Hilfsbereitschaft - wo fängt sie an, wo hört sie auf ?

Guten Morgen,

ich melde mich nach längerer Zeit mal wieder zu Wort.

Es geht um folgendes:
Am 1. Weihnachtstag hatten wir mit der Familie schön zu Abend gegessen. Wir hatten eine Menge Essen über (Rouladen, Beilagen, Soße etc). Ich stand in der Küche und dachte mir, ich möchte jetzt einen großen Teller fertig machen und jemandem eine Freude bereiten, der sich vielleicht kein richtiges Essen leisten kann. So bin und war ich schon immer.
Also packte ich alles ein um es warm zuhalten, eine Flasche Cola dazu, noch Marzipan und Lebkuchen. Ich bin zum Bahnhof gefahren, weil es dort immer viele Obdachlose hinzieht. Und genau solch einer sollte mein Ziel sein. Draussen regnete es aber in Strömen, weit und breit natürlich keiner zu sehen (an den Plätzen, wo sie sich sonst so aufhalten).

Irgendwann bin ich dann in die Innenstadt gefahren. Und ich sah tatsächlich jemanden mit Sack und Pack aufm Rücken, völlig durchnässt, blaue Hände von der Kälte, und sprach ihn an. Es stellte sich heraus, dass er Gabriel heißt, aus Rumänien kommt (er sprach nur englisch), und noch nicht lange in unserer Stadt herum irrte. Er fragte mich, ob ich Arbeit für ihn hätte (er sei gelernter Maler), er brauche dringend ein Zugticket nach HH und wollte sich irgendwie das Geld dafür verdienen ( er sah dort eine größere Perspektive) . Ich musste verneinen.

Ich erzählte ihm dann, warum ich ihn angesprochen habe, dass ich etwas zu Essen dabei habe, Trinken, Besteck und ihm damit zumindest eine Mahlzeit gönnen möchte.
Er war überaus dankbar, hat sofort gegessen und getrunken (als läge die letzte Mahlzeit schon lange zurück).Ich verabschiedete mich von ihm mit einem guten Gefühl, zumindest einem von vielen etwas Gutes getan zu haben.

Gestern war mein Vater bei uns. Er erzählte, dass er in der Innenstadt (wo er ein großes Gewerkschaftsgebäude verwaltet) einen Obdachlosen aus dem Treppenhaus schmeissen musste, bereits ein paar Male schon. Ich fragte, wie er aussah und mein Vater beschrieb ihn und seine Habseligkeiten. Es ist genau der, dem ich an Weihnachten begegnet bin. Es ist kalt draussen, er sucht Unterschlupf, kennt wahrscheinlich die Bahnhofsmission hier nicht usw und sofort. Mein Vater sagte, er stank, sah sehr Ungepflegt aus...Ich kann sowas nicht haben. Uns geht es so gut und dieser Mann hat wahrscheinlich seit Wochen wieder nicht richtig gegessen und sich waschen können.

Am liebsten wäre ich sofort aufgebrochen mit einer Tüte voll Broten und Getränken, sowie warmer Kleidung. Darüber hinaus hätte ich diesem Mann sogar am liebsten ein Hotelzimmer gegönnt, damit er einmal richtig schlafen und baden kann, aber es sprengt irgendwie doch den Rahmen. Habe gestern mit meiner Freundin lange darüber gesprochen und überlege, was angebracht wäre und was nicht. Es ist für mich ein wildfremder Mensch, man kann nicht allen und jedem Helfen und es gibt meistens Gründe für die soziale Situation, in der sie stecken. Aber die Hintergründe interessieren mich in diesem Moment nicht, ich sehe dann die aktuelle Not und möchte dann etwas tun.
Um zu meiner Ausgangsfrage zurück zu kommen: Wo fängt in solchen Fällen die Hilfsbereitschaft an und wo hört sie auf?

Freue mich auf ein paar Antworten...

Lg Melle

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Liebe Melle,

ich bin mir nicht im Klaren, was du bezweckst. Soll es ihm besser gehen oder Dir? Deine Bemühung, Essen nicht umkommen zu lassen, in allen Ehren, aber das klingt doch ein wenig nach der großen Show, wenn Du an Weihnachten mal mit einem (!!) Teller Essen zum Bahnhof fährst, um einem von Dir auserwählten Obdachlosen ein warmes Mahl zu überreichen. Willst Du jetzt der persönliche rettende Engel eines Obdachlosen werden, der Dir dann auf ewig dankbar sein muss? Für Dein Karma, Dein Ego oder so? Weil man vor den Freunden dann so großherzig da steht?

Du willst helfen? Dann los! Dann aber richtig. Jede Bahnhofsmission, jede Suppenküche hier braucht freiwillige Helfer. Da muss Essen verteilt werden, Kleiderspenden sortiert und ausgegeben, Toiletten und Duschen geputzt werden. Fahr im Winter in einem Kältebus mit, verteile Decken und Tee. Falls Du arbeitest und ihr eine Kantine habt, sprich mit der Geschäftsleitung, dass überzähliges Essen regelmäßig gespendet wird. animiere andere firmen deiner Bekannten dazu, das auch zu tun. Nerve die Supermärkte in Deiner Umgebung damit, dass sie sich an der Tafel beteiligen sollen. Etc., etc...

Das ist zwar nicht so ego-wirksam, wie einmalig neben einem einzelnen Obdachlosen zu sitzen und ihm zuzusehen, wie er hungrig Deine Weihnachtsbraten-Reste von Deinem guten Porzellan verschlingt - aber da fängt echte Hilfsbereitschaft für mich an.

Wo es eher um das eigene Ego geht, um die gute Tat des Tages - da ist sie weit weit weg, fürchte ich...

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super auf den Pukt gebracht #pro

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Es ist doch egal, wie mans macht, es wird ständig falsch gewertet.

Es geht hier nicht um mein Ego, vermutlich war dieser einzelne Obdachlose (der nicht die Reste, sondern eine vollwertige Mahlzeit und auch nicht vom bestem Porzellan, sondern einfachem Ikeateller bekam), ein Tropfen auf dem heißen Stein.

Ich fragte hier nach Anregungen, wo es anfängt und wo es aufhört. Du hast tolle Tipps gebracht, die ich mir nahe legen werde...Dein drumherum, darauf reiten, vor Freunden etc toll da zu stehen, das hättest Du Dir sparen können und ist anmaßend.

Ansonsten vielen Dank für Deine hilfreiche Antwort!

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Nette Geschichte... #augen.

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Geht's noch? Schlecht geschlafen oder was?

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Was möchtest du denn hören?

Wie toll du bist?

Also: Das hast du prima gemacht. #ole

Hier: Bekommst nen Kullerkeks von mir.

Man man.....

Da muss der arme Mann sich mit Resten begnügen, die wahrscheinlich schon kalt waren.

#klatsch

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Guten Morgen

Deine Geschichte erinnert mich ein bisschen daran:

"Gib einem Mann einen Fisch und du ernährst ihn für einen Tag. Lehre einen Mann zu fischen und du ernährst ihn für sein Leben."

Als ich noch städtisch lebte, hatte ich meistens Gutscheine für die Gassenküche und die Notschlafstelle in der Handtasche. Diese Gutscheine waren sozusagen Wegweiser zu Stellen, an denen Menschen Hilfe bekommen können. Nicht nur für einen Tag, sondern, wenn das gewünscht ist, auch für die darauffolgenden Tage.

Grüsse

serdes

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Da dieser Thread einen leicht agressiven Touch bekommt, möchte ich bei meinem Posting noch ergänzen, dass ich es keineswegs schlimm, schlecht, nicht hilfreich oder nicht "genügend" finde, einem Mann auch mal nur einen "Fisch zu geben".

Ich finde es sehr nett, einem hungrigen Menschen etwas zu Essen zu geben und ich sehe das durchaus als "gute Tat".

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Hallo,

"So bin und war ich schon immer."

aha. Du bist also schon immer Obachlosen mit einem Teller Restessen hinterhergelaufen? Sehr "großzügig" #kratz

Großmütig wäre gewesen, vor eurem opulenten Weihnachtsessen einen oder mehrere Obdachlose von der Straße zu sammeln und sie einzuladen, Weihnachten, inkl. Essen, ein heißes Bad davor, mit euch zu verbringen.

Hilfreich wäre es gewesen, dem mutmaßlich Obdachlosen die offiziellen Stellen für Obdachlose zu zeigen.

Hilfreich wäre es, Hilfsorganisationen für Obdachlose mit Geld oder Arbeitseinsatz zu unterstützen.

"Irgendwann bin ich dann in die Innenstadt gefahren. "

Solange, wie du auf der Suche warst, war der ehemals warme Teller sicher nicht mehr warm - da wären belegte Brötchen passender gewesen.

"Ich verabschiedete mich von ihm mit einem guten Gefühl, zumindest einem von vielen etwas Gutes getan zu haben."

Und genau das ist der Punkt:
dir geht es nicht darum, anderen eine Freude zu machen, sondern darum, dass DU ein gutes Gefühl hast.

Dein ganzes Posting strotzt nur so von "ich bin so ein guter, hilfsbereiter Mensch und so war ich schon immer" - ernsthafte, dauerhafte und vor allem nachhaltige Hilfe für Menschen in Not kann ich aber nicht rauslesen.

Aus deiner VK:

"Irgendwann kriegt das Schwein seine gerechte Strafe ----> Sexualstraftäter, der nach 2 Haftstrafenurteilen freigesprochen wurde..."

Vielleicht ist "dein" Obdachloser auch ein Sexualstraftäter, der nur deswegen nach Deutschland gekommen ist, um sich einem Prozess in Rumänien zu entziehen - weiß man's?

"Um zu meiner Ausgangsfrage zurück zu kommen: Wo fängt in solchen Fällen die Hilfsbereitschaft an und wo hört sie auf?"

Deine Aktion hat für mich null mit Hilfsbereitschaft zu tun, sondern nur was mit "ich bin gerade so gefühlsduselig, weil Weihnachten ist und ich 'Der kleines Lord' und 'Ist das Leben nicht schön?' im Fernsehen geschaut habe und möchte jetzt dasselbe gute Gefühl haben wie die Leute in den Filmen".

Tut mir leid, dass ich nicht das geschrieben habe, was du hören wolltest.

LG,
J.

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Sagt mal, spinnt ihr eigentlich alle? Schon immer Obdachlosen mit einem warmen Teller hinterher gelaufen, der Kleine Lord geguckt, kein warmer Teller mehr aufgrund der Länge der fahrt....Und dann aus meiner VK zitieren. WAS bitte hat mein VK-Zitat damit zu tun?? So bin und war ich schon immer, war darauf bezogen, dass ich Menschen in Not noch nie links liegen gelassen habe und schon immer auf irgendeine Art und Weise helfen wollte.

Man kann auch immer das heraus lesen, was man lesen möchte #aha

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So sieht's aus.

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DAS ist Deutschland, oder ? #augen

Warum wird darauf herumgehackt dass es (so liest es sich) eine einmalige Aktion war, dass das Essen möglicherweise nicht mehr ganz heiß gewesen ist, dass man noch mehr hätte tun können...man kann immer mehr tun aber alles beginnt mit einem ersten Schritt, oder?

Wer weiß denn was jetzt folgt oder welches Engagement die Weihnachtsaktion losgetreten hat und selbst wenn es einmalig ist, besser als gar nichts und bei Urbia dieses eine Ma(h)l runtermachen...meine Meinung.

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Nein, das ist das Herausfindenwollen, ob es sich um Naivität aus Unwissenheit heraus handelt oder um halbherziges "Gutmenschentum" oder um Heuchelei.

Deutschland ist in meinen Augen, dass einem, wenn man dann wirklich dauerhaft helfen will, ständig bürokratische Steine in den Weg geworfen werden. Auf jeder Veranstaltung mit Catering bleiben Unmengen Essen übrig, das sind Berge! In einer Stadt wie meiner würdest Du jeden Obdachlosen jeden Abend satt bekommen davon. Aber du darfst es aus hygienischen Gründen nicht spenden, wenn es bereits zubereitet und/oder erwärmt wurde. Dann MUSST Du es im Zweifel wegwerfen. Spenden darfst Du nur noch nicht zubereitete Speisen und Zutaten.

DAS ist Deutschland!

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Ja, stimmt. Bürokratie...das ist auch Deutschland.

Aber ich empfinde es schon als sehr deutsch (im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Ländern oder auch den USA), kleine Ansätze von gutem Willen direkt wieder mies zu reden oder gleich nach dem kompletten "besser wärs's du würdest die ganze Welt retten"-Plan zu rufen.

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Ich verstehe echt nicht wieso ihr auf sie rumhackt..

ob es einmalig war oder nicht.. ich finde es nett... andere tun garnichts... stellt euch doch mal vor ihr würdet in so einer lage rutschen.. (wünscht man keinen) und es kommt person xy an und bringt euch was zu essen.. damit ihr wenigstens etwas im bauch habt..

es gibt leute die wegschauen... ja und das leider zu viele..

sie hat ja auch geschrieben das sie schaut was man machen kann..

mensch echt traurig hier

LG

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Ich finde es gut und gebe ehrlich zu, dass ich viel zu faul wäre, jemanden draußen zu suchen, dem ich hätte helfen können (Ok, in unserer Kleinstadt wäre das wahrscheinlich ein Problem geworden).

Ich habe aber auch selbst ein vedammt hartes Jahr hinter mir, was ich alleine bewältigt habe. Ich ziehe den Hut vor Menschen wie Dir, welche solche Taten vollbringen.

Dein einziger Fehler war, es überhaupt zu posten. Es ist klar, dass jetzt sämtliche Neider aus ihren Löchern gekrochen kommen und Dir noch ein schlechtes Gewissen einreden wollen. Das ist die typisch deutsche A..l..mentalität und das werden wir leider nicht ändern..

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Danke #pro

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Besser hätte man es nicht schreiben können#pro
Man darf hier so etwas leider nicht posten:-(man ist gleich der Arsch und eine Hilfe ist das für viele leider hier nicht.

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Ich würde nicht los fahren um jemanden essen vorbei zu bringen, es ist zwar nett, aber die Zeit habe ich gar nicht dafür.

Ich halte die Augen offen, helfe da wo ich kann.

So habe ich letztens einem Mann, der vor Mc Donalds die Mülltonne durchsucht hat, 10 € in die Hand gedrückt. Erst hatte ich etwas scheu, habe überlegt, ob er das wirklich will, aber er hat sich dann riesig gefreut, hat sich was zu essen und einen Kaffee geholt,

Oder:

Eine ältere Dame klingelt hier vor 2 Wochen durchgefroren. Sie hat keine Jacke an, findet ihr Altenheim nicht, also packe ich sie ins Auto und fahre die Heime der Gegend ab. Wir haben das richtige gefunden, hier kam heraus, dass sie schon ca 5 Std. unterwegs war, sie wollte nur mal eben eine Zeitung kaufen gehen.

Oder:
spenden wir an ein Kind im Kindergarten zu Weihnachten, Nikolaus, Ostern, Geburtstag ein kleines Geschenk, sowie etwas zum naschen. Zwischendurch bekommt das Kind Kleidung, da es dem allein erziehenden Vater finanziell nicht gut geht. Er freut sich immer riesig, weiß aber nicht, dass es von uns kommt.

oder oder oder.

Es gibt immer jemanden, der mal Hilfe benötigt, man sollte in solchen Momenten die Augen offen halten und so weit helfen, wie es einem selber Möglich ist

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Es ist für mich auch nicht das erste Mal gewesen, in einer Notlage zu helfen! Ich gebe sonst auch im Vorbeigehen Brötchen, etwas zu trinken oder ähnliches.

Auch gab es im letzten Jahr bei uns einen Aufruf zum spenden, wo eine junge Mutter mit Kindern in Not geriet. Dort haben wir ebenfalls von Geschirr bis Bettwäsche, Kleidung und Spielzeug Dinge hingebracht. Desweiteren unterstütze ich regelmäßig den Weißen Ring. Unsere Stadt ist mit 80.000 Einwohnern keine Großstadt, ich brauchte ja keine Stunden fahren, um jemanden zu "finden"...
Hier schrieb jemand, es sei angebrachter gewesen, einige Obdachlose nach Hause einzuladen, mit ihnen zusammen zu essen und ihnen ein warmes Bad zu geben. DAS ist in der Theorie sehr schoen, aber wer macht dies schon!? Ich nicht, denn ein gewisses Maß an Misstrauen sollte da sein und ist gesund! Ich wuerde keine fremden Menschen mit nach Hause nehmen, dann helfe ich lieber anders...

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ich würde auch niemanden nach Hause einladen. Es ist eine schwierige Situation, aber ich würde wirklich lügen, wenn ich sage, dass ich natürlich jemand fremden in meine 4 Wände lasse.

Wie gesagt, ich helfe da wo ich kann, wenn ich nicht kann, dann tut es mir manchmal leid.

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Bei manchen Antworten kommt einem echt das Kotzen...
Ich frage mich ernsthaft, ob ihr euch nicht schämt, so etwas zu posten. Da hat jemand geholfen und einem hungrigen Menschen eine Freude gemacht - sie wollte doch nicht hören, dass sie damit die Welt gerettet hat - also warum werft ihr der TE dieses vor?

@TE
Ich find's super, dass du dir die Mühe gemacht hast! Die Hauptsache ist doch, dass der Mensch sich gefreut hat - manchmal reichen eben Kleinigkeiten, die für den Hilfebedürftigen ganz groß sind!
Wenn dich die Schicksale so sehr berühren, wie wäre es, wenn du einer ehrenamtlichen Tätigkeit nachgehst (in großen Städten gibt es ja immer Organisationen), die Obdachlosen hilft!? So, wie du dich selbst beschrieben hast, könnte ich mir vorstellen, dass das evtl etwas für dich wäre.

Und zur Diskussion, wo Hilfsbereitschaft anfängt und aufhört...
Für mich fängt es an der Stelle an, an der man einem Bedürftigen Menschen eine Freude macht...ganz egal, ob es ein paar Euro sind oder ein angeknabbertes Brot mit Käse. Schwieriger finde ich die Frage, wo das Ganze aufhört. Einen guten Weg finde ich dann eigentlich, dem Menschen den Weg zu einer Hilfsorganisation zu weisen, ihn vielleicht dorthin zu begleiten.

LG und ein schönes Wochenende!