Wie gefällt euch das Dorfleben?

Hallo,

ich lebe schon mein ganzes Leben auf dem Land. Ich bin schon in verschiedenen Bundesländern gewesen und in dem Dorf, indem ich aktuell lebe aufgewachsen und lebe hier mit Abstand am längsten.

Im Sommer werde ich zum ersten Mal wegen einer neuen Ausbildung in eine Stadt (mind. 100000 Einwohnern) ziehen. Ich freue mich sehr darauf.

Jedoch möchte ich euch einmal meine persönlichen Erlebnisse (in Kurzform) vom Leben in meinem "Heimat"dorf berichten:

- 600 Einwohner. Die meisten haben die selben 3-4 Familiennamen
- Dorffeste sind das ein und alles. Ich meide sie jedoch, weil dort nur Alkohol getrunken wird und laut herumgegröhlt wird.
- Tratsch, Tratsch, Tratsch - es ist für einige Dorfmenschen offenbar der Lebensinhalt. Inbesondere für ein bestimmtes Klientel (weiblich, Ü50, verwitwet, Hausfrau oder nur Teilzeitarbeitend)
- Wenn man mit jemanden Probleme hat oder ihn nicht mag, ist es schwer derjenigen Person aus dem Weg zu gehen, weil es halt ein kleines Dorf ist.

Habt ihr ähnliche Erfahrungen auf dem Land gemacht? Wie seit ihr damit umgegangen?

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Ich bin in einem Dorf aufgewachsen, genauso wie du es beschrieben hast. Mit 19 habe ich dann die Flucht ergriffen und in eine mittelgroße Stadt gezogen, diese Zeit war die schönste in meinem Leben.
Mit Ende 20 bin ich dann mit meinem Mann zusammen gekommen, welcher aus einem 2000 Seelen Dorf kommt und hier seine Firma hat. Was soll ich sagen...es ist grausam!
Ohne ihn bräuchte ich auf kein einziges Fest, denn als Neuzugezogene wird man in erster Linie ignoriert. Die meisten kennen sich von klein auf, da ist es schwierig reinzukommen.
Eine Möglichkeit wäre es sicherlich in Vereine beizutreten, da ich aber weder Interesse am Sport, noch an den Landfrauen etc habe, fällt dies flach.
Dazu kommt noch, dass ich berufstätig bin und nicht, wie hier üblich, nur auf 450E Basis oder halbtags arbeite. Damit bin ich völlig unten durch, was mir durchaus auch ins Gesicht gesagt wird. Denn mein Mann muss - man glaubt es kaum - sich alleine um die Kinder kümmern, wenn ich alle drei Monate für zwei Tage beruflich unterwegs bin.

Fazit: nichts würde ich lieber tun, als aus diesem Kaff zu verschwinden.

Positive Seiten hat es hier allerdings auch, dass will ich nicht verschweigen.
Die Kinder wachsen hier frei auf, alles ist vorhanden, schnuckelige kleine Grundschule, alles zu Fuss erreichbar.

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Danke für Deine Antwort @siomi!

Ich bin übrigens momentan 28 Jahre alt.. Wie warst bzw. wie gehst Du eigentlich mit dem Klatsch und Tratsch im Dorf um?

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Hallo,

wenn du das Dorf so ätzend findest und alles negativ siehst, dann machst du das Richtige, in die Stadt ziehen. Ob da jetzt alle Glitzer pupsen und nur eitel Sonnenschein ist.... Das kann ich schwer beurteilen.

Ich bin Dorfmensch durch und durch. Mein einziger Versuch in der Kleinstadt (ca 26.000 Einwohner habe ich soeben ergoogelt) ist kläglich gescheitert. Da habe ich mich eingesperrt gefühlt. Es war mir zu eng.

Bei uns ist Inzucht nicht an der Tagesordnung.

Es gibt Feste, die werden gefeiert. Da bin ich gerne dabei. Allerdings in meiner Wahrnehmung wird geredet, getanzt und nicht über alle Maßen getrunken. Nur Karneval eskaliert mitunter ein wenig. Im Anschluss landet man bei irgendeinem Nachbarn und brät Eier, die man zuvor bei einem anderen Nachbarn eingesammelt hat.

Woher weißt du von der Tratscherei? Machst du mit? Hast du auch "zu viel Zeit"? Das hört sich unangenehm negativ an, wie du über diese Menschen denkst. Du bist sicherlich mit deinen Aussagen hier nicht besser. Es gibt ganz sicher das ein oder andere Lästermaul hier. Aber was stört mich das?

Ich bin nicht der Typ der schnell Probleme mit jemandem hat. In meiner ganzen Dorfkarriere gibt es genau eine Person, die ich lieber von hinten als von vorne sehe. Allerdings sehe ich ihn nur gelegentlich. Da stehe ich einfach drüber.


Um zu Deiner Frage zu kommen. Nein, ich habe keine solch negativen Erfahrungen auf dem Land gemacht. Daher muss ich damit auch nicht umgehen können. Ich glaube aber das da ganz viel an der eigenen Einstellung liegt. Vor allem wenn man in jedem Kaff so schlecht zurecht kommt. Vielleicht gibt es Menschen die nicht für die Stadt geeignet sind wie mich, und Menschen die nicht fürs Dorf geeignet sind.

Meine Erfahrung mit dem Landleben ist anders. Sowohl in meinen Heimatdorf, als auch in dem jetzigen in dem ich ja nur zugezogen bin.
Ich liebe den freien Blick über die Felder. Rauszugehen und gleich im Grünen zu sein.

Die Freiheit, die die Kinder hier haben. Unsere Kinder konnten schon im Kindergartenalter stundenlang quasi alleine draußen spielen.

Ich fühle mich sehr sicher, da eben die Nachbarn sich zuverlässig melden wenn etwas ungewöhnlich ist.

Wir können hier sein wie wir möchten, müssen uns nicht irgendwelchen Nachbarn anpassen die viel zu nah an uns wohnen.

Egal was ist, man kann sich Hilfe gewiss sein. Egal ob es ein Liter Milch frisch aus dem Tank des Nachbarn ist, einen Rasenmäher weil beim eigenen die Messer stumpf sind, Hilfe beim Dachdecken weil der Sturm die Pfannen ausgedünnt hat, eine andere Mutter guckt kurz nach den Kindern oder nimmt sie aus dem KiGa / der Schule mit wenn es notwendig ist, es wird gekränzt und geholfen bei Feierlichkeiten, bei einer Beerdigung übernimmt die Nachbarschaft falls gewünscht einen ganzen Teil der Organisation (beten am Vorabend, Sargträger, Leichenschmaus....).

LG

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Unterschreibe ich genauso, abgesehen vom Karneval (norddeutsch), bei uns ist es das Schützenfest.
Wir sind hier zugezogen, und wenn man auf die Leute hier zugeht, sich an den Traditionen, Festlichkeiten und Vereinen beteiligt, dann ist man nie ausgeschlossen, ganz im Gegenteil, wenn man mal absagen muss, wird gleich Unterstützung angeboten, falls man krank sein sollte.

"Rein" kommt man nur nicht, wenn man auf dem Dorf nur wohnen, aber nicht leben will.
Und Tratsch gibts nur, wenn du dafür empfänglich bist. Klar hört man mal "X verkauft sein Haus" oder "Magarete ist schwer krank", aber ist das Tratsch? Ich bring Margarete dann lieber mal ein Stück Kuchen oder frage, ob sie etwas benötigt.

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Hi,

ich denke schon, dass mein Schritt der richtige sein wird. Natürlich gibt es auch in der Stadt Lästermäuler, Spießer, Psychos und viel mehr "Assis". Aber man kann denen dort leichter aus dem Weg gehen bzw. man kann sich (bis auf die Arbeit) aussuchen mit wem man etwas zu tun haben möchte.

Auch finde ich es einfacher in einer Stadt meinen gewünschten Interessen (Bulgarisch & Russisch lernen, Foodsharing, Urban Gardening) nachzugehen. Wenn ich darüber in meinen Heimatdorf spreche, werde ich bestenfalls schief angeguckt.

Nein, in einer Stadt, ganz gleich welche es ist, ist nicht alls nur "Glitzer und Glamour". Ich war schon in verschiedenen Städten gewesen...

Ich bin da ganz anderer Meinung wie Du: Auf dem Dorf (zumindest in jene Dörfer, in denen ich bis jetzt gelebt hatte) musste man sich immer anpassen. Mitgliedschaften in den örtlichen Vereinen war Pflicht. Die Nachbarn hatten immer ein Auge auf uns gehabt (manchmal war das positiv, ich empfinde es aber eher als negativ) und allgemein die "soziale Kontrolle" finde ich schon sehr anstrengend und belastend hier im Dorf.

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Ich lebe schon immer auf dem Dorf und würde nie woaders wohnen wollen.
Jeder kennt jeden, jeder hilft jedem, Kinder wachsen alle zusammen aus, können noch draußen gemeinsam spielen.

Schule und Kindergarten sind zu Fuß super erreichbar.
Da die meisten Mütter TZ arbeiten, können sich die Kinder mittags immer zum Spielen verabreden.

Die Feste sind das Beste, Stimmung besser wie in jeder Großstadtsidisko und die einzige "Droge" ist der Alkohol .

Also ich würde niemals tauschen wollen

lg

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Ich bin auf dem einsamen Dorfleben aufgewachsen, lebe jetzt ländlich zu einer Großstadt, die man in Stadtmitte in 10 min. erreicht. Infrastruktur und Schuleinrichtungen perfekt, Supermärkte vor Ort...
Ich weiß nicht aus welchen Dörfern hier im Forum ihre Tratsch und Klatsch Erfahrungen her haben.....bei uns gab es immer gute , nette und hilfsbereite Dorfgemeinschaften, sogar mit den neu Zugezogenen, weder Inzuchten noch Ausgrenzungen. Ausgrenzen tun sich Zugezogene selber, indem sie sich stets Unnahbar zeigen. Aber in der Stadt grüßen sich ja nicht mal in einem Mietshaus die Nachbarn unter sich.
Wir gehen am WE oftmals in die Stadt .
Gerade in der Stadt laufen doch das zugedröhnte Gesocks herum...blau wie Zunder.
Dazu fühlt man sich als Einheimischer immer mehr als Fremder in der Stadt, als wäre zig tausende Kilometer im Urlaub.
Mir wäre der Lärmpegel in der Stadt zu hoch, Leute / Nachbarn zu fremd und Wohngegende zu ungrün. Dazu wird nachts die Gewalt in der Stadt immer höher.

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<<<Ich weiß nicht aus welchen Dörfern hier im Forum ihre Tratsch und Klatsch Erfahrungen her haben..<<<

Ich bin Jahrgang 1967 und in meiner Kindheit waren die Männer auf dem Feld oder Stall oder Arbeiten und die Frauen zu Hause. Haus und Hof machen und Kinder hüten.

Ich denke mal daher kommt das tratschen durch die viele Langeweile oder weil jeder nur mit seinen Hof zu tun hatte.
Es war ja damals so das 3 bis 4 Generationen auf einen Hof lebten. und da ist ja Nachbars Dreck vor der Tür interessanter als der eigene. :-)

Und die am meisten getratscht haben war die die schon in der 2. oder 3 Generation waren und nichts mehr zu tun hatten,Die meisten haben da ihre Eltern/Schwiegereltern gepflegt aber meine beiden bekannten Dorftratschen hatten niemanden zum Pflegen. Eine davon war ledig und Kinderlos.

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Ich bin auf den Dorf aufgewachsen, eine Strasse mit 30 Bauernhöfen, eine Kirche ein Friedhof, ein Konsum 2 Kneipen und 2 Bäcker .Anfang der 70 Jahre kamen noch 3 Wohnblöcke dazu. Wir wohnten in den Blöcken weil da Heizung war meine Oma hatte einen Bauernhof wo wir den ganzen Tag verbrachten.

Als kleines Kind fand ich alles schön.Spielen im Heu schön, Reiten auf dem Schweinen schön, den ganzen Tag draußen, alles super. Viele Kinder in meinem Alter.

Ja mit 12 sah alles anders aus.da sah man bewusst alle Bauen auf ihren Höfen auf der Bank mit Blick zur Strasse und offenen Tor sitzen, oder die Leute standen direkt am Zaun und guckten.

Meine Kumpels und ich sind mal in einer alten Scheune rum gekrochen das war verboten. Ich war vielleicht eine halbe Stunde danach zu Hause und mein Opa stand schon wetternd da.Da wusste er mit wem und das ich in der verbotenen Scheune war.

So zog sich meine ganze Jugend hin, bis ich alt genug war und mir Freunde in der Stadt gesucht habe. Aber auch da sickerte was durch. 2 Dorftratschen fuhren manchmal extra mit dem Bus mit um zu gucken was ich in der Stadt mache.Aber ich war nicht die einzige die interessant war;-)

Jetzt wohnen wir Dorfähnlich., wir wohnen in einer Häusersiedlung zwischen Stadt und Dorf.jeder kennt jeden aber man sieht selten jemanden.Tratsch wird es hier auch geben aber eben nicht so extrem.

Ein Dorfleben würde mich jetzt nicht mehr stören,jetzt sehe ich das für mich anders . Mich würde der Klatsch nicht stören, ich würde meine Tür hinter mir zumachen und fertig.Aber meinen Kindern würde ich so etwas nicht zumuten wollen.
Vielleicht haben die Dorfklatschen jetzt Facebook und Co und die halbe Welt weiß dann das meine Tochter sich gerade mir Nachbarsjungen im Hühnerstall geküsst oder sonstwas im Heu gemacht haben#rofl#rofl#rofl

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Deine Geschichten klingen noch recht harmlos. Aber sie beschreiben die Spießerei auf dem Land doch ganz gut.

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Ich freue mich für jeden, der ein zufriedenes entspanntes Dorfleben führt in dem man sozial gut eingebunden ist. Aber. Meine Jugend auf dem Dorf verlief alles andere als entspannt. Wenn man anders war - und ich war nun einmal anders, was ich mir aber als Kind bzw. junges Mädchen ja wohl kaum selbst ausgesucht habe, denn für seine Herkunft sollte keiner etwas können - wurde man ausgegrenzt. Im schlimmsten Fall gemobbt. So ist es mir passiert, meiner rothaarigen Klassenkameradin und meinem türkischen Dorfkollegen und ich könnte noch mehr Normabweichler aufzählen, die das auch zu spüren gekriegt haben. Ausgehend von den Erwachsenen, weitergegeben an die Kinder.

Ob dörfliche Strukturen heutzutage für Andersartigkeit durchlässiger sind, kann ich nicht beurteilen. Kann ich nur hoffen. Mich zieht es leider aber nun einmal wegen diesen negativen Erfahrungen nie wieder aufs Dorf zurück.

Ich bin deswegen in die Stadt gezogen und auch da geblieben, weil es hier so gut wie kaum einen juckt, wie es sich mit der Herkunft verhält, ob man die Haare lila trägt, Transgender ist oder auf Gartenzwerge steht. Wenn Not am Mann ist, ist vielleicht nicht gleich das ganze Dorf zur Stelle, aber es spricht ja nichts dagegen sich gute Freundschaften zu suchen.

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Ja, es ist wirklich in meinem Dorf so, dass Menschen, die irgendwie "anders" sind nur ganz schwer oder gar nicht akzeptiert werden.

Es kann z.B. hier an der Nationalität liegen: Wir haben hier eigentlich nur "Biodeutsche" und keine richtigen Ausländer. Damit habe auch ich zu kämpfen, weil ich nicht so richtig deutsch aussehe, sondern eher osteuropäisch (obwohl ich nur Deutsche in der Familie hatte).

Wenn man dann nicht die Vereinsmeierei (das ist in meinem Dorf jedenfalls so) mitmachen kann bzw. möchte, ist man unten durch. Obwohl ich es in jungen Jahren zwei Mal versucht hatte: Beim örtlichen Tischtennis und Karnevalsverein. Beide Male wurde ich rausgemobbt, weil ich früher extrem übergewichtig war und bei Sticheleien und Lästereien nicht mitmachen wollte..

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Wie sehen den Osteuropäer aus, übergewichtig?

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Für mich war das Leben auf einem Dorf, der Vorhof zur Hölle. Nie wieder.

Wir wohnen jetzt am Rand einer Großstadt, haben eine tolle Nachbarschaft und ich liebe es.

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Oje, lieber Anna. Das klingt aber schlimm. Magst Du mir erzählen, was die Gründe dafür waren?

Ich bin jedenfalls froh, wenn im Sommer bzw. Herbst ein neuer Lebensabschnitt beginnt. :)

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Hallo.

Also groß geworden bin ich auch in einem gaaanz kleinen Dorf (glaube so an die 500 Einwohner). Ich fühlte mich dort als Kind sehr wohl. Unbeschwert und ruhig. Mit 14 zogen wir (durch die Versetzung meines Vaters) in die Hauptstadt. Ich hatte totale Angst, war mehr als überfordert. Aber ich muss sagen, ich bin gut angekommen, habe diese hektische Zeit in meiner Teenezeit genossen und mit Anfang dreißig wieder in ein Dorf gezogen (ca. 5500 Einwohner mittlerweile). Haben uns da ein Häuschen bauen lassen und jetzt wohne ich gute 18 Jahre hier und fühle mich echt wohl. Ich muss sagen, ich genieße es hier. Arbeiten fahre ich weiterhin nach Berlin, aber wohnen möchte ich dort nicht mehr. Es ist mir in der Großstadt zu hektisch. Und ich denke, da ich nicht lange brauche bis in die Stadt (ca. 30 min.) ist das ok für mich. Und im Gegenzug zu dir finde ich die Dorffeste schön. Klar, da wird unübersichtlich gesoff...., aber man muss ja da nicht mitziehen. Klappt ganz gut und ich genieße es trotzdem. Meine Kinder können hier auch unbeschwerter aufwachsen. Tratsch gibt es überall. Ich finde noch nicht mal den Dorftratsch schlimm, eher der in der Schule passiert.

Also im Ganzen, ich bereue keinen dieser Schitte. Würde immer wieder aufs Dorf ziehen.

LG

PS: Hier sind nicht viele Ü50, verwitwet oder Hausfrau. Hier sind zwei Drittel etwa normal arbeiten.

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Hallo!

Wenn ich von meinem Dorfleben erzähle, dann sind das zwei ganz unterschiedliche Geschichten.

Ich habe schon immer auf dem Land gelebt und könnte mir auch nichts anderes vorstellen. Und ich kenne auch die ganz große Stadt, denn ich habe jahrelang in Köln gearbeitet und so auch viel Zeit dort mit Freunden und Kollegen verbracht. Bin trotzdem immer in meinem Dorf wohnen geblieben und habe die 90km einfache Strecke in Kauf genommen. Ich bin ein Landmensch. In erster Linie wegen der Umgebung. Ich brauche die Luft, die Wiesen, die Wälder, die Freiheit, den Himmel, die Kuh vor meiner Wiese... Ich mag auch nur annähernd große Städte überhaupt nicht und könnte mir das nie vorstellen. Für Events, Unternehmungen, Städtereisen geht das in Ordnung. Aber leben könnte ich dort nie.

Auch mit Mann und Kindern bin ich im Dorf geblieben. Und war sehr glücklich.

Und dann... kam der Wendepunkt!

Wir sind umgezogen. Denn es gab eine einzige Sache, die wir (damals) in meinem Heimatort nicht verwirklichen konnten: Das Eigenheim. Und unsere Wohnung wurde einfach zu klein für 4 Personen. Auf dem Land gibt es aber kaum Mietwohnungen. Das sind dann eben die typischen Einliegerwohnungen, wo die (alten) Vermieter dann oben oder unten wohnen. Nicht immer unproblematisch.

Meine Schwiegereltern verstarben, teilweise überraschend, kurz hintereinander und mein Mann wollte unbedingt sein geerbtes Elternhaus sanieren und übernehmen. Für uns als Familie schien es ideal. Trotz Magenschmerzen stimmte ich zu - und beging den größten Fehler meines Lebens.

Ich stimmte zu, ins Sauerland zu ziehen.
Wir leben somit immer noch richtig auf dem Land. Der Ort, in dem wir jetzt leben, ist sogar etwas größer als mein Heimatort und landschaftlich ist es hier genauso schön, wie dort, wo ich herkomme.

Und es ist die Hölle. Es ist die absolute Hölle.
Ich hätte nie gedacht, eine ganze Region und ihre "Ureinwohner" so abgrundtief hassen lernen zu können.

Ich bin motiviert, offen, engagiert, fröhlich und integrationswillig hier angetreten - und innerhalb weniger Jahre enttäuscht, verbittert, introvertiert, isoliert, taurig, rat - und hilflos geworden.
Ich hasse es.

LG

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Krass, in welcher Sauerland-Ecke wohnst Du? Ich kann Dich verstehen, in Teilen ähnliche Geschichte inkl. Sauerland 🤣

Lg

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Im Kreis Olpe #schwitz

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