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Hallo

meine Mutter lebt auch nicht mehr und ich bin absolut kein Friedhofsgänger.

Ich geh 3mal im Jahr: am Geburtstag, Muttertag und Allerheiligen. und nur in Begleitung.
Kann ich einfach nicht...

Ich habe durch den plötzlichen Tod meiner Mutter 15 Jahre später Panikattacken bekommen - habe das weitgehend aufgearbeitet mit meinem Therapeuten, aber ich geh so ungern auf den Friedhof, auf Beerdigungen allgemein, es zieht mich dermaßen runter.

Denke an DICH und nicht an die anderen, ich weiß das ist gerade in einem Dorf schwer.

ich bin 48 und kann Dich voll verstehen, man ist in dem Alter wo die elterliche Generation stirbt, viele Bekannte, Einwohner sterben und man muss sich mit der eigenen Sterblichkeit auseinander setzten. Das macht definitiv Angst.

Wenn es Dir dort nicht gut geht, dann ist es genau richtig wie Du es machst - daheim an diejenigen denken, die einem lieb sind / waren.

Gib nichts auf die anderen Leute, von denen hat jeder vor seiner eigenen Tür genug zu kehren - das musste ich auch erst lernen. Lerne, mein schlechtes Gewissen auszuschalten, denn solang es mir nicht gut geht dabei, nützt mir das gar nichts, dass ich etwas tue, nur damit niemand reden kann. Reden tun die so oder so.

LG

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Ich kann dich sehr gut verstehen, ich gehe auch nicht gerne dorthin!

Es gibt ein einziges Grab zu dem ich "gerne" und regelmäßig gehe, aber hauptsächlich damit der Hinterbliebene sieht, dass es Menschen gibt, die diesen Menschen nicht vergessen haben!

Ich brauche, wie du auch, keinen festen Ort um an jemanden zu denken. Das kann ich an vielen anderen Orten, die mich auch eher mit diesem Menschen verbinden, viel besser als an einem Grabstein.

Wenn dein Mann geht und sich kümmert, das ist doch super! So sehen die Dorfbewohner, dass was getan wird und das muss reichen!

Mach das was für dich am besten ist!

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Jeder geht anders um mit seiner Trauer und seinen Gefühlen.
Meine Eltern leben beide noch, aber es liegen viele viele Menschen auf dem Friedhof die mich wichtige Stücke auf meinem Weg begleitet haben.
Darunter auch einige Freunde und Bekannte die in meinem Alter waren.

Friedhof ist für mich ein Ort an dem ich immer das Gefühl habe erdrückt zu werden. Erdrückt von der Schwerer der Trauer der Menschen die diesen Ort aufsuchen.

Ich gehe wirklich nur auf den Friedhof wenn es sich nicht vermeiden lässt. Für mich sind die mir wichtigen Menschen nicht dort. Das was dort ist, ist nur ihre Hülle.
Ich gehe gerne an den See, grade jetzt im Herbst wenn die Sonne so schön auf dem Wasser glitzert und der Wind den See aufwühlt. Dort hab ich das Gefühl, dass mein Opa zum Beispiel ganz ganz nah bei mir ist.

Wenn du nicht hin möchtest, dann beauftrage einen Gärtner oder lass es deinen Mann weiterhin machen.
Bei uns wird auch geschaut. Aber mir ist das egal. Ich habe meinen eigene Art an meine Lieben zu denken. Dafür brauche ich keinen Friedhof. Denn das was diese Menschen ausgemacht hat, das findet man nicht an einem Grab.
Das findet man in Erinnerungen, Gedanken, Gesprächen mit anderen.

Mach es so, wie es dir gut dabei geht. Alles andere hat keinen Sinn und geht auch niemanden etwas an.

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<<<Ist das schlimm?>>>

In meinen Augen überhaupt nicht.

Auf dem Friedhof sind diese ganzen Menschen die Du kennst doch gar nicht.....dort wurden tote Körper begraben, aber nicht die Menschen die man kennt (ich schreibe bewusst nicht: "gekannt hat").

Wichtig ist, dass man die gemeinsamen Zeiten im Herzen behält, nicht vergisst und an die Menschen denkt. Wo und wie .....das ist meiner Meinung nach nicht wichtig.

<<<Das macht mir unglaubliche Angst da zu sein>>>

Kein Grund dazu....an keinem anderen Ort schläft man so tief. *zwinkert lieb*

Ernsthaft: Der Gedanke an das was irgendwann unweigerlich kommen wird.....das macht jedem auf irgendeine Art und Weise Angst. Niemand kann wirklich sagen was kommt, ob überhaupt etwas kommt...und der Gedanke einfach nicht mehr zu sein.....die Erfahrungen und das eigene Selbst ausgelöscht zu sehen.....kein schöner Gedanke.

Letztendlich hat man aber zwei Möglichkeiten: Angst haben vor dem was kommen wird.....oder geniessen was gerade da ist......jeden Tag...mit kleinen Wundern für die man leider viel zu oft kein Auge hat.

Und im allerbesten Fall haben die alten Männer in Rom Recht was das "Danach" angeht. :-)

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Ja, es kann und sollte Dir egal sein, was andere denken. Nur Dein Gefühlsleben ist wichtig.

Ist wohl leichter gesagt, als getan, wenn man dörflich wohnt aber Du wirst zu Deinen Gefühlen stehen müssen. Und zwar mit Überzeugung. Ein ständiges Zweifeln oder ein schlechtes Gewissen nagen nur an Deiner Psyche.

Da Du keine Gärtnerei beauftragen kannst/willst, hast Du ja auch nicht viele Möglichkeiten, mit der Situation umzugehen. Entweder Du springst über Deinen Schatten und gehst selbst auf den Friedhof oder Dein Mann macht das weiterhin für Dich. Problem gelöst, oder?

Aus eigener Erfahrung kann ich Dir allerdings sagen, dass die Auseinandersetzung mit dem Problem oft sehr heilsam sein kann. Je öfter Du Dich Deinen negativen Gefühlen stellst, umso besser wirst Du mit der Situation umgehen können. Ein Friedhof kann auch ein Ort der Trauerbewältigung sein. Und Du kannst erleben, dass es ein gutes Gefühl sein kann, sich den letzten Wünschen seiner Eltern zu fügen und sich um das besagte Familien grab selbst zu kümmern. Halt nicht unter Zwang aber als Versuch.

Lieben Gruß

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Hallo,

ich liebe Friedhöfe. Ich liebe diese Ruhe, die Kühle, diese Unendlichkeit...

Ich hasse Grabpflege.

;-)

Vielleicht wäre es eine Option für Dich, die Grabpflege in fremde Hände zu geben? Das Grab meiner Großeltern väterlicherseits auf einem mini-kleinen Dorffriedhof mitten im bayerischen Nirgendwo pflegt eine Frau vor Ort. Meine Mutter wohnt weit weg - mein Bruder und ich ebenso.

Das ist nicht der Beruf der Frau - die macht so etwa einfach gern. Wir haben sie eher durch Zufall kennengelernt. sie macht das toll. Schaut einfach, dass das Grab nicht einsinkt, dass alle Pflanzen darauf gepflegt wird und eventl. getauscht werden, dass alles immer schön sauber ist.

Das Grab meiner Großeltern mütterlicherseits und das meines Vaters sind jeweils auf einem relativ großen Friedhof in einer deutschen Hauptstadt. Die werden durch Floristen gepflegt.

Meine Mutter ist nicht mehr die Jüngste und hätte auch nicht die Kraft und Zeit, sich darum zu kümmern. Wir wohnen nicht dort.

Mir pers. ist es reichlich egal, was andere darüber sagen, wie das Grab gepflegt ist oder nicht. Meine Mutter sieht das anders.

Ich bin einfach glücklich, wenn ich auf dem Friedhof bin, mir die Gräber ansehe und gedanklich nochmal zurückblicken kann - was ich allerdings auch ohne Friedhof gut kann. Wenn ich mit meinen Kindern dort bin, gehe ich auch einfach gern mit ihnen auf dem Friedhof spazieren.

Aber so etwas muss nicht jedem liegen.

An Deiner Stelle würde ich alles Notwendige arrangieren und alles andere auf mich zu kommen lassen.
Die anderen Leute wären mir absolut egal - aber das ist Einstellungssache.

Alles Gute!

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nein, es ist nicht schlimm. Jeder hat seine art zu trauern. Ich finde die Erinnerungen wichtiger als ein Besuch auf den Friedhof. Mir geht es nämlich auch so.

Ich habe meine Ur-Oma sehr geliebt, aber ich kann einfach nicht an ihr Grab. Ich verbinde damit nichts. Mich verbindet mit ihr eher andere Dinge. zB ein großer Walnußbaum in der Nähe ihrer damaligen Wohnung....Oder eben unsere Erinnerungen.

Ich hatte damals eine Frau kennengelernt, sie war so um die 70Jahre gewesen. Ihr Mann war vor 10 Jahren gestorben. Sie hatte ihn geliebt. Das merkte man einfach, so wie sie von ihn erzählte... Sie war nie auf den Friedhof gewesen, sie hat es einfach nicht gekonnt...
Sie hatte aber Kerzen angezüntet und sein Bild wurde in Ehren gehalten...

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Hallo,

meine Mama starb im Februar 2012 und ich war das letzte Mal am 23.12.2012 da, also an dem Tag an dem sie Geburtstag gehabt hätte. Sie hat auch ein Urnengrab.

Ich pack es einfach nicht. Ich kann es nicht. Wenn ich da bin, ist es real und der Schmerz kommt wieder. Ich fühle mich total schlecht deswegen, aber ich kann einfach nicht auf den Friedhof. Selbts daran vorbeifahren bringt mich zum zittern und dazu das mein Herz rast wie wahnsinnig.

Mein Papa und meine jüngere Schwester sind öfter am Grab.

Wenn du es nicht kannst, dann lass es. Ich habe auch überlegt eine Baumbestattung machen zu lassen wenn ich mal sterbe. Bei uns gibt es einen FriedWald und da müssten sich meine Kinder zumindest nicht um mein Grab kümmern...

lG germany

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Es spielt doch gar keine Rolle, was ICH machen würde, denn ich bin nicht du.
DU denkst an deine verstorbenen Verwandten und Freunde auf DEINE Art und das ist gut so.

Ich dachte zunächst, dass dir da Gegenwind aus der Nachbarschaft entgegen bläst, aber dem ist nicht so? Das finde ich gut. Denn es ist allein deine Sache, wie du trauerst. Wo du gedenkst. Ob du überhaupt gedenkst, sogar auch. :-)

Schau, meine Eltern haben für meine Oma ein Grab, das ist 45 km von ihnen entfernt. Denn dort hat Oma gelebt.

Sie haben eine Stelle hergerichtet im Garten, der sozusagen für meine Oma gedacht ist. Sie haben auch einen Platz auf einem Sideboard im Wohnzimmer, da stehen Fotos, eine Kerze ist immer an, ein paar ihrer gesammelten Eulen stehen da. Es wird an meine Oma gedacht, auch ich denke hier, 700 km weiter südlich, immer wieder an sie.

Also. Ihrer gedenken kannst du deinen Lieben überall, sei dir sicher, und das kommt dann auch da an, wo es hingehört. Dafür musst du auf keinen Friedhof gehen. Besonders, wenn er dir so gar nicht gut tut.

L G

White

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Hallo,

also ich kümmere mich gern um das Grab meiner Mutter und habe auch kein Problem damit, auf einen Friedhof zu gehen. Ich finde den Friedhof, auf dem meine Mutter beigesetzt ist, sogar recht schön (alter Baumbestand und ein wenig wie ein Park). Es ist da immer friedlich und ruhig.

Mir persönlich ist es völlig egal, was andere Menschen von mir denken. Es interessiert mich überhaupt nicht, ob denen mein Garten zu unordentlich ist oder meine Wohnung zu unaufgeräumt. Hier lebe ich und ich muss mich hier wohlfühlen. Ebenso halte ich es mit dem Grab. Ich kann nicht täglich dort sein und jedes runter gefallene Blatt sofort entfernen. Das sollte auch jedem denkenden Menschen klar sein. Und ganz ehrlich, es gibt Gräber, die sehen wirklich schlimm und ungepflegt aus. Aber das ist nicht meine Angelegenheit.

Wenn du dich auf dem Friedhof nicht wohl fühlst, geh nicht hin. Evtl. kannst du ja die Grabpflege für das Grab der Großeltern abgeben.

Was mich aber etwas wundert, ist, dass du dich von einem Friedhof so runter ziehen lässt. Der Tod gehört zum Leben (leider) einfach dazu. Darüber nachzugrübeln bringt überhaupt nichts. Es lässt sich nunmal nicht ändern. Vielleicht solltest du deine grundsätzliche Einstellung zum Thema Tod überdenken, damit du damit ins Reine kommst.

LG
Sassi