Warum nehme ich mir immer alles so zu Herzen???

Hallo zusammen,

ich musste heute wieder schmerzlich erfahren, dass es um mein Selbstwertgefühl nicht sonderlich gut bestellt ist. Das heißt, ich habe schon eine recht hohe Meinung von mir ;-), ich weiß, was ich kann, bin auch recht beliebt, habe einen sehr großen Freundeskreis, komme schnell und gut mit Leuten in Kontakt, finde große Anerkennung im Beruf usw. Und trotzdem wirft es mich total aus der Bahn, wenn ich kritisiert werde. Ich fühle mich dabei so schlecht, ärgere mich über die Person, die mich kritisiert hat und noch mehr über mich selbst, dass mir ein "Fehler" unterlaufen ist. Ich bilde mir dann ein, dass die Person sich weiter ärgert, schlecht über mich denkt oder was das schlimmste ist, schlecht über mich spricht. Und in meiner Phantasie sind dann alle gegen mich.

Es ist nicht so, dass ich Kritik nicht annehmen kann, im Gegenteil, ich nehme sie Ernst und versuche solche Situationen künftig zu vermeiden ...

Heute war wieder so eine Situation, es war echt eine Kleinigkeit, aber ich habe jetzt Magenschmerzen, während die Sache wahrscheinlich für den anderen gegessen ist. Aber in meinem Kopfkino spricht gerade die ganze Welt über meinen "Fehler" :-[

Es gibt auch Situationen, in denen ich nicht einmal kritisiert werde, mich aber einfach so ausgeschlossen fühle.

Vieles rührt sicher aus meiner Kindheit, ich wurde erstmal ziemlich ausgeschlossen und gemobbt, als ich aufs Gymnasium kam. Obwohl da viele waren, die ich kannte, aber gerade von denen wurde ich ausgeschlossen. Es wurde besser, als ich mir dann neue Freund suchte, war dann auch sehr beliebt und wurde zum Klassensprecher gewählt. Aber als ich dann als erste in der Klasse Brüste bekam und die Jungs Interesse an mir hatten, ging das Gehacke wieder los. Erst als die anderen Mädels auch endlich Brüste hatten, war alles gut. Aber die Verletzungen und das Gefühl von damals bleibt irgendwie.

Ich weiß: Ich muss mir das nicht zu Herzen nehmen, nicht an mich ranlassen, mir ein dickeres Fell zulegen, Dinge an mir abprallen lassen, nicht erwarten, dass ich ohne Fehler bin ... usw. Aber wie schaffe ich das?

Kennt das jemand? Und wenn ja, wie habt ihr es geschafft, da rauszukommen?

Danke schonmal für eure Antworten!
#winke

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"Kennt das jemand? Und wenn ja, wie habt ihr es geschafft, da rauszukommen?"

Ja, kenne ich. Ich bin (noch) nicht da rausgekommen.

Ich habe leider gerade keine Zeit für eine ausführliche Antwort, wenn Du willst, schreib mir 'ne PN.

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Hallo,

kenne ich.

Bei mir hilft es, wenn ich zeitnah mit der Person, die mich (gerechtfertigt) kritisiert hat, normal sprechen kann. Über etwas ganz anderes.

Mein Credo: Fehler können passieren, keiner ist fehlerfrei.

Je älter ich werde, umso einfacher ist es.

LG
Karin

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Ja. Kenn ich. Text könnte streckenweise von mir sein .... ich rede mit meinem Mann und/oder meiner Mutter - die holen mich meist runter und ich grüble nicht mehr ganz so sehr ....

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Hallo,

nun die Frage ist auch WER kritisiert mich WIE? Wenn konstruktive Kritik vernünftig mitgeteilt wird und ich nach kurzer Bedenkzeit diese Kritik auch als begründet ansehe, dann setzt es mir auch nicht sonderlich zu. Wenn Kritik unbegründet ist oder verletzend wird dann habe ich auch zu knabbern.

Du scheinst ein Mensch zu sein der ehrgeizig ist (sonst würde die Kritik eher abprallen aber du möchtest Fehler ja ändern) aber gleichzeitig legst du vielleicht ein bisschen zu viel Wert auf Anerkennung und Akzeptanz deiner Mitmenschen. Tja wie kommst du da raus? Vielleicht solltest du dir mal Zeit nehmen um genau zu ergründen was genau es ist was dich bei Kritik belastet und wo deine Stärken und Schwächen liegen.

Viel Erfolg dabei!
#winke

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Den ersten satz kann ich voll und ganz unterschreiben.

Ich kenne das problem der TE und habe mir genau die gleichen Fragen auch gestellt und mir viele gedanken gemacht.

Es gibt einige menschen, die mich gerne und haefig kritisieren duerfen und bei denen ich mir Kritik auch einhole.

Aber es gibt auch menschen, denen ich ordentliche Kritik einfach nicht zutraue, so schlimm sich das hier auch anhoert.

Es ist wriklich eine sache, wie man kritisiert. Wenn ich gerade im Brass mit meinen Kidnern bin, die wegen muedigkeit beide am Rad drehen, und eine Freundin sagt mir, du machst das ja auch ganz falsch, dann werde ich echt sauer.

Wuerde sie mich einen Tag spaeter darauf ansprechen und mir ruhig ihre beabachtungen mitteilen, koennte ich da sehr viel besser mit umgehen.

Mir faellt auch auf, wenn beruflicher Druck da ist, dass ich irgendwann einfach keine kritik hoeren kann. Wenn man beruflich wegen tausend sachen angepfiffen wird, einfach nur weil man in vorderster Reihe steht und halt den dreck dann abbekommt, kann ich es nur schwer ertragen, wenn dann noch im privaten kommt, was ich dir immer schon mal sagen wollte.

Und wo ich sofort zumache ist, wenn sich dann mehrere zusammenrotten und loslegen. Der einen formuliert seine kritik, der naechste steigt mit ein und ploetzlich wird aus jeder kleinigkeit eine riesen Sache.

Gerade erst erlebt, aufgestanden und gegangen und dann das gespraech mit dem einzelnen gesucht. Eines war gut, das andere super mies, einfach auch, weil viele menschen halt nicht kritisieren koennen.

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Danke für eure Antworten! Es ist schonmal gut zu hören, dass ich nicht alleine bin mit meinem Problem.

Ich habe mich nach der Kritik von neulich nochmal mit der Person kurz und bündig ausgesprochen. Ich habe mich entschuldigt und erklärt, warum ich das so und so gemacht habe. Die andere Person hat sich dann wiederum bei mir entschuldigt (sie scheint sich auch nochmal Gedanken gemacht zu haben) und gemeinte, dass sie an dem Tag heftig reagiert hätte, weil sie Stress hatte und dass ich das ja auch garnicht hätte wissen können, sie hätte das ja garnicht mit mir sondern einer anderen Person besprochen.

Ich glaube, das nächste mal bin ich etwas gefestigter.