Gehörlosen.
In der weiterführenden Schule hatte ich zwar den einen oder anderen „Freund“ – glücklich war ich aber nie. Fast alle der normal hörenden Schülerinnen und Schüler taten so, als ob sie eine Behinderung hätten. Sie würgten oder schnappten nach Luft – obwohl sie völlig gesund waren. Am Schlimmsten war es, wenn sie komische Geräusche von sich gaben, so als führten sie einen Überlebenskampf mit sich selbst.
In dieser Hauptschule gab es ebenfalls einen ausgebildeten Gebärdensprachlehrer. Dieser meinte zu mir, dass es doch sicherlich einen Grund dafür geben müsste, weshalb ich in diese Sonderklasse in der Volksschule geschickt worden bin. Innerhalb dieser vier Jahre (bis knapp 15) wurde ich zwischen dem kleinen (etwas abseits der normalen Klasse gelegenen) Raum, wo die gehörlosen Kin-der unterrichtet wurden, und der normalen Klasse hin- und hergeschickt und durfte zirka die Hälfte der Schulstunden in der normalen Klasse und die andere Hälfte in diesem kleinen Raum mit den Gehörlosen lernend verbringen.
Dadurch fand ich auch in der normalen Klasse keinerlei Anschluss bzw. Freundschaften zerbrachen innerhalb weniger Tage wieder.
Über mich zu lästern zählte noch zu den harmlosesten „Streichen“. In der 2. Klasse drohte mir dann einer der Gehörlosen, dass wenn ich ihm nicht zum Geburtstag gratulieren würde, er mir etwas antut (leider schaute ich zu diesem Zeitpunkt gerade in seine Richtung und konnte so von seinen Lippen ablesen.) Ich gratulierte ihm natürlich nicht, da ich mir nicht drohen lasse, und wartete schließlich ab, was passierte.
Am darauffolgenden Montag passte er mich gemeinsam mit zwei seiner gehörlosen Freunde, beim Schultor ab und schnitt mir, während mich die zwei anderen festhielten, die Träger meiner Schultasche ab. Kommentiert wurde das, als ich den Gehörlosen-Lehrer darauf ansprach, alles nur mit: „Du musst dich halt auch einmal wehren. Wenn du dich nicht wehrst, bist du selber schuld.“
Als es dann in der 3. Klasse auf Klassenfahrt ging und ich mir leider mit den Gehörlosen ein Zimmer teilen musste, da mich sonst niemand akzeptierte, war das echt katastrophal. Am liebsten wollte ich mir mit niemandem ein Zimmer teilen. Diese zwei Gehörlosen und ich (3er-Bett-Zimmer) mussten uns also ein Zimmer teilen. Ich hatte am Tag vor der Klassenfahrt schon Bauchkrämpfe, so eine Angst hatte ich mit denen in einem Zimmer zu sein. Die ganze Busfahrt über habe ich gezittert. Es war schrecklich. Die ersten Nächte wurde ich geschlagen (mit blauen Flecken, die man erst viel später sah). Zu diesem Zeitpunkt, als ich geschlagen wurde, man aber keine blauen Flecken oder sonstige Verletzungen sah, glaubte mir niemand auch nur ein Wort.
In der letzten Nacht dann hielten sie mich am Bett fest. Ob ich damals zusätzlich mit Kabelbindern am Bett gefesselt wurde, weiß ich heute leider nicht mehr. Der Dickere von beiden legte sich mit seinen zirka 70 Kilo auf meinen Rücken, sodass ich kaum Luft bekam und fixierte mich, während der andere „mein Hinterteil interessant fand“.
Den Vorfall meldete ich leider weder dem Gehörlosen-Lehrer noch meinem Klassenvorstand, da es eh nichts bringen und jeder nur zu den Gehörlosen halten würde.
Auch wenn dieser Vorfall echt grenzwertig war, so durfte ich von meinen Eltern aus, denen ich das Vorgefallene grob erzählte, die Schule nicht wechseln. Beim Lehrer, der für die Gehörlosen zuständig ist, stieß ich nur ein einziges Mal auf Verständnis, als mich jemand schubste.
Sowohl während der Volksschul- als auch während der Hauptschulzeit verbrachte ich die Nachmittage nach der Schule alleine ziemlich oft weinend zuhause. Oft wachte ich auch mitten in der Nacht schweißgebadet, weinend und mit Bauchkrämpfen auf.
Nach der Klassenfahrt, ebenfalls in der dritten Klasse Hauptschule (mit knapp 14) wurde mir dann mitgeteilt, dass ich enormes Glück habe, wenn ich die Hauptschule abschließe. Ein Gymnasium/eine weiterführende Schule würde ich eh nie schaffen.
Seitdem ich 14 bin, habe ich regelmäßig eine Art „Schwächeanfall“ oder was das auch immer sein soll. Ich zittere bei teilweise 25 Grad Raumtemperatur am ganzen Körper für zirka 30 Minuten unter Bauchkrämpfen, anschließend bekomme ich Kopfschmerzen und versuche mich dann zu übergeben: schließlich ab auf die Toilette. Tja.
Auch meine Freundin, die ich dankenswerterweise mit 14 kennenlernen durfte, verließ ich nach ein paar Tagen. Ich wünschte ihr wirklich von ganzem Herzen, dass es ihr besser geht als mir. Sie hat sich so einen viel besseren Freund als mich verdient. Ich hoffe, rückwirkend betrachtet, dass sie ihren „Traumprinzen“ bereits gefunden hat und mit ihm glücklich ist und vielleicht sogar eine Familie gründen kann. Ich konnte ihr das alles nicht bieten. Außerdem waren meine Eltern gegen unsere Freundschaft, da sie ja erst knapp 11 war und ich schon 14.
Auch in der Handelsakademie (weiterführende Schule nach der Hauptschule) war ich so eingeschüchtert, dass ich über einen Zeitraum von 5 Jahren keinerlei Freunde fand.

Des Weiteren ist mein Vater ein absoluter Choleriker. Meine Eltern haben sich leider nie richtig verstanden. Die Streitereien zwischen den beiden, die ich seit meiner Geburt miterleben musste, waren nervenaufreibend. Sie beschuldigten sich für alles Mögliche gegenseitig. Mein Vater rastet leider extrem schnell aus. Egal, ob ich den Geschirrspüler falsch eingeräumt habe, oder ich die Wäsche nicht richtig aufgehängt habe. Er schlägt dann um sich, hüpft am Boden herum (sodass es die Nachbarin auch mitbekommt) oder beschädigt meine Zimmertür. Auch mich hat er schon des Öfteren geschlagen.
Als mein Vater dann auch noch vor einiger Zeit fremd ging, trennte sich meine Mutter von ihm. Die neue Freundin meines Vaters, die 20 Jahre jünger ist, als er, möchte mich nicht akzeptieren. Schließlich bin ich ja nicht ihr leiblicher Sohn.
Als ich dann aufgrund der unerträglichen Situation eines Tages von zu Hause abgehauen bin (ich verbrachte die Nacht auf Bänken an Fahrradwegen), informierte mein Vater gleich einmal die Polizei. Dieser erzählte ich – als sie am nächsten Tag bei mir vorbeischaute -, dass ich die Situation einfach nicht mehr aushielt und deshalb abgehauen bin. Auch, dass ich des Öfteren von meinem Vater geschlagen werde, teilte ich dem Beamten mit. Dies interessierte ihn aber wenig.
Weder das Jugendamt sah eine Notwendigkeit, sich um mich zu kümmern, noch sonst irgendjemand. „Solche Ausraster vonseiten meines Vater bzw. auch, dass man geschlagen wird, sei ganz normal.“, sagte mir beispielsweise eine Sozialarbeiterin.
Wegen eines allgemeinen Gesundheitschecks ging ich dann Mitte Februar 2020 zu meiner Hausärztin. Diese bemerkte dann allerdings, dass es mir psychisch nicht besonders gut geht. Schlussendlich stellte sie – nachdem sie mich gefragt habe, ob ich immer so einen verwirrten Blick habe – die Diagnose „psychische Belastungsstörung“. Zur Überweisung schickte sie mich zu einer psychosozialen Beratungsstelle. Da ich mich mit dieser Diagnose nicht zufrieden geben wollte, da mich die Ärztin nicht einmal richtig untersucht hat, konsultierte ich einen weiteren Arzt. Dieser verweigerte, mich zu untersuchen, da es mir gesundheitlich „wesentlich besser als den meisten seiner PatientInnen gehe“. Nach dem Motto: Einen Versuch ist es wert, ging ich zu dieser psychosozialen Beratungsstelle. Dass dies eine Beratungsstelle für Kinder und Jugendliche in Begleitung eines Erwachsenen ist, sagte mir niemand.
Die PädagogInnen dort konnten mir schließlich nicht weiterhelfen – ich sei ja schließlich kein Akut-Patient.
Als mein Vater eines Tages wieder mit mir zu streiten begann, traf mich ein Gegenstand so fest, dass ich anschließend blutete. Daraufhin bin ich zu einer Nachbarin geflüchtet, die mir dankens-werterweise anbot, bei ihr zu übernachten. Auch sie sah – als ich sie darauf ansprach – keinerlei Notwendigkeit das Jugendamt einzuschalten.
Am nächsten Morgen rief mich dann meine Mutter an: Mein Vater habe sie angerufen und sie wüst beschimpft. Sie wolle wissen, was vorgefallen sei.
Als ich ihr alles erzählte verdeutlichte auch sie mir: „Wer vor seinen eigenen Eltern flüchtet, kann nicht mehr ganz normal denken können.“
Außerdem habe ich in den letzten Jahren zirka 10 Kilo abgenommen (von 55 auf zirka 44 Kilo).
Da mein Leben wie ein „Kartenhaus“ zusammenbrach, habe ich die Schule kurz vorm Abi abgebrochen.
Kurz: Meine Eltern haben mich über Jahre misshandelt.

Da diese psychosoziale Beratungsstelle mir nicht weiterhelfen konnte und ich mich aber immer schlechter fühlte, empfahl mir dann meine Nachbarin – der ich dann immer „respektloser“ gegen-übertrat (ausschließlich non-verbal) – eine Psychotherapie. Diese Psychologin (nachdem ich bereits mehrere Gespräche mit ihr geführt habe und sie auch diese Vorgeschichte hier kennt) „belastet“ mich.
Bereits in der ersten Stunde (nachdem sie noch nicht einmal meine Geschichte kannte) sagte sie wortwörtlich zu mir: „Es ist blöd von Ihnen gewesen, die Schule abzubrechen.“ Pädagogisch gesehen fand ich diesen Satz unterste Schublade.
Als ich gestern einen erneuten Termin bei ihr hatte, eröffnete sie das Gespräch mit folgendem Satz: „Ich habe mir Ihre Geschichte durchgelesen. Es ist schlimm, was Sie alles erlebt haben, ja. Aber seien Sie mir nicht böse, Sie sehen auch so aus, als wenn Sie behindert sind. Und ich bin mir sicher, dass ich mit dieser Meinung nicht alleine bin.“
Diese Sätze haben mich irgendwie zutiefst verletzt.
Klar, ich möchte eine Therapie machen, um meine Vergangenheit aufarbeiten zu können. Aber wenn ich dann solche Sachen „an den Kopf geknallt“ bekomme
Die Nachbarin, die mir diese Psychotherapeutin empfohlen hatte, sprach ich auf diese Äußerungen noch nicht an. Ja, meine Nachbarin hat sich für mich bemüht (wofür ich ihr im Übrigen auch sehr dankbar bin) und ich möchte sie deshalb auch nicht mit diesen Äußerungen konfrontieren.

In bislang 21 Jahren habe ich nie die Liebe, Zuneigung, Wertschätzung und Geborgenheit erfahren, die ich gebraucht hätte. Ich fühle mich leer und am Ende.

Was ich dringend brauche, wäre eine erfüllende Aufgabe im Leben. Eine Aufgabe, die meinem Leben wieder Sinn gibt.

Ich habe keine Ahnung, was ich jetzt hören möchte… Vielleicht liest meinen Text ja jemand zu Ende. Das würde mir die Welt bedeuten.

1

3. Klasse und 70 kg?

Du kommst auf eine besondere Schule, auf die du gar nicht gehörst und bleibst da auch noch über Jahre und kein Lehrer schaltet sich ein?

Keiner, wirklich keiner, hat die Masse an Hämatomen gesehen und eingegriffen?

Man hat dir eine Vergewaltigung nicht geglaubt?

Die Therapeutin beleidigt dich und gibt dir auch die Schuld für xy?

Sorry, aber seeehr unglaubwürdig.

3

Hallo Sibel,
Du darfst mir das natürlich alles nicht glauben. Dass ich dennoch nicht lüge und die Wahrheit sage, ist Realität.
Ich möchte nicht wissen, wie Du Dich fühlst, wenn Du über einen Zeitraum von 14 Jahren aus der Gesellschaft ausgeschlossen, niedergemacht und gemobbt wirst.
Dass ich kaum mehr Freude am Leben habe, ist auch sehr unglaubwürdig?

2

Bitte beschwere dich über die Therapeutin!!!!!

Unmöglich...Bin total ärgerlich

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Hi Joro4,

ich bin da irgendwie zwiegespalten wenn ich ganz ehrlich bin.
Ja, auf der einen Seite ist sie eine Belastung durch ihre Äußerungen.
Auf der anderen Seite "kennen" wir uns noch nicht besonders lange.

Ich möchte sie halt auch nicht direkt wieder "beiseite-schieben" - direkt am Anfang gleich, meine ich.

Jeder Mensch hat sich eine (zweite) Chance, sein Können (im Falle von Psychotherapeuten: das Wissen und die Empathie) unter Beweis zu stellen, verdient. Ich habe ja noch die Hoffnung, dass sie sie auch nutzt. Vorwürfe/derartige Äußerungen sollten auf keinen Fall "Mittel einer Patientenbehandlung" durch Psychotherapeuten sein.

Ich bin - durch diese jahrelangen schlechten Erfahrungen mit Menschen, etc. - schon sehr "anfällig", wenn es um Sticheleien, "Scherze" über meine Person geht. Ich bräuchte einfach eine einfühlsame Person, die sich in meine aktuelle Lage hineinversetzen kann und versteht wie es mir geht.
Es ist mir durchaus bewusst, dass das mit 21 Jahren schwierig ist, weil jede/r Psychotherapeut/in sagen wird: "Sie sind ja volljährig."
Ich habe mich dann auch mit ihr - auf ihr Fragen hin - ein bisschen über Jobmöglichkeiten unterhalten.
Und sie meinte: "Ja, Sie können eh im Frühling/Sommer Rasenmähen und Grünschnitt erledigen und im Winter Schneeschaufeln." #augen
Am liebsten wäre ich aufgestanden und gegangen. #sorry
LG

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Ich kann es auch schwer glauben, dass bei dir wirklich alle wehgeschaut haben sollen. Mehrere Ärzte, Lehrer, Therapeuten, Jugendamt, Nachbarn, andere Eltern, sogar die Polizei,.... Wirklich alle Institutionen sollen bei dir versagt haben?!

Nun ja, auch wenn ich der Geschichte nicht glaube.... Schreibe ich mal was dazu.

Nun bist du ja volljährig.... Wie verdienst du denn jetzt dein Geld? Bist du zu Hause ausgezogen? Das wäre zumindest der erste Schritt in ein besseres, eigenbestimmtes Leben. Du musst weg von diesem schlimmen Elternhaus!
Du schreibst du suchst eine Aufgabe. Das ist doch perfekt, um neue Kontakte zu knüpfen und Selbstvertrauen und Wertschätzung durch Mitmenschen zu erfahren. Spontan fallen mir da einfache Dinge ein: gibt es ältere Nachbarn, die Hilfe beim Einkaufen brauchen, oder vielleicht ein kleiner Job als Hundesitter oder Tierheim. Vielleicht schließt du dich auch einem Freizeitverein an, denn über gemeinsame Hobbies lernt man nun mal Menschen kennen. Was macht dir denn Spaß? Was hast du für Hobbies? Oder aber du schaust mal bei der Kirche vorbei. Mein Nachbar macht zum Beispiel gerade ein freiwilliges soziales Jahr in unserer evangelischen Gemeinde und hat da Spaß dran (auch wenn Corona alles etwas schwieriger gestaltet).
Wäre denn da irgendwas für dich dabei, was du dir vorstellen kannst?

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Hallo logarithmus,

vielen Dank trotzdem für Deine längere Antwort - auch wenn Du meiner Geschichte (aus welchem Grund auch immer) nicht Glauben schenken magst. Ich wünschte mir auch, dass ich ein schöneres Leben bisher gehabt hätte, aber ich kann's nicht ändern. Was passiert ist, ist passiert.
Es gibt 3-4 "Wunden" an meiner Person, die mir spontan einfallen, die Menschen aber nicht sofort auffallen (durch Gewalteinwirkung verursacht) und ich sie daher immer "bei mir trage", weil sie einfach nicht weggehen (Deformationen an div. Stellen)

Ich habe vor ca. 2 Jahren - aufgrund dieser schlimmen oben genannten Ereignisse und daraus folgend, dass ich keinen anderen Ausweg mehr aus dieser Geschichte sah - die Schule abgebrochen. Seitdem bin ich beim Arbeitsamt als arbeitssuchend vorgemerkt, bekomme natürlich wegen keiner abgeschlossenen Ausbildung (Lehre, etc.) keine soziale Mindestsicherung, etc.
Habe mich auf ca. 350 Jobs innerhalb der 2 Jahre (die meisten von Lehrstellen) beworben, bis jetzt hatte ich genau 5 Eignungstests aber noch nie eine Zusage zu einem Bewerbungsgespräch bekommen.
Auch wollte ich vor Kurzem (Ende März 2021) das Cambrigde-Certificate nachholen. Für dieses bin ich aber überqualifiziert.

Ich bin gerne kreativ (egal ob handwerklich, gestalterisch, etc.), schreibe meine eigenen Geschichten, lerne gerne Fremdsprachen, bereise gerne andere Länder (natürlich außerhalb von Corona)

Ein Freiwilliges soziales Jahr habe ich nicht bekommen, da ich hierfür eine Bestätigung meines Hausarztes über meine psychische und physische Gesundheit/Eignung benötige. Hat mir meine Hausärztin nicht ausgestellt, da sie Bedenken hatte, dass mich ein FSJ überfordern könnte.

Auch wollen meine Eltern (wir hatten bis zu meinem 9./11. Lebensjahr 2 Katzen (danach sind sie gestorben)) keine neuen Tiere mehr anschaffen.

Auch in einem 1000 Einwohner-"Dorf" ist es etwas schwieriger mit Freizeitaktivitäten. Für ne Jugendfeuerwehr o.Ä. ist es schon zu spät.

Tierheim - naja. Vor großen Hunden habe ich Respekt (Angst würde ich es nicht nennen) - für körperliche Arbeit im Tierheim (oder jeder andere x-beliebige Beruf auch immer) bin ich mit meinem zarten Gewicht nicht gemacht.

Liebe Grüße

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Was dir passiert ist, tut mir leid. Ich will gar nicht hinterfragen, ob deine Geschichte denn nun so stimmt oder nicht. Manche Menschen haben einfach unglaublich viel Pech im Leben.

Dennoch trägt die eigene Ausstrahlung ja viel dazu bei, wie man von anderen wahrgenommen und eingeschätzt wird - und bitte fass das jetzt nicht so auf, als ob ich dir alleine die Schuld daran gebe, was dir passiert ist. Aber mit einer geistig und körperlich beeinträchtigten Schwester weiß ich, wie der Kampf mit Ärzten und Bürokratie aussehen kann. Dennoch gibt es viele Einrichtungen, die sich Jugendlichen ohne Chance auf dem freiem Berufsmarkt annehmen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es so etwas in deinem Umkreis (nicht in deinem Dorf, aber in einem Radius von +- 50km) nicht gibt.

Du schreibst, dass du für diverse Aufgaben aufgrund deiner Statur nicht geeignet bist, für anderes bist du entweder unter- oder überqualifiziert. Naja, aber DIE perfekte Lehrstelle wird dir nicht einfach so zufliegen, weil jemand doch plötzlich deinen Mehrwert erkennt oder Mitleid hat.

Wie gesagt, was dir passiert ist, ist schlimm. Aber viele hatten eine schwierige Kindheit, wurden gemobbt oder von den Eltern psychisch und/oder physisch misshandelt. Ich will auch gar nicht behaupten, dass man immer ganz einfach aus solch einer Spirale aus Gewalt entkommt. Aber es ist definitiv möglich, zumal du nun volljährig bist.
Du kannst aber nicht erwarten, dass alle Menschen dir gegenüber immer unvoreingenommen und freundlich sind. Das sind sie nun mal nicht, man muss sich auch als völlig unvorbelasteter, durchschnittlicher Bürger durchschlagen. Die einen tun sich leichter, die anderen schwerer. Man bekommt nichts geschenkt und muss immer kämpfen. Nur weil es bei anderen so vermeintlich leicht aussieht heißt das nicht, dass es auch tatsächlich so ist.

Also bekomm deinen Hintern hoch, suche nach entsprechenden Einrichtungen für dich (Stichwort Therapie), lass dich auf Wartelisten setzen, informiere dich darüber wie du deinen Abschluss nachholen kannst (denn ohne Schulabschluss wird es sehr schwer für dich). Und sei dir für nichts zu schade. Was ist dabei, einen Job „unter deinem Niveau“ anzunehmen? Dann arbeite dich hoch, erarbeite dir dein Wissen und Können, zeig was du kannst. Erzählen was sie alles können, das können viele. Es geht darum, anzupacken. Ruh dich nicht auf deinen schlimmen Erfahrungen aus, arbeite aktiv daran eine bessere Zukunft zu haben indem du das Geschehene verarbeitest und das aufholst, was du verpasst hast. Und verabschiede dich von dem Gedanken, dass man dir überall mit Wohlwollen begegnen müsse aufgrund deiner Verfassung und deiner Vergangenheit. Es wäre schön, wenn alle Menschen so emphatisch wären aber das sind sie nicht. Wäre es so, hättest du die Probleme ja gar nicht.

Versinke nicht in Selbstmitleid, Verlass dich nicht auf die Diagnose eines einzelnen Arztes, lass dich vom Amt und anderen Einrichtungen nicht abwimmeln. Häng dich rein und sammle selbst Infos über die nächsten Schritte, die du gehen möchtest. Es kommt niemand, der dich an die Hand nimmt, dir Geld in die Hand drückt, dich in einer eigenen Wohnung unterbringt und einen Abschluss/Job und einen Therapieplatz parat hat. Darum musst du dich aktiv kümmern.

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Ich würde mich an deiner Stelle in eine psychologische Klinik selbst einweisen.

Ich glaube, es wäre gut, wenn mal jemand mit Zeit und Wissen gemeinsam mit dir deine Geschichte aufarbeitet.

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Gute Idee.
Dort gibt es dann auch meist Sozialberatung. Wie geht es weiter mit Job, Beruf, Ausbildung, finanziell, ambulante Therapien, Adressen usw.

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Hallo Birkenhexe,

danke für Deine Antwort.

Bei einer psychologischen Klinik habe ich Angst, dass sich dann mein Zustand weiter verschlechtert.

Ich stimme Dir absolut zu, dass ich jemanden mit Zeit und nötigem (Fach-)Wissen brauche, der mit mir meine Geschichte aufarbeitet.
Vielleicht hätte hierfür jemand Tipps?

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Hallo!

Du hast diese Geschichte ja schon mehrfach aufgeschrieben, daher glaube ich dir, dass du großen Leidensdruck hast.
Mir ging es durch den Lockdown auch zunehmend schlechter, sodass ich mir ambulante Hilfe in einer Klinik suchte. Das war eine wirkliche Erleichterung und die beste Entscheidung.

Ich möchte dich ermuntern, dir Hilfe beim Hausarzt zu holen, damit du das Erlebte verarbeiten kannst. Es lohnt sich!

Liebe Grüße
Schoko

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Wie oft noch?

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