Angst um meine Mutter - wer hat Erfahrung mit Demenz

Hallo!

Ich frage in diesem Forum nach, um möglichst breitgefächerte Antworten zu erhalten. Meine Eltern, im Besonderen meine Mutter, kümmern sich um meine Großeltern. Die beiden möchten bzw. mochten zu Hause wohnen bleiben, mitterweile ist aber die Demenz bei meiner Oma so weit fortgeschritten, dass sie gar nicht mehr weiß dass sie sich zu Hause befindet, sie fühlt sich fremd :(
Als Andenken an ihre alte Wohnung (in der sie ja faktisch immer noch lebt) hat sie sich ein Körbchen mit verschiedenen Sachen geschaffen. Unter anderem auch ein scharfes Messer. Sie hatte immer sehr gute Messer und hat diese auch akribisch geschärft. Versuche meiner Mutter, dieses Messer woanders zu platzieren waren leider nicht erfolgreich.
Verbal ist meine Oma oft aggressiv ggü. meiner Mutter, allerdings bis jetzt nie körperlich.
Daher meine Frage: Wer hat Erfahrung mit Demezkranken?
Könnte die Verwirrung so weit fortschreiten, dass die Person auch körperlich aggressiv wird?

Danke für Eure Amtworten und LG!

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"Könnte die Verwirrung so weit fortschreiten, dass die Person auch körperlich aggressiv wird?"

Ja, selbstverständlich. Ich möchte Dir jetzt keine Beispiele nennen, aber ihr solltet zum Hausarzt der Großmutter Kontakt aufnehmen und dort ein Beratungsgespräch führen.
Es gibt auch Literatur und sicherlich auch Internet-Foren mit Hilfe zum Thema.

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Danke für Deine Antwort. Wenn Du ein Beispiel weißt, möchte ich Dich bitten, es mir zu nennen/zu erzählen, denn ich habe wirklich Angst um meine Mutter, die sich die ganze Situation irgendwie schönredet. Kontakt zum Hausarzt besteht, allerdings bezweifle ich, dass er was von solchen Sachen erfährt :(

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Beispiele bringen Dich da nicht weiter, aber natürlich erkennen fortgeschritten Demenzkranke weder Gefahrensituationen noch Personen. Nur angedeutet.. sie könnte Deine Mutter irgendwann auf einmal für eine Einbrecherin halten und sich schützen/wehren wollen.

Und mit Kontakt zum Hausarzt meinte ich Dich. ;-)

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eindeutig JA.

Das Verhalten der Demenzkranken ist immer eine Bewältigung der Situation. Auch das aggressive Verhalten deiner Mutter gegenüber. Demenzkranke fallen in frühere Stadien zurück, je weiter fortgeschritten die Demenz ist, desto stärker der Rückfall, der eben bis ins Babyalter zurückgeht. Dadurch lässt sich auch erklären, dass sie körperlich aggressiv werden könnte und eben auch das Messer benutzen könnte.

Das Messer muss weg...raus aus der Wohnung. Deine Oma braucht notwendige Pflege und irgendwann ist bei Demenzkranken leider der Punkt erreicht, andem ein "zuhause-wohnen" nicht mehr möglich ist, weil die Gefahr für sich selbst und auch andere eindeutig zu groß ist.

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Ich arbeite mit Demenzkranken Menschen zusammen.

Je nachdem wie weit die Krankheit fortgeschritten ist, sind diese Menschen oft eine Gefahr für sich selbst. Man muss alles weg schließen. Medikamente, spitze, scharfe Gegenstände- wie bei Kleinkindern, nur noch etwas schlimmer.

Oft kommt es vor, das diese Menschen später sogar selbst "weg geschlossen" werden, in sogenannte "Beschützende Stationen".
Dort ist alles so eingerichtet, das die Menschen sich und andere nicht verletzen können. Diese Menschen sind logischerweise auch stur und wollen das nicht, doch das wird gerichtlich so festgelegt. Wenn ein Mensch eine Gefahr für sich selbst darstellt und nicht mehr in der Lage ist für sich selbst richtig zu entscheiden dann sind die Angehörigen gefragt-das zu entscheiden. Entscheiden sie nicht und es kommt zu einem Zwischenfall, dann passiert es oft, das ein gerichtlicher Betreuer festgestellt wird. Dann haben viele Angehörige nichts mehr zu melden. Es ist also wichtig rechtzeitig schreiben zu lassen, wer im Falle des Falles für einen entscheiden soll.

Ihr solltet euch mal mit dem Ganzen vertraut machen und nicht zu blauäugig an die Sache ran gehen...Als erstes muss konsequent das Messer weg. Und auch andere Messer würde ich so weg schließen, das Oma nicht hin kommt.

Und dann solltet ihr euch mal Gedanken machen ob ihr euch das wirklich zutraut einen Demenzkranken Menschen Zuhause zu pflegen. Theoretisch dürtet ihr die Oma gar nicht mehr alleine lassen. Sie muss immer und überall dabei sein oder eine Betreuung muss vor Ort sein.
Für die Angehörigen ist das sicherlich kein schönes Leben...

LG Mona

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Hallo Barbro,

ich nehme an, es handelt sich um die Mutter deiner Mutter?!
Meine Oma (väterlicherseits) hatte auch Demenz. Sie hatte einen Hass auf die eigenen Kinder entwickelt; sie wusste irgendwann zwar nicht mehr wer sie sind, wollte sie aber nicht sehen! Die Schwiegertöchter und Söhne und auch wir Enkel wurden immer herzlich empfangen, da lebte sie schon im Heim.

Es war so, dass alle der Meinung waren (vor allem meine Oma) sie kann das alles noch alleine schaffen! Es war auch so, dass sie körperlich superfit war und nur ab und an was verwechselte. Von diesen "Verwechslungen" bis zum "richtigen Vergessen" (weiss nicht wie ich es ausdrücken soll) dauerte es ca 1 Jahr. Dann haben ihre Kinder beschlossen sie ins Heim zu geben! Auslöser war, dass sie eine Gasflasche offen im Haus hatte und eine neue geholt hatte, da ja die alte leer war (ihrer Ansicht nach!). Der Nachbar hatte es dann noch rechtzeitig gemerkt!

Ach ja, was das körperlich aggressive angeht.... ja, meine Oma war am Ende sehr aggressiv, sie allerdings nur gegen ihre eigene Kinder! Was ja für diese am schwersten war.

Ich habe in der Zeit von Martin Suter, "small world" gelesen, es wurde mir irgendwo empfohlen. Du erfährst zwar nicht viel über die Krankheit ansich, aber er gibt Einblicke in das Denken eines Demenzkranken. Es hat mir geholfen, einiges besser zu verstehen!

Wünsche euch allen viel Kraft #klee

LG

sternchen

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Oh ja - das passiert durchaus. Mein lieber Papa - Gott hab ihn selig - bekam tatsächlich am Ende seiner Erkrankung aggressive Züge. Aber nur meiner Mutter gegenüber, okay - die lebte ja auch mit ihm zusammen und sah ihn täglich..................

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Hallo barbro!

Das ein solches agressives Verhalten bei einer fortschreitenden Demenz durchaus normal sein kann, hast du ja schon zu genüge gelesen.

Ich rate dir, euch wirklich professionelle Hilfe zu holen.

Der Opa meines Mannes hatte zum Schluss auch agressives Verhalten gezeigt, und die Oma wollte ihn partout nicht in ein Heim geben, obwohl sie auch schon am Ende ihrer Kräfte war (psychisch und physisch).
Wir haben dann einfach gehandelt und uns bei einer Hilfegruppe für Demenzkranke und Angehörige ein Beratungsgespräch geben lassen, zu dem wir die Oma mitgeschleppt haben.
Nach vielen guten Informationen hat sie auch eingesehen, dass es so nicht weiter gehen kann und hat den Opa in eine Tagespflege gegeben, damit sie zumindest ein Stück entlastet wird.
Dies hat allen sehr gut geholfen.

LG Chrissy

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Hallo,

ich kenne nur einen Demenz-Kranken, meinen Schwiegervater, und er ist noch nie einem anderen Menschen gegenüber aggressiv geworden.

Allerdings soll es Fälle geben, wo das schon vorgekommen ist.

Das Messer sollte vielleicht nicht bei den Sachen der Oma bleiben.

GLG #klee