Wie lief das zu eurer Schulzeit ab?

Hallo 🙋🏻‍♂️
Vor Corona haben einige von uns Eltern und Lehrer an unserer Schule, an der es leider öfter zwischen Schülern knallt, begonnen ein Konzept zur Gewaltprävention und -intervention aufzubauen, das wir jetzt versuchen während des Lockdowns weiter auszuarbeiten.
Dazu würde ich gern wissen, wie ihr folgende Situation damals an eurer Schule erlebt habt, wie damit umgegangen wurde (solltet ihr so einen Vorfall durch ihre eigenen Kids schon mal berichtet bekommen haben im Detail, könnt ihr dazu natürlich auch berichten).

Situation:
Entweder wenn ihr euch mit einem Mitschüler auf dem Schulhof selbst mal als Kind/Jugendlicher geprügelt habt und die Pausenaufsicht dazukam oder ihr eine körperliche Auseinandersetzung zwischen Mitschülern beobachtet habt?

Vorgehensweise 1:
ihr/die Beteiligten wurdet durch die Pausenaufsicht getrennt, umherstehende Mitschüler wurden sofort und mit Nachdruck vom Schauplatz weggeschickt, ihr/die Streithähne wurdet vom Schulhof runter und in getrennte Räume gebracht. Erst dort erfolgte ggf. Streitaufarbeitung, Erteilung von Konsequenzen/Strafen etc.

Vorgehensweise 2:
ihr/die SchĂĽler wurdet durch die Aufsichtspersonen auseinandergehalten aber am Ort des Geschehens noch festgehalten und nach der Auseinandersetzung befragt, umherstehende SchĂĽler wurden als Zeugen aufgenommen oder zum Streit befragt, keiner entfernte sich bis die Aufsicht es erlaubt hat. Konsequenzen/Strafen werden schon dort sofort erteilt.

Fandet ihr das Vorgehen gut oder hättet ihr die Alternative besser gefunden?

Ich würde mich über eine rege Teilnahme freuen und erkläre bei einigen Antworten gern mehr zum Hintergrund und inwieweit wir dies in unser Konzept mit einbauen.

GruĂź,
Tedd

Siehe Text: Wie wurde an euren damaligen Schulen reagiert?

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Ich arbeite an einer Schule für verhaltensoriginelle Kinder und Jugendliche und ich kann dir sagen wie es bei uns in der Regel läuft: Je nach Situation unterschiedlich.

Strafen werden eigentlich nie vor Ort verhängt, außer vielleicht der Klassenlehrer ist zugegen. Die Strafe verhängt nämlich der Klassenlehrer (und die Aufsicht ist Zeuge), je nach Schwere der Prügelei und evtl Vorgeschichte auch erst nach Rücksprache mit der Schulleitung.

Insgesamt kann ich sagen:
- Ein Wegschicken der umstehenden Zuschauer wirkt deeskalierend (habe ich so auch mal in einer Fortbildung zum Thema gelernt).
- Sich als Lehrer dennoch zu merken wer dabei war ist dennoch hilfreich, wobei aber auch die Täter sagen können wer dabei war und die Schüler sich aktiv um Aufklärung bemühen.
- Stark vorgegebene Strafen sind nicht so hilfreich, solche Situationen sind einfach unterschiedlich.
- Strafe erst dann aussprechen, wenn man selbst in Ruhe darĂĽber nachgedacht hat.
- Man kann auch mit den Schülern gemeinsam überlegen, welche Strafe angemessen wäre oder wie er Wiedergutmachung leisten könnte.

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Wenn die Schüler schon derart aufgebracht sind, dass sich sogar schon eine Traube gebildet hat, kann man nicht anders reagieren als die beiden zu isolieren. Die müssen erst einmal runterkommen, um zu einem vernünftigen Gespräch bereit zu sein. Ganz im Gegenteil: Diskutieren ist da absolut kontraproduktiv. Und dieses Separieren ist ja auch schon eine Konsequenz auf den Streit.

Bei uns gibt es einen Raum, in dem Kinder unter Aufsicht eine Stille Pause verbringen können. Das wäre erst einmal die Anlaufstelle für erhitzte Gemüter.

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Hallo,

an meiner Schule (70/80er Jahre) gab es so etwas ĂĽberhaupt nicht.
Prügeleien waren regelmäßiges Pausenitermezzo, die Aufsichten wurden durch Schüler der Oberstufen gestellt, die das aber nicht interessierte. Es gab keine Handys, mit denen das gefilmt wurde oder werden konnte, isofern konnte nie festgestellt werrden, wer anfing und jeder erzählte was anderes. Verletzte Schüler wurden nach Hause geschickt und die Eltern klärten das unter sich. Auf die Idee, so etwas anzuzeigen kam keiner, es galt das Recht des stärkeren.

Anfang der 80er Jahre traf es dann einen Lehrer, ihm wurde eine Cola-Dose mit volle Gewalt und Absicht ins Gesicht geworfen. Anstatt den Schüler einzeln zu bestrafen, wurde die ganze Klasse bestraft, indem eine Klassenfahrt zur Buga, damals in Kassel, ausgefallen ist. Als sich meine Mutter und andere Eltern dagegen wehrten, wurde gesagt, man hätte sich von den Schülern mehr Courage erwünscht. Auf die Frage, wie das denn gemeint sein, fiel indirekt das Wort Klassenkeile, schließlich dürften die Lehrer ja keine Schüler schlagen, aber Schüler sich untereinander schon.

Heute, in der Schule meiner Tochter wird jed*r über 14 angezeigt. Das ist mit der Justiz so abgesprochen, für die unter 14-jährigen gilt Vorgehensweise 1. Die Namen der beteiligten werden dokumentiert und wenn ein Name dort öfters auftaucht, erfolgt ein Elterngespräch und ggf. weitere Konseqquenzen.