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Auch die Klamotten waren anders. Früher sah ich lange aus wie ein Kind. Mit bunten Farben bekleidet halt. Mama hat mir die Sachen ausgesucht und angezogen, fertig.

Heute gibt es für meinen 3-jährigen in Größe 104 schon Batman, StarWars, Spiderman-Kram. Außerdem Trainingshosen und Sneakers wie für Jugendliche.

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Oh, ernsthaft?

Ich bin ein Kind der 70er und ich erinnere mich an all die Sachen, die du beschreibst. Das meiste davon fand ich als Kind schon schrecklich.

Diese ewig langen Autoreisen in den Süden, kettenrauchende Mutter auf dem Beifahrersitz. Zum Kotzen. Damals wie heute. einziger Vorteil: Ich habe aus diesem Grunde mein ganzes Leben lang nicht eine Zigarette geraucht und werde das auch nicht tun.
Wir verreisen gern mit den Kindern und überlegen vor jeder Reise, was für jeden von uns das Angenehmste sein könnte. Dann entscheiden wir GEMEINSAM, ob Auto, Bahn, Flugzeug....was weiß ich. Damals waren meine Wünsche und die meiner Schwester herzlich egal. Schön war das nicht, an die Urlaube erinnere ich mich nicht gern. Ich war auch nie wieder da, wo ich mit meinen Eltern war. Noch nicht mal in der Nähe.

Der eher sorglose Umgang mit Alkohol war damals ebenso sinnfrei wie heute. Ich erinnere mich gut an Partys, auf denen gesoffen wurde bis zum Verlust der Muttersprache. Was wir in der Zeit machten, war auch wieder allen egal. Am nächsten Tag wurde de der rausch ausgeschlafen und wir konnten mal gucken, was wir machen. Verklären kann ich das nicht. will ich auch nicht.

Bis heute wünsche ich mir, meine Eltern hätten sich nur ein einziges Mal Sorgen gemacht. Ist schon irgendwie doof, wenn man mitten in der Nacht als Jugendliche nach Hause kommt und keinen interessiert es.

Das bedeutet nicht, dass ich eine überbesorgte Mutter geworden bin, aber ich denke einfach, man darf den Kindern zeigen, dass man an sie denkt, dass sie Wünsche äußern dürfen, dass sie ernst genommen werden und auch, dass man sich manchmal eben Sorgen macht. Ich fühlte mich oft einfach gar nicht wahrgenommen.

Ich glaube, meine Kindheit verlieft weitgehend normal. Ich war weder besonders glücklich noch besonders unglücklich. Für meine Eltern war der aufkommende Wohlstand wichtig. Satt und sauber reichte damals. War DAMALS auch in Ordnung. Heute haben wir Zeit, Gelegenheit und Wissen für mehr. Darf man anwenden. Früher war nicht alles besser. Echt nicht.

Meine Kinder werden später andere Dingen fürchterlich finden und andere Dinge anders machen.

LG

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Hallo,

geboren 1965 kann ich mich dran erinnern, dass ich in unserer Kleinstadt nicht allein mit 4 Jahren zum Kindergarten gegangen bin. Abwechselnd mit den Nachbarmüttern (es waren 5 Kinder im Kindergartenalter, so dass jeden Tag eine andere "Bringdienst hatte) gingen wir Kinder dorthin und wurden auch wieder von denen abgeholt.
Die meisten Mütter waren selbstverständlich "Hausfrau".

Unsere Verwandschaft wohnte 150 km weit von uns weg - sind wir dorthin gefahren, war es selbstverständlich, dass Samstag und Sonntagvormittag sämtliche Onkel & Tanten mitsamt den Cousins und Cousinen abgeklappert wurden... Sonst war derjenige, wo man nicht war leicht pikiert - sah man sich doch nicht so oft im Jahr.

In Urlaub ging es für uns das erste Mal 1970 an die Ostsee, ab 1972 nach Langeoog und das meist die kompletten Osterferien, die damals noch 3 Wochen dauerten.
Im Auto gab es für mich keinen Kindersitz; wir hatten einen VW Käfer, der hatte hinter der Rückbank so ein Gepäckfach. Das wurde kurzerhand mit Decke und Sofakissen als "Kinderfach" umfunktioniert. Darin habe ich die Autofahrt verbracht, meine jüngere Schwester saß mit meiner Mutter auf der Rückbank...

Wir waren als Kinder viel draußen; im Winter direkt nach dem Mittagessen bis zum Dunkelwerden. Danach wurden im Schulalter dann Hausaufgaben gemacht. "Kinder brauchen Frischluft" war der einhellige Tenor der Eltern. So gab es am nahegelegenen Schlittenberg regen Andrang und Schlangen von Kindern, die mit ihren Schlitten dorthin zogen...

Auch im Sommer - wir brauchten nur Bescheid geben wo wir hingehen und die Heimkommzeit war im Sommer auf 18.00 Uhr beziffert - unternahmen wir viel draußen. Mit den kindern aus der Nachbarschaft spielten wir im Gebüsch der nahe gelegenen Schule, hatten Baumbuden unter den Büschen gebaut; gingen auf den Sportplatz (d. h. wir quetschten uns durch die Streben des Zaunes, war ja eigentlich verboten dort ohne Schule oder Verein zu sein), fuhren Fahrrad, spielten Stunden mit Hingabe am Bach, liefen Rollschuh...
Abends gabs von den Müttern für die Kinder ein Butterbrot auf die Hand und man spielte noch bis zum Hereinrufen - in den Ferien je nach Alter dann zwischen 20 und 22 Uhr... Die Eltern wussten ja wo man ist. Gespielt wurde bei uns auf der Straße dann Räuber und Gendarm, Völkerball, Brennball, Verstecken. Klingelmännchen (wehe man war nicht schnell genug, dann gabs ne Ohrfeige vom Hausbesitzer...)

Wohnzimmer war die gute Stube, die meist nur Sonntags benutzt wurde. Zumindest bis ich so 8 oder 9 war.

Samstags war Badetag... Abends wurde Badewasser eingelassen und danach gabs ein Butterbrot, wir durften anschließend noch ein wenig Fernseh gucken und ab ins Bett.

Schule ging ja nur bis 13.00 Uhr und somit war der komplette Nachmittag frei, bis auf Sportverein oder Musikschule. Und natürlich Hausaufgaben.
Die ersten Jahre war noch jeden Samstag Schule, später reduzierte sich das auf ein um den anderen Samstag.

Und ich erinnere mich, dass wir Kinder viel mehr mithelfen mussten.
Auch sehr ungeliebte Aufgaben: zum Frühjahr und zum Herbst mussten wir immer mit meinem Vater die Kellerschächte säubern. Das war sooo eklig, weil natürlich ich immer in die Dinger klettern musste und ich hatte (und habe) schreckliche Angst vor Spinnen... Da hieß es dann immer nur: Stell Dich nicht so an, die haben viel mehr Angst vor Dir... nur komisch, dass sie mir das nie zeigten und fleißig um mich rumkrabbelten...

Irgendwelche Freunde zum Spielen oder Treffen anrufen? Pustekuchen, Telefon war für Notwendigkeiten da und nicht zum Quatschen oder Verabreden mit Freunden, das man schon in der Schule hätte erledigen können. Man ging dorthin und entweder hatte man Glück, dass besagte Freunde auch Zeit hatten, oder man ging unverrichteter Dinge heim.

Der Tante Emma Laden am Ende unserer Straße war gut besucht von Kindern, weil man dort einzelne Brausewürfel, Lollis, Leckmuscheln, Himbeerbonbons,e tc., p.p. erstehen konnte - bei 2 Pfennigen ging das los... Wir hielten die Augen auf in der Stadt, um ab und an mal ein Pfennigstück zu finden!

Doch ich denke, wir sind immer geneigt, die weniger schönen Dinge zu verdrängen und die tollen Erinnerungen legen sich in unserem Gedächtnis weiter nach vorn, so dass wir schneller zum "früher war alles besser" neigen...

LG

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Genau wie bei dir. Es gab auch keine Fahrradhelme. Finde dieses überbehütete von heute total schrecklich...

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In Deutschland machen Fahrradhelme durchaus Sinn. Die Infrastruktur für Fahrradfahrer ist einfach nicht so gut und die Autofahrer hier denken sich oft sie sitzen im Auto, die anderen sollen springen.

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Ich habe ja nicht geschrieben, dass Fahrradhelme sinnlos sind. Ich sagte nur damals gab es die nicht. Dennoch bin ich der Meinung, dass dieses Unbeschwerte, was wir damals hatten, heute sicher auch seinen Platz haben sollte

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Ich liebe es sowas zu zerfleddern

ich wurde 75 geboren und

- hatte einen Kindersitz. Dieser war sicherlich vom heutigen Standard weit entfernt, entsprach aber damals dem neuesten Stand der Dinge

- ich durfte mit 4 nicht alleine in den Kindergarten gehen, unser Kindergarten erlaubte das erst den Vorschulkindern.

- meine Mutter wusste immer ungefähr wo ich unterwegs war. Ich hatte einen Schulweg von 250 Metern. Bus fuhr bei uns so gut wie keiner.

- bei weiteren Wegen fand sich immer jemand der uns gefahren ist. Eltern, Großeltern, Eltern von Freunden o.ä.

- Handys haben meine Kinder und mein Mann auch nicht.

- wäre jemand aus meinem Freundeskreis unangemeldet mehr als 20 oder 30 Minuten zu spät, hätte man ihn gesucht. So halten wir das heute noch.

- geraucht hat hier höchstens Besuch und Alkohol wurde nicht mehr oder weniger getrunken als heute.

-Fahrer waren hier immer nüchtern und es standen definitiv nicht viele Alkoholflaschen bei einer Familienfeier herum. Wir Kinder waren immer gern gesehen.

Das was du so schilderst klingt für mich nicht nach nostalgischer Romantik, sondern eher....zweifelhaft bis unsozial.

Gruß

Andrea

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Schade... die VK der TE ist schon wieder gelöscht...

dabei hätte ich ihr so gerne geantwortet#heul