Allein schon die Worte "LIEBER abtreiben" sind grotesk genug, wenn man sie in den Beiträgen hier liest.
"Heut lieber Schokolade oder Obst?
Als wäre dass eine Favourisierungsentscheidung. Himmel hilf.
Hallo,
ich denke, dass die Abtreibung oft auch der scheinbar einfachere Weg ist. Im Prinzip ist es eine Entscheidung zwischen Pest und Cholera. Und ja, ich glaube, dass es persönliche Situationen gibt, wo eine Abtreibung eine adäquate Lösung ist.
Persönlich kann ich dir sagen - es wird dir auch sehr leicht gemacht. Ich selbst bin mit 28 - in den letzten Zügen meines Studiums ungeplant schwanger geworden. Für mich persönlich hat sich die Frage eigentlich nicht gestellt, weil ich schon aus religiösen Gründen selbst nie ein Kind abtreiben könnte. Ich dachte immer auch, dass meine Überzeugung felsenfest sei.
Ich bin dann ein Tag nach dem Frauenarztbesuch zu einer Beratungsstelle gegangen, wirklich nur, um zu wissen, wie das nun weitergeht mit Kind, welche finanziellen Hilfen es gibt, was ich beachten muss. Ich hatte mich mit der Thematik "Kind" überhaupt nicht auseinandergesetzt,
Es ist natürlich ein Einzelfall ... der Mann hat mir einfach am Ende den Beratungsschein in die Hand gedrückt und hat mir die Vorteile der Abtreibung erzählt, eine Stelle empfohlen - mit Telefonnummer und Ansprechpartner ... ich hatte gar nicht danach gefragt. Ich war so überrumpelt, dass ich es mitgenommen habe.
Weil ich in meiner Situation so gefangen war und wirklich große Angst hatte vor der Zukunft, haben sich auf dem Nachhauseweg, für einige Stunden, solche Gedanken eingeschlichen, ob ich nicht doch .... Ich kam wirklich ins Wanken. Nur eine kleine Weile. Am nächsten Morgen habe ich den Schein zerrissen. Und bin heute sehr, sehr froh, dass es für eine kleine Weile nur eine theoretische Möglichkeit war und dass ich nicht "versucht" wurde, sie in die Praxis umzusetzen. Ich kann mir aber vorstellen, dass es doch passiert und man hinterher bereut.
Rational betrachtet, wäre eine Abtreibung damals eine durchaus vernünftige Entscheidung gewesen. Ich habe dann nach meinem Kind noch zwei Kinder bekommen - und hatte drei Fehlgeburten. Diese habe ich eigentlich gut verarbeitet, aber es kommen manchmal Momente, wenn wir als Familie am Tisch sitzen, wenn ich überlege, wer diese Kinder waren, die hier nun nicht sitzen. Ich weiß, dass die Fehlgeburten einfach naturgegeben waren. Würde ich aber heute auf einen leeren Stuhl schauen und wissen, ich habe so entschieden - wäre es für mich sehr, sehr schwer.
Ich habe Freundinnen, die abgetrieben haben - und ich würde nicht sagen, leichtfertig. Sie haben es sich damals reiflich überlegt, aber niemand weiß, wie er 10 Jahre später denkt und fühlt und wie sich das Leben entwickelt. Beide denken heute anders darüber als damals.
Ich muss aber auch sagen, dass ich eine Freundin habe, die mit 16 ein Kind bekam und es zur Adoption freigab "der gute Weg". Das ist über 20 Jahre her. Für sie war es kein guter Weg. Sie ist dann weit weggezogen, weil sie jahrelang jedes Kind, dem sie in ihrem Heimatkreis begegnete anschaute und überlegte, ob es ihr Kind sein könnte. Als das Kind 18 wurde, hatte sie Angst davor, kontaktiert zu werden und zu hören, dass es dem Kind nicht gut ging, obwohl sie das beste wollte. Und das Kind hat sich nie gemeldet. Sie weiß auch nicht, ob das ein gutes Zeichen ist oder ein schlechtes.
Was ich nur ein "no go" finde, ist die Erwartung der Gesellschaft, in manchen Situationen abzutreiben. Eine Freundin von mir wurde mit 40 schwanger, als im US klar war, dass das Kind ein Down Syndrom hat, stellte der Vater sie vor die Wahl - er oder dieses Kind. Sie entschied sich für das Kind - und er machte sich vom Acker. Sie wird manchmal auf offener Straße von Leuten angesprochen "so Kinder muss man doch heute nicht mehr bekommen" und sie wird z.B. auch darauf hingewiesen, dass sie die "Gesellschaft belastet hätte" und so ein Mist.
GLG
Miss Mary
"Persönlich kann ich dir sagen - es wird dir auch sehr leicht gemacht."
....und das ist gut so.
Guck dir mal an, was in Ländern passiert, in denen es Frauen nicht leicht gemacht wird. Da wird dann schnell illegal abgetrieben mit all den bekannten Risiken. Oder Kinder kommen ungewünscht zur Welt mit all den Begleiterscheinungen wie z.B. Armut, Vernachlässigung.
Zum Schwangerwerden gehören immer zwei, "ausbaden" müssen es allein die Frauen. Da kann man es ihnen in einem Punkt auch mal "leicht" machen. Als Alleinerziehende wird es ihr nämlich nur schwer gemacht.
Könntest du mal die rosarote Brille absetzen?
Ich stimme Dir in sofern zu, dass es wichtig ist, dass es die Möglichkeit zur Abtreibung gibt. Und zwar von echten Ärzten in sterilen Operationsräumen, nicht mit einem Drahtbügel in einem Zimmerchen, weil es verboten ist, oder für unverschämt viel Geld von Ärzten die es illegal trotzdem machen wie es in den Jahren vor der Änderung des §218 üblich war.
Aber dennoch sollte eine Beratung ergebnisoffen erfolgen und auch gefragt werden, ob die Frau das Kind behalten will, was esfür Hilfen und Möglichkeiten gibt, zu informieren welche Gelder beantragt werden können.
Nicht nur über die Abtreibung informieren und am Ende den Zettel in die Hand drücken, sondern eben über beide Wege beraten.
Einer Freundin von mir ging es auch so, sie hatte sich eher Tipps erhofft wie es weiter geht mit Studium, einem nicht wirklich begeisterten Freund der selber erst 22 war, und überhaupt allem. Und dann hieß es auch "rufen Sie da an für die Abtreibung, da bekommen Sie schnell den Termin". Kein Wort über die Möglichkeit das Kind zu behalten.
Sie hat sich dann selber informiert, und die Beziehung hat sich auch wieder erholt. Aber die Beratung war echt keine Hilfe, und so sollte es nicht laufen.
Ach Mädelchen,
Werd mal erst Mutter, addier den Schlafmangel plus Stress plus Überforderung plus Geldmangel und noch massive Partnerschaftsprobleme und nicht nur ein Bübchen sondern 4 - und dann unfahrplanmäßig schwanger.
Und wenn Du dann die Schwangerschaft taff durchziehst, dann darfst Du hier die Frage nochmal stellen.
Und so aus dem Stehgreif fallen mit noch eine Menge anderer Szenenarien ein warum Frauen Kinder nicht bekommen können
Pina
Interessant, dass du tatsächlich nicht nur aufgebrachte Antworten bekommst.
Neulich gab es ein nahezu identisches Thema. Ich outete mich auch als strikt gegen Abtreibung. Damit stand ich ganz allein und durfte mir einiges anhören.
Ich zwinge Niemandem meine Meinung auf, natürlich entscheidet das Jeder für sich. Ich DENKE aber, dass der Grund, sich zur Abtreibung anstatt zur Adoption zu entscheiden, leider nicht selten der ist, dass es einfach der leichtere Weg für die Eltern ist. Das finde ich bedauerlich.
LG
Als ob eine Abtreibung ein "leichter" Weg wäre. Keine Frau geht "mal eben" zur Abtreibung, weil es so schön unkompliziert ist. Der größte Feind der Frauen sind meist Frauen. Das erschreckt mich.
Es gibt mehrere Millionen Gründe, warum eine Schwangerschaft nicht erwünscht oder unpassend ist. Ich bin Ende 40 und hatte erst kürzlich die Angst schwanger zu sein. Ich habe zwei größere Kinder. Ich fühle mich zu alt für eine Schwangerschaft. Ich hätte das Kind wahrscheinlich nicht ausgetragen, auch wenn sonst alles stimmt. Mein Mann hätte ein drittes Kind wunderbar gefunden. Ich auch, aber bitte 8 bis 10 Jahre eher. Ich könnte mir vielleicht noch vorstellen, ein Baby zu haben, aber ich will nie mehr in meinem Leben schwanger sein. Ich hatte zwei problemlose Schwangerschaften und habe meine Kinder komplikationslos "ausgepupst". Es kommt trotzdem keine Schwangerschaft mehr für mich in Frage. Egal, was Menschen wie du so vor sich hindenken.
Das EIN Grund von vielen, warum frau abtreiben möchte. Das ist EIN Grund, den ich beschreiben kann, weil ich kürzlich darüber nachdenken musste. Mir fallen noch viele weitere ein.
Angenommen, man entscheidet sich, ein unerwünschtes Kind aus zu tragen und zur Adoption frei zu geben. Was tut man dem Kind damit an? Was passiert, wenn das Kind krank und/oder behindert zur Welt kommt und es keiner haben will? Wenn es von Pflegefamilie zu Pflegefamilie, von Heim zu heim wandert und niemand fühlt sich liebevoll verantwortlich?
Wenn du für dich entscheidest, dass eine Abtreibung nicht in Frage kommt, dann ist das deine persönliche Entscheidung. Ich war bis neulich auch noch nie in der Situation, darüber überhaupt nachdenken zu müssen. Ich war finanziell immer ganz gut gestellt, hatte immer den richtigen Partner dafür und habe das mit der Verhütung gut auf die Reihe bekommen. Bis neulich. Im Gegensatz zu dir habe ich mich aber nie so weit aus dem Fenster gelehnt und in die Welt gerufen, dass eine Abtreibung für mich niemals nie nicht eine Option sein würde. Man kann nämlich ganz schnell in die Situation kommen, dass es auf einmal doch der Ausweg ist.
Du brauchst doch nicht persönlich zu werden.
Ich habe deutlich geschrieben, dass Jeder für sich selbst entscheiden kann, dass ich das aber selbst anders sehe. Und ich darf auch schreiben, dass mich mein Eindruck traurig macht, den ich habe. Leichter bedeutet nicht gleich leicht. Nur weniger schwer, als den anderen Weg zu gehen.
ICH finde es schade, dass der Standpunkt gegen Abtreibung oft als eindimensional, naiv oder wie von dir als aus dem Fenster lehnen betrachtet wird. Genauso könnte ich provokativ schreiben, dass ich es schlimm finde, sich aus dem Fenster zu lehnen und raus zu posaunen, dass es besser ist, ein Leben zu beenden, als dem Kind eine EVENTUELL schwere Zukunft zu ersparen. Dann sollte man heute gar keine Kinder mehr bekommen. Ich greife hier deine Wortwahl auf, es war nicht meine.
Aber das führt zu weit und ich möchte gar nicht darüber duskutieren. Jeder darf eine Meinung haben und in diesem Thema ist ein gemeinsamer Konsens bekanntermaßen nahezu unmöglich zu finden.
Alles Gute
Hallo
Ich kann jeden verstehen der abtreibt. Ich sehe den kleinen Zellhaufen aber auch noch nicht als Mensch in dem Sinne. Komisch zu erklären.
ABER da ich 2 Jahre Kiwu Klinik hinter mir habe, und es nach 4 Versuchen endlich klappte, muss ich gestehen das ich noch gut 15 eingefrorene und fertig befruchtete Eier hatte. Diese hätte ich spenden können. Aber nein, ich habe mit meinem Mann beschlossen diese vernichten zu lassen. Der Gedanke eine einere Frau würde unsere Kinder austragen und behalten machte mich fertig, wahnsinnig, hätte mich fast übergeben.
Lieber keiner als in fremde Hände.
Austragen und abgeben wäre noch schlimmer. Unmöglich. Daher lieber behalten wenns zu spät für eine Antreibung ist. Ich kam zwar nie in die Situation einer Abtreibung aber meine Freundin. Man muss sich jeden Menschen mit Geschichte und Gesinnung individuell ansehen um einzele Urteile zu bilden.
Lg
Hallo,
Ich denke nicht das es Frauen gibt die sich diese Entscheidung leicht machen.
Das sollte einem eigentlich schon reichen.
Ich muss aber auch sagen dass ich mir in jüngeren Jahren nie eine Abtreibung hätte vorstellen können. Jetzt mit 35 und 2 Kindern wäre noch ein Kind eine Katastrophe für mich und allein aus gesundheitlichen Gründen würde ich es nie bekommen.
Nun bin ich in der glücklichen lage dass ich dafür gesorgt habe dass so was nie passieren wird aber das ist nicht bei jeder frau so.
Ich kann aber gut verstehen dass man sich keiner Schwangerschaft aussetzen möchte wenn man das Kind nicht behält. Man muss den Arbeitgeber informieren, jeder weiß bescheid, man baut eine Bindung zu dem ungeborenen auf usw...
Das sind ja wohl genug logische Gründe...
Lg
Zunächst einmal denkt eine in Not geratene Schwangere in erster Linie an sich und ihr Schicksal und weniger daran, wie sie kinderlosen Ehepaaren zum Glück verhelfen könnte. Du denkst aus Sicht dieses Paares und nicht aus der Perspektive der Frau, die ungewollt schwanger ist.
Ich könnte mir vorstellen, dass eine Mutter, die ihr Kind aufgrund eigener Überforderung zur Adoption freigibt, gesellschaftlich viel stärker (und vor allem anhaltender) geächtet wird, als dieselbe Mutter, die in derselben Situation abtreibt.
Das ist ein psychischer Druck, der kaum auszuhalten ist. Erst wird man monatelang auf die Schwangerschaft angesprochen, dazu beglückwünscht und dann muss man monatelang allen diesen Bekanten und Verwandten erklären, wo das Kind abgeblieben ist.
Nach der Adoption begleitet einen zeitlebens die Frage, wie es dem Kind nun wohl geht.
Und irgendwann wird man sich den bohrenden Fragen eines (evtl. verstörten) Heranwachsenden stellen müssen, der Frage, warum man es weggegeben hat. Noch viel schwieriger gestaltet sich so eine Erklärung, wenn es Geschwister gibt, die in der Familie bleiben durften.
Ich könnte es mir nie vorstellen ein Kind abzutreiben, noch viel weniger jedoch, es zur Adoption freizugeben. Mit einer Abtreibung könnte ich wohl schwerlich meinen Frieden machen, mit einer Adoption jedoch nie.
Das sind meine Gedanken dazu.
Grüße
Luka
Noch ein kurzer Nachtrag:
Ich habe eine Halbschwester, sie ist vier Jahre älter als ich und wurde zur Adoption gegeben. Als ich 10 war, habe ich das durch einen dummen Zufall erfahren.
Tja, sie ist heute das tolle Kind, das alles richtig gemacht hat und ich habe den Kontakt zu meinen Erzeugern abgebrochen, da die mich fast kaputt gemacht haben und ich dadurch fast meine eigene Familie ruiniert habe.
Es gibt immer zwei Seiten der Medaille
Ich War zum Glück nie in der Situation und hoffe es auch nie zu kommen .würde ich ungeplant schwanger werden hätte ich keine andere Wahl als abzutreiben.
Ich habe 3 Kinder , alle per Kaiserschnitt geboren.
Die letzten beiden im Eiltempo weil es einmal eine verdeckte ruptur War und einmal eine echte .
Beides also frühchen.
Wir haben das Glück beim dritten Kind ganz schön herausgefordert das würde ich nicht nochmal tun.
Die Ärzte raten mir auch dringend davon ab.
Ich weRde mich daher auch in diesem Jahr sterilisieren lassen.
Wäre ich jetzt schwanger müsste ich mich entscheiden zwischen dem Risiko einer erneuten ruptur , einem noch extremeren frühchen, Lebensgefahr für mich und das Baby , Risiko das 3 Kinder ohne Mutter da stehen ...oder einer Abtreibung :/
Was wählt man da? Nicht einfach und doch irgendwie glasklar das ich wohl abetreiben würde.
Um das nie zu erleben werde ich mich sterilisieren lassen.
Ich selber stehe Abtreibungen sehr skeptisch gegenüber , dennoch muss man immer den einzellfall sehen. Ich kann verstehen wenn eine alleinerziehende Mama das vllt. 4. Kind nicht bekommen möchte / kann.
Oder auch das ein paar dessen Kinder schon gross sind und die Mitte/ Ende 40 sind dazu tendieren .
Ein Kind ist eine so weitreichende Entscheidung die kann keiner für einen treffen und ein Kind auszutragen und es dann fortzugeben verlangt ne ganze menge ab
Es gibt für alles pro und contra .
...und gerade wegen so dummen Meinungen, die anscheinend sozial erwünscht sind, leiden die mutigen Frauen, die sich gegen das Austragen entscheiden, umso mehr!
Hut ab vor all denen, die sich dagegen entscheiden, weil sie ihr Kind nicht nach dem Motto "das geht schon irgendwie" großziehen möchten. Ohne finanzielle Mittel. Ohne Perspektive. Es gehört viel dazu, genau zu reflektieren und sich sicher zu sein, dass es das Kind auf diesem Weg einfach besser haben wird.
Und sorry, aber hast du mal über deine Worte nachgedacht? Eine Adoption ist 1. total schwer in unserem bürokratischen Land. Komischerweise schaut der Statt dabei nämlich ganz genau, wie das Kind leben soll. Ansonsten kann ja jeder (sorry) Assi ein Kind bekommen, ganz einfach so, ohne Kontrolle. Und 2. ist nach dem Austragen auf ganz natürliche Art und Weise die Mutter-Kind-Bindung da. Da fällt ein Freigeben sicher noch schwerer.